Valeriana officinalis Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Die Baldrianpflanze.

Pflanzl. Fam.:

Valerianaceae - Baldriangewaechse

Andere Namen:

Echter Baldrian, Katzenkraut, Augenwurzel, Brachkraut, Krampfwurzel, Windwurzel, Mondwurzel, Waldspeik, Rattenwurzel, Denmarkwurzel, Bullerian, Dreifuss, Marienwurzel, Ollerjan, Viehkraut, Wendwurzel. (#104/608) Baldrian, Arzneibaldrian, Balderbracken, Balderbrackenwurzel, Balderjan, Bullerjan, Katzenbaldrian, Katzenkraut, Katzenwurzel, Stinkbaldes. (#144) Common Valerian (engl.), Garden Valerian (engl.), Great Wild Valerian (engl.), Vandal-root (engl.). (#146)

Inhaltsstoffe:

Die Droge enthaelt 0,5-2,0% aether. Oel, das in den Zellen der Hypodermis lokalisiert ist und sich aus einer Vielzahl von Terpenen (alpha-Pinen und beta-Pinen, (-)-Camphen, (-)-Limonen, alpha-Fenchen, beta-Phellandren, gamma-Terpinen, Terpinolen u.a.), Sesquiterpenen (Caryophyllen, gamma-Selinen, ?-Cadinen, Kessan, ss-Elemen, alpha-Curcumen, beta-Bisabolen u.a.) sowie Borneol- und Myrteholestern (besonders Acetate, Formiate, Isovalerianate) zusammensetzt. Ihr charakteristischer Geruch, der erst beim Trocknen auftritt, ist auf Bornylisovalerianat und frei Isovaleriansaeure zurueckzufuehren. Bemerkenswert ist das Vorkommen von Pyrryl-alpha-methylketon und von Pyridinalkaloiden. Die Pyridinalkaloide erwiesen sich, allerdings nur in vitro - als Hemmstoffe der Cholin- und Acetycholinesterase. Sie sind wahrscheinlich auch fuer die erregende Wirkung des Baldrians auf Katzen verantwortlich. Weitere interessante Stoffe, die sedative Wirkung besitzten, sind die bis zu 5% in der Droge vorkommenden Triester von Polyhydroxycyclopenta[c]pyranen, die sogenannten Valepotriate, z.Bsp. Valtratum, Acevaltratum, Dihydrovaltratum und 8,11-Desoxydodidrovaltratum und deren Spaltprodukt Baldrinal. Diese Verbindungen werden wegen der sich nach Salzsaeurezusatz bildenden Blaufaerbung mitunter als Halazuchrome bezeichnet. Halazuchrome kommen auch in den Wurzeln der in Frankreich und Italien heimischen Roten Spornblume, Kentranthus ruber DeCandolle (Valerianaceae) vor, die kein aetherisches Oel und keine Alkaloide enthaelt und dennoch in ihrer Heimat als wirksames Sedativum verwendet wird.

Oleum Valerianae stammt aus der Wurzel von V.o. var. angustifolia Miq., einer in Japan heimischen Pflanze. Das aether. Oel, das zu etwa 4,5% in der sogenannten Kessowurzel vorkommt, aehnelt in seiner Zusammensetzung dem Oel von V.o.L., enhaelt aber ausserdem alpha-Kessylalkohol, dessen Ester und verwandte Verbindungen. Die therapeutische Bedeutung ist gering. (#103/206f.)

Die Baldrianwurzel enthaelt aetherisches Oel, Sesquiterpene und Valeprotriate in verschiedenen Zusammensetzungen je nach Art, Alter und den Wachstumsbedingungen der Pflanze. (#144)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Baldrianpflanze.

Vorkommen:

Europa, Nordamerika; bevorzugt feuchte Orte. (#103/205)

Heimisch in Europa und Asien. Im nordoestlichen Amerika wird die Droge mittlerweile auch kultiviert. Die Droge stammt aus Kulturen in England, Osteuropa, Belgien und teilweise aus Deutschland. (#144)

Droge:

Der Wurzelstock und die Wurzeln. (#104/609)

Wurzelstock wird medizinisch verwendet. (#103/206, #144)

Allgemeines:

Baldrianwurzelextrakte sind in vielen Praeparaten alleine oder in Kombination mit anderen Stoffen enthalten. Gebraeuchlich sind Dragees, Tinkturen, Tees und Pflanzenpresssaefte. Auch Badezusaetze mit Baldrian sind erhaeltlich. (#144)

Wirkungen:

Die Droge Radix Valerianae, das getrocknete Rhizom und die Wurzeln ist ein haeufig gebrauchtes, mildes Beruhigungsmittel mit klinisch erwiesener Wirksamkeit. Im pharmakologischen Experiment konnte nicht in allen Faellen ein spezifischer sedativer Effekt auf das Versuchstier beobachtet werden. (#103/205)

(#104/609)

Bei Unruhezustaenden, nervoes bedingten Einschlafstoerungen. (#144)

Die Baldrianwurzel enthaelt aetherisches Oel, Sesquiterpene und Valeprotriate in verschiedenen Zusammensetzungen je nach Art, Alter und den Wachstumsbedingungen der Pflanze. Unbestritten sind die beruhigenden und einschlaffoerdernden Wirkungen, die wahrscheinlich das Ergebnis des Zusammenspiels der einzelnen Inhaltsstoffe und deren bei der Zubereitung entstehenden Abbauprodukte ist. Die Wirkung bei nervoesen Magenbeschwerden ist nicht belegt. (#144)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Dosis:

Tee:
1 Teeloeffel (2 - 3 g) Baldrianwurzel mit ca. 150 ml siedendem Wasser uebergiessen und nach 10 bis 15 Minuten abseihen. 1 - 3 mal taeglich und vor dem Schlafengehen eine Tasse trinken. (#144)

Tinktur:
1/2 - 1 Teeloeffel voll (1 - 3 ml) 1- bis mehrmals taeglich. (#144)

Extrakte:
Entsprechend 2 - 3 g Droge 1- bis mehrmals taeglich. (#144)

Aeussere Anwendung:
Aufguss von 100 g in 2 l heissem Wasser fuer ein Vollbad, Zubereitungen entsprechend. Badetemperatur: 34 - 37 Grad C., Badedauer: 10 bis 20 Minuten. (#144)

Aussehen (Botanische Beschreibung):

Im "Lehrbuch der Botanik fuer Hochschulen" von Fitting, Sierp, Harder und Firbas findet sich folgende Beschreibung, die allgemein fuer Valerianacae-Arten gilt:

"Assymetrische Blueten mit einer meist 5-zaehligen, oft gespornte Krone, nur 4-1 Staubblaetter. In ihrem 3faecherigen Fruchtknoten ist nur 1 Fach fruchtbar; er wird zu einer 1samigen Nuss."

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Weiters steht in diesem Werk zum Baldrian geschrieben:

"Er hat 3 Staubblaetter und einen zur Bluetezeit noch unentwickelten Kelch, der spaeter an der Frucht zu einer ihre Verbreitung dienenden Haarkrone (Pappus) auswaechst."

Auch Eberhard TEUSCHER beschreibt die Pflanze als:

"mehrjaehrig, bis 170cm hoch werdende krautige Pflanze."

Die 50 cm bis 100 cm hohe Pflanze ist in ganz Europa und den gemaessigten Gebieten Asiens heimisch. Die hellrosa bis weissen in rispigen Trugdolden angeordneten Blueten besitzen einen angenehmen Geruch, waehrend der zylinderfoemige Wurzelstock, der medizinisch verwendet wird, sehr streng riecht. Katzen, aber auch Ratten fuehlen sich davon sehr angezogen. (#144)

Warnhinweise:

Vollbad:
Allgemein sollten keine Vollbaeder bei groesseren Hautverletzungen, unklaren akuten Hauterkrankungen, schweren fieberhaften und infektioesen Erkrankungen, Herzinsuffizienz oder Hypertonie durchgefuehrt werden. (#144)

Bei bestimmungsgemaessem Gebrauch sind keine Nebenwirkungen bekannt. Trotzdem sollten Baldrianzubereitungen nicht waehrend Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden, da bisher noch keine Erfahrungen ueber die Unbedenklichkeit vorliegen. Bei Kindern unter 12 Jahren sollten Baldrianpraeparate nur nach Ruecksprache mit dem Arzt angewendet werden. (#144)

Geschichte:

Die Baldrianwurzel wird schon seit dem Altertum als Heilmittel geschaetzt und wurde im Mittelalter sogar fuer Zaubereien benutzt. (#144)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: Unbekannt; Quelle: Internet;

Abbildung 2: Zeichner: Unbekannt; Quelle: Internet;

Abbildung 3: Zeichner: unbekannt; Quelle: Britton & Brown Illustrated Flora - 2nd Edition (1913) "An Illustrated Flora of the Northern United States and Canada";

Abbildung 4: Zeichner/in: unbekannt; Bild entnommen aus: WURZER Walter: "Die Grosse Enzyklopaedie der Heilpflanzen. Ihre Anwendung und Ihre Natuerliche Heilkraft.", Neuer Kaiser Verlag, 1994.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie