Behind Enemy Lines - The Global Cannibal LP
(2004/Alerta Antifascista Records)
Kennt jede/r, mag jede/r und hört jede/r: Die guten, alten Aus-Rotten. Es ist einfach unglaublich, welchen Einfluss diese Kapelle auf viele Menschen ausgeübt hat und vermutlich noch ausübt. Über Aus-Rotten (und Conflict ehrlich gesagt) fand ich damals zu dem, was heute wie auch damals als "Anarchopunk" (Krustensau!) eingeordnet wird. Brauch ich eh keiner/m was erzählen. Jede/r, die/der die genannte Band kennt, weiß was die gemacht haben. Nach der Auflösung kam dann unter anderem Behind Enemy Lines heraus (war gleichnamiger Bolt Thrower Song der Namensgeber?). Ihre erste Full-Length war irgendwie typischer Aus-Rotten Sound, wenn auch etwas schneller - minimale, wenn aber auch hörbare Unterschiede. Seit geraumer Zeit gibtz jetzt das zweite Album - als CD schon etwas länger, als LP - zumindest in Europa - ist es erst im September des jetzigen Jahres '04 erschienen. Einiges hat sich im Vergleich zur ersten Behind Enemy Lines geändert: Ein zweiter Gitarrist, eine neue Bassistin, ein neuer Schlagzeuger (heisst auch Matt). Eine helle Gitarre mischt mit; schneller, wütender, krustiger, melodiöser. Behind Enemy Lines haben ihren eigenen Sound gefunden, aber ohne Aus-Rotten zu vergessen. Daves Stimme klingt eigentlich gleich wie immer - vielleicht eine Spur wütender. Die Riffs gehen in's Ohr und bleiben auch dort. Vor allem ein Riff hatz mir angetan: Das von "Hooked On Christ". Möcht nix dazu schreiben, das muss mensch sich selbst anhören. Gleich beim ersten Track, dem Titeltrack, hört mensch, was ihn/sie erwartet. Helles Gitarrenintro, Schlagzeug setzt ein und Dave kotzt Bushs Verständnis von Aussenpolitik heraus: "Importing oil / exporting blood!" Ab hier detoniert dann ein Politkracher nach dem anderen. Ein Angriff auf die amerikanische Innen- und Aussenpolitik, auf die Kirche, gegen Abtreibungsgegner/innen, auf die kapitalistische Globalisierung und gegen die sexistische und rassistische Mentalität, die auf unserem Planeten HERRscht. Die "Metal" Mary rotzt dann auch noch in "Her Body. Her Decision?" mit und haut mit dem Satz "Our bodies are not a battlefield!" am besten allen anerzogenen Sexisten (aka Männer) in die Fresse. Jeder der zwölf Sonx haut rein - erstens sind die Texte wiedermal grandios (das ist kein doofer Antiamerikanismus!) und lesen sich fast schon wie treffend formulierte Arbeiten. Zweitens ballert der Sound die Rüben runter. Und drittens ist das Booklet und die gesamte Aufmachung wie gewohnt liebevoll. Diesmal ohne Lesestoff, aber die Texte der Songs reichen auch. Ausserdem gibtz noch tolle Bilder in Form typisch amerikanischer Propaganda. Mal sehen, ob diese neue "Strategie" aufgeht (Hoffen hilft jedenfalls nix!). Zum Schluss möcht ich noch sagen, dass Menschen, die dieses Teil anhören, oft gar nicht bewusst ist, was die Texte bedeuten und was das für eine Dimension darstellt. Mensch liest sich mal schnell den Text durch und befindet ihn - unkritisch wie meistens - für gut und richtig, aber er (vielleicht auch sie!?) geht dann doch wieder voller unreflektierter SelbstHERRlichkeit in die Gesellschaft, um sich zu präsentieren, zu profilieren und das eigene Machogehabe voller Überzeugung auszuklammern. Behind Enemy Lines! (Geiles Klappcover und rotes Vinyl!)
(Öltsch)
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