Glycyrrhiza glabra Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Der Habitus der Pflanze.

Pflanzl. Fam.:

Fabaceae = Leguminosae
Fabaceae - Schmetterlingsbluetler (#104)

Andere Namen:

Suessholz, Lakritze, Lakritzenwurzel, Hustenwurzel, Suesse Wurzel. (#104/284) Suessholz, Lakritze, Lakritzenwurzel, Lakritzen, Russisches Suessholz, Spanisches Suessholz. (#144)

Glycyrrhiza glabra L. var. glabra; Glycyrrhiza glabra L. subsp. glandulifera (Waldst. & Kit.)Ponert; Glycyrrhiza glabra L. var. glandulifera (Waldst. & Kit.)Regel & Herder; Glycyrrhiza glabra L. var. typica L.; Glycyrrhiza glabra L. var. violacea (Boiss. & Noe)Boiss.; Glycyrrhiza glandulifera Waldst. & Kit.; Glycyrrhiza hirsuta Pall.; Glycyrrhiza pallida Boiss. & Noe; Glycyrrhiza violacea Boiss. & Noe; Alcacuz (Po.); Biyan (Azerb.); Buyan (Turkm.); Chikher-Evs (Mong.); Common Licorice; Common Liquorice; Dzirtkbila (Georg.); Jethi-Madh (Hindi); Kahles Suessholz; Kzyl Miya (Kaz.); Kzyl Miya (Kaz.); Lakritsipensas (Fi.); Lakritsvaxt (Sw.); Lakritza (russ.); Lemn dulce (russ.); Licorice (engl.); Liquorice (engl.); Liquorizia (ital.); Matutik (Arm.); Miya (Uzb.); Modligroszek (Pl.); Mulhatti (Hindi); Nutzgen Chikhergene (Mong.); Orozuz (Sp.); Reglisse glabra (frz.); Solodka Golaya (russ.); Spanish Liquorice; Suessholz (dt.); Syudzhi-Buyan (Turkm.); Yarbe Dulche Netede (Mold.); (#147)

Vorkommen:

Die Lakritze ist in Europa und Asien anzutreffen. (#144)

Afrika (einheimisch): Algerien (eingefuehrt), Aegypten (eingefuehrt), Libyen;
Asien (einheimisch): Afghanistan, Armenien, Azerbaijan: Azerbaijan, Nakhichevan; China: Xinjiang Uygur; Gruzia, Indien, Iran, Irak, Kazakhstan: Aktyubinsk, Alma-Ata, Chimkent, Dzhambul, Dzhezkazgan, Guryev, Kustanai, Kzyl-Orda, Mangyshlak, Pavlodar, Semipalatinsk, Severo-Kazakhstanskaya, Taldy-Kurgan, Turgaiskaya, Uralsk, Vostochno-Kazakhstanskaya; Kirgizstan: Frunze, Issyk-Kul, Osh; Mongolei: Bayankhongor, Govi-Altai, Khovd; Pakistan, Russland in Asien: Checheno-Ingushetia, Chelyabinsk, Dagestan, Kabardino-Balkaria, Karacheyevo-Cherkessia, Krasnodar, Kurgan, Severo-Osetia, Stavropol; Tadzhikistan: Dushanbe, Gorno-Badakshan, Kulyab, Kurgan-Tyube, Leninabad; Turkmenistan: Ashkhabad, Chardzhou, Krasnovodsk, Mary, Tashauz; Uzbekistan: Andizhan, Bukhara, Dzhizak, Fergana, Karakalpakia, Kashkadarinskaya, Namangan, Samarkand, Surhandarinskaya, Syr-Darya, Tashkent;
Australien (eingefuehrt);
Europa (einheimisch): Albanien, Austria (eingefuehrt), Bulgarien, Kreta (eingefuehrt), Czech Republic & Slovakia (eingefuehrt), éhem. Jugoslavien, Frankreich (Unsicher), Griechenland, Ungarn (eingefuehrt), Italien, Moldova, Portugal (eingefuehrt), Romania, Russland in Europa: Astrakhan, Belgorod, Ivanovo, Kalinin, Kalmykia, Kaluga, Kuibyshev, Moskau, Orenburg, Rostov-Don, Saratov, Tataria, Volgograd, Voronezh; Sardinien, Sizilien, Spanien (Unsicher), Schweiz (eingefuehrt), Ukraine: Dnepropetrovsk, Donetsk, Kharkov, Kherson, Krym, Nikolaev, Odessa, Voroshilovgrad, Zaporozhye;
Indischer Ozean: Malediven (einheimisch);
Mittlerer Osten (einheimisch): Zypern, East Aegean Inseln (griech.), Israel, Jordan, Libanon, Syrien, Turkei in Asien;
Nordamerika: USA (eingefuehrt): Arizona, Kalifornien, Colorado, Nevada, Utah; (#147)

Kommt hauptsaechlich in Suedeuropa vor. Die Pflanze liebt dabei sonnige Stellen mit lockeren Boeden. (#104/284)

Inhaltsstoffe:

Glycyrrhizinsaeure, Flavonoide, Phytosterin, Zucker, Staerke. (#104/285)

Die Suessholzwurzel enthaelt Saponine, darunter das suessschmeckende Glycyrrhizin, Flavonoide, Chalkone und Cumarine. (#144)

Allgemeines:

Die Suessholzwurzel ist Bestandteil vieler Praeparate aus der Gruppe der Husten- und Magen-Darmmittel. Extrakte aus der Suessholzwurzel werden auch in der Suesswarenindustrie zur Herstellung von Lakritze und zur Aromatisierung von Medikamenten und Bonbons verwendet. (#144)

Die Pflanze wird gebraucht fuer chemische Produkte; Haushalt; Oekologische Gruende; Fasern; Essen und Trinken; Forstwirtschafft; Medizin; Heu; Holz; (#147)

Das Suessholz stellt einen durstloeschenden und erweichenden Bestandteil vieler Pastillen und Bonbons dar, versuesst und verstaerkt den Geschmack zahlreicher Suessigkeiten, Lebensmittel, Getraenke und Tabaksorten und hilft den bitteren Geschmack pharmazeutischer Produkte zu verbessern. (#104/285)

Innerlich wirkt das Suessholz hauptsaechlich beruhigend und auswurffoerdernd bei Husten (vor allem bei Praeparaten, die fuer Kinder bestimmt sind), krampfloesend und unterstuetzend auf die Verdauungsprozesse wie auch bei Sodbrennen und Gastritis. Ein Derivat des Suessholzes, die Glyzyrrhetinsaeure, wird unter anderem haeufig bei der Behandlung von Magengeschwueren eingesetzt. (#104/285)

Aeusserlich entwickelt die gekaute Suessholzwurzel ausgezeichnete erweichende und entzuendungshemmende Eigenschaften auf den Mund und das Zahnfleisch, hilft bei Halsentzuendungen von Rauchern, klaert die Stimme auf und verbessert den Atem. (#104/285)

Die narbenbildende, bakterientoetende und entzuendungshemmende Wrkung der Glyzyrrhetinsaeure kann nicht unmittelbar genuetzt werden, da diese nicht direkt im Suessholzinfus verfuegbar ist. (#104/285)

Aussehen:

Das Suessholz ist eine langlebige, bis zu 2 m hoch wachsende Staude. Die Pflanze bildet zunaechst eine Pfahlwurzel, spaeter ein verholzendes Rhizom und Nebenwurzeln. Die blaeulich bis hellvioletten Schmetterlinsblueten stehen in aehrenaehnlichen, aufrechten Bluetenstaenden. (#144)

Mehrjaehriges, nicht-kletterndes Kraut; nicht gefaehrdet; (#147)

Droge:

Die Wurzeln. (#104/284)

Medizinisch aber auch in der Suesswarenindustrie zur Herstellung von Lakritze werden die im Spaetherbst bis Fruehjahr gesammelten und getrockneten Nebenwurzeln verwendet. (#144)

Sammelzeit:

Im September/Oktober, wenn sich die Pflanze in der Ruhephase befindet, werden die Wurzeln gesammelt. Sie muessen jedoch mindestens drei Jahre alt sein. Sie werden gewaschen, die Nebenwurzeln entfernt und dann in 10 bis 15cm lange Stuecke geschnitten. (#104/285)

Aufbewahrung:

Die Wurzeln im Schatten oder an einem geheizten Ort (nicht ueber 40 Grad Celsius) trocknen und in Glasgefaesse oder Papiersaeckchen an einen lichtgeschuetzten und trockenen Ort lagern, da das Material wasseranziehend ist. (#104/285)

Wirkungen:

(#104/285)

Zubereitungen aus der Suessholzwurzel werden zahlreiche Wirkungen zugeschrieben, wobei die Foerderung der Abheilung von Magen- oder Darmgeschwueren bzw. die Schutzwirkung gegenueber deren Entstehung am besten untersucht ist. Heutzutage ist diese Anwendung jedoch kaum mehr von Bedeutung, da als Ursache fuer die Entstehung von solchen Geschwueren eine Infektion mit Bakterien (Helicobacter pylori) angesehen wird, die antibiotisch behandelt wird und somit eine Heilung erreicht werden kann. (#144)

Glycyrrhizin besitzt weiterhin eine hustenreizvermindernde, entzuendungshemmende und schleimloesende Wirkung, die durch eine auf das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Viren hemmende Wirkung weiterer Inhaltsstoffe ergaenzt wird, so dass die Suessholzwurzel zur Behandlung von Husten aber auch von Entzuendungen im Mund- und Rachenraum verwendet wird. (#144)

Im Tier- oder Laborversuch konnte auch radikalfangende, immunmodulierende, antihistaminische Eigenschaften und ein Einfluss auf den Stoffwechsel der Geschlechtshormone nachgewiesen werden. (#144)

Hervorzuheben ist insbesondere, dass Glycyrrhizin bzw. Glycyrrhetinsaeure den Effekt der koerpereigenen Hormone Hydrocortison und Aldosteron verstaerken und somit zu Nebenwirkungen fuehren koennen wie sie bei einer Cortisontherapie auftreten. Daher sind spezielle Anwendungsbeschraenkungen zu beachten und die Therapiedauer auf 4 bis 6 Wochen zu beschraenken! Auch der uebermaessige Verzehr von lakritzehaltigen Suesswaren kann zu unerwuenschten Wirkungen bis hin zur Vergiftung fuehren! (#144)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Dosis:

Tee:
1 Teeloeffel fein zerkleinerte, getrocknete Suessholzwurzel (etwa 3 g) werden mit ca. 150 ml siedenem Wasser uebergossen, 5 Minuten am Sieden gehalten und nach dem Abkuehlen abgeseiht. 3 mal taeglich eine Tasse frisch bereiteten Tee nach den Mahlzeiten trinken.
Tagesdosis: 5 bis 15 g Droge, entsprechend 200 bis 800 mg Glycyrrhizin. (#144)

Lakritze:
Die handelsueblichen Lakritzesorten enthalten zwischen 34 und 500 mg Glycyrrhizinsaeure pro 100 g. Produkte mit mehr als 200 mg / 100 g werden als "Starklakritze" bezeichnet fuer die eine Angabe ueber die Hoechstverzehrmenge angegeben werden muss. Aber auch der Genuss groesserer Mengen ueber laengere Zeitraeume von Suesswaren mit geringerem Gehalt an Glycyrrhizinsaeure kann zu unerwuenschten Nebenwirkungen fuehren. Eine niederlaendische Studie fand heraus, dass der Verzehr von unter 2 mg pro Kilogramm Koerpergewicht und Tag unbedenklich erscheinen. (#144)

Innere Anwendung:
die Wurzeln
Bei Husten, Bronchialkatarrh, Sodbrennen.
Infus (oder Dekokt) - 2g auf 100ml Wasser. Bei Bedarf eine Tasse oder kleine Tasse.
Fuer die Verdauung.
Tinktur - 20g auf 100ml 20%igen Alkohol (10 Tage lang ansetzen). Teeloeffelweise. (#104/285)

Aeussere Anwendung:
die Wurzeln
Erweichend, entzuendungshemmend (Mund- und Halsschleimhaeute).
Dekokt - 6g auf 100ml Wasser. Mundspuelungen und Gurgeln, Waschungen. (#104/285)

Warnhinweise:

Nicht waehrend Schwangerschaft und Stillzeit anwenden! (#144)

Nicht anwenden bei vorliegenden Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems (Bluthochdruck, Herzinsuffizienz), Zuckerkrankheit (Diabetes), Lebererkrankungen, die auf einer Stoerung des Gallenflusses beruhen, Leberzirrhose, schweren Nierenfunktionsstoerungen und bei erniedrigtem Kaliumgehalt des Blutes (Hypokaliaemie)! (#144)

Nur nach Ruecksprache mit dem Arzt anwenden bei Erkrankungen, die durch die Gabe von weiblichen Geschlechtshormonen (Estrogene) beeinflussen lassen, wie z.B. hormonabhaengige Tumoren (Brust-, Eierstockskrebs) und Endometriose. (#144)

Nicht in hoeherer Dosierung oder laenger als 4 bis 6 Wochen anwenden! (#144)

Die Einnahme von Zubereitungen aus der Suessholzwurzel in hoeherer Dosierung und / oder ueber laengere Zeit kann zu schweren Stoerungen des Mineralstoffhaushaltes (erniedrigte Kalium- erhoehte Natriumspiegel) fuehren, was sich in einer vermehrten Wassereinlagerung im Gewebe (Oedeme) und Bluthochdruck zeigen kann. Als weitere Folge koennen Herzrhythmusstoerungen, Muskelschwaeche und Rhabdomyolyse (d.h. eine Aufloesung von Muskelfasern) auftreten. (#144)

Wechselwirkungen:
Nicht anwenden bei gleichzeitiger Medikation mit herzwirksamen Glykosiden, blutdrucksenkenden Mitteln, Cortisonpraeparaten und bestimmten Diuretikas und Abfuehrmitteln! (#144)

Die gleichzeitige Anwendung kann zu einer Verstaerkung der Nebenwirkungen oder zu einer Abschwaechung der Wirksamkeit fuehren. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker! (#144)

Die Einnahme von Zubereitungen aus dem Suessholz kann moeglicherweise den Abbau bestimmter Medikamente hemmen und somit indirekt zu einer Ueberdosierung fuehren. (#144)

Daher sollten Personen, die bereits andere Medikamente einnehmen, vor der Anwendung ihren Arzt oder Apotheker zu Rate ziehen. Ebenso sollten Patienten, die suessholzwurzelhaltige Praeparate einnehmen, ihren Arzt darueber informieren, wenn sie andere Arzneimittel verordnet bekommen. (#144)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Bild entnommen aus: WURZER Walter: "Die Grosse Enzyklopaedie der Heilpflanzen. Ihre Anwendung und Ihre Natuerliche Heilkraft.", Neuer Kaiser Verlag, 1994.

Abbildung 2: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Internet;


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie