Die Suche nach neuen Perspektiven - oder doch nur Zweifel?

Ich möchte was über Zweifel schreiben, über Zweifel darüber, ob es Wert ist für eine bessere Welt zu kämpfen. Auf alle Fälle, aber es ist auch deprimierend wenn nichts mehr passiert (Obwohl ich mir oft überlege, für wie viele Arschlöcher wir teilweise auch kämpfen!). Wenn die Bewegung, die nur noch wenig Widerstand leistet gegen die Scheiße, die tagtäglich passiert, nur mehr reagiert und nie mehr agiert, nur mehr alte Freiräume zu verteidigen (siehe EKH) versucht (was ja absolut wichtig ist) anstatt neue zu erkämpfen. Vielleicht sollten wir versuchen aus der "Wir-sind-die-armen-Opfer-Rolle" auszubrechen, klar weiß ich, dass die "Linke" sowieso die radikale (falls es die noch irgendwo gibt, was ich mich in letzter Zeit schon des öfteren gefragt hab, weil es ist doch recht ruhig geworden) einer nicht so kleinen staatlichen Repression gegenübersteht. Darum sollten wir dem lieben Staat auch einen wirklichen "Grund" geben, dass er ein wenig Schiss bekommt und seine Konsequenzen zieht (komplette Überwachung, nette prügelnde PolizistINNen, Todesschüsse, etc. - ihr wisst eh, was ich meine). Wenn mensch sich den Verfassungsschutzbericht 2002 (www.bmi.at.gov) ansieht, merkt mensch, dass wir für nichts ein Bedrohung sind...

Vielleicht sollten wir auch aufhören vom Staat Dinge zu fordern (auf Demos zB), denn somit erkennen wir den Staat als Autorität an und unterwerfen uns ihrer, weil wir den Staat um etwas bitten (bzw. fordern)! Warum nicht einfach nehmen was uns zusteht? Oder selbst was machen und nicht von die da oben bitten, dass sie die Welt doch besser/sozialer/gerechter/freier/schöner machen sollten. "Das ist doch irgendwie Scheiße", denkt sich da mein kleines schwarzes Herz! Schließlich will ich ja den Staat als Institution abschaffen und nicht reformieren! Ich will ja auch den Kapitalismus abschaffen und ihn nicht sozialer gestalten, wie es Organisationen à la Attac wollen! Radikal heißt von der Wurzel und von dort gehören die Probleme auch gepackt. Also nicht Verbrecher bestrafen (schon auch), sondern die Gründe, dafür also in dem Fall, Armut (bzw. Geld überhaupt) abschaffen (denn die meisten Verbrechen stehen im direkten oder zumindest indirekten Zusammenhang mit Armut). Auch sind die (Neo-)Nazis nicht unser wirkliches Problem sondern die grundrassistische Einstellung (bzw. Basis) in Österreich!

Wir sollten auch endlich von dem Glauben wegkommen, dass das alles nur "Jugendrebellion" ist (was es leider auch wirklich für viele ist!), und dass mensch sich ja anpassen muss wenn er/sie "erwachsen" ist. Es gibt leider halt Menschen die noch ein letztes mal aufbegehren, weil sie glauben, danach müssten sie sich in die Maschine (namens Staat) eingliedern. Da merkt mensch halt dann wer das wirklich gelebt hat, und für wenn es halt nur eine "Ph(r)ase" seines Lebens war, eine Jugendsünde oder so ein Scheiß. Ich mein aus dem SCHEISS -SYSTEM!-Parolen-Alter bin ich mittlerweile auch draußen, obwohl es eine geile Zeit war (und das System noch immer Scheiße ist, hehe...). Aber Punk war halt mein Zugang zum Anarchismus, hab früher sowieso immer geglaubt, dass Punk sowieso (Wortwiederholung!) was mit Anarchie zu tun hat, nur wusst ich noch nicht so genau was Anarchismus eigentlich ist (Außer ein A mit 'nem Kreis, dass mensch halt als Aufnäher trägt oder an Wände sprüht... hehe). Früher war's halt eher das Musikding (aber ich hab nie so nen MTV-Punkdreck gehört, ok, mit 13 hab ich schon Ärzte gehört, die mir aber heute noch lieber als Terrorgruppe sind, na ja...), bunte Haare, Nieten(-gürtel, -jacken, -armbänder, -...), hohe Stiefel, Alkohol im Übermaß, Leute verschrecken, Spaß, Zerstörung (ein sehr geiles Gefühl), Konzerte, Pogo, versüffte WGs, schnorren (was mir aber immer eher unangenehm war), ... Und dann kam halt irgendwann der Punkt, wo ich mich mehr mit den Themen wie Anarchie, Revolutionen, Sozialismus, DIY, usw. beschäftigt habe (also ich hab mit Leute darüber gequatscht, unzählige Bücher/Zines gelesen, ... Und hab auch nicht mehr so stumpfe Parolen-Gedresche-Bands gehört, sondern hab mich eher Bands mit tiefgehenderer Aussage zugewandt. (Obwohl ich noch immer gerne Doom und Disrupt und so höre, und die haben ziemlich miese Texte). Und dann wollt ich halt selber auch meinen kleinen Teil dazu beitragen, und ein paar Freunde und ich machten ein eigenes Anarcho/a-Punk-Zine. Es hat sich vieles geändert seit dem ich mit 15 in die "Szene" hineinkam.

Aber keine Angst, ich steh noch ziemlich auf das ganze Punkding, hab mich auch sehr in die DIY-Anarcho/aPunk-Szene verliebt (mit Ausnahmen!). Nicht allzu wenige sind in die Apathie von Drogen und Alkohol oder/und irgendeine unpolitische Scheiße abgedriftet. Und ich kann mit Oi! nichts anfangen, aber wer kann das schon, wenn mensch darüber nachdenkt! Auch müssen wir aufpassen, dass wir nicht integriert werden ohne es zu merken und plötzlich in unserem winzig kleinen Vorgarten, kleine Kinder in diese grausame Zeit setzen und GRÜN wählen. Ich hab doch eine Scheißangst davor, SO ZU WERDEN WIE SIE!

Aber es sind halt immer Zweifel da, sowieso wenn mensch die eigenen Fehler bemerkt und wie weit mensch selbst die öst¤rr¤ichüblichen Gesellschaftsnormen (Sexismus, Rassismus, Xenophobie, Homophobie, autoritäre Strukturen, ...) verinnerlicht hat, gegen die mensch selbst so energisch eintritt. Und mensch muss sich diese Fehler selbst eingestehen, um sie vielleicht irgendwann ganz überwinden zu können. Viele von den Machos in der radikalen Linken sollten sich auch überlegen, dass Sexismus absolut kein Kavaliersdelikt ist, sondern die gleiche Scheiße wie Rassismus! Ich merke es (die Scheiße die ich selbst schon verinnerlicht habe) oft genug bei mir selbst, aber das ist ok, solange ich versuche sie doch zu überwinden (was ganz schön schwer ist, ...).

Ich glaube jede/r hat hin und wieder Zweifel, ob der eigene Weg der richtige ist, aber wenn mensch aufrichtig an die Sache glaubt (mensch sollte selbst davon überzeugt sein und nicht weil andere daran glauben), sollten Zweifel ok und teilweise auch wichtig sein, damit mensch nicht anfängt dogmatisch an etwas zu glauben und es nie zu hinterfragen. Mensch sollte Ideen haben und nicht die Ideen den Menschen!

Das alles ist viel einfacher gesagt als getan, und das ganze hier sollte keine Predigt sein, auch wenn es manchmal danach klingen mag. Ich gebe auch keine genauen Lösungsvorschläge, jede/r sollte sich selbst Gedanken darüber machen (bin ja kein Kommunist, hehe...). Es geht einfach nur um meine eigenen Zweifel und warum ich sie habe und um Dinge die mich im Moment ein wenig in Richtung Resignation schieben (war zwischendurch wirklich schlimm), hab jetzt aber wieder Motivation gefunden und noch ist mein Wille nicht ganz gebrochen und ich hoffe, dass ich mich noch oft aus solchen Tiefs wieder herausbringen kann. Was aber eigentlich eh nicht wirklich mein Verdienst war, sondern der eines Menschen den/die ich sehr lieb gewonnen habe (You know who you are: Vielen Dank für alles!). Ja natürlich musste ich zum Schluss wieder sentimental werden, aber das ist schon ok so, weil manchen Menschen kann mensch nicht oft genug danken... Vielleicht denken andere auch so, aber denkt daran wir sind nicht allein: BIG BROTHER IS WATCHING US! (Der Überwachungsstaat ist längst keine Fiktion mehr! Hehe (Anm. v. Öltsch: Hehe!? Mir ist eher zum Heulen...) ). Eigentlich wollt ich sagen, dass es noch Menschen gibt, die sich gegen die tägliche Scheiße erheben, und sei es einfach nur dadurch, dass sie anders leben (oder es zumindest versuchen). Denn dort muss der Widerstand anfangen, in den eigenen vier (posterbehängten) Wänden...

Stay wild & active!
(ANdi)