Solanum dulcamara Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Andere Namen:

Bittersuesser Nachtschatten (#17, #116) Bittersuesser Nachtschatten, Alpranke, Bittersuess, Hinschkraut, Je-laenger-je-lieber, Mausholz, Natterholz, Pissranke, Rote Hundsbeere, Suessholz. (#144)

Dosis:

Der Bittersuesse Nachtschatten spielt mit seinen fuer Kinder verlockenden Beeren in der toxikologischen Beratungspraxis keine unbedeutende Rolle. Jedoch waren nur in wenigen Faellen Vergiftungssymptome zu beobachten. Das ist nicht verwunderlich, da bei einem Frischgewicht von 0,4g der einzelnen Beere und unter der Annahme eines optimalen Alkaloidgehaltes (unreife Beeren, alkaloidreichste Rasse) erst nach mindestens 10 Beeren Vergiftungserscheinungen zu erwarten sind. Die toedliche Dosis waere in etwa 200 Beeren enthalten. (#17)

Inhaltsstoffe:

Toxische Inhaltsstoffe sind die Solanum-Alkaloide. Der Gehalt an Steroid-Alkaloiden betraegt in den oberirdischen Teilen von S.d. 0-3%, in den Wurzeln etwa 1,4%. Mit Einsetzen der Reife werden die Steroid-Alkaloide der Fruechte abgebaut, waehrend sich der Gehalt an den gleichzeitig vorkommenden Steroidsaponinen kaum aendert. Die reifen, roten Fruechte sind fast frei von Alkaloiden. (#17)

Glykodisische Bitterstoffe, Glyko-Alkaloid Solanin, Saponine. (#116)

Der Bittersuesse Nachtschatten enthaelt Steroidalkaloidglykoside, Steroidsaponine und Gerbstoffe. (#144)

Vorkommen:

S. d. kommt ebenfalls im gesamten Gebiet verbreitet an feuchten Stellen in Gebueschen, Auwaeldern, an Ufern, aber auch auf Geroellhalden und Duenen vor. (#17)

Die Pflanze ist in Europa, Indien, Nordafrika sowie in Ost- und Westasien beheimatet. (#144)

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Allgemeines:

Die Gattung Solanum, Nachtschatten, umfasst etwa 1500 kosmopolitisch verbreitete Arten und ist damit wahrscheinlich die artenreichste Gattung der Bluetenpflanzen. In Mitteleuropa heimisch sind S. dulcamara Linnaeus, Bittersuesser Nachtschatten, S. nigrum Linnaeus, Schwarzer Nachtschatten, S. alatum Moench, Rotbeeriger Nachtschatten, und S. luteum Mill. (S. villosum (Linnaeus) Mill.), Gelbbeeriger Nachtschatten. In grossem Umfange als Kulturpflanze angebaut wird S. tuberosum Linnaeus, Kartoffel, deren bisher noch nicht voellig bekannte Wildformen in den Anden Perus und Boliviens beheimatet sind. Die Pflanze ist ein Halbstrauch. (#17)

Der Bittersuesse Nachtschatten gehoert wie die Tollkirsche, aber auch Kartoffel und Tomate, zu den Nachtschattengewaechsen. Besonders die unreifen Beeren und die Blaetter sind giftig. (#144)

Die medizinische Bedeutung des Bittersuessen Nachtschattens ist gering, daher sind Fertigarzneimittel ausser homoeopathischen Zubereitungen nicht im Handel. (#144)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Aussehen:

Der Bittersuesse Nachtschatten ist ein bis zu 2 m langer, kletternder Halbstrauch. Seine violetten Blueten umschliessen die goldgelb gefaerbten Staubbeutel. Die Fruechte reifen zu scharlachroten Beeren, die anfaenglich bitter, dann suesslich schmecken. (#144)

Droge:

Medizinisch verwendet werden die im Fruehjahr vor dem Austreiben der Blaetter oder im Herbst nach Abfallen der Blaetter gesammelten und getrockneten, mehrjaehrigen Staengel. (#144)

Wirkungen:

Diuretischer Effekt, stoffwechselstimulierende Wirkung, Antidyskratikum. (#116)

Die Droge wird bei Hautleiden, bei denen eine Zusammenhang mit Stoffwechselstoerungen besteht, verwendet. (#116)

Bei Ueberdosierungen zentrale Erregungserscheinungen, spaeter Zungenlaehmung und Aufhebung des Sprechvermoegens. (#116)

Der Bittersuesse Nachtschatten enthaelt Steroidalkaloidglykoside, Steroidsaponine und Gerbstoffe, die adstringierend, antimikrobiell und hautreizend wirken. Zusammensetzung und Gehalt an den Wirkstoffen ist je nach Rasse der Pflanze unterschiedlich. Zubereitungen werden in Form von Umschlaegen und Waschungen zur unterstuetzenden Therapie chronischer Hauterkrankungen, wie z.B. juckenden Ekzemen, verwendet. Zur Wirksamkeit bei innerlicher Anwendung gibt es bislang keine Untersuchungen. (#144)

Dosis:

Tee:
1 g getrocknete und zerkleinerte Staengel des Bittersuessen Nachtschattens werden mit ca. 150 ml kochendem Wasser uebergossen und nach 5 bis 10 Minuten abgeseiht. Ein bis drei mal taeglich eine Tasse trinken. (Max. Tagesdosis 3 g!) (#144)

Aeusserliche Anwendung:
1 bis 2 g Droge werden mit 250 ml kochendem Wasser uebergossen oder aufgekocht und nach 5 bis 10 Minuten abgeseiht. Den abgekuehlten Auszug fuer Umschlaege oder Waschungen verwenden. (#144)

Warnhinweise:

Nicht waehrend Schwangerschaft und Stillzeit anwenden! (#144)

Nicht bei Kindern unter 12 Jahren anwenden! (#144)

Die Einnahme von Teezubereitungen kann zur Reizung des Magen-Darm-Kanals fuehren. Daher sollte der Bittersuesse Nachtschatten nicht innerlich von Personen, die an Magen- oder Darmerkrankungen leiden eingenommen werden. (#144)

Bei Verwendung der korrekt gesammelten und bestimmten Pflanze (d.h. nach Arzneibuch gepruefte Ware, wie sie in der Apotheke erhaeltlich ist) und Beachtung der Dosierungsempfehlungen sind keine Risiken oder Nebenwirkungen bekannt, da der Anteil an giftigen Alkaloiden gering ist. (#144)

Vergiftung:
Vergiftungen kommen vor bei Einnahme der Blaetter oder Fruechte, wobei besonders die unreifen Beeren giftig sind. Vergiftungserscheinungen aeussern sich in Uebelkeit, Erbrechen, schmerzhafte Durchfaelle, Erhoehung der Koerpertemperatur und Sehstoerungen. Die Symptome koennen auch aehnlich der Vergiftung mit der Tollkirsche sein. (#144)

Wenden Sie sich auch in Verdachtsfaellen an den Giftnotruf! (#144)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Bild entnommen aus: WURZER Walter: "Die Grosse Enzyklopaedie der Heilpflanzen. Ihre Anwendung und Ihre Natuerliche Heilkraft.", Neuer Kaiser Verlag, 1994.

Abbildung 2: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Britton & Brown Illustrated Flora - 2nd Edition (1913) "An Illustrated Flora of the Northern United States and Canada";


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie