FESTIVAL: Yellow Dog 2005

Tag 1: CYNESS / MÖRSER / LOOKING FOR AN ANSWER / ROOM 101
Tag 2: TO WHAT END? / MASSGRAV / KEITZER / UNCURBED / BOMBSTRIKE / CRUDE B.E. / DEAD LIKE DALLAS / INFANTICIDE / INSTINCT OF SURVIVAL / REIGN OF BOMBS / BLACK STAR RISING

Angefangen hatte alles, als wir (Innsbruck via Xi-Berg) irgendwie dazu kamen, einen Bus hin zu diesem Festival zu organisieren - oder zumindest es so ausmachten, denn die Arbeit blieb beim BrutalPaniert hängen, weil er organisierte das alles über den Verein Between, welcher uns es ermöglichte, dass wir für einen Bus samt Fahrer/in plus Eintritt für's Festival nur 50 Euro hinblättern mussten. Das sind 35 Euro für die Reise Bregenz - Packebusch und retour, da freut sich das Wohlstandsgeldbörserl natürlich...

Und so kam es dann auch, dass wir (Aldina, Haso et moi / der Tschonggo kackte ab...) am Vortag des Festivals die Autofahrt nach Bregenz antraten, um dann am nächsten Tag in der Früh gen Norden zu starten. Um halb 10 ging's dann los, der Bus war voll bepackt mit Mineralwasser, Multivitaminsaft, diversen Fressalien und Bier. Auf den Busfahrer, ein ca. 60jähriger Greis, kam ein anstrengender Tag zu. Hm, die ganze Busfahrt zu erzählen, wär wohl sogar für mich etwas zu sinnlos, aber so viel sei gesagt: 12 verdammte Stunden, ca. hunderte kleine Pausen wegen was weiß ich immer für Problemchen und der Busfahrer war auch nicht gerade mit einem Tempo unterwex, das es uns irgendwie erlaubte, rechtzeitig anzukommen... Und es stiegen noch ein paar Leutz aus Bayern zu. Insgesamt waren wir dann 14 Leute (ohne Busfahrer).

Die Fahrt durch den "Osten" war ungemein interessant: Ich war noch nie dort (und so wie ich das gesehen hab, auch kein anderer Mensch aus dem Bus) und so gab es auch dauerndes Geglotze auf Häuser, Wald und die Umgebung. Häuschen um Häuschen, einfach nur interessant und ein ganz und gar heftiger Kontrast: Die Gegend wirkt einfach überhaupt nicht durchkapitalisiert - wo sind die unzähligen Reklameschilder und -tafeln, die einem heile, geile Welt vorspielen!? Wo sind die gnadenlos empor gestampften Megashoppingcenter, die neuerdings als Jugend- und Kulturzentrum unser Dasein in Zaum halten!? Jedenfalls als wir da so durchgefahren sind, da war das Highlight eine Shell Tankstelle, die mit ihrem knalligen gelb-rot schlichtweg aus dem tristen, matten Grau-Dunkelrot herausleuchtete. Es war phänomenal, wie viele (intakte) Häuser unbewohnt und verlassen worden waren. Hier gab es (offensichtlich) einfach gar nix, was die Leute noch dort halten hätte können - ich sah in der Gegend nicht mal eine Grossfabrik, in welcher viele Leute hätten arbeiten können/sollen oder so... Das erklärt vermutlich auch die Leere auf den Strassen. Nur ganz vereinzelt waren Menschen zu sehen. Nun, diese Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Als wir ankamen wurde mal endlich aufgeatmet und der Eingangsstand inspekziert, das Zeug ausgeladen, die Eintrittskarten gecheckt und der Zeltplatz gesucht. Derweilen zockten gerade die Looking For An Answer (es war 21 Uhr) und ich bekam nur einige Minuten mit, weil ich dann Zelt aufbauen musste/wollte. An und für sich ganz netter Grindcore, die 3-4 Minuten gefielen mir doch ganz gut. Auf dem Weg zum Zeltplatz trafen wir sogleich einen Teil der Room 101 Fuckers, die die Ehre hatten, die erste Bänd des Festivals zu sein - und wir hatten die Ehre, sie zu verpassen, schade - eigentlich sind wir ja nur wegen denen gekommen, haha.

Also ging's nach dem Zeltaufbau gleich mal zur Bühne um die gerade angefangenen Mörser zu bewundern. Sehr geiler new-school Grindhardcore ("Bremer Schule"), kennen eh alle. Die Songs fuhren dank zweier Bässe ganz ungemein wuchtig ein. Gesangsmässig auch ganz gut, böse Stimmen und Gebrüll für eine neue Welt... Oder so. Gefiel.

Als nächstes dann die Info vom Cyness Sänger - die gerade dabei waren, anzufangen -, dass sie die letzte Bänd seien und alle anderen für heute angekündigten dann morgen spielen werden. Auch ok, ich war sowieso geschafft von der Fahrt und das Zeltchen sah mich schon beim Aufbau an... Besoffen war ich auch schon. Während sich unser Touristengrüppchen (gemeint sind die Leute, die mit uns im Bus gekommen sind) also einem zunehmden Alkoholkonsum hingab, im Prinzip auch gar keine "Gruppe" mehr war, drosch es von der Bühne den Grindcore von Cyness. Noch nie zuvor gesehen. Vier Männlein (hoffe, das ist mir noch richtig in Erinnerung!) gaben mit den üblichen Instrumenten Gas. Soundmässig nicht besonders beeindruckend - ganz cool eben, aber nix, was vom Hocker reisst. Zwischenzeitlich legte auch mal eine Frau Stimme am Mikro an, was aber aufgrund der Tatsache, dass der Sänger ihr permanent das Mikro wegschnappte, nicht wirklich toll anzusehen war...

Schlafenszeit war angesagt. Am nächsten Morgen dann fein aufgestanden, gleich mal lecker Frühstück vom extra dafür aufgestellten Zelt geholt und sofort am Kaffee saufen. Ich als Morgenkaffee Junkie kann nur so in den Tag starten... Dazu gab's Brötchen, Bohnenaufstrich, Melone und Fruchtsalat. Punk Rock Frühstück Deluxe. Und das einzige, was mensch dafür machen musste, war ein bisschen Geld dafür herzugeben. Und uns allen gefälltz so, oder!?

Danach gab's mal mittagliches Chillout am Gelände inklusive D.I.Y. Konsum. Also wir Leutz aus so westlich-kapitalistischen Möchtegerndemokratien haben ja einiges an Kohle, die wir für so Zeux rausschleudern können. Hatte mensch an diesem Festival wieder mal gesehen. Das krasseste Beispiel: Ein Typ neben mir blätterte für eine S.O.B. Platte gleich mal 70 Ois hin. "Aber dafür zahlst du mir ein Bier, höhöhö...", meinte der Kunde. Auf dieses Ereignis hatte ich dann keine Lust mehr, weiter zu machen und beendete mit 2 LPs plus einer 7" mehr und mit 23 Euro weniger in der Tasche mein Shoppingerlebnis. Irgendwann musste dann auch schon das erste Bier her und von da an ging's eh los: Bier um Bier wurden mit diversen Leutz getrunken, die Raucherei durfte auch nicht fehlen und es kam so richtig happydeppi Partystimmung auf.

Gegen frühen Nachmittag, 14 Uhr oder so, fing dann schon die erste Kapelle an: Black Star Rising aus "Schweden" dürften dank ihrer Herkunft schon bekannter gewesen sein und die Leutz inklusive mir gaben sich ein recht langweiliges D-beat Rock'n Roll Brett. Doch verwechselt das nicht mit den Menschen, die diesen Sound spielen: Das Trio auf der Bühne machte einen durchaus sympathischen Eindruck - nette Ansagen und gar nicht prollig. So gab's auch Geklatsche und beim letzten Song war's richtig cool zuzuhören, was sie denn so sangen. Der Anfang des Sonx ging so: "I wanna be a rockstar..." Wusste nach'm Festival noch so einiges an Text, aber mittlerweile hab ich das vergessen. Jedenfalls ganz lustig.

Zweite Kapelle waren die Reign Of Bombs, auch aus "Schweden", worauf manche natürlich schon allein wegen des geilen Staates, in welchem sie leben, auf die abgehen. Fakt war, dass auch diese Kapelle (musiktechnisch) nicht sonderlich toll war. 08/15 D-beat Crust, wieder mit einer leichten Prise Rock, ein paar Soli und zwei Stimmen. Ganz nett war's allemal, nur bekomm ich die Krise, wenn eine weitere Standardkapelle aufgrund ihrer Herkunft gleich fett vermarktet und gehyped wird ("war noch nie anders", hör ich da gerade hinter mir. Na denn, höchste Zeit, dass es anders wird, hähä!).

Mittlerweile war ich ziemlich zugedröhnt. Deshalb kann ich mich gar nicht mehr an die tatsächliche Reihenfolge der Kapellen erinnern! Es könnte sein, dass die Aldina und ich zu diesem Zeitpunkt plötzlich den Cesar (Dogma Destroyer Records & Insolentes) getroffen haben, welcher uns gleich ein paar unbekannte Menschen vorstellte, darunter auch der Filipe von den Xawara (eine neue Kapelle, die metallischen D-beat Crust spielt). Mit ihm ging's dann zum Zelt um noch mehr zu saufen/rauchen und um festzustellen, dass wir die gleichen Bekanntschaften - zumindest in/aus Wien - pflegen. Wir haben ihm mit Xawara auch gleich einen Gig in Innsbruck angedreht - inwiefern das jetzt tatsächlich der Fall sein wird, bleibt abzuwarten, haha. Zu dieser Zeit dürften wir gerade Infanticide verpasst haben. Und die Frage ist jetzt, ob erst danach oder schon davor der Auftritt von den Instinct Of Survival war!?

Weiters muss geklärt werden, wann Dead Like Dallas gespielt haben. Ich kann mich nur an den Anfang ihres Auftritts erinnern. Und hell war's auch noch. Soundmässig? Weiß nicht, metallischer, dunkler, komplizierter HC??? Hatten was von Converge, His Hero Is Gone und Botch - oder so, haha. Schrecklich, ich weiß, keine Ahnung mehr... Scheiss drauf, ...

... lasst mich zeitunabhängig über die IOS schreiben, denn die waren mein persönlicher Favorit auf diesem Festival - zumindest im Vorfeld. Als ich also die drei Typen auf die Bühne kommen sah, hatte ich sie wegen Axegrinder, Bolt Thrower und Deviated Instinct Aufnähern schon mal in mein Herz geschlossen. Ob der jetzt gleich kommende positive Eindruck ihres Sounds von ihrer Optik beeinflusst wurde, weiß ich nicht und sei mal dahingestellt, haha... Aber ich kannte Studio- und Livematerial schon vorher (auch die Texte) und da hatz mir schon reingehauen. Ihr Auftritt fuhr mir auch dementsprechend ein: Übelst authentischer Grindcore, der einfach nur abgeht! Und Ansagen, welche nur noch Freude machten. Hatten wir am Vortag noch eine kleine Streiterei, in welcher wir drei Typen, die sich selber als Punk sehen, erklärten, warum Ansagen wie "this is dedicated to all swedish people" (wie es am Vortag eine Kapelle tat) scheisse sind, gab's bei IOS Ansagen wie "das geht an alle Menschen mit Dreads - und an alle ohne Dreads / das geht an alle Menschen aus Hamburg - und alle, die nicht aus Hamburg kommen" - entzückend!!! Da strahlte der kleine Öltschi und fühlte sich sogleich viel wohler (um nicht zu sagen: zugehörig). Raketen wie "Mein Suff", "Antifascist Cannibalism", "Diggin' Deeper Into Wounds" und "You Ain't Seen Nothing Yet" wurden köstlichst ohne Poserei runtergeprügelt. Und zum Schluss: "Zugaben sind für Rockstars, also spielen wir noch welche!" Ich war begeistert, dass ich hier einer der Kapellen, die mehr als tollen Sound zu bieten hat, beiwohnen durfte.

So, ich schreib ab jetzt einfach noch über jede Kapelle, die ich gesehen hab - jedoch ganz zeitunabhängig, denn ich weiß eigentlich nur noch, dass To What End? als letzte und Massgrav als vorletzte Band gespielt haben.

Kommen wir zu den Bombstrike, die den üblichen Skandicrust boten und seit ihrem Auftritt vor über einem Jahr in Dorfen einen zweiten Gitarrist an Bord geholt haben. Der machoide Typ, mit welchem wir letztes Jahr in Dorfen schlechte Erfahrungen gemacht haben, zockte jetzt nicht mehr am Bass, sondern an der zweiten Gitarre. So gab ich mir ihr Brett um zum Schluss ein Cover von Wolfbrigades "Outlaw Vagabond" vor die Rübe geknallt zu bekommen. Der Song ist richtig gut, nur stand da halt der Typ mit auf der Bühne, der letztes Jahr die Aldina "discostyle" angemacht hatte... Naja, da gibtz jetzt wieder die einen, die meinen, so einen Typen (und damit die gesamte Kapelle) von vorn bis hinten boykottieren zu müssen. Und die anderen, die mit ihrem verwichsten "ist ja halb so schlimm - ich will keinen Stress, nur Party" Statement daherkommen. Tipp: Keines von beiden ändert irgendwas. Aja, ich hab bei "Outlaw Vagabond" mitgerumpelt. Hat Spass gemacht.

Die Uncurbed zogen dann massig Leute vor die Bühne. Ihr krustiger HC Punk war und ist zwar musikalisch sowie textlich nix besonderes (bis auf "Container Punk", haha), doch ihr Auftritt war ziemlich spielfreudig und powervoll. Coole Atmosphäre, cooler Pogomob und angenehm treibender Sound mit wechselndem Männleingesang. Vor allem der enorm schwabbelige, nackt zur Schau gestellte Bierbauch vom Basser war richtig lustig. Diesen könnte mensch ziemlich effektiv als flexible Barrikade einsetzen... Hm, die Leutz gingen grösstenteils total ab und das war auch toll so.

Auch Crude B.E. kamen dann irgendwann auf die Bühne, was irgendwie - obwohl ich eigentlich nur 30-40 m von der Bühne wegstand - an mir vorüber zog. Sorry, ich hab keinen Tau mehr, ich kann mich zwar an die Gesichter auf der Bühne erinnern (zumindest sah ich den Sänger von den Cyness am Schlagzeug und einen von den Chainbreaker am rumkreischen), aber soundmässig tut sich gar nix mehr was Erinnerungen betrifft. Hört euch die Platten von denen an, dann wisst ihr's (Krustenhardcore).

Letz fetz zu Keitzer, die ich von der Split 7" mit den Remains Of The Day kennen und mögen gelernt hab. Heftiger new-school Grindhardcore, die zweite. Sehr powervoll, sehr brutal - cooler Sound. Normal mit zwei Gitarren, hier aber nur mit einer - trotzdem eine Wand. Enthusiastische Vocals. Das Quartett wirkte auch ziemlich sympathisch - bravo.

Die vorletzte Kapelle waren auch aus "Schweden" (yeah yeah yeah!!! "hail to Sweden" hoch 3!!!). Von Massgrav kannte ich nur ein paar Mp3s in lausiger Qualität (und mir gefallen erträglich schlechte Aufnahmen!), da fuhr ihr Liveset mir umso mehr ein! Sprengten mit ihrem schnellen Skandithrash à la Mob 47 einiges! Und auch dieses Trio verstand es, okaye (korrekte) Ansagen loszulassen. Blöderweise kam dann der Bombstrike Typ, den wir aufgrund einer (nicht vergessenen) beschissenen Aktion zwar nicht gleich verdammen wollen, aber naja... Nun, der kam auf die Bühne um ein Liedchen mit den Massgrav zu singen. War eh ganz lustig... Massgrav rockten mal ganz gut!

Am Ende dann die To What End? - mittlerweile war es komplett dunkel geworden (eigentlich bei den Massgrav auch schon...) und die sechs Leute auf der Bühne zogen die Aufmerksamkeit fast aller Menschen auf dem Areal auf sich. Kein Wunder, denn erstens sind TWE aus "Schweden", zweitens spielen da zwei Leutz von den Wolfbrigade mit und drittens... ja ähh... sie kommen einfach aus "Schweden"!!! Die erste Platte war anfangs ganz cool (Mein Review ist schon ein bissel länger her. Einiges hat sich seitdem geändert!), doch mittlerweile beeindruckt mich ihr Sound gar nicht mehr. Viel mehr ist er mir viel zu 08/15 und unspektakulär. Da waren Wolfbrigade viel rotziger und powervoller. Es scheint, es braucht auch bei D.I.Y. Festivals mit egalitärem und fortschrittlichem Anspruch immer so ein "Hauptobermotherfuckerhighlight", wo mensch dann geschlossen abfeiert und eine Durchschnittskapelle besser macht, als sie tatsächlich ist (wer sich da ausnimmt, bewegt sich auf dünnem Eis...). To What End? waren nicht schlecht, aber eben auch nix, was mich irgendwie dazu bewegen hätte können, voll auf die abzugehen. Vielleicht war's wie so oft bei einigen der Alk!? ;o) Naja, so nahm das Festchen seinen Abschluss und mensch durfte sich noch ein Cover von Nenas "Nur Geträumt" anhören - natürlich in Deutsch gesungen. Wenixtens haben sie sich was für ihren Auftritt überlegt, hehe.

So endete (natürlich nicht sofort nach den Kapellen...) das 10 Jahre Yellow Dog Festival, doch nicht ganz! Am nächsten morgen sorgte eine unangenehme Nachricht für blödes Schauen und Ungewissheit: Ein Mensch, welcher auf dem Areal lebte und sich bei diesem Festival auch einbrachte, hatte in der Nacht mit einem Gewehr Selbstmord begangen. So eine Nachricht ist traurig, aber kein falsches Mitleid hier. Beileid geht an die Leute, die diesen Menschen gekannt und gemocht haben; und an diejenigen, die dieser Tod sonst irgendwie traf. Hoffen wir, dass derjenige (war ein "er") mit seinem Willen das erreicht hat, was er wollte! Und dass die Bullen hoffentlich viele Namen gesammelt haben...

Danke noch an die Organisatoren/innen!!! Vor allem deshalb, weil es keinen Hartalk gegeben hat und deswegen vermutlich auch nicht so viel Stress abging! Blöd, das mit den Hunden (dass sie trotz angekündigter Null-Toleranz massig durch's Areal gelaufen sind...); aber sowas ist bei dämlichen "HundebesitzerInnen" schwer durchzusetzen. Ich hoffe, die Arbeit war es wert und nächstes Jahr könnt ihr wieder vielen Menschen zwei, drei coole Tage bereiten!
(Öltsch)