Wiener Kongress 2005

Tag 1: War ich nicht!
Tag 2: War ich nicht!
Tag 3: "PUNX NOT DEAD" STRASSENFEST
Tag 4: DISCOVER / BRAMBILLA / TRÄ-SHIQUE / I HATE THE SUN / ANTIFASCHISMUSKRITIK / ANARCHISTEN/INNEN IM KZ MAUTHAUSEN / KOST NIX LADEN / HISTORISCHER SPAZIERGANG DURCH DIE STADT AUS SQUATTER SICHT
Tag 5: HAUSBESETZUNG MIT ANSCHLIEßENDER SPONTAN DEMO / EAT THE RICH DEMO
Tag 6: War ich nicht!
Tag 7: War ich nicht!
Tag 8: War ich nicht!

Der Wiener Kongress fand vom 11. bis 18. Mai in Wien statt. Mit dem Anspruch eines "internationalen, linksradikalen Kongresses" sollten "durch eine gebündelte, zeitgleiche Kraftanstrengung die Möglichkeit zu einem idealen Zeitpunkt (Staatsvertragsfeiern) ein starkes politisches Lebenszeichen" gesetzt werden (www.wienerkongress.info).

Ich schreib aber nicht von allen Tagen, weil ich (und wir) nicht von Anfang bis zum Ende dabei waren. Angereist wurde zu viert am Freitag, 13. Mai und abgehauen sind wir zu dritt (andere Besetzung) am Sonntag, 15. Mai - im noch immer fahrenden Ö-Mobil. Lange Reise, nicht viel zu erzählen. Sound: Genocide Superstars, AC/DC, Tut Das Not, World Burns To Death, Septic Death und noch so ein paar Scheiben, die im Auto rumgammeln...

Das EKH haben wir diesmal auch gleich gefunden, also haben wir uns nicht mal verfahren. Dort angekommen herrschte erstmal die obligatorische Verwirrung, was und wo und überhaupt... Leutz angerufen, Schlafplätze gecheckt, etc. - alles ohne Komplikationen - wobei gesagt werden muss, dass das EKH nix für Rollstuhlfahrer/innen ist (weil der Philipp war mit). Könnte nämlich angedacht werden, "Freiräume" auch Rollstuhlfahrer/innen gerecht zu gestalten. Ist halt viel Arbeit, die früher oder später und wenn es die Umstände zulassen natürlich beachtet werden muss. Danach ab in die U-Bahn und zu den restlichen Leuten aus Innsbruck, die ja schon einen Tag zuvor angereist waren. Die standen dann biersaufend und planlos (gelle!?) beim Naschmarkt und ärgerten sich über das Programm, welches nicht stimmte. Aber mei, da ich erfahren hab, dass das "Punx not dead" Strassenfest gerade im Gange war, spazierten wir mal zur Mariahilfer Strasse, wo sich angeblich an die 70 - 80 mehr oder weniger punkige Punker/innen die Birne zuschütteten. Fast am Ziel gammelten uns traurigerweise schon mal die ersten Zombies entgegen: Gestalten, die mensch eigentlich (gut) kennt und mit denen mensch schon öfter geredet hat, schauten mir in die Augen und erkannten mich nicht (mehr) - soviel zum Zustand einiger Leute dort (btw: Fuck you and your drugs! Punx not Junx! ... um es mal mit seichten Parolen zu formulieren...). Nach ein bissel hin und her was wir denn machen wollten, kamen wir dann zu der Entscheidung, dass wir zur Uni gehen/fahren. Dort war ein Festchen, welches eben keinen Abschluss finden sollte - denn mensch wollte in der Uni bleiben, sie also besetzen. Also auf den Weg gemacht, welcher uns dann noch am eigentlichen Platz des "Punx not dead" Strassenfestes vorbeiführte, wo der Grossteil der Leutz von ein paar Bullen umgeben ("Schutz" und Kontrolle natürlich) biertrinkend da saß. Unter den eigentlich sehr friedlichen Leutz erblickte ich dann wieder einige ganz liebe Bekannte - aus Graz, Wien, Klagenfurt, etc... Cool! Gequatscht was so geht und wo wir uns wieder treffen und weiter. Soweit mir bekannt ist, waren dort keine Punx oder Junx aus anderen Staaten anwesend (was ich natürlich nicht mit Sicherhate sagen kann).

Bei der Uni angekommen, irrten wir mal durch die unsäglichen Gassen und Hintertürchen und gingen irgendwem nach, der/die sich auskennt. Als wir dann endlich beim Ort des Geschehens angekommen waren, wunderten wir uns über einen gespenstisch leeren Hörsaal - es war aber auch noch sehr früh - gegen 20 Uhr. Die Jungs und Mädels, die das organisierten, waren noch gemütlich beim Aufbauen und wir hockten uns mal vor die Türe und philosophierten über das "anarchistische" Schwarz - woher das überhaupt kommt und so. Schluss: Ich (und noch viel mehr Leute) äffe(n) irgendwas nach, von welchem ich nicht mal weiß, was für einen historischen Hintergrund das hat. Schön, die eigene Unfähigkeit und Unwissenheit zu reflektieren. Eigentlich bräuchte mensch da nur "nachschlagen" - wo auch immer, es gibt genug Quellen.

Nach einiger Zeit ging der Aldina und mir das Fehlen gewisser Substanzen ganz gehörig auf den Arsch, also holten wir uns mal ein bissel Info und marschierten dorthin, wo es angeblich unseren Durst danach zu stillen gäbe. Aber dort wollte mensch uns derart verschissenen, kaputten Scheiss andrehen, dass wir so schnell wie möglich die Fliege machten. Fuck, keinen Bock mehr auf irgendwas. Zufälligerweise rannte uns ein Kumpel über den Weg, mit dem wir noch ein bissel durch die U-Bahnen gammelten, bis wir dann endlich im EKH ankamen, wo wir den unspektakulären Tag in einer gemütlichen Runde und bei einem (ja, 1!) Bierchen und Gerede ausklingen ließen. Zuvor aber noch einen unmotivierten ANdi getroffen. Bussi du Sau!

Neuer Tag, neues Glück (!?). Gleich am morgen erfuhren wir, dass die Uni von ca. 50 WEGA Bullen unter die Lupe genommen worden ist und das ganze "eher unstressig" verlaufen sein sollte. Mehr Info gab's da nicht und einen genauen Bericht findet mensch mittlerweile auf Indymedia.

Der Hunger und mein Verlangen nach einem Second Händ Shop zog uns (Aldina, Flo et moi) am Vormittag in die Stadt, genauer gesagt auf die Mariahilfer Strasse, wo im ersten Shop rein gar nix meinen/unseren Konsumdurst stillen konnte. Und der zweite Second Händ Shop, den wir besuchten, war irgendwie nicht mehr unter uns. Naja, jedenfalls ging's da nirgends mehr rein, woraus wir schlossen, dass er nicht mehr existiert(e). Danach Fressen und Trinken gekauft und zurück zum EK-fucking-H.

Dort erstmal lecker Kaffee gesoffen und der ANdi hockte dann auch schon da (glamourös wie immer) und los ging's wieder mit "wer macht die schlechteren Witze", haha. Um 14 Uhr fand mensch sich dann zu einem historischen Spaziergang durch die Stadt wieder - aus Hausbesetzer/innensicht. Wo wurde wann welches Gebäude besetzt!? Geredet und "geführt" (das wird ihm gar nicht schmecken, hähä) hat der Wuzi aka Robert Foltin (Buch "Soziale Bewegungen in Österreich"). Treffpunkt war das Amerlinghaus, welches im Sommer 1975 nach einem viertägigen Fest zum ersten Mal besetzt wurde. Jetzt gilt es als eine Art "links-alternatives" Zentrum, welchen Status es aber erst im Jahre 1978 erlangte. Wiederbesetzt wurde es 1980 durch die "Burggartenbewegung", wo gegen die kommerzielle Nutzung protestiert wurde. Dort wurde auch gleich über die Besetzungen der Arena und des Burggartenrasens eingegangen. Zweiter Stop waren dann Häuser in der Gutenberggasse und in der Windmühlgasse, die Rosa-Lila-Villa (erstes Schwulen-Lesben Zentrum!) und das Kinderhaus in der Hofmühlgasse. Gewundert hatte ich mich über ein riesiges Areal, das jetzt ein grosses Altersheim darstellt. Früher war das eine Blumenhalle, die besetzt wurde. Der vorletzte Stop war ein Haus in der Gassergasse (bekannt auch als GAGA), welches im selben Bezirk stand. Dort stand ehemals das "Informations- und Kulturzentrum GAGA", welches 1983 geräumt wurde - und mittlweile steht schon ein neues Haus dort. Wenn ich das noch richtig in Erinnerung hab, gingen die Bürger/innen dort zusammen (!) mit Nazis gegen die Besetzer/innen vor. Uff! Der letzte Stop war in der Aegidigasse, wo nur noch ein Spielplatz steht. Früher war dort ein arg umkämpftes Haus, das es zu besetzen galt - mit brennenden Barrikaden und was weiß ich. Insgesamt dürften da stellenweise wirklich an die 80 Leutz interessiert mitgelatscht sein.

Danach einigte mensch sich in Vekks zu gehen - denn dort war gerade ein Vortrag über Anarchisten/innen im KZ Mauthausen und die anschließende Diskussion über den antifaschistischen Kampf war - zumindest für mein Hirnlein - total interessant. Also dorthin gelatscht/gefahren und auch den Kost Nix Laden ausgecheckt. Als wir ankamen, sollte der Vortrag über die Anarchisten/innen schon vorbei sein, aber es war gerade Pause und der zweite Teil stand noch aus - wobei einen Teil vom zweiten Teil ;o) mein allerliebstes XanarchoschweinX (Possessed By Evil, anyone!?) vortrug. Bravo! Informativ und die Broschüre hab ich auch mitgehen lassen - gegen 1 Oi Spende halt - ich war so (a)sozial.

Nach ein paar Minuten und noch mehr doofen, sehr, sehr unkorrekten Scherzereien mit dem Possessed By Evil Menschen (ich verleih ihm einfach eine Identität durch sein Fanzine - "relax, it's only paranoia" meinte schlussendlich schon eine sehr geniale (Ex-)Kapelle aus fücking GB) fingen dann zwei Leutz an, die Diskussion zu starten. Anfangs eher unverständlich wurde diskutiert, wie ein revolutionärer antifaschistischer Kampf auszusehen hat bzw. hätte. Anfangs stieg ich aus - zu unschlüssig und unverständlich war das Gelaber - es wurde versucht, die nötige Differenzierung zwischen Austrofaschismus um Dollfuß und dem deutschen Faschismus vorzunehmen - jedoch manchmal sehr unschlüssig und mir einfach unverständlich - vielleicht auch deswegen, weil andere belesener waren/sind!? Ausserdem wurde die Meinung vertreten, dass die "antifaschistische" Zusammenarbeit mit demokratischen bzw. systemerhaltenden Kräften zu kurz greift - no na! Aber punktuelle Kompromisse müssen ganz klar sein. Auch hier wurde fleissig diskutiert und im Laufe der Zeit fanden dann immer mehr Leutz hinein und es wurde recht ordentlich diskutiert und mir fing's auch an zu gefallen - weil sich da hin und wieder schon halbwegs neues auftat und es dann endlich (allen?) klar wurde, dass ein antifaschistischer Kampf ganz klar nur aus einem antikapitalistischen Selbstverständnis heraus geführt werden kann - oder mensch tretet zu kurz. Und wie gesagt: Temporäre bzw. punktuelle Kompromisse - ja, ich sage: Unbedingt nötig. Die Perspektivlosigkeit und gesellschaftliche Irrelevanz der radikalen "Linken" (wenn mensch natürlich wieder von solchem Lagerdenken ausgeht - vermutlich (noch) nötig) zwingt uns geradezu zu Kooperationen, die halt mal nicht schmecken. Und noch mehr: Faschismus gehört nicht definiert! Zu viele Zusammenhänge, Strukturen, Entwicklungen und Formen hat(te) er und kann er haben, als dass wir ihn irgendwie auf irgendwas eingrenzen sollten. Definitionen als Abbruch der Realität saugen sowieso (ganz nach Adorno, proll proll). Scheisse wurde aber schon auch gelabert - da wurde gemeint: Die "Linke" sollte stolz auf so viele unterschiedliche Strömungen sein, denn das gibtz nur in der "Linken", blabla... Nein, ich versteh mich nicht als liberalen Linken, welcher allen "ihre eigene Meinung" zugesteht - schon allein weil ich den Begriff "links" historisch betrachte (da ist ja schon wieder der Herr Adorno!) und als solches war er natürlich nur zur Unterscheidung der Sitzrichtung im Parlament gedacht. Des weiteren ist nicht alles - weil es das Label "links" trägt oder es sich mit den Jahren so ergeben hat - automatisch zu akzeptieren. Sö, ich glaube jetzt kaum, dass es noch gescheid wäre, hier mehr einzutippen. Zu viel Input und der Schädel dröhnt - so wie mir nach dieser Diskussion. Danach echt in's EKH und fett Party machen.

