VOICES!
DAS STIMMENFESTIVAL
KULTURZENTRUM - UTOPIA - CULTURAL CENTER
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VOICES! 1994
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Ein Festival wie das Stimmenfestival VOICES! zum dritten Mal zu organisieren ist eine besondere Herausforderung. Es ist noch nicht Routine, dennoch kennt man bereits den Ablauf - und ist ständig damit konfrontiert, in bereits bekannte Strukturen zu verfallen. Gegen diese Gefahr der kreativen Langeweile anzukämpfen war sicherlich ein Punkt, der die Art und Weise, wie es zum Programm und zur Präsentation des diesjährigen Festivals gekommen ist, beeinflußt hat. Besonders stolz sind wir auf die Tatsache, daß sich eine Künstlerin wie Meredith Monk entschieden hat, ihr jüngstes Werk "Three Heavens and Hells" im Rahmen unseres Festival in Europa uraufzuführen. Ein Zeichen, daß es sich in Künstlerkreisen weltweit herumgesprochen hat, daß es dieses Festival in Innsbruck gibt und daß Voices! von Konzept und Struktur innerhalb von drei Jahren einen Hauch internationaler Bedeutung erhascht hat. Christine Margreiter
SUSSAN DEIHIM
No hot meal for the stray dog
Sussan Deihim, geboren in Teheran, absolvierte eine Gesangs- und Ballettausbildung und lebt seit 1980 in New York. Ihr Werk "No Hot Meal For The Stray Dog" verbindet die menschli-che Stimme mit digitaler Sampling-Technik und elektronischen Prozessoren, um einen ein-heitlichen Hybriden zu produzieren. Das Hauptinteresse dieser Arbeit liegt in der Tatsache, daß jeder Ton, der in diesem Stück zu hören ist, unmittelbar der Stimme Sussan Deihims ent-springt. Dies wird durch eine Vielzahl technischer Raffinessen - von mehrspurigem Überein-anderlegen der Stimme über percussive Stimmcollagen bis hin zu ausgefeilten Klang-Manipulationen erreicht. Das Ergebnis ist eine außergewöhnliche Mischung aus Organischem und Elektronischem, wobei beides immer getrennt und verbunden hörbar ist. Sie arbeitet u.a. mit Komponisten und Musikern wie Richard Horowitz, Micky Heart, Bran-ford Marsalis, Peter Scherer, Elliot Sharp, Arto Lindsay, Heiner Goebbels, Jan Mattox und Loren Rush. Peter Gabriel benutzte die Stimme Sussan Deihims für die Filmmusik für Martin Scorseses "Die letzte Versuchung Christi".
DENEZ PRIGENT
Die neue Stimme der Bretagne
Die französische Presse - von LeFigaro bis Liberation - ist sich einig: Die Bretagne hat eine neue Stimme, und sie heißt Denez Prigent. Denez Prigent singt in alter bretonischer Tradition, er ist ein Sänger des "kann ha diskan" und des "gwerz". Die Quellen seines Repertoires fand Denez bei alten Festen und auf Nachtwa-chen, als er den Alten seines Dorfes zuhörte. Ein "kann ha diskan" ist ein Lied, zu dem ge-tanzt wird, und der Inhalt ist meist satirisch-ironisch; "gwerz" sind gesungene Gedichte, die, a capella gesungen, von tragischen Ereignissen vergangener Tage erzählen, von Krieg, von Epidemien, von Mord und Schiffsunglücken. Der Tod ist als Thema dieser Balladen allge-genwärtig. All diese Lieder wurden über Jahrhunderte hinweg traditionell von Generation zu Generation weitergereicht, abgeändert und immer wieder erneuert. Sicher, auch heute gibt es in der Bretagne etliche Sänger, die "kann ha diskan" und "gwerz" singen. Kaum einer jedoch vermag so intensiv zu singen wie Denez Prigent.
RINDE ECKERT
The Gardening of Thomas D.
Rinde Eckert ist Sänger, Komponist, Schauspieler, Tänzer und Regisseur. Seine Solostücke und Kooperationen mit anderen Künstlern waren bereits weltweit zu erleben.
Eckerts musikalischer Anspruch ist schwer einzuordnen. Er ist ein klassisch ausgebildeter Sänger, der seinen Wirkungskreis enorm erweitert hat, um ein breites Spektrum zeitgenössi-scher Musikstile und Vokaleffekte reflektieren zu können. Was Rinde Eckerts Musik so be-merkenswert macht, ist nicht nur seine technische Klasse, sondern vor allem die Leichtigkeit und Wärme, mit welcher diese unterschiedlichen Elemente zusammengeführt werden. Dazu kommen seine Bühnenpräsenz und ausgefeilte rhythmische Sensibilität. Für sein jüngstes Werk "The Gardening Of Thomas D." ließ sich Rinde Eckert von Dantes Göttlicher Komödié inspirieren.
BLACK UMFOLOSI
Ndebele Musik aus Zimbabwe
Black Umfolosi sind die Stars der Ndebele Musik aus Zimbabwe. Die achtköpfige Band stellt eine Mixtur aus a capella Liedern und alten und neuen Tänzen vor.
Die Formation entstand als Mittel gegen die Langeweile bei einer Gruppe von Schülern der George Silundika Boarding Schule in der Nähe von Bulawayo. Mangels anderer Abwechs-lung begannen die Jungen, alle traditionellen Lieder, an die sie sich erinnern konnten, zu sin-gen. Es wurde ein Riesenerfolg und ein regelmäßiges Ereignis in der Schule. Aus diesen be-scheidenen Anfängen entwickelte sich die Gruppe zu einem populären Ensemble mit interna-tionalem Erfolg. Neben der Pflege ihrer kulturellen Wurzeln sind Black Umfolosi darauf bedacht, in ihren Shows auch zeitgenössische Themen zu behandeln. Sie singen im inbube-Stiltownship a-capella-Gesang und hatten schon einige Hits mit ihren selbstgeschriebenen inbube-Liedern. Eines davon -"Unity"- wurde als Kennung für das Anti-Apartheid-Programm von ZBC Radio benutzt.
THE BOBS
... die heißesten Cover-Versions - a-capella
Sie sind keine Klassiker, sie sind keine Punks, sie sind keine Jazzer, sie sind weder Rocker noch Roller, sie sind keine Folks, sie spielen keine Instrumente, sie tanzen nicht. Das einzige was sie machen: Sie singen wie verrückt.
The Bobs aus San Francisco gelten zur Zeit als die aufregendste a-capella-Gruppe des ameri-kanischen Show-Business. Es singen Richard Bob Green, Joe Bob Finetti, Mathew Bob Stull und Janie Bob Scott. 1981 gegründet, entwickelte sich das Quartett vom hippen Geheimtip der College- und Universitäts-Szene zur bejubelten Sensation von so unterschiedlichen Ver-anstaltungen wie Jazz- und Folk-Festivals, Performance-Art-Festivals, Neue Musik - Projek-ten und erreichte ein Publikum vom fünfjährigen Vorschulkind über Hip Hop Anfänger bis hin zum typischen Besucher von philharmonischen Konzerten. Ihre Platten wurden für den Grammy nominiert. Sie traten in der Tonight Show von Johnny Carrson auf und die Los An-geles Times gestand ihre Schwierigkeiten mit der musikalischen Einordnung der Bobs durch den Satz: "The Bobs sind eine Kreuzung zwischen Devo und den Mills Brothers". The Bobs singen Hits von The Beatles, Johnny Cash, Jimmy Cliff, Jimi Hendrix, Led Zeppe-lin, Peggy Lee, The Rascals, Smokey Robinson, Talking Heads, Tom Waits und The Bobs.
MEREDITH MONK
AND VOCAL ENSEMBLE
mit Thomas Bogdan, Allison Easter,
Dina Emerson, Katie Geissinger und spezieller Gast: Harry Huff "Three Heavens and Hells" Meredith Monk ist Sängerin, Komponistin, Filmemacherin und Regisseurin, Choreografin - und eine Pionierin in dem, was heute als erweiterte Vokaltechnik bezeichnet wird. Ihre frühe musikalische Ausbildung beinhaltet Klavier, Stimme und Dalcorze Eurythmics. Am Sarah Lawrence College studierte sie Komposition bei Ruth Lloyd und Glen Mack, Gesang bei Vicky Starr, vokale Kammermusik bei Meyer Kupferman sowie Opernworkshops mit Paul Ukena und Bessie Schoenberg. Seit ihrem Studienabschluß 1964 stellte Meredith Monk über 80 künstlerische Arbeiten fertig ( Musik, Theater, Tanz und Filme) und erhielt unzählige Prei-se und Auszeichnungen. Die "Vessel Suite", aus Meredith Monks epischer Oper "Ves-sel"wurde 1991 in New York uraufgeführt. Es gibt drei Himmel und Höllen Menschen Tiere Dinge Wie sehen diese drei Himmel und Hölle aus!
SARAH SIVUARAPIK &
ANNIE KASUDLUAK ALAKU Obertongesänge der Inuit aus dem Norden Canadas
Annie Alaku und Sarah Sivuaraapik gehören beide den Inuit an. Zur Tradition der Inuit gehört Katajjaq, eine spezielle Form des Kehlkopfgesangs, mit der sie sich seit ihrer frühesten Kind-heit beschäftigen.
Die Inuit-Mythen erzählen von furchterregenden Gestalten namens Tunnituarruit- halb Mensch, halb Vogel-, die den Inuit das Kehlkopfsingen beibrachten. Sie bestanden aus flie-genden Köpfen ohne Körper, die Beine direkt unter dem Kinn sitzend, mit besonderen Täto-wierungen. Sie bewegten sich gehend oder fliegend, konnten nach Belieben verschwinden und mittels ihre Zauberkräfte durch Schnee und Erde hindurchschwirren. Sie lebten in den dunkelsten Winkeln der Iglus und konnten sich nur durch das Katajjaq mitteilen.
ANNA HOMLER
Die Performance-Poetin Anna Homler aus Los Angeles singt in fremden Sprachen, die nie-mand kennt, aber fast jeder versteht.
Durch beschwörende Lieder und surrealistische Geschichten werden Worte zu Musik und Gegenstände zu Charakteren. Die Darbietung ist anregend, verzaubernd, witzig, sexy und intelligent. Sie hat ferner die Kraft, Kitsch und Warenkultur in etwas Schwebendes, Surreales und Schönes zu verwandeln. Durch die Verbindung von Musik, gesprochenem Wort und Installation erweitern die fremden Sprachen der Multi-Media-Künstlerin Anna Homler die Möglichkeiten von Kommunikation und Interpretation.
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