Zur Geschichte des HaschischgenussesVon Dr. W. Reiniger

Devas (Götter) und Asuras (Dämonen) quirlen das Milchmeer. Der Berg Mandara dient als Quirl, die Schlange Vasuky als Seil, mit dem der Quirl in Bewegung gesetzt wird. Eine Schildkröte, eine der Verkörperungen Wischnus, trägt den Berg, auf dem Wischnu auch in seiner göttlichen Gestalt dargestellt ist. Nach einem im Musée Guimet, Paris, befindlichen indischen Gemälde.

Der Name Haschisch, mit dem alle aus dem Hanf gewonnen Rauschmittel bezeichnet werden, kommt aus dem Arabischen und bedeutet "Kraut", im engeren Sinne das besondere, das Wunder der Verwandlung bewirkende Kraut, den Hanf. Ursprünglich lautete die Bezeichnung "Haschisch al fokkara", "Kraut der Fakire", was annehmen läßt, daß der Hanf bei den Fakiren Indiens ein gewisse Rolle gespielt hat. In Nordafrika, wo die indische Herkunft der Pflanze bald vergessen wurde, nannte man den Hanf kurz "Haschisch". Wenn in manchen älteren arabischen Schriften, wie z.B. in "Tausendundeiner Nacht", neben "Haschisch" no das Wort "Bandsch" gebraucht wird, so ist damit wahrscheinlich ein ähnliches aber stärkeres Rauschmittel oder aber ein Gift gemeint, das nach C. Hartwich aus dem Bilsenkraut (Hyoscyamus albus L.) gewonnen wird.

Die wichtigste Rolle als Rauschmittel spielt der Haschisch in der islamischen Welt; er kann schlechthin als das Rauschgift der mohammedanischen Länder angesprochen werden. Dieser Umstand könnte die Vermutung nahe legen, daß die Geschichte des Haschisch erst mit dem Auftreten des Islams einsetzt. Dem ist jedoch nicht so, denn Nachrichten über den Haschisch reichen mehr als 1000 Jahre weiter zurück. Und damit gehört der Haschisch, ebenso wie Bier und Wein, zu den rauscherregenden Genußmitteln, die der Menschheit am frühesten bekannt geworden sind. Seine besondere Beziehung zum Islam erklärt sich damit, daß der Haschisch im Koran nicht ausdrücklich unter den verbotenen Genüssen aufgezählt wird, woraus viele Moslemen den Schluß ziehen, der Prophet habe den Haschischgenuß gestattet, und sich infolgedessen ausschließlich diesem Rauschmittel zuwenden.

Die frühesten Angaben über Haschisch reichen ins achte vorchristliche Jahrhundert zurück, denn die Wörter "Qunubu" und "Qunabu", mit denen die Assyrer ein Räucherwerk benannten, sind identisch mit der heutigen wissenschaftlichen Bezeichnung "Cannabis". Die besondere Wirkung der Blätter und des Harzes der Hanfpflanze wird dagegen erstmals im Avesta erwähnt, dem vermutlich im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt in Iran entstandenen heiligen Buch der Perser. Von Persien dürfte sich die Kenntnis der berauschenden Wirkung des Hanfes nach Osten verbreitet haben, denn die indischen Priester bedienten sich ihrer bald bei ihrem Kult, in dem sie auch den göttlichen Ursprung der Hanfpflanze verkündeten. Nach der indischen Mythologie sollen die Devas (Götter) und die Asuras (Dämonen) auf den Rat Wischnus hin einst den Berg Mandara über dem Milchmeer gequirlt haben, um dadurch den Trank der Unsterblichkeit, das Amrita, zu gewinnen. Wischnu, in Gestalt einer Schildkröte, trug aber den Berg auf seinem Rücken. Durch die heftige Bewegung des Berges wurden der Schildkröte eine Menge Haare ausgerissen, die die Strömung ans Ufer trieb. Aus den Haaren entstanden Pflanzen, darunter auch der Hanf, der entweder als "Quelle des Glücks" oder als "Lachenerreger" bezeichnet wurde. In der Bearbeitu8ng des alten, nach indischer Auffassung auf göttlichen Ursprung zurückgehenden Ayur Veda durch Susruta (vor Mitte des 5. Jahrhunderts) (siehe auch Ciba-Zeitschrift Nr. 36 "Die Entwicklung der indischen Medizin", S. 1234) wird der Hanf auch als ein Bestandteil des "Soma", des Lieblingstrankes des Gottes Indra genannt. Wahrscheinlich wurde der Hanf in Indien als Aphrodisiakum angesehen. Für seine schnelle Ausbreitung in Indien spricht, daß er noch vor Beginn der christlichen Zeitrechnung mit dem Namen der indischen Provinz Kaschmir bezeichnet wurde.

Der Gott Indra, dessen Lieblingstrank "Soma" Hanf enthalten soll. Bronzestatuette aus Bengalen. Nach H.v. Glasenapp.

Genaueres über den Haschischrausch findet sich schon bei Herodot (etwa 484-425 v. Chr.) dort, wo er über die Dampfbäder der Skythen spricht: "Von diesem Hanf nun nehmen die Skythen die Körner, kriechen unter ihre Filzzelte und werfen die Körner auf glühende Steine. Wenn die Körner auf diese Steine fallen, so rauchen sie und verbreiten einen solchen Dampf, wie er sich in keinem hellenischen Dampfbad findet. Die Skythen aber heulen vor Freude über den Dampf. Er gilt ihnen als Bad, denn im Wasser baden sie niemals." M.G. Stringaris hat 1939 eine andere Stelle bei Herodot (lib. I. cap. 202), die von den Massageten handelt, ebenfalls auf Haschisch bezogen, doch erscheint es fraglich, ob mit den dort erwähnten "Baumfrüchten", die die Massageten ins Feuer warfen, um sich an dem Verbrennungsgeruch zu berauschen, wirklich Hanfkörner gemeint sind. Von den Skythen berichtet auch Pomponius Mela (1. Jahrhundert n. Chr.), daß sie Hanfkörner verbrannten und nach Einatmen des Rauches in eine fröhliche Trunkenheit verfielen. Ein Ritus, der aus dem dreimaligen Einatmen eines in geheimnisvoller Weise erzeugten Rauches besteht, findet sich ferner im Mithras-Kult. Dieses Einatmen soll eine angenehme Beruhigung und ein Gefühl des "Aufwärtsschwebens" zur Folge haben, Symptome, die ebenfalls auf die Anwendung von Hanf hindeuten.

In einer medizinischen Schrift wird der Hanf zum ersten Mal im ersten nachchristlichen Jahrhundert erwähnt, nämlich in der um 80 n. Chr. verfaßten Arzneimittellehre des Dioskorides (IV, 5). Hier werden die oberen Teile der Hanfpflanze als Antiaphrodisiakum angeführt. Später bemerkt Hesychius Illustrius (6. Jahrhundert n. Chr.) ausdrücklich, daß der Rauch, der sich aus den verbrennenden Hanfkörnern entwickelt, als Antiaphrodisiakum wirke. In den Schriften Galens (129 bis 201 n. Chr.) wird auf den Hanf an zwei Stellen hingewiesen, so in "De alimentorum facultatibus" (lib. 1, Cap. 34), und in "De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus". Im Gegensatz zu Dioskorides spricht Galen dem Hanf neben karminativen auch aphrodisische Wirkungen zu; er bemerkt aber, daß ein zu häufiger Gebrauch der Körner, insbesondere unmittelbar nach den Mahlzeiten, zu Magenbeschwerden und Kopfschmerzen und schließlich zu Impotenz führe. Den Saft des Hanfes rühmte Galen als ein gutes Heilmittel bei Verstopfung der Ohren.

Von einer medizinischen Verwertung des Hanfes ist auch in einem älteren chinesischen Werke über Heilmittel die Rede, und zwar wird berichtet, daß der Arzt Hoa-To um das Jahr 220 n. Chr. mit einem "Ma-yo" genannten Hanfpräparate bei chirurgischen Eingriffen Unempfindlichkeit erzielt habe.

Im Mittelalter war der Hanf auch schon in Mitteleuropa bekannt: er erscheint unter der Bezeichnung "Hanofsamo" in zwei deutschen Rezepten des 8. Jahrhunderts und als "Hanfsâmin" in einer Zürcher Heilkunde des 11. Jahrhunderts; auch der "Hortus sanitatis" der heiligen Hildegard von Bingen (1098-1179) führt ihn an.

