Tabernanthe iboga Baillon

Pflanzenbild Bildquelle. 1. Wurzel. 2. Bluete. 3. Pflanze. 4. Querschnitt durch eine Bluete.

Andere Namen:

Eboka, (#31, #32, #62/371) mbasaoka, moabi, gifuma, (#31, #32) iboga, (#11, #13, #15, #31, #32, #36, #45/235, #47) eboga, boga, eboge, leboga, lebuga, (#47) libuga, bocca. (#31, #32, #47)

Inhaltsstoffe:

Das Hauptalkaloid der Pflanze ist Ibogain, (#7, #13, #32, #45) ein Indolalkaloid. (#11, #13, #32, #45) Es gibt noch 11 weitere, andere Indolalkaloide in der Pflanze. (#11, #13, #32, #45) Die wirksamen Indolalkaloide befinden sich in der Wurzel (#11, #13, #32, #45, #47) und in der Wurzelrinde. (#11, #31, #47) Der Alkaloidgehalt der Wurzeln ist am groessten. (#32) Die Wurzeln und die Wurzelrinde koennen bis zu 6% Ibogain enthalten. Frisch ist die Droge staerker wirksam. (#47) Die Pflanze enthaelt auch die Indolalkalide Tabernanthin, Ibogamin und Voacangin, die lt. Bert et al. (1988) in Tierexperimenten die gleiche Wirkung wie Ibogain zeigten, und damit vermutlich die Gesamtwirkung der Pflanze in Zusammenhang mit dem Hauptalkaloid Ibogain ergeben.(#62/371)

Aussehen:

Die Pflanze ist ein 1-1,5m hoher (#11) Strauch. (#11, #15) Der Milchsaft ist weiss, ueppig und hat einen ueblen Geruch. Die Blueten sind winzig. Sie wachsen in Gruppen von 5-12 Stueck. Sie sind gelblich, leicht rosafarben oder weissrosa gesprenkelt. Die Krone ist kraterfoermig und besitzt gewundene Zipfel. Sie misst etwa 1cm. Die Fruechte sind eifoermig zugespitzt, orange-gelb, paarweise ausgebildet und olivengross. (#11) Die Pflanze hat eine gelbliche Wurzel. (#11, #45/235, #47) In Gabun werden von den dort lebenden Menschen 2 Varietaeten erkannt, die sich in der Beschaffenheit der Frucht unterscheiden. Es ist ungeklaert, ob diese 2 Pflanzen Arten oder Varietaeten sind. (Raponda-Walker & Sillans, 1961) Beide werden jedenfalls verwendet.(#45/235f.)

Vorkommen:

In den tropischen und feuchten Waldgebieten West- und Zentralafrikas, (#11, #31, #32) besonders im Kongo (#11, #13, #31, #32, #45/235) und in Gabun, gedeiht T.i. (#11, #31, #32, #45/235) Der Strauch waechst im Unterholz tropischer Urwaelder. (#11, #15) In Gabun wird die Pflanze auch angebaut. (#45/235) Das Gewaechs wurde neuerdings auch nach Hawaii eingefuehrt. (#31)

Pflanzl. Fam.:

Apocynaceae - Hundsgiftgewaechse

Allgemeines:

Die Pflanzendroge bildet die Grundlage des Bwiti-Kultes und anderer im Kongo und in Gabun bestehender Geheimbuende. (#11, #31, #45/236, #62/372) Sie wird dort haeufig angepflanzt und besitzt eine grosse soziale Bedeutung. (#11, #45/236) Der Bwiti-Kult expandiert und ist dort die einzige, starke Kraft gegen die missionarische Verbreitung des Christentums, da der Kult die ehemals verfeindeten Staemme eint gegen die europaeischen Einfluesse. (#45/236)

Die Bereitung der Droge geschieht auf folgende Weise: Die frische oder getrocknete (#31) Wurzelrinde wird geraspelt oder zu Pulver zerrieben und gegessen, (#11) oder auch gekaut. (#32) Manchmal wird auch ein daraus bereiteter Aufguss getrunken. (#11, #32) Es werden auch alkoholische Auszuege verwendet. (#31) Im Kongo wird aus der Wurzel ein kraeftiges Aphrodisiakum hergestellt. Dazu laesst man Wurzelstuecke einige Stunden in Palmwein ziehen. (#32) Die Droge wird auch mit anderen Pflanzen vermengt. So werden Yohimbe (Corynanthe yohimbe), Niando (Alchornea floribunda Mueller-Argoviensis) und andere unbekannte Pflanzen genutzt. (#31) Die Droge wird auf 2 Arten eingenommen: regelmaessig in kleinen Mengen vor und waehrend des ersten Teils der Zeremonien und noch einmal, in geringerer Dosierung, nach Mitternacht; sodann 1- oder 2x waehrend der Initiationsfeier in die kultische Gemeinde, diesmal in einer Ueberdosis (1-3 Koerbe voll, verteilt ueber eine Zeitspanne von 8-24h), um "den Kopf aufzubrechen" und so "durch koerperlichen Zusammenbruch und Halluzinationen die Verbindung mit den Vorfahren herzustellen". (#11)

Die afrikanischen Bewohner benutzen Iboga auch bei 'Gottesgerichten'. Es wird berichtet, dass die Bewohner Gabuns es den Adepten geben, die sich um die Zulassung zu einem der dortigen Geheimbuende bewarben. "Man gibt ihnen das Iboga. Wenn sie dann weisse Voegel sehen, werden sie in die Bruderschaft aufgenommen, andernfalls abgewiesen." (#13) Auch als Stimulans wurde das Mittel benutzt, jedoch wird es nur in kleineren Mengen eingenommen. (#13, #36)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Wirkungen:

Von den Indolalkaloiden ist Ibogain das wirksamste. (#11) Ibogain ist ein MAO-Hemmer (Mono-Amin-Oxidase-Hemmer). (#31) Deshalb koennte womoeglich Ibogain auch als Antidepressiva eingesetzt werden, denn viele MAO-Hemmer sind Antidepressiva. Aber MAO-Hemmer spielen auch eine wesentliche Rolle bei der Rauschdroge Ayahuaska. Die amazonische Rauschbruehe wird ja aus beta-Karbolinalkaloiden, welche auch MAO-Hemmer sind (worauf die orale Wirksamkeit von ayahuaska beruht), und halluzinogenen Tryptaminen zusammengesetzt. Dazu werden verschiedene Pflanzenauszuege verwendet. Ibogain koennte theoretisch die beta-Karbolinalkaloide ersetzen, ist jedoch selbst vermutlich zu giftig und mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden, als dass es jemals eine Rolle als Antidepressiva oder MAO-Hemmer fuer die Bereitung einer ayahuaska-aehnlichen Rauschdroge dienen wird. (eigen) In geringen Dosen ist es zentral stimulierend (#11, #31, #36, #45/235) und aphrodisierend. In hohen, lebensgefaehrlichen, Dosen wird es erst halluzinogen. (#11, #36, #45/235) Es fuehrt in giftigen Dosen zu Kraempfen, Laehmungserscheinungen und schliesslich durch Atemstillstand zum Tod. Es kann in diesem lebensgefaehrlichen Dosisbereich auch Halluzinationen ausloesen. (#11) Es ist auch ein Cholinesterasehemmer. (#45/238) Bei Ueberdosen koennen 4-5 Tage lethargische Zustaende bestehen, aber auch der Tod eintreten. (#45/236)

Wirkdauer:

Die Pflanze fuehrt in exzessiven Dosen manchmal zum Tod oder zu lethargischen Zustaenden, die vier bis fuenf Tage dauern. (#45/236)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt. (eigen)

Geschichte:

Seit vielen Jahrhunderten wird die Pflanze von den Voelkern Zentral- u. Westafrikas medizinisch und rituell gebraucht. (#32)

1864: Aus diesem Jahr stammt der erste Bericht von der Ibogawurzel. (#45/235, #47, #62/371) Griffon du Bellay brachte erstmalig Pflanzen nach Europa. (#45, #47)

1889: Die erste botanische Beschreibung der Pflanze erschien.

1901: Die erstmalige Extraktion von Ibogain durch Dybowsky und Landrin erfolgte. (#45/236, #47) Auch die Forschungsgruppe um Haller und Heckel untersuchte die Droge. (#45/236)

1903: Der halluzinogene Gebrauch im Kongo wurde von dem Forscher Guien entdeckt. (#45/236, #47, #62/372)

1968: Die Struktur und die stereochemische Beschaffenheit der Substanz Ibogain wurde von Hesse aufgeklaert. (#45/236)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: unbekannt (Aus: Landrin A: "De l'iboga et de l'ibogaine", 1905.); In: SCHULTES Richard Evans, HOFMANN Albert: "The Botany and Chemistry of Hallucinogens", THOMAS Charles C. Publishers, S. 234, 1980.

Abbildung 2: Photograph/in: unbekannt; Quelle: Wikipedia;


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie