Acorus calamus Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Andere Namen:

Kalmus, (#11, #104/40, #110) Rat root, flag root, sweet calomel, (#23) sweet flag (engl.), Acore (frz.), calamo aromatico (ital.), (#20) wee-kees, (=Moschusratten-Wurzel bei den Cree), (#32) Calamus Root, (&1) Bach (Hindi, Bengali), Vaj (Bombay/Mumbai Slang), Bhadra (Singhalesisch), Vashambu (Tamil), Vadaja (Telugu), (#96/3) Ackerwurz, Magenwurz, Deutscher Zitwer, Deutscher Ingwer. (#105/40) Deutscher Ingwer, Deutscher Zitwer, Gewuerzkalmus, Magenwurz, Zehrwurz. (#144)

Inhaltsstoffe:

Die beiden vermutlich psychotropen Inhaltsstoffe sind alpha-Asaron und beta-Asaron (die psychoaktive Wirkung beider Substanzen ist nicht sicher festgestellt, d.h. es koennten auch andere Substanzen fuer die Wirksamkeit verantwortlich sein). Die beiden Asarone haben strukturelle Aehnlichkeit mit dem Halluzinogen Meskalin, (#11) sind aber viel naeher mit den Wirkstoffen der Muskatnuss verwandt. Diese Stoffgruppe zeichnet sich vor allem durch eine aehnliche chemische Struktur aus, wie den Formeln entnommen werden kann. Damit besteht der Verdacht, dass eine aehnliche Wirkung wie bei Myristicin und Elemicin vorliegt. (eigen)

Vor allem die Wurzel enthaelt ein Aetherisches Oel in dem Wirkstoffe enthalten sind. (#11, 32) Darin konnte das meskalinaehnliche beta-Asaron (mit einem Gehalt von 7-8%) nachgewiesen werden. (#32)

Eine genaue Angabe der Gehalte der einzelnen Inhaltsstoffe befindet sich im Journal J. Indian Inst. Sci., aus dem Jahre 1934, S. 25, worin folgendes geschrieben steht:

"Das trockene Rhizom (der Wurzelstock) enthaelt 1,5-3,5% eines gelben, aromatischen, fluechtigen Oels; das aetherische Oel enthaelt nach dieser Untersuchung Calamen, Calamenol, Calameon und Asaron." (#96/5)

Der Kalmuswurzelstock enthaelt aetherisches Oel, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Schleimstoffe und Staerke. (#144)

Aussehen:

Es ist eine ausdauernde (#17) Teich- und Sumpfpflanze, (#15, #20) genauer eine Iris-aehnliche Halbwasserpflanze, (&1) besitzt Triebe mit aufrechten, bis zu 2m langen, (#20) 2-zeiligen und bis zu 15mm breiten, (#17) schwert foermigen Blaettern. (#17, #20)

Ein gruenlich-gelber und dickachsiger (#20) Kolben traegt die winzigen, (#30) zahlreichen und unscheinbaren Blueten. (#17, #20)

Der geschaelte, laenglich-gewundene Wurzelstock ist von roetlich-weisser Farbe und wohlriechend. (#20) Der Geschmack ist brennend aromatisch. (&1, #20) Der Wurzelstock (ein kriechendes Rhizom) (#17) enthaelt ein aetherisches Oel, dem die vermutlich heilkraeftigen Wirkungen zuzuschreiben sind. (#11)

Die in mehreren Rassen vorkommende Pflanze wird 60 bis 100 cm hoch. Sie besitzt ein etwa daumendicken Wurzelstock (Rhizom), der einen dreikantigen Staengel ausbildet. Kleine gruene Blueten bilden einen kegelfoermigen Kolben. Die ungestielten Blaetter sind schwertfoermig. (#144)

Vorkommen:

Die Pflanze waechst in gemaessigten und warmen Zonen beider Hemisphaeren, (#11) in den sumpfigen Gebieten. (#32) Sie ist ausdauernd von Arizona bis ins subarktische Kanada am nordamerikanischen Kontinent. (&1)

Das Sammelwerk von CHOPRA R.N., NAYAR S.I., CHOPRA I.C.: "Glossary of Indian Medicinal Plants", Publications & Information Directorate, CSIR, Council of Scientific & Industrial Research, New Delhi-110012, Reprinted 1992, zeigt folgende Verbreitungsgebiete in Indien an: bis in eine Hoehe von 2.000m hinauf an den Himalayaabhaengen, ebenso in Sikkim. Sie gedeiht in reichen Masse in den sumpfigen Gegenden Kashmirs und Sirmoors, in Manipur und in den Huegeln von Nagaland. (#96/5)

Die Droge ist weltweit verbreitet. Man nimmt an, dass die Pflanze urspruenglich in Nordamerika und Indien wuchs. Der Kalmus waechst wild und wird aus Indien, Jugoslawien und der Russland importiert. (#144)

Pflanzl. Fam.:

Araceae - Aronstabgewaechse

Allgemeines:

Der Kalmus ist eine bekannte Gewuerzpflanze. Charakteristisch fuer das Gewaechs ist der gruenliche Bluetenkolben. Als Gewuerz wird der aromatisch riechende Wurzelstock verwendet. (#15) Das Rhizom (Wurzelstock) der Pflanze wird aber auch als Arzneidroge genutzt (Rhizoma Calami ist die lateinische Bezeichnung, die die Pharmakologie und die Apotheken verwenden). (#17)

Es gibt einige schwer nachweisbare Anhaltspunkte, dass die Kri (Cree)-Indianer, (#11) ansaessig im Nordwesten von Kanada, gelegentlich betraechliche Mengen (#15) des Wurzelstockes, (#11, 15) wegen seiner halluzinogenen Wirkungen, kauen. (#11) Damit wollen sie einen LSD aehnlichen Rauschzustand erreichen. (#15) (Grundsaetzlich ist eher mit einer schwaecheren psychoaktiven Wirkung zu rechnen, wenn man die chemische Verwandtschaft zu Myristicin und Elemicin betrachtet. Erst sehr hohe Dosen fuehren ja grundsaetzlich zu halluzinativen Erscheinungen. Weiters ist diese Rauschdroge in ihrer natuerlichen Form nur schwer geniessbar und fuehrt nach meinen Untersuchungen nicht zu einem halluzinativen Zustand;) (eigen)

Calamuswurzeln wurden in der traditionellen Medizin von verschiedenen Kulturen verwendet, und sind im Kraeuternhandel des Nahen Ostens 4000 Jahre lang bekannt. Die Cree-Indianer kauen eine handvoll auf langen Wanderungen, wenn sie es wuenschen, ueber dem Boden zu gehen. Ayurvedischer Gebrauch in Indien verschreibt das Hinzufuegen einer kleinen Menge, immer dann, wenn ein Kraut geraucht wird, um die unerwuenschten Nebenwirkungen zu neutralisieren. Europaeische Kraeuterheilhundige empfahlen es um Tabakgewoehnung zu hemmen, weil Tabakrauch einen unangenehmen Geschmack bekommt, nachdem Calamus gekaut wurde. Wurzelpulver kann gestreut oder eine Loesung gesprayt werden, als ein sehr wirksamens natuerliches Insektizid fuer Heim und Garten, weil das aktive Wirkprinzip weibliche Insekten durch Hemmung der Eierstockbildung sterilisiert. (&1)

Aus Indien gibt es noch eine Darstellung im dem Werk von CHOPRA R.N., NAYAR S.I., CHOPRA I.C.: "Glossary of Indian Medicinal Plants", Publications & Information Directorate, CSIR, Council of Scientific & Industrial Research, New Delhi-110012, Reprinted 1992, welches folgende medizinischen Anwendungen auffuehrt:

Die Wurzel ist brechreizerregend, magenstaerkend, bei Missstimmungen und wird gegen Koliken verwendet. Es wird bei hartnaeckigen Fieber und als Staerkungsmittel gebraucht; es wird auch bei Durchfall von Kindern und als Insektenabwehr, und bei Schlangenbissen (welche?, Anmerk. d. Verf.) verwendet. (#96/3)

Zur Gattung Acorus gehoeren nur 2 Arten. A. c. ist urspruenglich in Asien beheimatet, wurde aber bereits Ende des 16. Jhdts. in Mitteleuropa eingeschleppt und ist heute an Ufern von Gewaessern und an sumpfigen Stellen bei uns weit verbreitet. (#17) Die zweite Art der Gattung ist A. graminae. (eigen)

Es existieren 3 bekannte Varietaeten des Kalmus (Acorus calamus):