Der deutsche Edelmann Hans Jakob Breuning von und zu Buochenbach (um 1552-1616), der in seiner Schrift "Orientlische Reyß ..." (Straßbourg, 1612) die in Konstantinopel gebräuchlichsten Rauschmittel beschreibt. Stich aus Breunings Reisebeschreibung.

Eine gewisse historische Bedeutung erlangte ein mit dem Namen "Haschisch" bezeichnetes Rauschmittel zur Zeit der Kreuzzüge. Von der im 8. Jahrhundert entstandenen mohammedanischen Sekte der Ismaeliten, die 909 mit den Fatimiden im westlichen Nordafrika und 969 auch in Ägypten zur Herrschaft gelangt war, spalteten sich zahlreiche Geheimgesellschaften ab, deren Mitglieder verpflichtet waren, einander mit allen Mitteln zu helfen. In einer dieser Geheimgesellschaften spielt gegen Ende des 11. Jahrhunderts der hochbegabte und skrupellose Hassan Ibn Sabah eine hervorragenden Rolle. Mit einigen ihm unbedingt ergebnene Anhängern eroberte er im Jahre 1090 durch List und Gewalt die für unbezwinglich geltende Bergfestung Alamut am Kaspischen Meer (nördlich vom heutigen Kaswin) und errichtet von dort aus wahre Schreckensherrschaft über Syrien, Kurdistan und Nordpersien. Gegen seine Feinde erließ der "Scheich al Dschebel" (Fürst vom Berge), wie Hassan in der orientalischen Welt bald allgemein genannt wurde, Mordbefehle, die von seinen fanatisierten Anhängern unverzüglich ausgeführt wurden. Um die Jünglinge, die in seine Dienste treten wollten, vollkommen an sich zu fesseln, ließ Hassan ihnen einen berauschenden Trank reichen. Schlafend wurden die Novizen dann in einen herrlichen, alle Lustbarkeiten bietenden Garten gebracht, eine getreue Nachbildung des von Mohammed den Gläubigen verheißenen Paradieses. Nachdem sie dort einige Tage lang paradiesische Freuden gekostet hatten, wurden sie schlafend wieder in ihre gewohnten Umgebung zurückgebracht. Beim Erwachen verhieß ihnen Hassan diese Freuden, von denen sie dank seiner Macht schon bei Lebzeiten eine Probe erhalten hätten, für immer unter der Bedingung, daß sie jeden seiner Befehle blindlings ausführten. So gewann sich Hassan eine Schar von Anhängern, die seinen Weisungen auch dann gehorchten, wenn dies den sicheren Tod bedeutete. Die Mitglieder des von Hassan gegründeten Ordens erhielten zunächst den Namen "Fidâwi" (=die sich Aufopfernden), später nannte man sie nach dem Getränk, mit dem sie bei ihrer Einweihung in den Orden berauscht wurden und durch desen Genuß sie sich auch zu den unsinnigsten Taten Mut einflößten, "Haschischin". Die Kreuzfahrer, denen die fanatisierten Anhänger Hassans großen Schaden zufügten, nannten sie "Assassinen". Von dieser Bezeichnung leitet sich das französische Wort "assassin", Mörder, her.

Der erste Bericht eines Europäers über den geheimnisvollen Trank der Assassinen ist in der im 12. Jahrhundert entstandenen Chronik des Abtes Arnold von Lübeck enthalten. Darin heißt es, daß Hassan seine Anhänger mit einem gewissen Mittel berausche, wodurch sie in Ekstase oder Verrücktheit verfielen, und daß er mit seiner Magie phantastische Traumbilder voll von Freuden, Wonnen und Possen zeige und sie damit ewig an sich zu fesseln suche.

Der schleswig-holsteinische Bibliothekar Adam Olearius (um 1599-1671). Stich aus: "Vermehrte Moscowitische und Persianische Reisebeschreibung". Schleswig 1656.

