Catha edulis Forsk.

Pflanzenbild

Andere Namen:

Khat, (#53/133, #80/139, &1) Kath, (#80/139) Catha edulia (Vahl) Forsk. ex Endl., Catha forskalii A. Rich., Catha inermis G.F.Gmel., Celastrus edulis Vahl., Dillonia abyssinica Sa. Cleux, Trigonotheca serrata Hochst. (#114)

Vorkommen:

Kultiviert wird dieses Gewaechs heute vor allem in Suedarabien, Nordostafrika und auf Madagaskar. (#80/136, #114)

Sie ist im gebirgigen Hochland bis 2500m anzutreffen. (#114/120)

Pflanzl. Fam.:

Celastraceae - Spindelbaumgewaechse, Baumwuergergewaechse

Inhaltsstoffe:

Die Blaetter enthalten Cathin (d-Norpseudoephedrin), (#53/133, #114/120) und Cathinon. (#80/139, #114/120) Beides sind psychoaktiv wirksame Substanzen, deren Wirkung vor allem durch eine zentrale Erregung charakterisierbar ist. (#80/139)

Angelika Prentner, Verfasserin des Werkes "Bewussseinsveraenderne Pflanzen von A-Z.", zaehlt noch Norephedrin und die Phenylpentenylamine s-(+)-Merucathinon , S,S-(-)-Pseudomerucathin und R,S-(+)-Merucathin. Es wurden auch 15 Sesquiterpenpolyesteralkaloide, wie Cathedulin K1, K2, K5, K12, E2-E6 gefunden, daneben Flavonoide, wie Kaempferol-, Quercetin- und Myricetin-glykoside, Catechin-Gerbstoffe, Triterpene wie Celastrol, Primisterin oder Iguesterin. Im aetherischen Oel kommen weiters um die 40 meist monoterpendoiden Komponenten vor. (#114/120)

Droge:

Die Blaetter. (#114/120)

Allgemeines:

Diese Pflanze ist in der suedarabischen Welt eine verbreitete Rauschdroge mit zentral-erregenden Charakter, deren Gebrauch dort eine lange Tradition hat und dort das taegliche Leben praegt, aehnlich dem Kaffee in unserer (europaeisch-westlichen) Kultur. (eigen)

Schon am fruehen Morgen erstehen die passionierten Khatkauer ihre Tagesration, mit der sie sich an ein schattiges, ruhiges Plaetzchen zurueckziehen, um sich den genussbringenden Kauen der Blaetter zu widmen. Es sind fast ausschliesslich Maenner, die sich dieser von der islamischen Religion erlaubten Droge ausliefern. Haeufig wird das Khatkauen in Gruppen und speziellen Gebaeuden bzw. Raeumen praktiziert. Ausgehend von den jemenitischen Gebieten, hat die Sucht in den letzten Jahrzehnten den gesamten ostafrikanischen Raum erfasst. (#80/136)

Fuer den Transport auf die Maerkte werden die Zweigbuendel meist mit Bananenblaettern (oder mit Kunststoffbahnen) umwickelt, denn vertrocknete Ware ist nicht mehr abzusetzen, da sie unwirksam ist. Beim Trocknen der frischen Blaetter verwandelt sich j a das Cathinon in das viel weniger wirksame Cathin (vermutlich durch enzymatische Reduktion). (#80/138)

Geernet werden kann ueber das ganze Jahr, wenn auch mit unterschiedlichen Ergebnissen. Dort, wo lokale Anbauflaechen fehlen, wie in Djibouti, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates in Ostafrika, wird sogar taeglich per Luftfracht angeliefert.(#80/136)

Doch Khat wird nicht nur gekaut, sondern es gibt auch Khatgetraenke und suesse Khatpasten.(#80/137)

Es sei erwaehnt, dass die Droge in der Volksheilkunde relativ vielfaeltig verwendet wurde. Ihr Nutzen gegen Fieber, Husten, Asthma, Grippe, Schnupfen und Muedigkeit und gegen den Hunger wurde gelobt. (#80/137) Bei den arabischen und nordostafrikanischen Frauen soll Khat bzw. der khatkauende Mann nicht sonderlich beliebt sein, da die Blaetter bei chronischem Genuss eine recht unliebsame Wirkung haben - sie fuehren haeufig zur Impotenz. (#80/137)

Aussehen:

Strauch. (#80/136)

Von der amerikanischen Firma ..off the junlge (inzwischen "Allies"), die auch dieses Gewaechs in ihrem ethnobotanisch hervorragend ausgestatteten Lager hat, stammt jene kurze Beschreibung der Khatpflanze:

"Es ist eine schoene, zierende Pflanze mit glaenzenden Blaettern und majestaetischen Wachstum. Sie toleriert einen ungewoehnlich breiten Bereich von Bedingungen - von ausgedehnter Trockenheit und Hitze bis hin zu Froesten, Schatten, Sonne und Feuchtigkeit. Sie gedeiht am besten in gut entwaesserten, reichen Boeden." (&1)

Von Angelika Prentner stammt aus dem Buch "Bewusstseinsveraendernde Pflanzen von A-Z." folgende Beschreibung der Kathpflanze:

Es handelt sich um einen immergruenen Strauch oder Baum, 2 bis 15m hoch, wildwachsend bis zu 25m hoch, mit einem graugruenen Stamm.
Blaetter: Immergruen, ledrig, bis zu 12cm lang, meist gegenstaendig, oval, am Rande gekerbt gezaehnt, olivgruen, roetlich oder kraeftig rotviolett, Oberseite wachsartig glaenzend, Unterseite matt, dicht netzartige Nerven erkennbar.
Blueten: Weissgelblich, an sehr duennen Stielen sitzend, dicker fleischiger Diskus, in dessen welligen Rand die peripheren Bluetenteile eingefuegt sind.
Frucht: Kapsel, braun, laenglich, stumpf, dreikantig, dreilappig, Faecher ein- oder zweisamig.
Same: Braun, von runzeliger Samenhaut umgeben, an der Basis fluegelartiger, zarter, weisslicher Arillus, der doppelt so lang wie der Same ist.
(#114/119)

Geschichte:

Die Kathpflanze ist vermutlich schon in praehistorischer Zeit in Aethiopien verwendet worden. (#114/119)

Es wird heute angenommen, dass der Khatstrauch seinen Ursprung in Abessinien hat, wo seine Blaetter mindestens seit dem 11. Jahrhundert von den Muslimen gekaut werden. Ueber muslimische Missionare und Haendler soll die Pflanze dann nach Suedarabien gelangt sein, speziell den Jemen. (#80/137)

13. Jhdt.: Der Araber Naguib Ad Din beschrieb die gute Wirkung der Khatblaetter gegen Hunger und Muedigkeit. (#80/137)

1736-1763: Die erste wissenschaftliche Beschreibung von C.e. erstellte der bekannte schwedische Arzt und Botaniker Peter Forskal auf einer Asienreise.(#80/137)

1828-1894: Friedrich Flueckinger isolierte eine Base die er Kathin nannte. Die Base wurde spaeter in Cathin umbenannt. (#80/137f.)

1932: Cathin wurde als (D)-(+)-Norpseudoephedrin charakterisiert. (#80/138)

Erst um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert begann sich der Khatkonsum derart auszuweisen, dass von einem suchtmaessigen Missbrauch gesprochen werden muss. Die Massenkonsumenten waren zunehmend in den unteren, aermsten Volksschichten zu finden, die damit ihrer Not zu entfliehen versuchten.(#80/137)

Anfang 1960: H. Friebel und R. Brilla zeigten, dass sich in den frischen Blaettern noch ein bedeutend wirksamerer Stoff als das Cathin befindet.(#80/138)

1975: Das Suchtmittel-Labor der Vereinten Nationen charakterisierte die wirksamere Komponente als linksdrehendes (S)-(-)-alpha-Aminopropiophenon (auch 2-Amino-propiophenon) und nannte sie Cathinon. (#80/138)

1980: Es beschaeftigte sich zum wiederholten Male eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation mit Khat und seinen Inhaltsstoffen. Die durchgefuehrten Tierexperimente zeiten, dass praktisch alle Wirkungen auf Cathinon und teilweise Cathin zurueckgefuehrt werden koennen. Eine enge Verwandtschaft der Wirkung von Cathinon und Amphetaminen wurde nachgewiesen, eine entsprechende Kreuztoleranz festgestellt. Man konnte ferner nachweisen, dass Cathinon und Amphetamin den gleichen Wirkmechanismus besitzen. Beide sind in der Lage, im Zentralnervensystem den bekannten Neurotransmitter Dopamin und im peripheren Nervensystem Noradrenalin freizusetzen. (#80/139)

Heute ist das Khatkauen vor allem ein grosses sozialpolitisches Problem, denn allein in Jemen kaut die Haelfte der maennlichen Bevoelkerung die Blaetter. Einige Staaten, wie Saudi-Arabien und Somalia, haben den Anbau, Handel und Konsum unter Strafe gestellt, andere Staaten haben den Khatverkauf nur noch an Wochenenden und Feiertagen genehmigt.(#80/137)

Wirkungen:

Fuer den Beobachter einer "Khatsitzung" jemenitischer Maenner bietet sich ein Bild milder Erregung, gepaart mit Rededrang und euphorischen Tendenzen. Auch der Kauer beschreibt Stimmungsaufhellung, Vertreibung von Muedigkeit, Anregung des Denkens und der Gespraechigkeit. Bei hoeheren Dosierungen muss allerdings auch mit Hyperaktivierung und Aggressionen gerechnet werden, selbst Psychosen sind nicht ausgeschlossen. Durch laengeren Genuss entwickelt sich eine psychische Abhaengigkeit. Sehr unangenehm sind die chronischen Auswirkungen des Konsums: Durch die appetithemmende Wirkung magert der Khatkauer ab. Erhoehter Blutdruck, Herzrhythmusstoerungen und Pupillenerweiterung stellen sich ein. Es kommt zu einem koerperlichen und geistigen Verfall sowie sexuellen Stoerungen (Hodenschmerzen, Impotenz). Viele dieser Wirkungen koennen auch beim Amphetamin-Gebrauch beobachtet werden. Der hohe Gerbstoffgehalt fuehrt zudem zu haeufigen Entzuendungen des oberen Verdauungsbereiches und chronischer Verstopfung. (#80/138f.)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie