FESTIVAL: Be Part Of The Scene, Not Just The Scenery 2005

Tag 1: THE NOW-DENIAL / AMEN 81 / GUERILLA / JILTED / SIN LOGICA / RED HEAD ARMY
Tag 2: BEHIND ENEMY LINES / ALL SYSTEMS FAIL / CWILL / MADAME GERMEN / PERTH EXPRESS / DOOMTOWN / BURIAL / NULLA OSTA / CLUSTER BOMB UNIT

Zu dritt nach Xi-Berg, von dort aus mit dem Zug zu fünft weiter. Am Lindauer Bahnhof bekamen wir weiters Gelegenheit, unsere Ausweise von zwei netten Bullen, einmal Männlein, einmal Weiblein inspekzieren zu lassen. Die stiegen mit uns in den Zug, machten es sich neben uns gemütlich und kontrollierten, ob wir ja alle von div. Staaten abgesegnet worden sind bzw. dass wir ja ein Existenzrecht haben. Lustig: Zur Aldina meinten sie: "Naja, wie eine Illegale sieht sie ja nicht aus." - Gratulation, darauf muss mensch wohl nix mehr sagen!? Und beim Umsteigen in Ulm wurde ich von einem Kumpel sogar zum Pissen eingeladen - da musste mensch 50 Cent zahlen, um mal schnell Wasser zu lassen - das nächste Mal dann doch lieber machoid vor allen Leuten direkt auf den Bahnsteig, hm? (Trau ich mich eh nicht...)

Jedenfalls war ich schon halbwegs gut angesoffen, als wir in Stuttgart am Bahnhof ankamen. Der Weg zum Fasanenhof sitzt mir zwar noch genauestens im Kopf, aber ich verschone die werte Leser/innenschaft mit weiterem Gesülze (welches genau genommen eh nie eine Ende hat).

Als wir ankamen untersuchten wir mal die Umgebung und sahen neben einem Skatepark (wo wir die zuvor geklauten Skateboards gleich ausprobieren konnten, hähä) auch schon die ersten bekannten Gesichter. Wer alle diese "bekannten" Gesichter waren interessiert nicht, weil's erstens: eh immer die gleichen sind und zweitens: das nicht so toll ist, wenn mensch im Netz Namen veröffentlicht (ohne dass es die betroffenen Personen wissen). Nun denn, die Doomtown und Burial Meute war schon gut am feiern und irgendwann trafen dann auch die Amen 81 ein und machten es sich gemütlich. Und ein Teil der Meute aus der Region Wien-Niederösterreich ließ sich sogar auch blicken, wie nett. Die nächsten 48 Stunden waren also mal gebongt und es stellte sich angenehme Party Atmosphäre ein. Einziges Manko war, dass wir kein Zelt mithatten und deshalb auch keinen Plan hatten, wo wir - wenn's dann mal dazu kommt - denn schlafen sollten? Aber die Aldina hatte eine Lösung parat: Da der Fasanenhof ein recht angenehmes, räumliches Gebäude mit einem ersten Stock war (wo die Bändmenschen pennen sollten/wollten/mussten), gammelten wir mal in diesen ersten Stock und guckten uns nach einer (halbwegs angenehmen) Pennmöglichkeit um. Und siehe da, sowas war schnell hergestellt: Matratzen von der Couch auf den Boden, Schlafsäcke drauf und fertig war das Kuschelbettchen. So nebenbei hörte ich die erste Kapelle anfangen zu spielen:

Red Head Army, wenn ich das noch richtig in Erinnerung hab, standen nicht auf dem Flyer, aber was soll's!? Blöderweise kann ich mich nicht mehr genau an die erinnern; drei Menschen mit Gitarre, Bass und Schlagzeug spielten Punk Rock, und zwar nicht übliches Crust/HC/whatever Geträller, sondern irgendwas anderes - ich kann mich nicht mehr erinnern, scheisse. Tut mir leid, aber es war auch nix sonderlich interessantes - glaub ich, hähä (sonst hätte ich es mir ja gemerkt, oder!?).

Next Kapelle dann Sin Logica aus der "Schweiz". Die fünf Männlein spielten trendigen, krustigen Motörhead Punk wie es die langweiligen Inepsy oder die okayen Born Dead Icons auch noch machen. Ganz passabel und sogar mit Ansagen betreffend EU. Bei Publikum mit Anspruch auf Veränderung wird das natürlich beklatscht. Der Sänger hatte übrigens eine sehr authentische Stimme. Ganz netter Auftritt.

Als dritte Kapelle durften die Jilted aus "Italien" ran. Bei denen wachte ich endlich ein bisschen auf, machten sie doch etwas schnelleren Krüstthräsh. Abgeschaut haben sie sich das sicher von Kapellen wie Mob 47 bis Siege und Disrupt. Ohne den genannten Banden unrecht tun zu wollen (dienen ja nur als Orientierung, nicht als Maßstab!): Jilted waren okay, das "Paranoid" Cover war auch in Ordnung - vor allem deshalb, weil ich es so schnell noch nie gehört hab.

Derweilen war ich schon sehr zugedröhnt und Guerilla fingen an zu zocken: Keine Ahnung woher die waren, aber als ich dann den Sänger rumposen sah/hörte und das Publikum dazu abging wie Zäpfchen, wusste ich, dass es so eine Art "local heroes" gewesen sein mussten, Stuttgart olé, oder was!? Ja ganz tolle Stadt, ganz tolle Leute, überhaupt die geilste Stadt und sowieso, haha... Naja, abgesehen von doofem Regionalpatriotismus (der so doof wie ich wieder schreib nicht rüber kam - ich bin nur gemein, harhar) und übertriebenem Autonomengetue hatten die fünf Jungs (aufgrund permanenter Bekleidung mit Sturmhauben!) netten Hardcore zu bieten. Hatte etwas vom Youthcrew Style und soundmässig konnte ich denen schon was abgewinnen. Guter Anarchx-Hardcore und wildes Rumgehüpfe auf der Bühne. Irgendwie kam mir dann zu Ohr, dass die ihre Sturmhauben (was der Show eine coole, (pseudo-?) kämpferische Atmosphäre verlieh) deshalb permanent auf der Bühne trugen, weil sie einmal bei einer Show von rechten Arschlöchern (Anti-Antifa) abgelichtet wurden (angeblich kamen die zu 20. zu einer Show!). Das kann Blabla sein, das kann Scheisse sein, das kann totale Doofheit sein (wer keine/n von 20 Faschos erkennt, ist definitiv verloren), aber lassen wir das. Denn ich bin eh schon Arsch genug, wenn ich hier von einer unbestätigen Story daherlaber und blöde Gerüchte in die Welt setze.

Als nächstes dann die Amen 81 mit ihrem Rotzlöffel Knüppelpunk. Die üblichen Sonx wurden gespielt, mir war die Stimme viel zu leise - wenn mensch bei Amen 81 nicht versteht, was gesungen wird, ist es langweilig. Der Sound kommt nur im Zusammenhang mit ihren Texten toll rüber, also etwas blöd gelaufen der Auftritt. Oder vielleicht bin ich nur schlecht gestanden und viele andere Leutz haben gehört, was so gerotzt wurde. Hm, so schlecht war's ja eh nicht. Der übliche Spass mit "Ich will Atomkrieg", "Schieß doch" und zig mehr bekannten Dauerbrennern.

Den Abschluss für diesen Abend machten The Now-Denial. Die hatte ich auch noch nie gesehen und deren Platten interessier(t)en mich nicht. Was weiß ich, es gibt eh massig Kapellen, die den gleichen Sound machen und rocken. Da hatten die einfach keinen Platz - egal wie gut oder schlecht sie tatsächlich sein mögen, haha. Ihr Auftritt jedenfalls war ziemlich cool, viel Power und Wut auf der Bühne. Und einer von den beiden Gitarristen (der auch bei Doomtown schafft) ging ja nur noch ab. Wirft sich mal in die Menge, springt und hüpft und sowieso scheint der vor Energie gestrotzt zu haben. Also an Aktivität mangelte es nicht. Was ich noch im Kopf hab: Die einzige Ansage war: "Ihr wisst eh schon alles!" Genau, wir wissen, dass solche Festivals apathisches Zudröhnen mit Drogen bedeuten. Und wer jetzt meint, dass ich das negativ werte, liegt falsch: Ich liebe es, apathisch zu sein, ich liebe es, mich nicht mehr auszukennen und mir die ganze Scheisse kurzfristig aus dem Kopf zu saufen, etc... (Obwohl ganz weg geht es eh nie...) Des weiteren wissen wir natürlich auch, dass Festivals dafür da sind, sich (mit Rücksicht!) auszulassen und mal abzuschalten. Klar, der Grossteil von uns verwöhnten Erste Welt selbsternannte Revoluzzer/innen schaltet erst gar nie ein; deswegen auch keine Veränderung, egal wie heftig manche dafür arbeiten. So, das wollte ich auch noch loswerden und wieder weiter mit The Now-Denial: Wie geschrieben, eine einzige Ansage, die dazu diente, sich weiterem Gelaber und klaren Standpunkten zu entziehen. Aber in unserer liberalen Welt, wo natürlich alles seine/ihre Daseinsberechtigung hat, wird toleriert, toleriert und nochmal toleriert - so lange, bis gar nix mehr zum Tolerieren da ist, ha! The Now-Denial waren aber toll, okayer Sound, tolle Action auf der Bühne. Nur das mit der Ansage stösst mir bitter auf, wäh!

Nach den Kapellen gab's mit dem DJ Heart First noch ein bissel mehr Punk, bevor der Grossteil einschlief. Das weiß ich aber auch nur noch vom Flyer, weil nach der letzten Kapelle weiß ich gar nix mehr. Also aus für diesen Tag.

Aufgewacht bin ich mit kaputtem Kopf (und Rücken, argh!) auf dem Boden auf unserem zuvor zusammen gestöpseltem Bettchen. Die Aldina und ein paar Menschen mehr gingen etwas essbares auftreiben, während ich noch ein bissel daliegen musste um mal wieder zu mir zu kommen. Auf die Couch, Heftchen lesen, scheissen, weiterlesen, wieder scheissen, etc...

Etwas später machte ich es mir vorne draussen gemütlich und quatschte mal ein bisschen mit ein paar Leuten, hatte ein paar interessante Gespräche und irgendwann kamen auch schon die Leutz daher, die etwas zu Essen mitgebracht hatten - lecker! Zum Frühstück gab's tolle Kräuterstengel, die uns schon mal wieder irgendwo anders hin schweben ließen, hähä.

Der Tag verstrich also irgendwie, es wurde halt gequatscht, neue Bekanntschaften gemacht (juhu, nett!) und sogar - als der Cesar samt Timo und All Systems Fail auftauchten - etwas geskatet. Der Cesar kämpfte mit seinem 360 Flip (har!) und ich probierte so durch die Gegend, was ich (noch) so konnte (switch frontside Ollie to Tailwheelie, hahaha). Was für ein Spass!? Ausserdem war das Fussball- und Volleyballturnier im Gange. Ja, alle hatten hoffentlich Spass und wir springen zur first band standing an diesem Tag namens...

... Cluster Bomb Unit. Allseits bekannt dürfte diese Crustcore Fabrik sein. Hatten glaub ich ja einige Line-Up Wechsel, schon seit längerer Zeit mit weiblicher Stimme. Hab nur die "S/T" 10" vom Jahre '96 hier rumstehen (und noch nie live gesehen), kenn das neuere Zeug überhaupt nicht, hab auch kein Bedürfnis danach. Standard Crustcore mit entsprechender Bühnenaction und nettem "last song". Kenn mich mit so Zeux nicht aus, aber der eine Gitarrist (nein, nicht der, den ihr alle zum Szenestar macht!) mischte mit seinem Umschalter ein paar Quietscher rein, was ich live auch noch nie gesehen hab - okay und cooles Brett.

Nulla Osta aus "Kroatien" waren dann mal etwas halbwegs anderes, weil die keine Gitarre am Start hatten, sondern "nur" zwei Bassgitarren. Das Quartett bot supercoolen D-beat Hardcore, eben ohne Gitarre. Dank verzerrtem Bass war das toll anzuhören, richtig böser Sound. Mittendrin kam dann mal ein Weiblein auf die Bühne und brüllte einen Song mit der Kapelle runter. Danach verschwand sie wieder im Publikum und es ging männlich (!?) weiter. Zwar nix aussergewöhnlich gutes, aber trotzdem gefielen sie. Bravo...

Als nächstes Burial, die vermutlich wirklich schon jede/r mal gesehen hat. Es dürfte verständlich sein, dass ich da ultragelangweilt neben der Bühne stand und gleich mal die Fliege machte. Denn ein siebtes (!) Mal konnte ich mir die vier bei Leibe nicht durchgehend anschauen - mich wunderten schon die 5 Minuten, die ich durchgehalten hatte, haha.

Nach Burial kamen dann auch gleich Doomtown, welche mir einen Aufenthalt im Freien wieder leicht machten - denn wieder galt: (Ca.) 5 Minuten und nicht mehr. Doomtown sah ich zum achten Mal - und da es keine Kapelle ist, deren Sound so toll ist, dass mensch sie in kurzer Zeit gleich acht Mal sehen will, nutzte ich die Zeit um draussen mal mein Unwesen zu treiben - mei, ich kann mich echt nur noch ganz schlecht erinnern, was wir da so getrieben haben - einmal die Plattenstände abrattern, Leutz anrattern, neue Gesichter kennen lernen, etc... Einfach hier und da sein, hier und da quatschen und sich nebenbei über'n Haufen rauchen und saufen.

