Wetzel, Wolf (2002): Krieg ist Frieden - über Bagdad, Srebrenica, Genua, Kabul nach... (Münster: Unrast, 2002/228 Seiten)

Wolf Wetzel, der schon für die autonome L.U.P.U.S.-Gruppe geschrieben hat, liefert hier ein tolles, leicht verständliches Buch über die Verbindung von Krieg, Kapitalismus, Alltag und Medienlügen ab. Nach der Bestandsaufnahme vom US-alliierten Krieg 1991 gegen den Irak über den NATO-Krieg gegen Jugoslawien 1999 bis zum "Krieg gegen den Terror", der alles andere als einen solchen darstellt, behandelt er hier ausführlich über den (teils nicht vorhandenen) Widerstand der radikalen Linken, über manipulierte, verharmlosende und verblendende Medienberichterstattung und was mensch dagegen tun kann und könnte. Was mir sehr gut gefällt, ist, dass er einmal mit der Vorstellung arbeitet, wie es bei einer Stürmung des Sonderparteitags der Grünen im Mai 1999 in Bielefeld hätte sein können. So fantasiert er davon, dass radikale Linke das Podest erklimmen um vor den anwesenden hohen PolitikerInnen und MedienvertreterInnen ihre Sicht des Jugoslawien-Kriegs vorzutragen. Ein weiteres Mal manipuliert er eine Rede von G. W. Bush um aufzuzeigen, dass seine Anklagerede gegen Afghanistan genauso gut gegen die USA verkehrt werden kann. Das Buch geht weiters auf die Geschehnisse in Genua und auf den Zusammenhang Männlichkeit, passive Zustimmung und Krieg ein. Auch ein Beitrag zum Antideutschtum fehlt nicht. Dieses wird in seinen Standpunkten und Ansichten leicht nachvollziehbar demontiert. In den über 200 Seiten wird einmal mehr deutlich, dass Krieg als kapitalistischer Normalzustand verstanden werden muss und dass eine radikale Linke, will sie nicht weiter handlungsunfähig vor sich dahin vegetieren, die richtigen Fragen abseits der herrschenden Ideologie stellen muss.
(Öltsch)