Chelidonium majus Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Das Schoellkraut.

Andere Namen:

Schoellkraut, (#103/440, #104/168, #110/259, #144) Schellkraut, Warzenkraut, Goldkraut, Blutkraut, Teufelsmilch, Maikraut, Trudenmilch, Schwalbenkraut. (#104/168) Blutkraut, Gelbes Millkraut, Goldwurz, Grosses Schoellkraut, Schellkraut, Schillkraut, Schwalbenwurz, Warzenkraut, Wulstkraut. (#144) Celadine (engl.). (#146)

Inhaltsstoffe:

Der Alkaloidgehalt des Krautes liegt zwischen 0,01 und 0,6%, der der Wurzel zwischen 0,2 und 2,0%. Die teilweise gelb oder orange gefaerbten Alkaloidsalze sind im Milchsaft enthalten. Die bisher isolierten ueber 20 Alkaloide gehoeren vorwiegend dem Benzophenanthridin- und dem Protoberberin-Typ an. Hauptalkaloid der Wurzel ist das Chelidonin. Daneben sind Chelerythrin, Sanguinarin, Berberin, Stylopin, Coptisin und Protopin erwaehnenswert. Die Biogenese der Benzophenanthridinderivate erfolgt ausgehend von einem Benzyltetrahydroisochinolinderivat (z. Bsp. dem Reticulin) durch Ringoeffnung, Umlagerung und erneuten Ringschluss. Chelidonin wirkt aehnlich wie Morphin, jedoch schwaecher, zentral sedativ und analgetisch, ausserdem auch spasmolytisch. Chelerythrin ist stark toxisch und wirkt zentral laehmend. Sanguinarin ist ein Hemmstoff der Acetylcholinesterase, in hohen Dosen hat es strychninartige Eigenschaften. Berberin erregt die glatte Muskulatur und wirkt cholekinetisch. Alle genannten Alkaloide sind Bakterizide und Fungizide. Berberin wird mit gutem Erfolg zur Behandlung der Cholera eingesetzt. Sanguinarin wird aeusserlich bei Hautpilzerkrankungen angewendet. Gesamtextrakte der Drogen haben insbesondere zentral sedative, spasmolytische und cholekinetische Wirkung. Sie werden bei Gallenleiden und Spasmen des Verdauungstraktes verwendet. In der Volksmedizin benutzt man den frischen Milchsaft zur Behandlung von Warzen. Die einige Chelidonium-Alkaloide zytostatische Eigenschaften besitzen, ist ein Effekt denkbar. (#103/441f.)

Alkaloide, Harze, Pflanzenschleim, aetherische Oele, Saponine. (#104/169)

Aetherische Oele (hauptsaechlich Valeriansaeure, Valeriat, Valerinaldehyd, Pinen, Borneol, das Alkaloid Chatinin, Harze und Tannine. (#104/159)

Der Gehalt an wirksamen Alkaloiden ist sehr stark abhaengig vom Standort der Pflanze sowie des Sammelzeitpunkts und des Trocknungsverfahrens. (#144)

Pflanzl. Fam.:

Papaveraceae - Mohngewaechse

Vorkommen:

Europa, verbreitet besonders auf Ruderalstaetten und an Wegraendern; haeufig. (#103/440)

In ganz Europa an schattigen Orten, entlang von Hecken an Wegraendern und im Umkreis von menschlichen Siedlungen. Waechst bis etwa 1500m Seehoehe. (#104/168)

Die Pflanze ist in Europa sowie in Mittel- und Nordasien beheimatet. Drogenimporte stammen aus Osteuropa. (#144)

Allgemeines:

Von der Pflanze wird das frische oder rasch bei 60 bis 70 Grad Celsius getrocknete Kraut verwendet. (#103/440)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

C.m. enthaelt einen hellorangefarbenen Saft, der austritt, wenn man die Pflanze quetscht oder abschneidet. Dieser Saft, ein traditonelles Heilmittel gegen Warzen und Huehneraugen, wird auf die Haut getupft. Entsprechend der Doktrin der "Signatura Rerum" wurde der Saft uauch als Arznei bei Leberleiden genutzt, weil er denr Gallenfluessigkeit aehnelt. Diese Pflanze unterliegt in einigen Laendern gesetzlichen Einschraenkungen. (#110/259)

Schoellkraut ist Bestandteil verschiedener Fertigarzneimittel aus der Gruppe der Spasmolytika und Gallemittel. (#144)

Die Pflanze gehoert zu den sogenannten Faerbepflanzen, die zum Faerben von Naturstoffen verwendet wurden. Mit der Droge kann in Gelb gefaerbt werden. (eigen)

Droge:

Pflanze ohne Wurzeln. (#104/169) Gesante Pflanze, Pflanzensaft. (#110/259)

Medizinisch verwendet werden das im Herbst gesammelte Kraut und die Wurzel. (#144)