Ausführlicher über Hassans Taten berichtet Marco Polo (1254-1323) in seiner Reisebeschreibung, wobei er Hassan im Abendlande unter dem Namen der "Alte vom Berge" einführt. Daß es sich bei dem von Hassan verwendeten Trank tatsächlich um Haschisch gehandelt habe, suchte Sylvestre de Sacy 1809 in seiner Abhandlung "Sur la dynastie des Assassins et su l'origine de leur nom" nachzuweisen. Es dürfte aber eher ein Hyoscyamuspräparat, und zwar "Bandsch", als Haschisch gewesen sein, wie überhaupt die Bezeichnungen Bandsch und Haschisch häufig verwechselt wurden.

Der "Alte vom Berge" fand im 17. Jahrhundert im arabischen Scheich Schedad ben Ad einen Nachahmer, der sich genau auf die gleiche Art eine Anhängerschaft zu sichern verstand. Auch die Mauren in spanien sollen dem Haschisch gekannt haben, man glaubte es daraus schließen zu können, daß einzelne von ihnen, wenn sie von den Inquisitionsrichtern gefoltert wurden, wie in Visionen befangen lächelten.

Daß der Brauch des Hanfrauchens und Hanfessens sich im Laufe des Mittelalters in der orientalischen Welt immer mehr ausbreitete, bezeugen nicht nur die häufige Erwähnung der Pflanze und ihrer Eigenschaften in den Schriften der arabischen Botaniker und Ärzte, die Hanf gegen Diarrhöe, Gonorrhöe und Hämorrhoiden verschrieben, sondern auch zahlreiche Verbote, die die orientalischen Herrscher gegen den überhandnehmenden Hanfgenuß, besonders in Ägypten, erlassen mußten. So befahl der Emir Sudun Scheichuni im Jahre 1378, daß in seinem Hoheitsgebiet alle Hanfpflanzen vernicht würden; wer beim Hanfessen getroffen wurde, dem sollten zuerst die Zähne ausgerissen und dann solte er ins Gefängnis geworfen werden. Aber auch diese drakonischen Maßnahmen konnten die ständige Ausbreitung des Haschischgenusses unter den Orientalen nicht eindämmen.

Titelblatt der "Vermehrten Moscowitischen und Persianischen Reisebeschreibung" von Adam Olearius. Schleswig 1656.

Von den arabischen Ärzten scheint die Kenntnis der Wirkungen des Hanfes an die medizinischen Fakultäten der europäischen Universitäten gelangt zu sein. So schreibt z.B. Rabelais, der von 1530-1532 in Montpellier Medizin studierte (siehe Ciba Zeitschrift Nr. 50 "Die medizinische Schule von Montpelllier) im 3. Buch des "Pantagruel", daß der Hanfextrakt den Magen angreife, das Blut verschlechtere und infolge seiner großen Hitze das Gehirn schädige und den Kopf mit lästigen und schmerzhaften Dämpfen fülle.

Vom 16. Jahrhundert an häufen sich die Nachrichten über den Gebrauch des Hanfes als Rauschmittel. Garcia da Orta erwähnt schon 1563 den Hanfgenuß in Ostindien. Prosper Alpinus, der Ägypten 1580-1584 bereiste, berichtet in seiner Schrift "Quator libri de medicina Aegyptiorum" (Venedig 1591) über einige in Ägypten verwendete Hanzubereitungen wie "Assis" (der Gleichklang läßt auf Haschisch schließen) und "Bers", die von allen Ägyptern mit großer Leidenschaft getrunken würden und deren Genuß zuerst Heiterkeit, Geschwätzigkeit undalle Arten von Sonderbarkeiten erzeuge, denen später Melancholie, Entkräftung und Schlaf folgten. Der deutsche edelmann Hans Jakob Breuning von und zu Buochenbach (um 1552-1616) schildert in seiner "Orientalischen Reyß ..." (Straßburg 1612) den Gebrauch von Rauschmitteln in Konstantinopel. Der schleswig-holsteinische Bibliothekar Adam Olearius (um 1599-1671) erzählt in der 1647 erschienenen Beschreibung seiner persischen Reise "Offt begehrte Beschreibung der Neuen Orientalischen Reise ..."), daß der persische Gesandte am holsteinischen Hofe geröstete Hanfkörner mit Salz bestreut als Aphrodisiakum zu nehmen pflege. Weiterhin berichtet Henricus van Rheede im "Hortus malabaricus" (Amsterdam 1678-1703), daß an der Malabarküste die Eingeborenen die Hanfblätter wie Tabak rauchten, was G.E. Rumphius (1627-1702) auch in Holländisch-Indien beobachtete. Der Karmeliter-Prior Ange de Saint-Joseph aus Toulouse, der als Missionar in Isfahan wirkte, beschreibt in seiner 1681 in Paris erschienenen "Pharmacopea persica" mehrere aus Hanf bereitete Latwergen und läßt durchblicken, daß er sich durch Selbstversuche von deren berauschender Wirkung überzeugt habe.

Ausführlich vom Hanf und seinen Wirkungen spricht der deutsche Arzt Engelbert Kämpfer (1651-1716) (siehe Ciba Zeitschrift Nr. 12 "Ärzte als Entdeckungs- und Forschungsreisende" und Nr. 20 "Medizin in Japan") in seinem Werk "Amoenitatum exoticarum politico-medicarum fasciculi V ..." (Lemgo 1712). Dabei schildert er auch den Haschischrausch, dn er im Orient nach Genuß eines Klümpchens Harzes am eigenen Leibe erfahren hätte. Ähnlich wie Olearius (siehe oben S. 2770) berichtet auch er von einem persischen Aphrodisiakum, bestehend aus Hanfkörnern, die mit Zucker oder Salz genossen werden. Kämpfer selbst hat als Student in Krakau oft Kuchen aus Hanfmehl gegessen ohne eine rauschartige Wirkung zu verspüren. Im 18. Jahrhundert beschreiben fernder der italienische Arzt und Professor Bernardino Ramazzine (1633-1714), sowie Karl von Linné (1707-1778) und andere die verschiedenen Wirkungen des Hanfgenusses.

Darstellung von Cannabis sativa var. indica im "Herbarium Amboinense" (Amsterdam 1741-1755) von G.E. Rumphius (1627-1702). Die Pflanze links wird von Rumphius als männlich, die rechts als weiblich bezeichnet.

Wie schon mehr als 400 Jahre zuvor war es auch zu Anfang des 19. Jahrhunderts notwendig, Maßnahmen gegen die schrankenlose Haschischleidenschaft der Einwohner Ägyptens zu ergreifen. Im Oktober 1800 erließ General Menou, der Kommandant der französischen Armee in Ägypten, ein generelles Verbot gegen das Rauchen von Hanfsamen und gegen die Bereitung von Getränken, die sich nicht an das Verbot hielten, sollten eingesperrt und die Türen ihrer Gasträume zugemauert werden. Alle Haschischballen, die an die Zolllstellen des Landes gelangten, waren zu konfiszieren und öffentlich zu verbrennen. Aber auch diesmal hatten die behördlichen Maßnahmen gegen die Haschischsucht nur sehr wenig Erfolg.

Im 19. Jahrhundert begann man mit der wissenschaftlichen Erforschung des Hanfes und seiner Wirkungen. Der irische Arzt W.B. O'Shaughnessy (1809-1890) war der erste, der sich näher mit seinen therapeutischen Eigenschaften befaßte. Er studierte in Kalkutta den vielfältigen Gebrauch, den die indische Volksmedizin vom Hanf machte, und beschreib seine Erfahrungen in "The Bengal Dispensatory and companion to the Pharmacopoiea" (London 1842). Drei Jahre später erschien das über 400 Seiten starke Buch des französischen Nervenarztes Jacques Joseph Moreau de Tours (1804-1884) "Du hachich et de l'alienation mentale" (Paris 1845), das mit seinen ausführlichen Beschreibungen des Haschischrausches das Interesse zahlreicher Ärzte und die Neugier mancher Literaten erregte und zu vielen Selbstversuchen Anlaß gab. In mancher Beziehung kann das Buch von Moreau, mit dem diemoderne Erforschung der Haschischwirkungen einsetzte, auch für die Haschischsucht verantwortlich gemacht werden,d ie um die Mitte des 19. Jahrhunderts in gewissen Pariser Kreisen herrschte. Zu einer verbreiteten Sucht, die alle Volksschichten erfaßt, konnte der Haschischgenuß in Europa niemals werden; im wesentlichen ist er auf den vorderen und mittleren Orient beschränkt geblieben.