Dritte Wahl – Fasching In Bonn CD
(1992/Amöbenklang Records)
Wiedermal Zeit für 'nen Klassiker: Das Erstlingswerk von den Rostocker Deutschpunkern. Schon damals unterschied man sich deutlich von den öden und plumben Deutschpunkbands. Erstens spielte man ein bisschen härter als der gewohnt asselige 08/15 BRD Punk und zweitens gab man sich bei den Texten bemerkbar mehr Mühe als so manche Band, die heute allgemein als Megakult angesehen wird. Härter deshalb, weil man irgendwie ein bisschen Metal heraushört. Die Songs sind alle mit absolut simplen Schlagzeuglinien gespielt, trotzdem mangelt es den Tracks nicht an Abwechslung. Mal langsam und nachdenklich, fast schon monologhaft wie zum Beispiel bei "Mainzer Strasse" oder mal aggressiver und schneller wie bei "Wahltag". Themenmässig geht's hauptsächlich um die asoziale Politik in Deutschland und um das damals noch im Amt sitzende Kanzlerarschloch Kohl, die fette Sau! Haha!!! Irgendwie immer lachen muss ich, wenn ich die Nummer "Die Kündigung" höre. Lustiger Text mit noch lustigerem "Gesang". Einer der innovativsten Songs der Deutschpunkgeschichte dürfte dann wohl "Fasching In Bonn" darstellen. Die Idee ist der Wahnsinn und die Ausführung übertrifft sowieso alles. Hammersong! Weiters macht man noch auf Castortransporte aufmerksam ("Konvoi Des Todes"), singt von "Amerika" und vom perversen Fest namens Weihnachten ("Frohes Fest"). Ihr Erstlingswerk ist nicht nur kämpferisch, sondern auch intelligent. Hier steckt Kopfarbeit dahinter, welche man von nur wenigen Deutschpunkbands kennt. Kriegt man heute eh noch bei Konzerten, dem Onlineshop und diversen alternativen Plattenläden, von daher gibt's keine Ausrede, sich das Teil nicht anzuschaffen.
(Öltsch)
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