DEMO: Stop the WTO!

Dann werd ich euch mal meine Erlebnisse auf dieser Demo erzählen. Erst noch schnell ein paar Hintergründe: Vor 10 Jahren trat das Maastrichter Abkommen in Kraft. Europas Stabilität sollte damit gestärkt werden. Doch was bisher aufgrund der neoliberalen Politik geschah, ist mehr schlecht als recht: Privatisierungen, Angriff auf den Sozialstaat, Intoleranz gegenüber den Einwanderern, Verschlechterung der Arbeitsbeziehungen. Mit den Verhandlungen in Riva Del Garda über die Liberalisierung der Dienstleistungen und über die Einführung von Liberalisierungen in einer Reihe anderer Bereiche, die den Alltag von Millionen Menschen betreffen, wollen die Regierungen die vollständige Vermarktung wichtiger Bereiche bewerkstelligen, wie der Landwirtschaft, der Bewirtschaftung von Wasser, Energie, Abfall, Bildung und Wissensproduktion, Transport, Gesundheit, aber auch Arbeit. Die freiheitsraubende Weltregierung, die durch die WTO hervorgerufen wird, beweist damit einmal mehr (eigentlich gar nicht weiter nötig!), dass diese unvereinbar mit sozialer Gerechtigkeit ist. Eine friedliche Welt wird so nie zustande kommen.

So fand man sich ein paar Tage vor der Reise zu einer kleinen Besprechung zusammen. Bei ein paar Flaschen Bier einigte man sich auf einen Miet(klein)bus, der Platz für 9 Personen bot. Ort und Zeit für gemeinsamen Antritt der Fahrt wurde schnell gefunden und somit konnte sich jeder darauf vorbereiten. Freitag um 12:30 ging's also los. Mit Ruck- und Schlafsack bepackt stieg ich in Telfs in den Zug. Mit dabei: 20 Euro. Yeah! - mit 20 Euro auf eine Demo zum Gardasee. Da ich mich sowieso immer auf mein Glück (haha!!!) verlassen kann, traf ich im Zug den Leitbrunzn (Punchline Basser), der auf den Weg zu einer Klientin war (er arbeitet in der Pflegerbranche...kenn mich nicht in dieser Szene aus...hehe). Wir quatschten über dieses und jenes. Irgendwann kamen wir mal auf meine finanzielle (Not-???)Lage zu sprechen. Da bot er mir an, etwas Geld zu leihen. Satte 15 Euro ? noch mal ein fettes DANKE an dieser Stelle. Wir trennten uns am Innsbrucker Bahnhof worauf ich gleich ein Stück Pizza verschlingen musste. Mmmhhh...geilo! Danach schnell zum Mpreis Proviant kaufen um dann zum vereinbahrten Treffpunkt zu torkeln. Erstmal war keiner da. Im Zeitraum von 10 Minuten traf dann die Mannschaft ein.

So, Gepäck hinten im Bus verstaut und los ging's. Zuerst mussten meine Ohren so Technozeug ertragen. Meine spätere Analyse samt Befragung ergab dann, dass es sich Gabba nannte. *weia* Naja...Musik ist Geschmackssache...blabla...ok. Irgendwann erklangen dann die Töne einer meiner Lieblingsbands - der spanischen Anarchoband Sin Dios. Meine hochsensiblen Ohren wurden also im letzten Moment erlöst. ;) Gute 2 Stunden später (Orientierungslose Hin- und Herkurverei inklusive) trafen wir uns mit einem ?italienischen Kontaktmann?. Dieser lotste uns per Enduro an den Bullen vorbei zum Pressezentrum wo wir erstmal ein paar Dosen Bier konsumierten und es uns am nassen Rasen (Recherchen ergaben Hundepisse?) gemütlich machten. Schnell noch ein bisschen vom Video der Vormittagsdemo angesehen, die wir aufgrund mangelnder organisatorischer Fähigkeiten (Dave! Hehe?ahh, nicht hauen!) verpasst hatten. Dann ab zum Zeltplatz, der wiederum total genial organisiert war. Irgendwann trudelte auch das 2. Mietauto von Innsbruck ein. Zeltaufbau, Pizza essen und gemütliches Zusammensaufen folgten. Der Abend war ganz in Ordnung. Ausser die Aktion, wo wir besoffen ins Dorf ?mussten? um die ?geile? Band zu sehen...Rest könnt ihr euch denken. Also wieder zum Zeltplatz und weitersaufen. Um ca. 1 Uhr früh beschlossen dann Dave und ich die Nachtruhe anzutreten, da man ja am nächsten Tag um 10 Uhr an forderster Front mitmachen wollte.

Wecker klingelte pünktlich um 9 Uhr. Pissen, frühstücken und fertig für die Action. Per Shuttlebus in die Dorfmitte, dann wieder per Shuttlebus zum Start der Demo. Eine Zahl der Leute, die anwesend waren, kann ich überhaupt nicht schätzen. 3000? Oder 6000? Null Plan?uninteressant. ;)

Ok, um etwa 11 Uhr war es endlich soweit. Wir marschierten los. Nach etwa 20 Minuten dann die erste Aktion. 2 Anarchos wollten...ja, was wollten die??? Keine Ahnung, das wusste keiner so genau. Ein bisschen Geschrei, eine kleine Ansammlung von Schwarzblöcklern und niemand wusste was los war. Danach klärte mich wer auf, dass die etwas starten wollten, daraus aber nichts wurde, weil der Besitzer eines Hauses losbrüllte und sich mit Haut, Haar, Fäusten und Füssen dagegen wehrte. Kein Stress, kann ja mal passieren. Man marschierte weiter. Ein Stück weiter gekommen, ragte eine kleine Esso Tankstelle empor. No Blood For Oil! Nichts besonderes, aber wenigstens etwas (ich weiß von nix!). Jubel jubel und wir setzten unseren Demomarsch fort. So gingen und gingen und gingen wir...kauften eine Dose Bier an einem Stand...gingen weiter...Schluck Bier...brüllten ein bisschen...gingen weiter...Schluck Bier...gingen...gingen...brüllten...gingen noch immer...an der roten Zone vorbei...nix los...keine Bullen in Sicht...und gingen wieder...brüllten...und gingen schlussendlich ohne irgendwelche nennenswerten Ereignisse zum Endpunkt. Ja...das war sie also? Die Anti-WTO Demo in Riva. Interessant. Keine Bullen weit und breit, keine Aussenminister mehr anwesend. Alles verpasst. Wahrscheinlich mit den Demoorganisatoren abgesprochen um Ausschreitungen zu vermeiden. Und was bringt dann die Demo eigentlich noch? They ignore peaceful protest. Soll kein Aufruf zur Gewalt sein, sondern mein Statement zu dem ganzen. Ok, was soll's. Hat man halt wiedermal nix erreicht. Scheissdreck!

Naja...auf zum Shuttlebus. Strasse entlang, links, rechts...geradeaus...bla...kotz...plär...ok, auf dem Weg bewarfen Leute noch ein paar vorbeifahrende Bullenautos mit Steinen, die mit einem Mittelfinger reagierten (hoohohihihehehhahahah), aber das war's dann endgültig. Danach zum Zeltplatz alles abbauen, Stadt gehen, essen, eine 2 kg Packung Chips+ausgleichende (?) Bananen für die Heimfahrt kaufen und noch eine Weile am Gardastrand gehockt und geredet. Und schlussendlich die Heimreise angetreten.

PS: MEGADANKE an unseren italienschen ?Cheffe?. Was er für uns an Kilometern zurücklegte, war schlicht unglaublich. Sänx.
(Öltsch)