Sammelzeit:

Europa: Die Pflanze wird im Fruehling (April bis Juni) am Beginn der Bluete 10-20cm ueber dem Boden abgeschnitten, wobei der verhaertete Teil des Stengels zurueckbleibt. (#104/169)

Aufbewahrung:

Die gesammelten Pflanzen werden in Buescheln aufgehaengt und an einem schattigen, luftigen Ort getrocknet. Papier- oder Stoffsaeckchen eignen sich am besten zur Aufbewahrung. (#104/169)

Aussehen:

Die bis zu 1 m hoch wachsende, ausdauernde Pflanze findet sich vor allem auf stickstoffreichen Boeden, oft in der Naehe von Schuttplaetzen, Zaeunen, Hecken und an Weg- und Strassenraendern. Beim Pfluecken tritt ein gelber Milchsaft aus. Schoellkraut besitzt einen scharfen und bitteren Geschmack und einen eigentuemlich widerlichen Geruch. (#144)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Wirkungen:

Ein reinigendes, entzuendungshemmendes Kraut, das die Produktion der Gallenfluessigkeit anregt, Kreislauf und die Gebaermutterfunktion stimuliert und krampfloesend, harntreibend und abfuehrend wirkt. Innerlich bei Gallenblasen- und Gallenblasengangentzuendung, Gelbsucht, Hepatitis, Gicht, Arthritis, Rheuma, nachlassendem Fieber. Krampfhusten und Bronchitis, bei Hautausschlag, Geschwueren und Krebs (besonders der Haut und des Magens). Ueberdosierung fuehrt zu Schlaefrigkeit, Hautreizungen, Reizhusten und Atembeschwerden; nicht waehrend der Schwangerschaft anzuwenden. Aeusserlich bei Augenentzuendung, grauem Star, blauen Flecken und Verstauchung, Warzen, Kopfgrind, Schupppenflechte sowie bei boesartigen Geschwulsten. (#110/259)

(#104/169)

Schoellkraut enthaelt in allen Pflanzenteilen Alkaloide, die aehnlich dem Papaverin leicht krampfloesend auf den oberen Gastrointestinaltrakt wirken, und Pflanzensaeuren. Ebenso wird dem Schoellkraut eine anregende Wirkung auf den Gallenfluss und eine schmerzhemmende Wirkung nachgesagt. Daher werden Zubereitungen aus Schoellkraut bei krampfartigen Beschwerden der Gallenwege und des oberen Magen-Darmtraktes angewendet. (#144)

Volksmedizinisch wird der frische Milchsaft aus dem Staengel zur oertlichen Behandlung von Warzen verwendet. (#144)

Die frueher behauptete vor allem fuer Kinder starke Giftwirkung der frischen Pflanze konnte nach neueren Untersuchungen nicht bestaetigt werden. (#144)

Dosis:

Tee:
Die innerliche Anwendung des Schoellkrauts als Tee ist nicht mehr sehr gebraeuchlich. (#144)

Mittlere Tagesdosis:
Entsprechend 2 bis 5 g des getrockneten Schoellkrauts bzw. 12 bis 30 mg Gesamtalkaloide berechnet als Chelidonin. (#144)

Warnhinweise:

Nicht bei Lebererkrankungen und / oder bei gleichzeitiger Einnahme leberschaedigender Arzneimittel (z.B. Paracetamol) oder Alkohol anwenden!
Bei Einnahme insbesondere von hoeher dosierten Praeparaten wurde ein Anstieg der Leberwerte und in Einzelfaellen sogar eine akute Hepatitis beobachtet. Diese Nebenwirkungen bildeten sich nach Absetzen des Praeparates zurueck.
Nicht waehrend Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren anwenden!
Bei einer Anwendungsdauer von ueber 4 Wochen sollten die Leberwerte kontrolliert werden!
Bei Beschwerden, die laenger als eine Woche andauern oder regelmaessig wieder kehren, sollte ein Arzt aufgesucht werden! Bei Gallensteinleiden nur nach Ruecksprache mit dem Arzt anwenden! (#144)

Aufgrund der z.T. beobachteten schweren Nebenwirkungen und der bisher nur unzureichend belegten Wirksamkeit kann die Verwendung schoellkrauthaltiger Praeparate nicht mehr empfohlen werden. (#144)


Bildverzeichnis:

Abbildung 1; Zeichner: Unbekannt; Quelle: Internet;

Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Bild entnommen aus: WURZER Walter: "Die Grosse Enzyklopaedie der Heilpflanzen. Ihre Anwendung und Ihre Natuerliche Heilkraft.", Neuer Kaiser Verlag, 1994.

Abbildung 3: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Britton & Brown Illustrated Flora - 2nd Edition (1913) "An Illustrated Flora of the Northern United States and Canada".


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie