Aesculus hippocastanum Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Pflanzl. Fam.:

Hippocastanaceae - Rosskastaniengewaechse

Inhaltsstoffe:

Bioflavonoide, Saponine. (#104/47) Aescin. (#110/230)

Aescin, ist ein Gemisch aus monodesmoidischen Triterpensaponinen; Flavonoide, Cumarinderivate Aesculin und Fraxin; (#144)

Andere Namen:

Gemeine Rosskastanie (#104/46, #110/230, #144), Wilde Kastanie, Kestenbaum, Gichtbaum, Pferdekastanie, Judenkest. (#104/46) Rosskastanie, Foppkastanie, Judenkest, Pferdekastanie, Saukastanie, Vixirinde, Weisse Rosskastanie, Wilde Kastanie, Wildi Kestene. (#144)

Vorkommen:

Sie stammt urspruenglich vom Balkan und ist in fast ganz Europa in kultivierter Form, meist in Gaerten und Parkanlagen, zu finden. (#104/46)

Europa, Kleinasien, Nordindien, Kaukasus, Nordgriechenland. Importiert wird die Droge aus osteuropaeischen Laendern. (#144)

Aussehen:

Die Rosskastanie ist ein bis zu 35 m hoher, sommergruener Baum mit grosser, regelmaessiger Krone und findet sich haeufig als Schattenspender in bayerischen Biergaerten. Die Laubblaetter sind 5- bis 7-fach gefiedert und sitzen an langen, rinnigen Stielen. Die weissen, gelb- oder roetlichen Blueten sitzen zahlreich in kegel-foermigen, steil aufrechten Rispen. Die gelbgruenen, kugeligen Fruechte sind mit weichen Stacheln besetzt und enthalten glaenzend braune Samen mit einem grossen, hellen Nabelfleck. (#144)

Die Esskastanie (Castanea vescalsativa) gehoert dagegen zur Familie der Buchengewaechse und besitzt abgesehen von den Fruechten, keinerlei Aehnlichkeit mit der Rosskastanie. Die Samen der Rosskastanie sind nicht fuer den menschlichen Verzehr geeignet. (#144)

Droge:

Die Rinde der Aeste und die Samen. (#104/46, #110/230)

Medizinisch verwendet werden Extrakte aus den Samen, der Rinde und den Blaettern, wobei ein Nutzen nur fuer die Samenextrakte belegt ist. (#144)

Allgemeines:

Verwendung in Kosmetika und Haarpraeparaten; die Fruechte werden zu Futter zermahlen. (#110/230)

Es sind Tabletten, Kapseln und Dragees zur Behandlung von Venenleiden aber auch von Haemorrhoiden im Handel, die einen Trockenextrakt meist aus Rosskastaniensamen, der auf Aescin standardisiert ist, oder die reines Aescin enthalten. Die Wirksamkeit aeusserlich anzuwendender Zubereitungen wie Gele oder Tinkturen ist nicht belegt. Auch Badezusaetze koennen Rosskastanienextrakte enthalten. (#144)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Wirkungen:

Ein bitteres adstringierendes, fiebersenkendes Kraut, das die Kappillarpermeabilitaet sowie lokale Oedeme reduziert; es ist harntreibend und entzuendungshemmend. Sein Hauptbestandteil ist Aescin, eine Mischung von Saponinen, das eine entzuendungshemmende Wirkung hat. Innerlich bei Arterienverkalkung, Schlaganfall, Herzanfall, Kreislaufschwaeche, Krampfadern, Venenentzuendung, Frostbeulen, Haenmorrhoiden und Schwellungen nach schwerem Trauma; injeziert bei geschwollenenen Gelenken und Knochenbruechen. (#110/230)

(#104/47)

Zur Anwendung kommen mit alkoholischen Auszugsmitteln hergestellte, standardisierte Trockenextrakte aus den Samen. Fuer den Hauptwirkstoff Aescin, einem Gemisch aus monodesmoidischen Triterpensaponinen, sind gefaessabdichtende, venentonisierende und antioedematoese Wirkungen beschrieben. Weiterhin sind im Extrakt Flavonoide enthalten, waehrend die toxikologisch bedenklichen Cumarinderivate Aesculin und Fraxin nur in Auszuegen aus Rinde, Blaetter, Blueten oder Fruchtschalen enthalten sind. Die Wirksamkeit von Praeparaten, die einen Extrakt aus den Blaettern oder der Rinde der Rosskastanie enthalten, ist nicht belegt. Praeparate aus Rosskastaniensamenextrakt zum Einnehmen oder auch aus reinem Aescin werden daher bei chronischer Veneninsuffizienz eingesetzt. Aeusserliche Zubereitungen wie z.B. Gele zeigen ausser einem kuehlenden Effekt vermutlich wenig Wirkung. Die venoese Insuffizienz (Venenschwaeche) aeussert sich in Schmerzen, Spannungs- und Schweregefuehl der Beine sowie Schwellungen, die besonders abends und an heissen Tagen ausgepraegt sind. Sichtbare Zeichen sind Krampfadern und Besenreisser. Durch die Wassereinlagerungen kommt es zu einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff, es kann dann langfristig zu Entzuendungen und Geschwueren kommen. Aescin vermindert die Schwellungen aehnlich gut wie eine Kompressionstherapie, jedoch ist die medikamentoese Behandlung kein Ersatz fuer weitere angeordnete Massnahmen, wie z.B. das Wickeln der Beine oder das Tragen von Stuetzstruempfen. Auch bei verletzungsbedingten Gewebeschwellungen sind diese Praeparate wirksam, nicht jedoch bei Schwellungen anderer Ursachen wie z.B. Stauungen des Lymphsystems oder Oedeme bei Herzinsuffizienz. (#144)

Dosis:

Innerlich einzunehmende Praeparate:
mittlere Tagesdosierung 100 mg Aescin. (#144)

Aeusserlich anzuwendende Praeparate:
keine Empfehlung moeglich, da aeusserlich angewandtes Aescin vermutlich keine Wirksamkeit besitzt. (#144)

Warnhinweise:

Empfindliche Personen koennen mit Magen- und Darmreizungen reagieren. Die Einnahme sehr hoher Dosen kann zu Erbrechen, Durchfall und anderen Vergiftungserscheinungen fuehren. Abhilfe kann hier die Verwendung einer magensaftresistenten Formulierung bringen.
Vor Beginn einer Behandlung sollte sichergestellt sein, dass die Schwellungen in den Beinen durch eine Veneninsuffizienz verursacht sind und andere Erkrankungen, wie z.B. eine Stauung des lymphatischen Systems oder eine Herzinsuffizienz nicht vorliegen. Tritt innerhalb von vier bis sechs Wochen keine Besserung der Beschwerden ein, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Weitere vom Arzt verordnete Massnahmen (z.B. Stuetzstruempfe) sollten weitergefuehrt werden. (#144)

Die Verwendung von Teezubereitungen z.B. aus Blaettern oder der Verzehr der Samen kann zu Vergiftungen fuehren! (#144)

Nicht ohne aerztlichen Rat waehrend Schwangerschaft und Stillzeit anwenden! Es liegen keine Daten zur Unbedenklichkeit vor. (#144)

Nicht ohne aerztlichen Rat bei Erkrankungen der Niere oder Leber anwenden! Bei einer intravenoesen Anwendung wurden Leber- und Nierenschaedigungen beobachtet. (#144)

Nicht ohne aerztlichen Rat anwenden bei gleichzeitiger Behandlung mit blutgerinnungs-hemmenden Medikamenten (z.B. Marcumar, Aspirin)! Durch den Gehalt an Cumarinen aber auch durch Aescin selbst kann es zu einer Verstaerkung der blutgerinnungshemmenden Wirkung kommen. (#144)

Da Aescin eine hohe Plasmaeiweissbindung aufweist, kann es theoretisch zu Wechselwirkungen mit anderen, stark plasmaeiweissgebundenen Arzneimitteln kommen. (#144)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Bild entnommen aus: WURZER Walter: "Die Grosse Enzyklopaedie der Heilfplanzen. Ihre Anwendung und Ihre Natuerliche Heilkraft.", Neuer Kaiser Verlag, 1994.

Abb.2.: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Britton & Brown Illustrated Flora - 2nd Edition (1913) "An Illustrated Flora of the Northern United States and Canada".


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie