DEMO: Im Gedenken an die Opfer der Unmenschlichkeit!

"Wehret den Anfängen!" Unter diesem Motto machte mensch sich auf nach Xi-Berg um nicht nur ein Zeichen gegen die mittlerweile üblich gewordenen Übergriffe (extrem) rechtsgerichteter Menschen zu protestieren und um ein explizit antifaschistisches Grundverständnis in die braven Bürger/innen von Dornbirn zu tragen; wir trafen uns auch um an die Opfer der Novemberpogrome von 1938 zu gedenken. Treffpunkt war um 15 Uhr, Bahnhof Dornbirn.

Gegen diesen Zeitpunkt trafen wir dort auch ein. Meine Augen erspähten - rein vom Outfit her - unzählige Punkies, alternative Leutz, Jugendzentrum Besucher/innen, etc. Klassische black bloc Stylxs (= Stylos und Stylas, hihi) waren auch anwesend; zwar nicht übermäßig viele, aber doch ein ganz cooler Haufen!? Die Stimmung war schon recht gut; trotz einiger grimmig dreinschauender Bullen/Kühe in Riotmontur. Die hatten Angst, waren verunsichert und natürlich klassisch "grantig", denn es gab ganz sicher tollere Sachen, die ihnen zu jenem Zeitpunkt im Kopf herum schwirrten. Ich fing nebenbei mal an die Bullen zu zählen und kam geschätzterweise auf gute 50-60 Robos, die ca. 250 - 300 Antifaschist/innen gegenüber standen. Plus einige Zivis, Einsatzführer/innen, Streifen und ein Kamerawagen, der ganz im Sinne des Überwachungsstaates nur zum "Schutz" dienen sollte. Der Demolaster wurde genauestens inspekziert, KEIN Benzinkanister wurde beschlagnahmt (denn die hatten ein Stromaggregat, korr. 29.11.05). Also vor ein paar Jahren wär das noch unmöglich gewesen - heute lässt sich mensch alles gefallen, teilweise sicher zwangsweise, weil mensch gegen die hochgezüchtete, bewaffnete Staatsmacht eh keine Chance hat.

Nachdem zwei Redebeiträge über die Novemberpogrome und zur Erinnerungskultur in "Österreich" verlesen wurden, startete die Demo auch schon Richtung Dornbirner Hauptplatz. Unzählige Fahnen mit antifaschistischen Slogans und Parolen waren zu sehen. Inklusive Seitentranspis und Fronttranspis - alles drin, alles dran. Natürlich waren unsere israelische Nationalflagge tragenden Freunde auch anwesend, deren Zahl sich angenehmerweise jedoch in Grenzen hielten - und ich stör mich in diesem Zusammenhang auch nicht wirklich an zwei, drei israelischen Nationalflaggen. Dieses "sich daran stören" sollte mensch den Nazis überlassen... Unter Parolen wie "Ausländer bleiben, Nazis vertreiben!" (fragt sich halt nur, wohin!?), dem klassischen "Hoch die antinationale Solidarität" und "Ob Ost, ob West - nieder mit der Nazipest!" konnte mensch ein angenehmes Ansteigen der Stimmung wahrnehmen. Die faschistoiden Menschen, die sich auf diversen Internet Seiten eh schon angekündigt hatten, ließen auch nicht lange auf sich warten: Am Hauptplatz in irgendeiner Nische erspähte ich die ersten Gesichter dieser Menschen ohne Existenzberechtigung. Doch die Bullen/Kühe erledigten brav ihren Job, der natürlich nix anderes war, als böse Chaoten/innen von den tolerierten HitleranhängerInnen fernzuhalten. Wo kämen wir auch hin, wenn das Gewaltmonopol plötzlich futsch wär'. Ich beobachtete kleinere Rangeleien mit der Staatsmacht, die teilweise ganz schön ihren Schwanz raushängen ließen ("Ihr könnt auch mit uns schlägern!"). Diejenigen, die ohne Schwanz bei der Staatsmacht ihr Brötchen verdienen, bedienen sich halt auch patriarchaler Verhaltensmuster - müssen schlussendlich ihren männlichen Kollegen beweisen, dass sie mit ihrer Unterdrückung nicht nur einverstanden sind, sondern sich auch gleich aktiv daran beteiligen, haha. Es wurde Lärm gemacht, die Bullen/Kühe wurden ein wenig zurück gedrängt, es wurden Fotos von ihren Fressen geschossen, usw. Dann war die Demo aber doch zu unentschlossen, um zu den meist eh nicht allzu sehr "arischen" Prügelknaben und -mädels durchzustossen.

Es ging unter lärmendem Gebrüll und Einsatz von Lauti weiter, Passanten/innen auf der Seite begutachteten das Geschehen entsetzt, einige fühlten sich offensichtlich auch ganz wohl in Umgebung einiger mehr oder weniger konsequenter Antifaschisten/innen. Und der Demolaster tuckerte mit fröhlichem Sound vor sich hin. Interessant war auch das Verhalten der Staatsmacht wenn einzelne Antifaschisten/innen aus der Demo austraten um mal schnell Wasser zu lassen: Irritiert bis ganz geschockt wusste keine/r mehr, was denn jetzt tun - "Wie lautet der Befehl, wenn wer pissen geht? Darf ich das zulassen? Ist das eine Gefahr für die öffentliche Ordnung?", muss denen wohl im Kopf herumgeschwirrt sein.

Auch noch lustig war ein Trupp von Bullen (diesmal ohne Kühe), die plötzlich in die Demo stürmten um einen Menschen, auf den sie es aus welchem Grunde auch immer abgesehen haben, hinauszuziehen - ging aber elendig daneben, hihi. Die Demo marschierte entlang der Dornbirner Hauptstrasse zurück zur Ortsmitte und zum Hauptplatz, wo dann auch die Abschlusskundgebung mit ein paar Redebeiträgen, u. a. zur rechtsgesinnten "österreichischen" Grundhaltung, stattfand.

Unter Begleitung der Staatsmacht ging's dann zurück zum Bahnhof, wo wohl noch ein paar Nasen auf ihr Transportmittel (Bus, Zug) warten mussten, das sie zu ihren (auch wirklich arischen?) Eltern heimbrachte - darum auch die Bullen-/Kühenkette, die die Antfaschisten/innen davon abhielt, weiter zum Bahnhof zu marschieren. Nach der Demo durfte ich erfahren, dass fast die halbe Partie an Faschos eingeknastet wurde. Ob das tatsächlich stimmt, weiß ich bis heute noch nicht (korr./Nachtrag 29.11.05: fast alle Nasen wurden verhaftet, drei wegen Wiederbetätigung angezeigt). Weiters erfuhr ich, dass wohl ein paar Faschos deftig auf's Maul bekamen, als diese sich in/an einer Telefonzelle bedienten. Nun, keine schlechte Demonstration - hat auch dieses Mal Spass gemacht. Danach gab's Konzert im Cafe Schlachthaus/Juz Vismut.

PS: Den frustrierten Artikel auf at.indy von irgendwelchen Israelfanatikern/innen, die nix bessers zu Stande bringen als die Organisatoren/innen zu diffamieren, kann mensch getrost in den Müll verfrachten. Leidiges Thema...
(Öltsch)