Zur derzeitigen Situation

Dieser Text ist von unserem kleinen Minizine "Kamikaze Punks Innsbruck" (Danke den Kamikaze Pünks aus Wien für die Idee!), welches wir so oft wie möglich verteilen! Dieses "Minizine" besteht nur aus diesem Text und einer CD-R mit 30 Sonx! Der Text macht sozusagen das "Booklet" aus. Unter dem Text gibtz die Tracklist von der CD-R.

Mit diesem kleinen, kostenlosen Minizine (samt von uns zusammengestellter CD-R) wollen wir uns über das Verhalten von einigen (vielen) Menschen auf Veranstaltungen (und auch sonst wo), insbesondere in der p.m.k in Innsbruck, äussern. Unsere Idee ist nicht, dass wir den Menschen sagen, was sie zu tun haben und wie sie sich verhalten sollen, sondern dass wir hier erläutern wollen, über was wir uns in Zukunft noch mehr Gedanken machen wollen, welche allesamt die entsprechenden Konsequenzen nach sich ziehen müssen.

Warum uns danach ist? Wir beobachte(te)n in letzter Zeit eine zunehmende Entpolitisierung, was das Arbeiten und Veranstalten in der p.m.k betrifft. Die totale Durchkapitalisierung der (Sub-)Kultur an und für sich ist ja nichts neues. Ebenso wenig neu ist die Erkenntnis, dass wir in einem System leben, welches Leute nicht nur ausbeutet, sondern auch indoktriniert, (ver-)blendet und sie in ihren Entscheidungen permanent einschränkt, ja ihnen sogar die (Eigen-)Verantwortung entzieht. Natürlich: Unterdrückung funktioniert nur, wenn es Menschen gibt, die sich unterdrücken lassen (wollen). Doch die Unterdrückung heute ist häufig gar nicht mehr als solche wahrzunehmen (verschleiert!) oder es ist den Menschen schlichtweg egal, weil sie damit leben gelernt haben, weil sie es ab Tag 1 nur so kennen, etc... - "so isses halt einmal", hört mensch an vielen Ecken. Jedoch: Die grösste Illusion ist die der Ohnmacht. Die Illusion, als einzelne/r eh nix daran ändern zu können, ist das, womit wir am meisten zu kämpfen haben! Und so nebenbei ist keiner von uns alleine! Das impliziert schon der Begriff "wir"! Also von wegen "alleine bringtz ja eh nix" und so doofe Ausreden. Jede/r einzelne von uns kann etwas bewegen - nur nicht so viel, wie mensch meistens gerne hätte. Dieses "so viel" zu ändern, das können Menschen gemeinsam schaffen.

Und hier wollen wir ansetzen: Wir als ein Teil der Menschen, die Konzerte, Infobeisln, Vorträge, Diskussionen, usw... in der p.m.k veranstalten, fragen uns langsam, für was wir das eigentlich machen!? Wir arbeiten ganz klar IM System (ausserhalb existiert leider (noch?) nix) und versuchen dort, Menschen zum SELBER DENKEN anzuregen ("Auf das die Scheisse zusammenbricht!!! Harhar!") - oft wird das natürlich missverstanden, und nicht selten kommt es vor, dass Menschen meinen, wir sagen ihnen, was sie wie zu tun haben (wobei es uns auch oft - egal wieviel gemeckert wird - so vorkommt, als wollen sie eh alles vorgegeben bekommen, weil dann müssen sie nicht mehr selber denken...). All die Veranstaltungen (zumindest Infobeisl und HC/Punk Konzerte) haben einen antikapitalistischen Anspruch - auch wenn's manchmal nicht so rüber kam und es schon vorkam, dass sexistische, rassistische und homophobe Sprüche toleriert wurden. Nicht nur von uns, sondern von so ziemlich allen Menschen, die in der p.m.k veranstalte(te)n. Uns beschleicht das Gefühl, dass es einem Teil der Menschen in und um das p.m.k egal ist, was der/die Gegenüber so redet - Hauptsache gut miteinander auskommen. Klar, wir wollen alle miteinander auskommen ("etwas" hippiehaft formuliert), doch nicht zu jedem Preis! Wenn dem Grossteil nur noch nach totalem Konsum (dazu ein bisserl konsequenzlose Kritik und Zynismus für's Image) und irgendwelcher belanglosen Schundkultur (zB sich auf Punkkonzerten in's Delirium zu saufen) ist, dann ist klar, dass diejenigen, die sich noch halbwegs gegen diffamierendes, engstirniges und selbstherrliches Verhalten (auf welches auch Staat & Kapital aufbauen) wehren mögen auch ihre Motivation und ihr Bewusstsein verlieren und sich von der grossen, in Apathie und Ohnmacht verfallenen Masse mitziehen lassen. Das wollen wir verhindern!

Wir wollen gegen den Kapitalismus kämpfen!

Wir haben keinen Bock, nur weil dieses System aus Überwachung, Bürokratie, Industrie und Massenmedien so scheiss komplex und kompliziert (geworden) ist, aufhören zu kämpfen und in Lethargie zu verfallen. Wir haben weiters keinen Bock, nur deswegen aufhören zu kämpfen, weil sich irgendwie keine (ernst zu nehmende) Perspektive heraus kristiallisiert. Und zu guter letzt wollen wir auch deswegen nicht aufgeben, weil wir alle schon so angepasst wurden uns anpassen haben lassen. Haben wir etwa schon vergessen, dass wir nicht nur ein auf totalem Konsens ausgerichtetes Konzertbögele samt Minibüro haben wollten, sondern generell die ganze Strasse, die ganze Stadt, die ganze Welt!?!? Wir, die aus reinem Zufall in die erste Welt geboren wurden, leben jeden Tag mit Privilegien, die wir nicht mal mehr als solche wahrnehmen und erkennen (wollen). Auch Widerstand zu leisten ist genau ein solches Privileg, das wir mit Spass, Freude und Köpfchen leben wollen! Doch immer "nur" (passiven) Widerstand zu leisten reicht nicht! Selbstinitiative, Ideen und Eigenverantwortung sind gefragt! D.I.Y.!!! (= Do it yourself!) Sachen selber reparieren, selber basteln, selber verwalten, selber schreiben, selber durchführen, selber neu aufbauen! Dieses verkackte Killersystem kann nämlich (unter anderem) deswegen überleben und herrschen, weil wir Verantwortung für bestimmte Sachen aus unserer Hand geben - nämlich (in-)direkt in die Hand irgendwelcher schon längst abgehobener PolitfunktionärInnen, ParlamentarierInnen, UnternehmerInnen und ChefInnen (Ein gutes Beispiel sind Fabriken!). Oder ist diese Abgabe der (Eigen-)Verantwortung so toll, dass mensch es einfach doch immer wieder macht? Rechtfertigt die Tatsache, dass es einfacher ist, sich zu beugen anstatt seine/ihre eigenen Ansichten preis zu geben (was natürlich Verantwortung mit sich zieht!), die heutige Unterdrückung und Bevormundung? Ganz klar: Nein! Es hat nie wer gesagt, dass Gerechtigkeit und gegenseitiger Respekt "leicht" zu leben sei... Das leichtere ist in den meisten Fällen das Falsche (gesamtgesellschaftlich und global gesehen) und zieht negative Konsequenzen für uns alle nach sich. Wir haben jedenfalls mal überhaupt keine Lust, uns mit hunderten von Vorgaben, wie was zu machen sei, herumzuschlagen, uns von Satteliten orten zu lassen oder anders überwacht und nach einer asozialen Marktlogik verwertet zu werden.

Weiters beobachte(te)n wir, dass Leute, die gerne etwas machen wollen und sich bei "uns" einbringen, teilweise auch noch nach geraumer Zeit die Frage(n) stellen: "Kann ich was machen? Soll ich euch wo helfen? Gibtz was zu tun?" Diese "ständige Hilfsbereitschaft" ist natürlich gut gemeint, nur führt uns das nicht dorthin, wohin wir wollen: Nämlich in ein so gut als möglich hierachiefreies (heisst: autoritätsfreies) Zusammenleben. Natürlich will kein Mensch, welche/r "neu dazugestossen" ist, gleich anfangs alles in die eigene Hand nehmen und einfach drauf losmachen. Erstens will mensch nicht als MackerIn gelten und zweitens fehlt oft auch das nötige Wissen, wie, wo, wann und überhaupt... Ist ja verständlich, denn uns allen ging's und gehtz mal so. Doch darf es nicht dabei bleiben! Es darf nicht bei einem stumpfen Befehlskonsum bleiben. Wir wollen nicht ständig zu den Leuten sagen, was sie denn "helfen" könn(t)en. Schon allein der Begriff "helfen" schmeckt uns in diesem Zusammenhang nicht! Wenn Menschen Widerstand als "Leuten helfen, die schon länger dabei sind" verstehen, dann ist das falsch. Wer sich selber fortlaufend als "Hilfskraft" ohne Eigeninitiative sieht oder zumindest so verhaltet, wird Hierachien immer aufrecht erhalten! Es gibt sooo viel zu tun, und wenn da Menschen zu anderen Menschen gehen müssen, um zu fragen, was sie denn so machen könn(t)en, dann wollen wir nur sagen: Fangt endlich an, selber nachzudenken, was zu tun ist und behaltet die Verantwortung bei euch selber! Es braucht keine Erlaubnis von Menschen, die zB schon länger "dabei" sind und sich deswegen vermeintlich mehr "auskennen" oder wie auch immer mensch das formulieren mag... Überlegen, kommunizieren und machen, nicht beim Reden bleiben!

"Ohne Theorie keine Revolution"!? (steht gross im Büro der p.m.k)

Abgesehen davon, dass bei diesem Satz Anspruch und Realität aufgrund der zunehmenden konsensorientierten Mentalität immer mehr auseinander klaffen, stimmt dieser Satz natürlich. Aber - ganz wichtig - nur im Zusammenhang mit "Ohne Praxis keine Theorie".

Wir wollen nicht ausschließlich für konsumorientierte Menschen veranstalten! Wir empfinden es als falsch, wenn sich Menschen, die auf Konzerte mit fortschrittlichem Anspruch gehen, selber eh nur als "Gäste" sehen und sich selber nicht als Teil einer Gegencommunity fühlen. Wir wollen nicht, dass wir etwas "anbieten" und die Bedürfnisse der "KonsumentInnen" befriedigen. Wir alle müssen für uns alle verantwortlich sein! Und sollte es mal wieder vorkommen, dass irgendwelche Menschen beispielsweise meinen, es wäre cool, einen Schuh auf die Strassenbahngleise vor der p.mk zu setzen (oder die Gleise gar mit zerbrochenen Bierflaschen zu füllen - noch dazu in einer angespannten Lage gegenüber der Stadtverwaltung und dem Veranstaltungsamt!!!), dann fragen wir uns, wie doof mensch tatsächlich sein muss, um nicht zu kapieren, dass hier eine komplette Community gefährdet wird!? Und dann nicht erst warten, bis irgendwelche "VeranstalterInnen" daherkommen und sich darum kümmern, sondern einfach selber etwas (dagegen?) tun.

Wenn wir also so unzufrieden sind, warum veranstalten wir dann trotzdem? Erstens macht es uns selber (noch) Spass: Eine tolle Veranstaltung, bei welcher die Message (mal mehr, mal weniger, mal gar nicht, haha) rüberkommt und ohne Zwischenfall verläuft, ist jedes Mal auf's Neue eine Genugtuung! Und zweitens: Was ist mit Menschen, die dieses System tagtäglich mit ihrem Tod zu "spüren" bekommen? Diejenigen Menschen, die dann verrecken (da kommt dann kein Bericht im Fernsehen), die gar nie die Möglichkeit haben, diesem riesen Scheisshaufen etwas entgegenzusetzen, schon allein weil sie's gar nicht wissen (können/wollen)? Und diejenigen Menschen, die sogar in ultrareichen, westlich-kapitalistischen Möchtegerndemokratien keine Daseinsberechtigung finden und abgeschoben werden!? Und zu guter letzt wir Wohlstandsfratzen, die wir selber jeden Tag die tagtäglichen Macht-, Zwangs- und Unterdrückungsstrukturen zu spüren bekommen!? (Dass uns hier kein Mensch "Moralpredigt" vorwirft: Wir wollen uns - Moral hin oder her - tatsächlich nicht damit abfinden, dass jeden Tag tausende Menschen nur deswegen draufgehen, weil Güter nur nach Kapitalinteressen verteilt werden! Und wegen noch viel tiefgreifenderen Gründen wie Rassismus, Sexismus, Chauvinismus, Narzißmus, Angst wegen eventuellem Machtverlust, etc...)

Nun, die Konsequenzen stehen eh schon im ganzen Text: Handeln!!! Die Praxis ist gefragt! Ideen, die auch kommuniziert werden, sind gefragt! Kommunikation ist gefragt! Interesse und Motivation sind gefragt! Sich von Abhängigkeiten gegenüber dem System zu lösen (auch wenn's nur punktuell und nischenhaft ist) stellen sehr geeignete Mittel dar! Ach, und ein zweites Mal: Es hat nie wer was davon gesagt, dass so etwas "leicht" ist - darum kommt ein nächster Begriff in's Spiel: Solidarität! Helfen wir uns gegenseitig! Egal, bei welchem Kram: Sei's Verständnis gegenüber uns selber wegen eventueller Lohnarbeit, die wir ja ausüben müssen, um Kohle für unser tägliches Überleben (Nahrung, Wohnung, Spass, Abschalten, etc...) zu erhalten, sei es bei zwischenmenschlichen Problemen, sei es bei zu wenig oder zu viel (!?) Sex oder bei anderen Sachen, die einer/m das Leben schwer machen: Plaudert Probleme aus und lasst andere Leute teilhaben! Vielleicht sind's manchmal sogar die selben, denn wir wissen ja: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Ausserdem lasst uns auf jegliche Rechte, die uns so zugesprochen werden, einen grossen Scheisshaufen draufsetzen! Wir brauchen keine Rechte! Wir als Menschen haben Bedürfnisse, die nur von Staat und Kapital als Rechtsmentalität in elendig lange, untransparente Gesetzestexte verwertet werden, damit sie über unsere Bedürfnisse verfügen und herrschen können.

FOOD IS A NEED - NOT A RIGHT!

ROOM IS A NEED - NOT A RIGHT!

PEACE IS A NEED - NOT A RIGHT!

FUN IS A NEED - NOT A RIGHT!

FREEDOM IS A NEED - NOT A RIGHT!

RESISTANCE IS A NEED - NOT A FUCKING RIGHT!

So, diese paar Zeilen Geschwafel in einem letzten Absatz zusammenzufassen, grenzt im Prinzip eh schon an Wahnsinn, denn dieses Geschreibsel hier ist sowas von unausführlich und oberflächlich gehalten, dass es uns hier eh schon wieder aufregt. Warum wir das dann so machen? Dann bitte versucht doch SELBER (ha, da ist es wieder!) in ein paar Zeilen unser Dasein und ein paar Zusammenhänge zu erläutern, um dann bitte noch die nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Soll nicht heissen, dass wir uns jetzt so toll vorkommen, weil wir die paar Zeilen reingefetzt haben. Das kann jede/r, aber nur machen's ja nur so wenige, argh! Spart euch euer (eh nicht vorhandenes) Mitleid. ;o) Zu guter letzt wollen wir noch anmerken, dass wir nicht wissen, ob dieses Minizine weitergeführt wird oder nicht. Sollte uns danach sein, dann bekommen es hoffentlich eh einige mit...

Und bei all dem Politgelaber vergesst ja eines nicht:

INDULGENCE IS A NECESSARY PART OF RESISTANCE!

Tracklist CD-R:
01. GAUZE - Japanese title
02. AMEN 81 - Tatütata
03. CRASS - Bloody revolution
04. DISCLOSE - Armed For Killing
05. BASTARD - Misery
06. RUIDOSA INMUNDICIA - Ellos son
07. NAPALM DEATH - Siege of power
08. DEATH SIDE - Fight your way
09. ÜMLAUT - Brothers in arms
10. DISRUPT - Pay for...
11. BOLT THROWER - Inside the wire
12. CONSUME - Led astray
13. DIE HETÄREN - 0190
14. RISTISAATTO - Kuoleman kauppiaat
15. D.R.I. - Violent pacification
16. ETAE - Defy
17. DISCHARGE - Why
18. PAINTBOX - Brimful feeling
19. FLUX OF PINK INDIANS - Sick butchers
20. DEATHREAT - My life my choice
21. KONTROVERS - Din hvuvdvrärk?
22. DRESCHFLEGEL - Gewaltakt
23. AMEBIX - Largactyl
24. REMAINS OF THE DAY - Under a banished sky
25. TERRORIZER - Corporation pull in
26. ÜMLAUT - We don't give a fuck
27. VORKRIEGSJUGEND - Die letzte Schlacht
28. APPENDIX - Kuitenkin kuolemme
29. STATE OF FEAR - What comes around goes around
30. AXEGRINDER - In death she awaits (live)
(Öltsch & Aldina)