Bissel Punk und so...

Ich will jetzt mal etwas über Punk schreiben. Was? "Jetzt mal"!? Schreib ich nicht - wenn ich etwas schreibe (also tagtäglich!) - immer über oder besser: aus der Sicht eines Punks? Ich bezeichne mich also als Punk? Ja, ich mein schon, dass ich nicht allzu viel falsch mache, wenn ich mich selbst als "Punk" bezeichne. Aber mein wichtigstes Anliegen ist nicht, dass ich alles was ich mache in Einklang mit "Punk" bringen kann, sondern dass es "richtig" ist ("richtig" kann mensch natürlich auseinandernehmen wie Sau) und ich keinem Menschen schade. Zumindest keinem Menschen, der/die nicht Macht über andere ausübt - sei es durch strukturelle, körperliche oder verbale Gewalt.

Ich hab jetzt einfach den Drang klarzustellen, was - um mich aus der Schlinge zu ziehen sag ich mal: FÜR MICH - "Punk" nicht ist. Es ist leichter zu beschreiben, was NICHT Punk ist, weil so gelangt mensch mal zu einer Wahrheit: Nämlich die Einsicht in die Unwahrheit. ;o) Punk ist auf gar keinen Fall auf der Strasse zu leben. Es ist auch nicht Punk, verdreckt und stinkend durch die Gegend zu laufen und auf alles und jede/n zu scheissen. Es ist nicht Punk, daheim zu hocken und sich über alles aufzuregen. Es ist nicht Punk, sich irgendwo zu besaufen oder sonst wie mit Drogen vollzustopfen. Punk ist auch nicht irgendein Outfit oder so... Und Punk ist schon gar nicht irgendeine Musikart. Ja von mir aus, Punk Rock und so Zeux, aber nur ein Instrument etwas schneller zu bedienen heisst einfach gar nix.

Ich frage mich einfach oft - meistens auf Konzerten -, was eigentlich in den Köpfen der Leute, die so allgemein wie Punks aussehen, vorgeht. Ich seh's immer öfter: Die leben ein so extrem bürgerliches Leben, dass es mich nur noch traurig macht. Da wird der Band zugejubelt, die Platten gekauft, über die neuesten Bands diskutiert - und alles ist geil, was schnell, brutal und rausgekotzt ist. Für die Texte interessiert sich sowieso nur ein kleiner Teil und der Büchertisch ist ein uninteressantes Anhängsel, welches halt aus "mensch-will-ja-so-wirken-als-hätte-er/sie-was-zu-melden" Gründen dasteht. Bürgerlicher Konsum ohne Ende. Die Meute schlürft zufrieden am Bier oder an was auch immer, zieht an was auch immer (oder steht halt nur da) und begutachtet ohne sich irgendwie Gedanken zu machen das Geschehen. Mithelfen/-organisieren fällt einem/r nicht ein, selber was auf die Beine stellen erst recht nicht. Lieber jammern, wenn den Organisatoren/innen etwas schief läuft, was nun mal üblich ist. Und natürlich sind wir alle total kritisch und moralisch, finden Bullen, Nazis, Sexisten, etc. scheisse und haben mit der ganzen tagtäglichen Scheisse absolut null gemeinsam. Doch das seh ich völlig anders: Hierachien, sexistische, rassistische und homophobe Strukturen sind mit der bürgerlichen Gesellschaft grösstenteils ident. Die Mehrheit hat meines Wissens nicht mal eine Ahnung, was Faschismus tatsächlich ist - so nebenbei gesagt. Vom Konsumverhalten will ich gar nicht reden, denn dieses gleicht der bürgerlichen Gesellschaft zu 100 Prozent. Der Grossteil ist dann noch so narzistisch, dass der Gedanke an Selbstkritik erst gar nicht aufkommt. Da wären wir dann wieder: In der Kaufhausgesellschaft, in der bürgerlichen Mackergesellschaft, etc... Mensch nenne es, wie er/sie wolle. Wenn ich wen anrede oder wirklich anmaule - am öftesten passiertz bei irgendwelchem sexistischen Scheiss -, dann kommt einfach "du hast ja einen Vogel" oder ähnliches daher. Sonst haben die Leutz echt nix zu bieten. Das ist einfach krass. Und ich komm mir verloren vor. Das klingt jetzt alles vermutlich arrogant von meiner Seite (so quasi: dass ich schon sooo frei von Sexismen, etc. bin), aber es tut mir (nicht) leid, ich sehe überall nur mehr Scheisse. Ok, überall nun auch nicht, natürlich gibtz meine Freunde/innen und noch ein paar Leutz da draussen (die ich nicht kenne, blabla...), mit denen ich mich auskotzen kann und einfach alles machen und über alles reden kann - mit denen ich mich im Endeffekt verstehe. Die ich verstehe und die mich verstehen. Naja, so lang's solche Leutz gibt (mit denen mensch auch gegen den ganzen Dreck kämpfen kann), solang lohnt sich das (Über-)Leben noch.

Was das jetzt alles unter'm Strich zu bedeuten hat!? Wer hier eine Lösung oder konkret vorgegebene Verhaltensmuster erwartet hat, der/die hatz echt nicht geschnallt...
(Öltsch)