Stahl und Keller unterscheiden 4 Drogentypen. d.h. es gibt gleich aussehende (Phaenotypen), die eine unterschiedeliche chemische Zusammensetzung haben. Man nennt diese Typen "chemische Rassen":

  1. Diese Pflanze ist frei von beta-Asaron und diploid. Die Herkunft des Gewaechs ist insbesondere die USA und Kanada. (#17)
  2. Dieser Typ enthaelt bis 10% beta-Asaron im aetherischen Oel. Das Gewaechs ist triploid und die Herkunft ist Mitteleuropa. (#17)
  3. Die Pflanze enthaelt bis etwa 20% beta-Asaron im aetherischen Oel. Die Herkunft ist aus der UdSSR und gemaessigten Zonen in Asien. (#17)
  4. Dieser Type enthaelt ueber 80% beta-Asaron im aether. Oel und ist tetraploid. Die Herkunft dieser Pflanze ist das tropische und subtropische Asien, insbesondere Indien, Pakistan und die Philippinen. (#17)

Die medizinische Bedeutung ist gering, Zubereitung aus der Kalmuswurzel werden vor allem in der Getraenke- und Likoerindustrie zur Aromatisierung und als Zusatz zu kosmetischen Praeparaten, z.B. Mundwaesser verwendet. (#144)

Zubereitungen aus der Kalmuswurzel werden in der Getraenke- und Likoerindustrie sowie als Zusatz von Mundwaessern verwendet. Dabei darf das aetherische Oel nur einen Gehalt von weniger als 0.5% an beta-Asaron aufweisen. (#144)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Geschichte:

Die aromatische duftende Wurzel wird seit dem Altertum medizinisch und rituell gebraucht. Kalmus war ein wichtiger Bestandteil der "magischen" Raeucherungen der alten Sumerer und alten Aegypter (kyphi). Ueberall wo die Pflanze waechst, wird sie fuer medizinische Baeder, Massagen, magenstaerkende Heiltees und "magische" Pulver verwendet. Bei slawischen Voelkern wird Kalmuspulver als Gluecksbringer vor die Hauseingaenge gestreut. Kalmus waechst auch in der Neuen Welt. Die Cree-Indianer nennen dieses Sumpfpflanze wee-kees, "Moschusratten-Wurzel", und benutzen die Wurzel als Stimulans, Aphrodisiakum und brauen daraus einen kraeftigen Tee, den sie bei Erschoepfungszutaenden trinken. Besonders die aelteren Leute kauen taeglich ein Wurzelstueck, um sich jung und gesund zu erhalten. Entweder die frische Wurzel wurde ausgekaut, die trockene Wurzel als Tee aufgegossen, oder zermahlen geraucht oder geschnupft. Die Blackfoot haben die frische Wurzel als Allheilmittel ausgekaut oder geschluckt. Ein kraeftiger Dekokt sollte auch als Abortativum im Gebrauch gewesen sein. Die Wurzel wurde auch bei Zahnschmerzen gekaut und als Tee bei Fieber, Verdauungsschwaeche, bei Koliken und Bauchschmerzen getrunken. die Saulteau haben die zermahlene Wurzel mit Tabak vermischt als Medizin bei Kopfschmerzen geraucht. Aus der frischen Wurzel habe sie auch ein Pflanzenpflaster hergestellt, das auf Wunden, Schuerfungen bei Zahnschmerzen und Kraempfen aufgetragen wurde. Die Potawatom haben das Wurzelpulver bei Katarrhen geschnupft. Aber bei fast allen nordamerikanischen Staemmen wurde Kalmustee bei Bauchschmerzen und allen Verdauungsproblemen getrunken. Diese vielseitigen Verwendungen haben dazu gefuehrt, dass die Kalmuswurzel als Zauberpflanze verehrt wurde. (#32)

1912: Im Journal "Ber. dtsch. chem. Ges., von 1888, 1912" erschienen die ersten Untersuchungen ueber die Pflanze. (#96/5)

1886: Im Journal "Arch. Pharm., Berl., 1886, 1912) wurde erstmalig ein Nachweis von Alkaloiden durchgefuehrt. (#96/5)

1901-2: In der Berliner deutschen chem. Ges., einem Journal (1901, 1021; 1902, 3187, 3195;) erscheint der erste Artikel ueber aetherische Oele in der Kalmuspflanze. (#96/5)