Bis die Behind Enemy Lines da waren, hatte ich schon so einen verkackten Dampf. Die spielten ja an dem Tag in Frankfurt und kamen dann nach Stuttgart, anstrengend! Naja, keine/r von ihnen war richtig müde oder so, alle immer sympathisch drauf und immer für irgendeinen Scheiss zu haben. Irgendwann waren dann auch mal die Doomtown fertig und die nächste Band enterte die Bühne:

Perth Express waren an der Reihe. Waren mir nur bekannt aus diversen Mailorder und Konzertankündigungen, von welchen auch immer ersichtlich war, dass es sich um eine weitere 08/15 HC/Crust Kapelle handelt. So hörte sich das dann auch an: Ein schwerer HHIG meets Converge Bastard, wobei das mit Vorsicht zu genießen ist. Ganz passabler Brutalosound ohne Besonderheiten. Standen halt da und prügelten ihr Set runter. Mehr war's nicht.

Danach dann endlich eine Kapelle, auf die ich mich ganz gut gefreut hab, von denen ich aber nix kannte: Die Leutz von Madame Germen wohnen mittlerweile ja alle in Deutschland, was ich (nicht?) weiß und existieren jetzt und hier auch schon gar nicht mehr als Band. Gut, dass ich sie also noch vor ihrer Auflösung zu Gesicht bekam: Schwerer HC/Crust Sound, ein wenig emotional natürlich, ziemlich authentisch das Ganze. Die fünf gaben sich ziemlich dem Sound hin und auch die Atmosphäre war ziemlich cool. Auf meine Frage, wer oder was diese "Madame Germen" denn sei, erhielt ich auch eine Antwort, deren Inhalt mir aber nach ca. 5 Sekunden gleich wieder entfiel. Irgendwas mit der spanischen Regierung und dem Irak. Wer will nachforschen? Vermutlich Google und mensch hat es...

Vorvorvorletzte Kapelle waren die Cwill - oh wie wunderbar, super, geil, toll, yeah... wiedermal ein Brett, welches von der Atmosphäre her ihres gleichen sucht. Der Sound hat gepasst, die Stimmung war super und das Publikum ging ab wie Sau. Wieder unendlich schöne Melodien, trotzdem immer rotzig und hart genug, süper! Wie ich "Death alone" oder "Darkness" live liebe... Auch die Truppe selber strahlt immer enorme Sympathie von der Bühne aus. Sind es die Fressen, weil die immer leicht grinsen und ihnen der Spass an der Sache anzumerken ist!? Vermutlich. Die Cwill sind wirklich ganz toll anzusehen und ihr (Live-) Sound hat mich auch diesmal umgehauen. Perfect!

Mittlerweile war es doch tatsächlich schon gegen halb 4 Uhr in der Früh und ich war angesoffen, zugedröhnt und überhaupt tat mir alles weh... ARGH! Durchhalten, innere Zwänge sind doch immer die schönsten, hä!? Also im Halbschlaf den All Systems Fail bei ihrem ungemein treibenden, sehr geilen, weil enorm powervollen 08/15 HC/Punk zugeguckt und nur noch darauf gewartet, bis alles vorbei ist, haha...

Den Abschluss machten Behind Enemy Lines (es war 4 Uhr früh...), bei welchen der Sound ein wenig abkackte, weiß nicht wieso, vielleicht war ich auch einfach etwas taub geworden und meine Ohren schliefen vor mir ein. Nixdestotrotz wohl ein ganz guter Auftritt und Abschluss ihrer Eurotour, aber aufgrund meines Zustandes konnte ich gar nicht mehr mitgerissen werden... Ach ja, ich weiß nicht, wie es um den Hype um BEL steht, aber die sind einfach (musikalisch und textlich auch halbwegs) tatsächlich ziemlich gut. Fetter Sound, welcher einfach sehr enthusiastisch vermittelt, worum's geht.

Irgendwann nach der zweiten oder dritten Zugabe war ich dann wirklich am abkacken und hab mich neben die Aldina in's Freie gelegt. Fertig, mag nicht mehr... Das wesentlichste hätte ich (Konzertberichtzwang!?). Und natürlich: Danke an all die Leute, die sich selber ausbeuten, um sowas auf die Beine zu stellen. Tolles Festchen war das! "Be part of the scene, not just the scenery" ist ein schöner Appell, aber solang sich der Grossteil immer nur als "Konzerbesucher/in" fühlt und danach handelt (egal, wie toll der Anspruch auch sein mag), wird die "scenery" und deren "machinery" weiter existieren. Und mit ihr die üblichen (Macht-) Strukturen...
(Öltsch)