Kein Wunder, spielten ja die genialen I Hate The Sun. Ausserdem gab's Premiere von Trä-Shique und dazu Auftritte von Brambilla und Discover.

Zuerst mal tschillen, bissel I-Net surfen im IMC und abhängen um dann die 5 Ois Eintritt für's Konzert zu zahlen. Bissel im Beisl abgehangen und den ganzen Fressen beim Saufen zugesehen. Natürlich auch selber ein Bierchen geschlürft... Irgendwann dann wieder ein interessantes Gespräch über die Verarmung der Menschen, über die Arschoffenheit deswegen für Faschismus um dann irgendwie über den doofen Proudhon und sein "Eigentum ist Diebstahl" herzuziehen. Aber ich weiß gar nicht mehr, was ich da so gelabert hab, sorry.

Jedenfalls fingen gegen irgendwann die I Hate The Sun an. Anfangs noch voll wenig Leutz da, weil wahrscheinlich keine/r gecheckt hat, dass das jetzt kein Soundcheck ist. Aber die vier legten trotzdem los und gefielen mir mit ihrem eigenständigen Gewitter aus dunklen, langsamen und grindigen, grausigen Passagen supergut. Kann ich nicht oft genug sehen. Der Harry hinter'm Schlagzeug ist eh ein Kapitel für sich, hihi. Urlustig anzusehen! Ich liebe euch, meine Herren, haha.

Nach'm Gig stand plötzlich der B.sen da und mensch einigte sich auf einen "Zammhocker" im Beisl, bis dann eine neue Kapelle mit dem pseudostylischen Namen Trä-Shique anfing, ihren Rotz von der Bühne zu lassen. Zwei Stimmen (Männlein/Weiblein), ein verzerrtes Cello, eine Bassgitarre und ein Schlagzeug fabrizierten ziemlich unkonventionellen, verkrächzten, halbchaotischen und durchaus gemeinen Rotzlöffel/in (!?) Punk. Mir wusste das stellenweise ganz gut zu gefallen, auch bzw. vermutlich genau wegen einer coolen, weil unüblichen Bühnenshow. Vielleicht kann mensch die in Zukunft ja auch ausserhalb des EKH sehen?

Next one waren die Brambilla, einer Kapelle, die ich so flüchtig kannte (Mailorder Kataloge, Mp3s hab ich auch hier, ...), die auch schon mal in Innsbruck gespielt hatten (remember: zusammen mit Der Unbekannte Punker), die aus so Kapellen wie Those Who Survived The Plague, No Fish On Friday und Target Of Demand enstanden und deren Liveshow ziemlich viele Leutz zum abgehen brachte. Ihr emotionaler, durchdachter, melodischer Punk Rock rockte ganz deftig und der Meute (zu der ich mich auch zähl(t)e) machte es sichtlichen Spass, das Quartett auf der Bühne zu begutachten. Ja sogar dem Martin gefiel das ganze und ein (weiterer) Gig in Innsbruck wurde und wird gerade angedacht. Denkt an Hamburger Schule Kapellen oder generell einfach an den Punk Rock, welchen El Mariachi, Turbostaat, blabla so verzocken... Vergleiche mit Leatherface existieren auch (bloodshed666). Feiner Sound.

Last bänd standing waren die Discover, hauseigene Coverkapelle. Gecovert wurden eigentlich die bekanntesten Smasher von Doom, Crucifix, Detestation, Hiatus, Aus-Rotten, Revenge, His Hero Is Gone, Los Crudos, etc... Ganz nett: Vor jedem Song gab's zwei Fritzen, die verkleidet immer per Anzeigetafel (in diesem Fall halt Din A4 Papier, haha) das nächste Cover einleiteten. Ganz nett und das Cover für'n XPossessed By EvilX XMenschenX Xauf da HandX von (X)Project X gefiel im doch ganz wunderbar, oder!? Ganz heftige Rache der Straight Edger, hähä. Ganz in Ordnung der Auftritt, auch wenn manche Cover einfach nur schlecht waren. Wen interessiertz (ausser mich ich als Meckermän natürlich)!?

Danach... hatte ich einen tollen Tinitus und war angepisst. Der Martin gab auch schon langsam den Geist auf und pennte auf'm Tisch und nach aufbleiben war mir auch nicht mehr - pennen und fit für den nächsten Tag sein.

Next day und ohne irgendwelche Stories zur Demo, welche am Stephansplatz ihren Start hatte. Treffpunkt war für 13 Uhr am Stephansplatz angesetzt, aber es waren zu diesem Zeitpunkt natürlich nur wenige anwesend (dafür um so mehr den Stephansdom fotografierendes Gesox). Die Warterei belief sich auf ca. eine Stunde. Währenddessen gab's schlechte Scherze, eine (argentinische?) Armee im Infanterie Look, deren Aktivitäten sich aber auf touristische beschränkten und Probleme beim Anlassen des Generators für den Lautiwagen - nicht der Rede wert, denn schlussendlich funzte alles und die Stimmung wurde mit der zunehmenden Anzahl der Leute angenehmer. Auch wurden die Öhrchen der vorbeischlendernden Touris mit bissel Sound (das beste war Vorkriegsjugend) massiert. Und noch erwähnen will ich das Schaf, welches für allgemeines Gelächter sorgte und zeigte, wie dämlich diese "Linke" oft sein kann bzw. was sie alles akzeptiert. Ein Schaf, das an einer Leine umhergezerrt und manchmal so durch die Gegend gehoben bzw. herumtransportiert wurde... Mei, geiles Viecherl, "streichel-streichel", "liab" und überhaupt nett und lustig ist diese Quälerei. Gut gemacht, Genossen/innen. Die "Befreiung" von Mensch und Tier war voll im Gange (um nur mal dagegen zu polemisieren).

Die Demo startete dann endlich mal und es wurde gelatscht, gelatscht, gelatscht. Die Bürger/innen waren in ihren Cafehäusern voll am abgehen, was das Glotzen und Grinsen und mäh und muh und hä und huh und bla und blö(d) betraf. Dass da wirklich wer was gegen "unser geiles Österreich" hat und nicht an diesem legendären 15. Mai mit Schüssel & Co. mitfeiern will!? Und noch geiler: Der Staat hatte extra Hebebühnen zu solch einem Balkon wie damals vom Schloss Belvedere, auf welchem der Figl damals die Worte "Österreich ist frei" aussprach, umfunktioniert. Und jede/r, der/die wollte konnt sich auf so einem Pseudobalkon hinaufheben lassen und selber diese Worte verkünden. Na, wie ist/war das!? Supergeil einfach. Total genial. Und an so einem wurde mittels einigen Stinkefingern (grauenvolle Waffe) vorbei gelatscht. Echt phänomenal das Teil.

Viele Bullen waren's nicht (ein paar an der Front, einige am Ende), dafür aber durfte mensch sich sicher sein, von einigen Zivis beobachtet worden zu sein. Aber ausser ein paar Stickers zu verkleben lief meines Wissens nix. Ganz nett war das Bild der vier (!) Strassenbahnen hintereinander, die ganz brav hinter der Demo hinterher ratterten. Unter anderem gab's Rufe wie "Kein Gott, kein Staat, kein Mietvertrag" und ähnliche. Zwei Transpis waren auch zugegen: Einmal "Eat the rich" und einmal "Anarchie statt Österreich". Zwei derart nichtssagende Transpis, dass ich das nächste mal selber ein's von Innsbruck mitnehme. Am Ende der Demo hieß es dann ab in die Weihburggasse. Es wurden Zettel mit dem Weg verteilt und ich erahnte schon das, was kommen wird, denn die Demo verlief einfach zu ruhig und dass die Leutz dabei einfach verblieben - das hielt ich doch für sehr verdächtig.

Am Weg dorthin tönten schon erste Knallaute durch die Gassen und ich sah in der Ferne ein paar Leutz hin- und herrennen. Nervösität stellte sich ein. Die ersten Bullen wurden gesichtet und bis wir in der Gasse des Geschehens standen, wusste keine/r so recht, was abgeht. Aber siehe da: Ein Haus wurde gerade besetzt und die Demo war folgerichtig nur ein Ablenkungsmanöver. "Revolution durch Desinformation" scherzte ich beim latschen noch durch die Gegend - wenn mensch es richtig dreht, dann traf's zumindest für den Nachmittag zu, haha.

Ein paar vermummte Menschen (in Anzug und Krawatte) standen auf dem Balkon und ließen Infozettel herunter flattern, Raketen in die Luft gehen und Knallkörper durch die Gegend fetzen. "ÄÄÄÄÄtsch! (Schon wieder besetzt!)" und "Arbeitslos und Spass dabei" waren die Transpis, welche das Haus (im Besitz des AMS) verschönerten. Mittlerweile sammelten sich ganz gut Leute und die Stimmung war sehr gut (an die 100 dürften das gewesen sein!?). Anfangs standen 6 - 7 Bullen noch supergscheid vor der Tür und meinten irgendwas zu versperren, aber ein geschickt eingesetzter Wasserstrahl vom Balkon aus trieb die Gagas in die Flucht. "Ihh, Wasser!" Nun, so abgehärtet wie sie sich selber gerne zeigen, waren sie nicht. Eher planlos und irritiert waren diese wandelnden Paragrafen. Mit der Zeit und unendlicher Verwirrung seitens der Bullen fingen sie dann an, die Strasse an beiden Seiten abzuriegeln. Anfangs erst spärlich. Dann kam ein Ultimatum von 15 Minuten daher. "In 15 Minuten muss dieses Haus geräumt sein!", tönte es aus dem Bullenlauti. Es wurde ein bisschen angespannter und die Bullen bezogen an beiden Seiten Stellung - amüsant überhaupt die "Barrikaden", die sie mit ihren Wannen errichtet hatten. Die 15 Minuten verstrichen ohne nennenswerte Ereignisse - ausser dem Pöbeln von besoffenen Menschen ausserhalb dieses Pseudokessels (raus ja, rein nein), kehrte eher Ruhe ein und die Bullen schienen in ihrer Verwirrung einfach nicht weiterzukommen. Wer hat das Kommando? Wer kümmert sich um was? War die Situation jetzt für sie gefährlich oder nicht? Und wenn wir von Bullen reden, dann reden wir hier von ca. 50 - 60 Kasperln, die an einem Sonntag "nur ihrem Beruf" (so ein solcher Dödel) nachgingen. Gut gelaunt waren die Bullen allemal nicht. Da wurden Leute geschubst und der Oberkasperl der WEGA meinte gar in erhöhtem, erzürntem Ton: "Da stehen wir, da stehen Sie! Hier geschieht gerade eine Amtshandlung, also treten Sie zurück!!!" - so zu einer Genossin, die vor mir von ihm zurückgeschubst wurde. Also hier standen keine Menschen, die ein unterdrückerisches Mördersystem verteidigen, sondern irgendwelche Paragrafen, die gerade eine "Amtshandlung" ausführten. So betrachtet tu ich mich sogar noch leichter, gegen diese Schweine anzutreten. Jedenfalls wurde die Zahl der Leute im Kessel zunehmends kleiner, zu angespannt wurde die Lage. Ein paar Bullen waren sichtlich total geil auf das kommende Gerangel - Zitat: "Jetzt geht die Party los!" Sowas machte mir schon ein wenig Angst. Und überhaupt: Wie er sich martialisch in die Handschuhe zwängte, wie er mit steifem Schwanz (wetten!?) da stand und sich an sich selber aufgeilte. Amüsant und beängstigend zugleich. Nach ca. einer Stunde nach Ablaufen dieses Möchtegernultimatums und nach vergeblicher Forderung unserer Seite, mit einem/r AMS Verterter/in sprechen zu können, begann das Schauspiel auf ein neues: Helme wurden aufgesetzt, Schilder wurden in Position gebracht und Leute stellten sich langsam vor die Haustür und versperrten sie jedoch nur mit irgendwelchem Gaffa, Tixo, Bierflaschen und Bierdosen (die zuvor von eingen ja regelrecht verschlungen wurden). Es schien auch so, als ob die Leute im Haus sich langsam vertschüsst hatten und die Bullen eh nur noch verarscht wurden. Jedenfalls fingen sie dann an, auf die Leute zuzugehen und sie vor dem Haus zu vertreiben.

Ein Trupp kam auf die Leute zu und schubste und prügelte die Leutz vor der Tür weg. Der eine Scheissbulle war gleich mit seiner Schwanzverlängerung aka Prügelstab am werkeln - und auch seine Kollegen (waren da Innen auch dabei!? Keine gesehen) waren mal am Zug. Entweder schlugen sie mit Schildern, traten mit Füssen oder ließen gar den Stab ein bissel einwirken. Geantwortet wurde mit mehr oder weniger effektiven Tritten gegen die Schilder. Zwei Personen wurden übelst herausgegriffen und auf der anderen Seite aufgrund von Druck von Genossen/innen mit Fotokameras aber gleich wieder freigelassen. Doch aber wurde eine Person lt. Indymedia bis 22:00 Uhr festgehalten.

Nachdem die kleine Showrangelei vorbei war, kam dann doch tatsächlich so eine Anti-Terror-Einheit, welche - ausgerüstet mit schussicheren Westen, Helmen, Taschenlampen, Brillen, die mensch zB vom gerade gelaufenen Propagandafilm "Black Hawk Down" (was'n Scheiss!?) kennt - nicht den Weg durch die Türe des Hauses zu gehen vermochte. Stattdessen ärgerte sich diese hochgezüchtete Idiotieparade mit einer stinknormalen Leiter herum, mit welcher sie zuerst einmal extremste Probleme hatten, haha. Sowas geiles hab ich echt noch nie erlebt. Erstens waren sie schon mal zu blöd, sie entsprechend hinzubekommen, dass sie durch's Fenster können. Zweitens - als dann die Leiter endlich mal angelegt war - tat's dann einen "Tuscher" und die Bullen haben's geschafft, ein Fenster mir ihrem geilen Rammbock zu zerschmettern. Danke ihr Trottel, unzählige Lachflashs waren die Folge. Da stand mensch also, die Bullen hatten die Strasse vor'm Haus "erobert" und drinnen im Haus durchsuchten zwei solche selbsternannte Anti-Terror-Dödel das Haus ohne irgendwen zu finden, den mensch verhaften konnte.

Nach ca. 15 Minuten erschallte dann ein Pfiff, bei welchem zuvor ausgemacht wurde, dass alles in eine Richtung rennt und die Idiotieparade namens Bullen wieder verarscht werden. Die Hausbesetzer/innen waren derweilen wie durch ein Wunder verschwunden (hähä!!!) und ein ganz guter Block aus freiheitsliebenden Menschen setzte sich in Bewegung und zog "Wessen Strasse? Unsere Strasse!!!" brüllend durch die Stadt. Das ganze bekam eine tolle Dynamik, die Stimmung war supergeil und am Strassenrand ergötzte mensch drei genial-trottelige Männlein, die mit grossen rot-weiß-roten Fahnen blöd aus der Wäsche guckend da standen. Der Moment wurde ausgenutzt und ihnen wurden alle drei Fahnen entrissen - einer flog sogar samt der Fahnenstange wegen eines kräftigen Ruckes gleich mit der Fahne mit und landete unsanft am Boden, haha. Die drei Fahnen wurden korrekt entfernt. Die Demo ging dann noch ein bissel weiter, nur ein paar Bullenmotorräder konnten mithalten und fuhren gestresst hin und her. Dazu hörte mensch immer den Hubschrauber, der über uns kreiste und die Situation auch nicht wirklich zu peilen vermochte. Bravo, das war eine hochgeniale, intelligente, GEILE Aktion! Hier darf die grausige Selbstbeweihräucherung der "Linken" angebracht werden. Obwohl ich an dieser Stelle trotzdem Kritik anbringen will: Warum wurde bitte keine Presseaussendung gemacht!? Da gehört die Presse her, die über die Situation des Hauses und die Forderungen infomiert wird - oder scheisst mensch sich da immer noch in die Hose!? "Die schreiben sowieso nur scheisse über uns - egal was wir machen...", hör ich da einige schon wieder rufen. Das stimmt aber nur teilweise! Und wer da schon wieder "Zusammenarbeit mit der Macht!? Nein danke!" meint, sollte sich auch mal Gedanken über den Begriff "Zusammenarbeit" machen - und ob das nicht eher in eine Ausnützerei a la "schlauer Fuchs" begriffen werden sollte! Ohne Druck der "öffentlichen Seite" wird kein besetztes Haus für längere Zeit auch wirklich "besetzt" bleiben - das wird wohl allen einleuchten!?

Zum Schluss löste sich die Spontandemo in kleinere Gruppen auf und sorgte so für noch mehr Verwirrung der Bullen. Ab in die U-Bahn und weg. Danach ging's ohne grosses Tamtam back home.

So also endete für uns der Wiener Kongress. Ein allzu klares Fazit kann ich echt nicht abgeben, das sollte irgendwie jede/r für sich durchdenken - ausserdem war ich zB kein Abschlussplenum, sehr schade. Muss jede/r selber wissen, ob er/sie im Hirn oben dazugelernt hat, ob was erreicht wurde, ob er/sie neue Bekanntschaften gemacht hat, ob "vernetzt" wurde und ob der generelle Anspruch dieses Kongresses auch für eine/n selber gerecht wurde. Denn schlussendlich liegt es - immer und immer wieder diese Laier - bei uns selbst! Was du selber nicht machst, wird meistens auch nie gemacht. Also - just do it! ;o) Die Demo war scheisse, die Aktion danach dafür umso besser. Die Diskussionen, denen ich beigewohnt haben, hatten durchaus hohes Niveau und auch sonst hatz totalen Spass gemacht.
(Öltsch)