Bombay

Angekommen bin ich am Flughafen von Bombay, dass die Einwohner selbst liebevoll als Mumbai bezeichnen. Losgeflogen bin ich von Rom mit der Alitalia, mit einem Anschlussflug von München aus, was am nächsten meiner Heimat Tirol liegt.

Als erstes fuhren wir in die Colaba, dem Touristenviertel von Bombay, wo wir ein Hotel fanden, dass uns Freunde bereits zu Hause empfohlen hatten. Es war um ein Drittel billiger als die anderen Hotelzimmer, war aber dementsprechend baufällig. Lustigerweise konnte man von Zimmer zu Zimmer über die Decke klettern, denn die Wände erreichten die Decke nicht - genau wie bei uns Toiletten gebaut sind. Sehr sicher, wenn man teures Gepäck bei sich hat. Aber passiert ist nichts. Nur das Absperren empfanden wir als sehr spassig, bei dieser Situation. In der Colaba befinden sich alle gängigen Hotels in allen Preisklassen, Restaurants und viele Geschäfte, wo man sich mit dem noetigsten eindecken konnte, was man fuer eine Indienreise braucht und nicht in Europa bekommt, beispielsweise ein blanket - eine duenne Decke zum Zudecken, denn unsere Schlafsäcke sind für die tropischen Temperaturen Indiens meist ungeeignet. Die gibts es mit herrlichen Mustern bedruckt in allen Farben und Formen, hauchduenn, gerade, dass man etwas Ruhe von den Moskitos hat. Auch ein Lonely Planet - der Reiseführer für Indien - wurde von uns eingekauft. Dort sind die meisten Sehenswuerdigkeiten und Hotels, aber auch die Zugverbindungen verzeichnet. Unverzichtbar - das treue Stueck.

Als erstes, am ersten Abend begaben wir uns zum Ufer, denn die Colaba liegt am Meer und wir kauten unseren ersten Betelbissen. Die gibt es meist mit Zigaretten gemeinsam bei eigenen Händlern den Pan-walas, den pan bedeutet Betel auf Hindi und wala - ist eben ein Mensch. Es war ein bereits industriell gefertigter Betelbissen, der Plastikverpackt auf uns zukam. Drinnen befand sich ein roetliches Pulver und der appetitliche Bissen wurde von uns fachgerecht mit der Hand pulverisiert, in den Mund genommen und lange gekaut und dann ausgespuckt, was einen schoenen roten Fleck am Boden ergab - die sieht man ueberall in Indien - gleich wie die Hundehäufchen bei uns. Viel verspuerten wir jedenfall nicht vom pan-parag, wie das gute Ding hiess. Doch irgendwie fuehlt ich mich ungemein wohlig nach dem Konsum.

Am nächsten Tag ging es auf zum Bahnhof, wo wir Tickets nach Hospeth erwarben. Man muss sich dafuer in einer Schlange anstellen und ein Formular ausfuellen, wo wir natuerlich 2nd class sleeper wählten, nicht die erste Klasse, die air-conditioned ist. Das wollten wir nicht, ausserdem ist die erste Klasse relativ teuer im Gegensatz zur 2. Klasse, nur die Betten sind etwas kurz geraten, aber der durchschnittliche Inder ist halt ein Stueckchen kleiner als wir Österreicher. Die Fahrt nach Hospeth dauert fast einen ganzen Tag und wir wollten ja weiter nach Hampi und wie wir aus dem Lonely Planet wussten, mussten wir zuerst mit dem Zug nach Hospeth und dann mit dem Bus weiter nach Hampi. Ausserdem mussten wir 3 Tage warten bis wir ueberhaupt einen freien Platz in einem Zug bekamen.

So hatten wir Zeit, die Stadt weiter zu erkunden, unser erstes indisches Essen zu essen, brennend scharf - wie ueblich und fuerchtlich ungewohnt fuer uns Europäer. Weiters habe ich mich mit Zigaretten eingedeckt. Die indischen Zigarretten (Wills, Duncan,...) sind alle viel kuerzer als unsere und nur mit 10 Stück gefüllt, aber dafür viel billiger. Marlboro gibt es natuerlich auch, die kosteten 50 Rupees, was immer noch ein gewaltiges Stueck billiger als bei uns ist.

Am Weg zur Hauptpost wollte ich einen palang-tor erwerben, wie ich schon wusste ist dass ein spezieller Betelbissen, der frisch bereitet wird und zur Hochzeitsnacht genossen wird, vom Brautpaar natürlich. Der pan-wala, bei dem ich das gute Ding orderte schaute zwar ein bisschen komisch als wir 2 Männer einen palang-tor wollten, machte sich aber sofort an die Bereitung, oeffnete Dosen, entnahm Blätter und Pulver und bereitete mit sichtlicher Freude ein Prachtstueck eines Betelbissens fuer den ich 30 Rupees berappen musste. Dieser wirkte aber eindeutig im Gegensatz zum schwachen industriellen Gegenstueck vom Vortag, so begann sich viel Speichel im Mund anzusammeln, denn die Sekretion wird erhöht und meine Zähne färbten sich rot von der Droge - gesprächiger wurde ich auch und fuehlte mich rund-erneuert. Ein gelungener Test.Heimgeflogen bin ich wiederum von Bombay aus, wobei aber noch die einzige Konditorei Indiens besuchte, die von einer Auswanderin gegruendet worden ist und sich auch in der Colaba befindet. Dort ass ich nach 3 Monaten indischem Essen eine Sachertorte, der Vorgeschmack auf die Heimat. Heimgeflogen sind wir ueber delhi mit einer Air India Maschine, nicht mit der Alitalia, was mich schon etwas erschrak, doch der Rueckflug ging problemlos über die Runde, aber flogen zuerst nach delhi, wo ich am Vortag mit dem Zug aufgebrochen bin nach Bombay, wenn ich dass gewusst hätte, hätte ich mir die öde Zugfahrt sparen können und einiges an Wartezeit.

Bei der Rückfahrt, genauer gesagt, beim Heimweg nach Bombay hatte ich noch einen mehrtägigen Aufenthalt in Bombay, wo ich noch einiges entdeckte. So gibt es in Bombay die einzige Konditorei Indiens. Gegründet von einem Emigranten, versehen mit air-conditioning, bietet sie Sachertorten und Malakov-torte zu europaeischen Preisen mitten in der Colaba an. Das konnte ich mir nach 3 Monaten Reis nicht entgehen lassen, obwohl es den Finanzen nicht gut tat. Wunderbar war die Sachertorte und schön die Erinnerungen an die Heimat, die Sie auslöste. Das war halt Mumbay.