DEMO: NATO Sicherheitskonferenz 2005

Wer nicht weiß, um was es bei dieser "Kriegskonferenz" geht, der/die sollte sich eigenständig darüber informieren. Es gibt einige Webseiten, die sich genau damit beschäftigen. Beispielsweise findet mensch auf www.no-nato.de viele wichtige Informationen. Auch www.stopthenato.org ist zu empfehlen.

Erstmal kann ich vom Freitag nix berichten, weil wir erst Freitag Abend angekommen sind und ich gegen 20 - 21 Uhr in Erfahrung brachte, dass das Tröpferlbad (Convergence Center) in unregelmässigen Abständen von Bullen umstellt wurde und sie danach wieder abgezogen sind. Eine Art Psychokrieg, welcher uns vermutlich mit der "Unberechenbarkeit der Polizei" einschüchtern sollte. Mit dem Auto bin ich aber dann doch ein bissel vor's Tröpferlbad gefahren und sah nur noch Wannen an mir vorbeifahren und überall Bullen. Vor mir willkürliche Kontrollen und deswegen bin ich zur Seite gefahren und hab umgedreht.

Auf dem Weg zu unserer Penne wurden wir aber doch noch kontrolliert. Das war wiedermal ein besonders doofer Zufall: An der letzten Ampel vor unserer Penne fuhr neben uns eine Bullenkarre daher. Das Arschloch da drin glotzt natürlich mit grossen Augen in unser Auto und funkt sofort in sein geiles Teil. Ich wusste, was kommen würde und so bereiteten wir uns schnell vor. Nach ein paar Sekunden wurde unser Auto sofort von zwei Bullenwannen in die Zange genommen und ich musste stehen bleiben - genau vor unserer Penne, haha. Mit Blaulicht und gleich 8 Leuten kontrollierten sie uns durch (Wir waren zu zweit...). Blöde Fragen wurden gestellt, die ich nicht beantwortete und worauf die Bullen immer nur blöd drein geschaut haben und nur einen Satz kannten: "Hey, wir kennen uns nicht, wir haben euch nix getan, also bitte blabla..." Okay, ich meinte darauf hin nur, dass es nix zu diskutieren gibt und sie weitermachen sollen. Alle Heftchen, welche ich Trottel voller Unvorsicht im Auto gelassen habe, wurden inspekziert und bei einem wollten sie sogar, dass ich es ihne erkläre. Ich hab ihnen erklärt, dass ich darauf keinen Bock habe und sie es sich doch mitnehmen sollen, wenn sie unbedingt wollen. Ein entsetztes "wie bitte?" war die Antwort und das war's auch schon. Ganz lustig war noch, als sie meine Wechselkohle für Konzerte, welches irgendwie die ganze Zeit in meinem Auto gammelt, als potentielle Wurfgeschosse ("zweideutig") interpretiert haben. "Münzgeld kann man(n) werfen!" - Na klar, haha. Einfach nur geil! Ach, und mein Nietenarmband wurde ganz klar als "Waffe" deklariert. Super! Es wurde uns noch "ein schöner Aufenthalt" gewünscht und sie fuhren dann weiter auf ihrer Mission, den Gesamtzustand zu erhalten.

Okay, ich spring zur Demo am Samstag, 12 Uhr Marienplatz. Ziemlich viele Bullen in Reih und Glied, weniger Überwachungskameras am Rathausbalkon als letztes Jahr. Die Auftaktkundgebung war ganz nett anzuhören, die übliche Rederei von Krieg, Ausbeutung, blabla - Phrasen um Phrasen, nicht mehr, nicht weniger. Ich will die Organisatoren überhaupt nicht schlecht machen, denn es ist natürlich kein Wunder, dass bei soviel Polizei nix geht. Noch erwähnenswert: Ein Typ kam zu uns und fragte uns, wo wir denn marschieren. Vorne? In der Mitte? Hinten? Ja, das wollte der ziemlich "black bloc" aussehende Herr von uns wissen. Idiotenpack Zivis! Als wir dann losgingen, gleich nach ein paar Metern der erste Angriff der Polizei auf die Spitze. Dass mittlerweile schon die Ausrichtung der Transparente vorgeschrieben wird (wie auch schon die Jahre zuvor), lässt natürlich die Alarmglocken läuten. Und dass die Bullen dann gleich wegen Seitentranspis in die Demo stürmen und gleich zu Anfang 10 Leutz verhaften - spätestens hier sollte Bayern abgefackelt werden (Verbal-radikal, yeah!).