1934: Im indischen Journal J. Indian Inst. Sci., aus dem Jahre 1934, S. 25, befindet sich eine Darstellung der Extraktion der einzelnen Inhaltsstoffe. Es wurden damals die Verbindungen Calamen, Calamenol, Calameon und Asaron nachgewiesen. (#96/5)

1938: Es gibt eine Untersuchung aus diesem Jahr, die in dem Artikel "Chin. J. Physiol., 1938, S. 209" und auch im dem Journalartikel "Chem. Abstr. 1938, 9318"

1939: Im Journal Indian chem. Soc., S. 583, erschien ein Artikel, der sich folgendermassen aeusserte:

"Das aus Indien stammende Oel des Kalmus hat einen hoeheren Gehalt als das kommerziell erhaeltliche erhaeltliche. Es wird noch eine Reihe von Nebenbestandteilen in Form von Sesquiterpenen und Sequiterpenalkoholen aufgefuehrt, ebenso geringe Mengen an Oxalsaeure (giftig) und Calcium." (#96/5)

1942: Im Ind. J. Ent. (einem indischen Fachjournal) aus dem Jahr 1942, S. 238 steht geschrieben, dass Kalmus gegen Wanzen, Motten und Laeuse u. aehnliches, hilfreich sein soll. (#96/5)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Wirkungen:

Volksmedizinisch wird das aetherische Oel innerlich bei Verdauungsbeschwerden, zur Appetitanregung und als Beruhigungsmittel und aeusserlich aufgrund seiner hautreizenden und antiseptischen Wirkung bei Hauterkrankungen verwendet. (#144)

Die Wirksamkeit und Sicherheit bei der innerlichen Anwendung ist nicht belegt, so dass eine medizinische Anwendung nicht empfohlen werden kann. Die Kalmuswurzel enthaelt je nach Rasse unterschiedliche Mengen an beta-Asaron, fuer das eine krebserzeugende Wirkung beschrieben ist. Zubereitungen aus der Kalmuswurzel, die fuer Fertigarzneimittel oder in der Lebensmittelindustrie verwendet werden, duerfen nur einen Gehalt an beta-Asaron von unter 0.5% aufweisen. Dennoch ist auch fuer diese Produkte eine Langzeitanwendung zu vermeiden. (#144)

Nicht anwenden waehrend Schwangerschaft, Stillzeit oder an Kindern! (#144)

Das aetherische Oel der Kalmuswurzel enthaelt je nach Rasse und Herkunft 0% bis 80% beta-Asaron, fuer das eine krebserzeugende Wirkung beschrieben ist. Als Nebenwirkungen koennen Krampfanfaelle und Nierenschaeden auftreten. Eine Anwendung kann daher nicht empfohlen werden! (#144)

Subjektive Wirkungsbeschreibungen:

Dzt. Bewertung: Es stellt sich die Frage, inwieweit die Rauschdroge den Halluzinogenen oder den antriebssteigernden Drogen zuzurechnen ist. Grundsaetzlich ist es auch bei den anderen amphetaminergen Drogen, dass es meist nur eine Frage der Dosis ist, ob die Droge halluzinogen oder stimulierend wirkt. Zumeist beginnt bei dieser Drogen zuerste eine Stimulation, dann tritt knapp vor der Ueberdosis die halluzinogene Wirkung ein. Jedoch konnten keine ausreichenden Hinweise auf eine halluzinogene oder amphetaminartige Wirkung gefunden werden. Ob die Droge, wie die Inhaltsstoffe der Muskatnuss im Koerper aminisiert werden, ist nicht geklaert, dies waere aber die Voraussetzung fuer eine Wirkung! (eigen)

Dosis:

Die Dosis wird bei den Ojibwa-Indianern nach der Laenge des Zeigefingers des Patienten bemessen. Er soll ein Wurzelstueck gleicher Laenge kauen. (#32)

In hohen Dosen soll die Droge, nach A. Hofmann, Wahnbilder verursachen, (#11) und in einen LSD-aehnlichen Zustand des Geistes muenden. (#11, 15)

Sucht:

Es ist weder eine koerperliche, noch eine geistige Abhaengigkeit bekannt geworden. (eigen)


Bildquellen:

Abb.1.: Zeichner/in: KARSTEN; Quelle: unbekannt;

Abb.2.: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Internet;

Abb.3.: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Britton & Brown Illustrated Flora - 2nd Edition (1913) "An Illustrated Flora of the Northern United States and Canada".


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie