Jello Biafra And D.O.A. - Last Scream Of The Missing Neighbours CD
(1989/Alternative Tentacles Records)

Kultsänger + Kultband = Oberkultalbum. Also rein rechnerisch muss diese Kollaboration absolut spitze sein. Ja, und die Rechnung geht auf. Muss ja auch sein, denn zu diesem Zeitpunkt hatten beide Bands schon gute 10 Jahre Musikgeschichte auf dem Buckel, in dieser sie nur bestes von sich veröffentlichten. Für die, die noch nicht auf die Punk-Matura gelernt haben, Jello Biafra war Sänger der Dead Kennedys. Beide Bands haben sich zufällig auch im selben Jahr, 1978, gegründet, waren zu Lebzeiten der Dead Kennedys auch gut befreundet, und sind es wahrscheinlich immer noch. Ich glaube mehr muss ich zu den beiden Bands wirklich nicht sagen, weil die wohl hoffentlich jeder kennt. Nun mein obligatorischer "nun zur Platte selbst" - Satz, Nummero 3 glaub ich. Der erste Track "That's Progress" ist, wie bei den meisten Platten auch, einer der besten. Als Intro fordert Jello seine Mitstreiter gleich auf, das Wort "shopping mall" zu buchstabieren. Und dann geht's gleich los. Der Sound ist D.O.A. typisch, ebenso wie Jellos geniale Lyrics. Politsch, ironisch, witzig. Das schafft nur Jello, ohne dessen Einfluss mir Punk vieleicht schon lang zu dumm wäre. (Da kommt jetzt sicher eine Anmerkung vom Öltsch, haha) (Anm. v. Öltsch: Anmerkung!? Du wolltest es so! Ohne Biafra wär dir Punk zu dumm!? Wie war das nochmal mit Rechtsstreit um Dead Kennedys!? Und wer ging vor ein amerikanisches Gericht!? Wer hat sich schlussendlich selbst verraten!? Abgesehen von dem ganzen Biafra Hype (sorry! hehe...) gab's Discharge, Doom, Crucifix, Riistetyt, M.D.C., Anti-Cimex, Conflict, Kaaos, Crass etc. etc. - überzeugt!? Öltsch Ende und aus.) Spätestens beim Refrain "The McDonald's make me feel good inside" weiß ich, dass die Jungs ihr Handwerk perfekt beherrschen. Nummer 2 hört sich auf den Namen "Attack Of The Peacekeepers". Gleich mal 'nen Bonuspunkt für die schöne Antithese im Titel. Thema ist, wie könnte es anders sein, die U.S. Army und ihre Stellung in der Weltpolitik. Ich glaub das ist Jellos Lieblingsthema, denn in Song 3, "Wish I Was In El Salvador", wird es ebenfalls wieder verarbeitet, allerdings in einem anderem Gewand. Zwar schade dass die Platte nur 6 Songs beinhaltet, doch dafür kann ich sie alle mal schön durchgehen. Also gleich weiter zu "Power Is Boring". Text ist wieder unschlagbar. Jello fragt sich, was wäre wenn er ein großer Diktator wäre, und kommt schließlich zu dem Schluss, dass es wohl der schlimmste Job überhaupt sein muss. Das trifft genau meinen Sinn für Humor - einfach zum totlachen. Darauf folgt jetzt "We Gotta Get Our Of This Place", der sozusagen den Gefängnis Alltag beschreibt - ein Gefängnis, aus dem man wohl kaum ausbrechen kann. Work, work, work, work... yeah! Ich will mal meinen, dass sich so ziemlich jeder schon solche Gedanken gemacht hat. Von unserem unglücklichen Dasein will ich nun abschließend zum letzten Track "Full Metal Jackoff" kommen. Dieser ist mit fast einer Viertel Stunde Dauer für Punkverhältnisse sehr lang, aber sicher nicht langweilig. Hier werden die meisten Misstände der amerikanischen Gesellschaft angesprochen, wie zum Beispiel Ghettos, Drogen, Presse, Wall Street und noch so einiges. Der Songtitel ist, glaub ich, an den ähnlich heißenden Film angelehnt. Sehr interessant zu lesen, denn Jello hat ja immer so einiges zu sagen. Alles in allem wieder perfekt, wie eigentlich alles wo Jello seine Finger mit im Spiel hat.
(Folti)