Es wurde geschrien, durch den Lautiwagen kamen Ansagen, dass die Bullen aufhören sollen mit dem Scheiss usw... Was mit den Festgenommenen dann weiter passierte, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Die Demo ging dann weiter und immer wieder Ansagen, dass "wir" uns nicht aufhalten ließen und die (angemeldete & genehmigte!!!) Demo durchziehen. Dann ging's mal eine Stunde oder so ohne mir bekannte Zwischenfälle weiter (jedoch wurde die Demo so alle 2-3 Minuten gestoppt), bis dann an einer Linksbiegung die Bullen wieder angriffen und Leute rauszogen. Gedrängel, Schlagstöcke und Fusstritte seitens der Bullen in die Demo waren angesagt. Pfefferspray kam permanent zum Einsatz und Leutz kamen mit Tränen in den Augen daher. Ausmalen, wie grauslich das ist, können sich eh nur diejenigen, die schon mal sowas in die Fresse bekommen haben. Ich hab glücklicherweise (an diesem Tag) nix abbekommen. Auch der Lautiwagen des antikapitalistischen Blocks war begehrtes Angriffsziel der Bullen.

Es ging weiter, aber nur ein paar Minuten. Eine nächste Angriffswelle der Bullen brachte ihnen wieder drei Verhaftungen. Sie stürmten von der linken Seite Richtung Lautiwagen und zogen da dann die drei Leutz weg. Wieder wurde geschrien und durch den Lautsprecher tönte die Forderung nach der Freilassung und dass wir endlich in Ruhe gelassen werden sollten. Auch die "Drohung" (denn mehr steckt bekanntlich nicht dahinter), dass wir hier solange bleiben, bis die Leute freigelassen werden, half nix. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube wir sind dann weitergegangen ohne dass die drei freigelassen wurden. Doof, blöd, und alles zusammen. Was tun? Einerseits soll die Demo durchgezogen werden, andererseits werden permanent Leutz weggeknastet. Alles Scheisse. Die Demo begann weiterzulaufen - unter ständiger Begleitung von Lautiansagen, welche korrekterweise die Bullen permanent dazu aufforderten, diese Scheisse zu unterlassen, was diese Marionetten nur dazu veranlasste, völlig leer durch die Gegend zu blicken. Kein Gefühl, kein Sinn für Gerechtigkeit - mehr Maschine als Mensch. "Denn sie wissen nicht, was sie tun!" Theologisch gesehen natürlich.

Die letzte halbe Stunde bis zur Abschlusskundgebung verlief dann "ruhig", es wurde nicht mehr angegriffen und wir konnten in unserem Wanderkessel weitermarschieren. Am Ort der Abschlusskundgebung angekommen, fing dann mal die Rederei vom Lautiwagen wieder an. Auf jeder Seite Bullen en masse, die Strasse zum Bayrischen Hof war verriegelt ohne Ende. Wer da durchbricht (vermutlich eh unmöglich bei dieser Stimmung), der/die bekommtz wahrscheinlich mit Scharfschützen zu tun...

So, und jetzt kam's noch mal ganz Dick: Anfangs mischte sich mal ein Typ mit so "Security" Kleidung unter uns. Sofort wurden wir auf ihn aufmerksam und sagten ihm, er solle sich verpissen. Spekulieren kann mensch natürlich, ob's ein Fascho war oder nicht - kann mensch nicht wissen. Aber dem Verhalten nach: Ja. Nach mehrmaliger Aufforderung, sich endlich zu verpissen, wurde es dann handgreiflich und er wurde hinter die Bullenreihen verfrachtet. Wo er dann mit irgendeinem Fotograf eine Unterredung hielt - Anti-Antifa lässt grüssen!? Gut geschützt von Bullen stand er und sein Kumpel dann da. Das nützte ich für ein Foto der zwei Fressen. War das vorbei, ging's dann heftigst auf (jetzt waren noch ca. 200 Leute am Ort des Geschehens): In den Platz kamen immer mehr kleine Bullengruppen und spähten durch die Gegend. Eine Gruppe überaus dämlicher Zivis neben mir. Vor mir zwei Bullen, welche sich hinter einen Genossen schlichen, sich gegenseitig zunickten und ihn dann rabiat bei den Armen packten und hinausschleiften. Das war jedoch kein Einzelfall. Hier wurde dann angefangen, leichten Radau zu machen, mehr als ein bissel Gedrängel und Schreierei war zuerst nicht. Erst als die Bullen zu treten begannen, wurde es dann heftiger. Es wurden seitens der Bullen Kinnhaken verteilt, Schlagstöcke auf Körper geklopft und Pfefferspray eingesetzt. Drei Mädels kamen mit extrem tränenden Augen daher, eine vierte blutete gar aus der Nase. Die Situation eskalierte. Ich wusste nicht mehr, was tun. Von jeder Seite zogen sich Bullen zusammen und ich musste mich verdammt nochmal zwingen, einen klaren Kopf zu behalten um die Situation zu überblicken. Zu allem Überfluss fand ich meine Freunde/innen nicht mehr und vor mir zwei Genossen auf dem Boden, die mit dem Schlagstock bearbeitet wurden. Daraufhin versuchte ich, einen Bullen wegzuschubsen, was mir aber dann einen Faustschlag in meine Fresse kostete. Vor lauter Nicht-mehr-auskennen spürte ich jedoch gar nix und kümmerte mich um einen Überblick. So langsam drängte es uns immer weiter raus aus dem Geschehen, denn wenn wir stehen geblieben wären, wär es meiner Einschätzung nach zu einem Kessel gekommen. Also nichts wie weg und möglichst vielen Leuten helfen. Danach hieß es dann noch warten auf und suchen nach meine(n) Freunden/innen. Punk sei Dank wurde wenixtens keine/r von meinen Kumpels/innen (?) verhaftet und so fanden wir uns unter heftigem Stress wieder zusammen. In einer kleinen Gruppe ging's dann in die U-Bahn, in welcher wir jedoch in Ruhe gelassen wurden und die Heimreise antreten konnten.

Mein Fazit: Es gibt einige Berichte auf de.indy und diese sollten natürlich auch durchgelesen werden. Es gibt Zahlen (anscheinend 49 Verhaftungen und ein paar Ingewahrsamnahmen), andere Erfahrungen und natürlich andere Resümees und noch mehr Fotos. Es wurde eines wieder klar: Die Bullen müssen eine so grossen Polizeieinsatz rechtfertigen. Das geht natürlich nur mit Verhaftungen - auch wenn kein illegalisiertes Verhalten an den Tag gelegt wird. Durch permanente Einschüchterungstaktik, dem Erlassen von extrem einschränkenden Gesetzen und Auflagen, und zu guter letzt dem absolut aggressiven und offensiven Vorgehen der Polizei sollen die Demonstranten/innen verscheucht werden. Jedes Jahr "müssen" weniger Demonstranten/innen kommen, damit die Kriegswichser/innen in "Ruhe" ihre Pläne schmieden können. Können sie im Prinzip sowieso. Die bekommen nur sehr wenig von der Repression mit und bedanken sich scheinheilig bei ihren Marionetten für den Schutz. Eines sei wiedermal/wie immer/wie jedes Jahr gesagt: Wenn Gegnern/innen ihrer geilen Ausbeuter-Demokratie in solch "demokratischen, friedliebenden" Konstrukten wie in diesem Fall Deutschland schon dermaßen unterdrückt, verprügelt und eingeschränkt werden, dann ist es höchste Zeit, aller höchste Zeit dem entgegenzuwirken. Nur Demokonsum reicht schon lange nicht mehr!
(Öltsch)