Lophophora williamsii (A. C. Lemaire ex Salm-Dyck) Coulter

Pflanzenbild Bildquelle. Der Kaktus mit Pfahlwurzel.

Andere Namen:

Lokophora w., Biznagas, Hikuri, (#15) Pellote, Schnapskopf, (#17) Mammillaria w., Echinocactus lewinii, (#13) Anhalonium lewinii, (#10, #15) Peyotl (aztek.), (#10, #13, #15, #31, #36, #45, #49, #53) Ariocarpus w., Peotl, (#49) Anhalonium w., (#13, #47/126, #49) Peyote, (#13, #31, #47/126) Hikuli, (#31, #45) peyotyl, (#47) Raiz diabolica, (#47/104) Echinocactus w, (#47/126) mescal buttons (die getrockneten Kakteen); der Kaktus L.w. wurde nach dem Botaniker J.W. Williams benannt, der Gattungsnahme lophophora wurde aus dem Griech. ("Traeger langer Haare") uebernommen. (#36)

Inhaltsstoffe:

Der getrocknete Spross enthaelt bis zu 7% (#17) Meskalin. (#7, #10, #13, #17, #31, #32, #45, #47/130, #49, #53) (A. Sahihi fuehrt in seinem Werk an, dass die getrockneten Kakteenkoepfe (buttons) maximal einen Gesamtalkaloidgehalt von 5% besitzen. (#36) - Beide Werte sind sehr hoch angesetzt [Anmerk. d. Verf.]) Als Begleitstoffe des Meskalins kommen weitere Phenylalkylamine (z. Bsp.: N-Methylmeskalin) vor. (#17, #45) Der ganze Kaktus beinhaltet den Hauptwirkstoff Meskalin, daneben gibt es noch weitere Alkaloide (Anhalonidin, Lophophorin, Hordenin) (#31, #32, #45, #47/130), die auch teilweise etwas halluzinogen, zentralerregend, stimulierend oder antibiotisch wirken, schreiben C. Raetsch, R.E. Schultes und A. Hofmann. (#31, #32, #45) Doch A. Shulgin fasste die Untersuchungen nochmals zusammen, und stellte fest, dass Anhalonidin, Pellotin beruhigend sind, Anhalonin bis zu einer Dosis von 100mg zentral unwirksam ist und Lophophorin sehr giftig fuer kaltbluetige Tiere ist und sich bei 20mg bereits giftig beim Menschen zeigte (Gefaesserweiterung, Kopfschmerzen). Diese Nebenalkaloide erzeugen keine halluzinogene Wirkung, faerben jedoch die Gesamterfahrung bei der Peyoteeinnahme. (#47/130)

Anhaloniumalkaloide sind vorwiegend in Kakteen verbreitet vorkommende lsochinolinalkaloide. Allen A. liegt ein Tetrahydroisochinolingeruest zugrunde, das im Ring B mehrere phenolische Hydroxylgruppen traegt, die auch verethert sein koennen. Biosynthese und chemische Synthese erfolgen durch eine Mannich-Kondensation aus einem beta-Phenylethylaminderivat mit einer Carbonylkomponente. Dementsprechend kann der Substituent am C1 H-, CH3- oder ein isoprenoider Rest sein. Durch Phenoloxidation koennen mehrere Molekuele von A. zu Oligomeren verknuepft werden, z.B. beim Pilocerein. Als Nebenalkaloide treten Derivate des beta-Phenylethylamins auf, z.B. Hordenin und Mescalin. Hordenin wird auch Anhalin genannt [von Anhalonium, Synonym fuer Ariocarpus, Gattung der Kakteengewaechse].
Physiologisch wirken die A. als schwache Narkotika und paralytische Agenzien. Pellotin zeigt eine krampfausloesende Wirkung, die der des Acetylcholins aehnelt. An der Erzeugung rauschartiger Zustaende nach der Einnahme von Praeparationen der Kakteen sind die heterozyklischen A. nicht direkt beteiligt. Lophophorin ist das giftigste unter den Anhaloniumalkaloiden.
(www.wissenschaft-online.de: Lexikon der Biologie, Lexikon der Biochemie, Copyright Spektrum Akademischer Verlag, kostenpflichtige Infos verfuegbar)

Andere im Peyote vorkommenden Alkaloide waeren: Anhalamin, Anhalinin, Anhalolin, Anhalonidin, Anhalidin, Lophophorin, N-Methylmeskalin, Pellotin; (#139)

Aussehen:

Es ist ein kleiner, stachelloser, knolliger Kaktus, mit charakteristischen Einschnuerungen, kleinen Haarbuescheln und im Zentrum erbluehenden Blueten. (#31) Der Spross ist blaugruen, flach, bis 10cm hoch, dornenlos, besitzt 8 undeutlich gehoeckerte Rippen mit Aureolen, an denen pinselartige Haarbueschel sitzen. Der Koerper ist rasenbildend, einzeln flachkugelig bis kurzzylindrisch. Der Scheitel ist eingesenkt und besitzt starr aufrechte, schmutzigweisse, pinselartige Wollbueschel. Die Rippen, (5-)8(-10), sind flach, scharf laengsgefurcht und undeutlich gehoeckert. Die Areolen sind 1-3mm breit, rund 3-15mm entfernt, mit pinselartigen Wollbuescheln versehen, aufrecht steif, 8-10mm lang, gelblichweiss schmutzig. Die Stacheln fehlen im Alter voellig. Es gibt mehrere Blueten nahe dem Scheitel, diese sind kurz, 18-30mm lang und 15-25mm im Durchmesser, glockig-trichterig, weiss (#17, 49) bis hell- bis blassrosa (#17, #31, #49) mit rosa Mittelstreifen, wenig Huellblaettern. Die Fruchtknoten sind weisslich und nackt. Die Roehre ist sehr kurz, ca. 5mm lang und schuppig. Die Staubblaetter sind chromgelb. Der Griffel ist weiss. Er ist oben hellrosa, und hat ebenso 3-7 Narben. Die Frucht ist laenglich und rosa. Die Samen sind kugelig, 1-1,5mm lang, matt, schwarz und warzig. (#49)

Pflanzenbild Bildquelle. Der Kaktus.

Vorkommen:

Der Kaktus ist in Texas und Mexiko (#47/103)beheimatet. (#11, #17, #32, #45) Er wird dort auch kultiviert. (#17) Er gedeiht gut in den nordmexikanischen Wuesten, ("Peyotegaerten") bis nach Texas. (#31)

Pflanzl. Fam.:

Cactaceae - Kaktusgewaechse

Pflanzenbild Bildquelle. 1. Laengsschnitt. 2. Querschnitt, oben. 3. Querschnitt, Mitte. 4. Querschnitt, unten.

Allgemeines:

In den noerdlichen Wuestengebieten von Mexiko und Texas wachsen verschiedene Kaktusarten und andere Pflanzen, die von den Indianern dieser Gebiete als peyotl, peyote, hikuli, peyotillo, hikuli brava, aber auch direkt als "Falscher Peyote", benannt werden. Im allgemeinen gehoert der Name Peyote aber dem kleinen stachellosen, knolligen Kaktus. (#32) Im Oktober (#12) wird der Kopf des Kaktus, auch Krone genannt, (#11) abgeschnitten, (#11, #12) in Scheiben geschnitten, (#36) getrocknet, (#11, #12, #36) von den Wollhaaren befreit (#12) und dann eingenommen. Der Kopf wird dann mescal button (#11, #12, #45) oder Peyote button genannt, (#11) oder die von Kaktus abgetrennten frischen oder getrockneten Scheiben heissen einfach nur buttons. (#31) Die Buttons besitzen einen widerlichen und sehr bitteren Geschmack, schwellen beim Kauen im Mund an und hinterlassen nach dem Kauen ein Gefuehl von Stechen im Hals. (#20) Man glaubte, dass es 2 Arten, Anhalonium lewinii und w. gaebe, doch es gibt nur eine Art, der Gattung Lophophora (Maehnentraeger) angehoerig. (#13) Dieser Kaktus ist nahe verwandt mit den Kaktusarten Ariocarpus und Mammillaria. (#45) Der zeremonielle Gebrauch von Peyote findet sich auch heute noch, (#12, #25, #32, #36) insbesondere bei den Huichol-, Yaqui-, Cora- und Tarahumara-Indianern Mexikos. Nach manchen Schaetzungen gehoert fast die Haelfte der amerik. Indianer der Native American Church an. (#25) Die Huichol-Indianer aus der Sierra Madre gehen einmal pro Jahr auf die 'Peyotejagd'. Dann sammeln sie rituell die Kakteen, verzehren sie, um Visionen zu erhalten, und um die Ursachen von Krankheiten und Noeten zu erfahren. Die Laeufer der Tarahumara nehmen Peyote bei ihren rituellen Wettrennen. (#32) In Mexiko ist der Peyote heute weitgehend durch den billigen Agavenschnaps (Meskal) verdraengt und nur noch bei den Huichol und Tarahumara rituell in Fruchtbarkeitsfesten verwendet. (#13)

Wirkungen:

Die Wirkung des Kaktus wird vom Hauptinhaltsstoff Meskalin gepraegt. Die Nebenalkaloide spielen nur ein untergeordnete Rolle. Damit ist die Wirkung des Kaktus mit den Wirkungen halluzinogener Pilze, aber auch dem halbsynthetischen Halluzinogen LSD verwandt. Diese 3 Substanzen sind sich in ihrer Wirkung so aehnlich, dass sie zueinander kreuztolerant sind, d.h. nimmt man eine der 3 Substanzen laengere Zeit, so bildet sich eine Toleranz aus und die halluzinogene Wirkung laesst spuerbar nach und kann trotz starker Dosissteigerung nicht erzwungen werden. Kreuztoleranz bedeutet nun, dass man auch durch Einnahme von LSD, oder einem anderen kreuztoleranten Halluzinogen, nach einer laengeren Meskalin-Konsumphase keine Wirkung verspuert. (eigen)

Entgiftung:

Da die psychische Wirkung derer von LSD oder Psilocybin sehr aehnlich ist, gelten auch die gleichen Entgiftungsmassnahmen, wie bei diesen Halluzinogenen. Es soll an dieser Stelle auf die entsprechenden Kapitel bei diesen Substanzen verwiesen werden. (eigen)

Dosis:

Das Essen von 2-40 Stk. der "buttons" loest die Wirkung aus. (#31)

Pflanzenbild Bildquelle. 1. Kaktus mit Wurzel. 2. Oberird. Kaktuskrone. 3. Bluete, offen. 4. Bluete, geschlossen.

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt. (eigen, #36)

Geschichte:

In der aztekischen Kultur war Peyote eine Art Gottheit und wurde vor allem von den 'Wahrsagern' und 'Zauberern' (natualli) eingenommen. Dabei galt er ihnen als heilig und gleichbedeutend mit Ololiuqui (Ipomoea violaceae, Turbina corymbosa) und Picietl (Tabak). Bei Tempelfesten wurden Gebraeue aus Peyote, Wasser und unbekannten Ingredenzien, vermutlich pulque, geopfert und gemeinsam getrunken. Dabei soll es zu Orgien gekommen sein, die den spanischen Missionaren ein besonderer Dorn im Auge waren. Den Menschenopfern wurden vorher Peyotetruenke verabreicht. Krieger trugen Peyotestuecke als Amulette mit sich. (#32) Gegen die Verwendung von Peyote bei den Menschenopfern spricht, dass die Pflanze keine betaeubenden Eigenschaften besitzt. Es ist eher die Verwendung von Datura ceratocaula, oder einer anderen Stechapfelart, die eigens herangezuechtet worden ist, anzunehmen. Dennoch kann auch Peyote verwendet worden sein, man denke daran, dass auch A. Huxley als Vorbereitung auf seinen Tod beim Sterben als "Sterbehilfe" die Einnahme von LSD gewuenscht hat. (eigen)

1560: In seinen Bericht "Historia general de las Cosas de Nuova Espana", Buch 10, (#10, #47/104) ueber das von den Spaniern eroberte Mexiko, beschrieb Bernardino de Sahagun, ein spanischer Moench, die bemerkenswerten Kenntnisse der Ureinwohner und berichtete, sie seien die ersten gewesen, die "eine Wurzel mit dem Namen peiotl entdeckten, die in ihren Haushalt an den Platz von Wein tritt." (#13) Noch ein zweitesmal ist in der Geschichte Mexikos des Sahagun die Rede von Peyote. Es heisst dort, "Die Pflanze Peyotl, eine Arte Erd-Tuna, ist weiss, waechst in den noerdlichen Gegenden (#10) und bewirkt bei denen, welche sie essen oder trinken, schreckliche oder laecherliche Visionen. Diese Trunkenheit dauert 2-3 Tage, und schwindet dann. (#10, #13, #45) Dieses sehr bekannte Zitat ueber den Peyote hat leider einen kleinen Schoenheitsfehler: Der erste Teil beschreibt ziemlich sicher den Kaktus, doch die lange Wirkdauer passt irgendwie nicht ganz zum Trip, den der Kaktus ausloest. Im allgemeinen dauert die Wirkung maximal einen halben Tag und nicht 2-3 Tage, wie Sahagun angibt. Fuer dieses kleine Problem gibt es eine Erklaerungsmoeglichkeit. Die Azteken haben ja nicht nur den Peyote als Halluzinogen benutzt, sondern eine Reihe anderer Pflanzen, unter anderem zuechteten sie eine Stechapfelart, Datura ceratocaula, in ihren Gaerten. Es ist also sehr wohl vorstellbar, dass die Azteken Mischungen von Peyote und Datura-Arten verwendet haben, vor allem, weil des oefteren auch von einer Betaeubung die Sprache ist, die auf keinen Fall mit der Wirkung von Peyote vereinbar ist. (eigen)

Die Missionare in Mexiko wandten sich gegen den ungewohnten Brauch des Peyote. Es drueckt sich in diesen Stueck eine grosse Fremdenangst aus. Viele Missionare wollten sicherlich diesen Kult, der eine Staerkung der dortigen Kultur war, vernichten und durch ihren eigenen ersetzen. In einem Beichtspiegel, den Padre Nicolas de Leon verfasste, steht:

"Bist du ein Wahrsager? Schmueckst du die Plaetze, wo Idole aufbewahrt werden? Hast du das Blut anderer gesogen? Hast du naechtliche Wanderungen unternommen und Daemonen gerufen, dir zu helfen? Hast du Peyotl getrunken oder ihn anderen zu trinken gegeben, um Geheimnisse zu entdecken, um gestohlene oder verlorene Dinge wiederzufinden?" (#13, #69/62)

1620: Die Inquisition erliess das erste Drogengesetz, eigentlich ein Religionsverbotsgesetz, in der Neuen Welt, in dem sie den Gebrauch des Peyote als Teufelswerk verbat und mit drakonischen Strafen belegte. Es wurde gefoltert und ermordet, wenn die Indios an ihrem Glauben und den damit verbundenen Peyotegebrauch festhielten. (#47/104)

1629: Man kann den Bericht des Hernando Ruis de Alarcons entnehmen: Man trank entweder selbst Peyote oder liess ihn jemand anderen trinken. Mit Grimm vermerkte der Spanier, dass die Indios diesen Riten oft mehr Glauben schenkten als den Missionaren. (#13)

1721: Der Naturforscher Francisco Hernandez, der die Pflanze zwar gesehen hat, aber von ihr nur den in die Augen fallenden weissseidigen Pappus als charakteristisch angab (Peyotl bedeutet etwas weisslich Glaenzendes, eine weisse Flocke.), hoerte, dass diejenigen, die die Wurzel der Pflanze aessen, 'wahrsagen' koennten ueber feindliche Angriffe oder 'Zukunftsglueck' oder ueber den 'Verbleib gestohlener Dinge'. Er berichtete in seinem Werk "Historia plantar. Novae Hispaniae" in Buch 15, Kapitel 25, S. 70 darueber. (#10, #32, #45)

1760: Peyote wurde in Texas verwendet, (#45) und bis zu diesem Jahr wurde Peyotegebrauch mit Kannibalismus in katholischen Texten verglichen. (#47/104)

1845: Der frz. Botaniker Charles Lemaire nannte die Pflanze zuerst Echinocactus williamsii in einem Gartenkatalog. (#47/125)

1847:Das erste publizierte Bild des Kaktus erschien in Curtisī Botanical Magazine. (#47/125)

Um 1870: Der kultische Genuss von Peyote hat zu dieser Zeit in einem Ritus in Nordamerika weite Verbreitung gefunden. Erst durch die teilweise Zerstoerung vieler Stammeskulturen wurden die Reste dieser Staemme fremden Einfluessen zugaenglicher. Der passiv-ekstatische Kult gewann immer mehr Anhaenger. Waehrend die Huichol Peyote nur waehrend eines Festes nahmen und sich vorher in langen Zeremonien reinigten, ehe die Maenner den Kaktus suchten und ihn zeremoniell mit Pfeilen erlegten, glaubten die Praerie Indianer in der Regel, sich durch den Peyote das 'Mana', die geistige Kraft, des 'Grossen Geistes' anzueignen. Urspruenglich aus den religioesen Traditionen der Indianer entwickelt, hat der Peyote-Kult auch christliche Elemente aufgenommen, die freilich stark abgewandelt wurden. Halluzinationen spielten seit eh und je eine wichtige Rolle bei den Praeriestaemmen, besonders bei den Initiations-Zeremonien, frueher oft mit grausamen Mitteln: Fasten, Dursten, Nachtwachen, unsinnigen Arbeiten (alle Nadeln einer Tanne ausreisen) und Selbstmartern suchten die jungen Maenner eine erloesende und befreiende Vision, die ihnen einen Kriegsnamen und einen 'Schutzgeist' verschaffen sollte. Im Peyotismus ersetzten eine gemeinsame Nachtwache und der Genuss des Halluzinogens dieses Fasten und Leiden. Die Teilnehmer an einem kultischen Zusammentreffen mussten bei den Kiowa und Komantschen (welche erst kurz vor der Jahrhundertwende den Kult von den Mescalero Apatschen uebernahmen und abwandelten) durch ein Bad reinigen und in ihre besten Kleider huellen. Eine informelle, aber geordnete Zeremonie mit Trommeln, Gesaengen, einem Fuehrer und einigen Gehilfen bestimmte den Gottesdienst. (#13) Der Peyotekult verbreitete sich damit ueber die Grenzen Mexikos hinaus nach Nordamerika. Viele Indianerstaemme (zuerst die Apachen und Komanchen) haben seitdem das Kreisritual, bei dem gemeinsam der Kaktus in halluzinogen wirksamen Dosen gegessen wird, in ihre traditionelle Kultur integriert. (#32)

1872: Voss bezeichnete den Kaktus als Anhalonium williamsii (#47/126)

1884: Der Haeuptling und Halbkomantsche Quanah Parker wurde in diesem Jahr todkrank und wurde zu einer curandera (mexikan. Heilerin) gebracht, die mittels eines Peyotetees heilte. Diese Erfahrung veranlasste den Militanten zu einer Kehrtwendung und er verbreitete den Peyotl-Kult als eine einigende Kraft im Sinne einer indianischn Vereinigungsbewegung. (47/108)

1887: Der dt. Louis Lewin, ein Mitbegruender der Psychopharmakologie, erhielt eine Probe, die als "Muscle Button" benannt eintraf. (47/110)

1888: Louis Lewin reiste durch Amerika und brachte selbst getrocknete Exemplare nach Europa und isolierte eine Zahl von Alkaloiden aus dem Kaktus und publizierte auch ueber seine Erfahrungen. (#47/110)

1891: Coulter ordnete den Kaktus in die Familie der Mammillaria-Kakteen ein. (#47/126)

1894: In diesem Jahr erhielt der Kaktus seinen endgueltigen, botanischen Gattungsnamen: Lophophora (engl., "crest-bearer"), doch es herrschte noch eine lange Debatte bis in die spaeten 30 īer Jahre dieses Jahrhunderts, ob es 2 Arten, naehmlich lewinii und williamsii gaebe. (#47/126)

1894: Arthur Heffter, ein dt. Chemiker, isolierte das Meskalin aus dem Kaktus und testete die halluzinogene Wirksamkeit in einem Selbstversuch. (#45, #69/63)

Pflanzenbild Bildquelle. Der Peyote-Vogel oder Waterbird ist fuer die Mitglieder der Native American Chuirch das Zeichen ihrer psychedelischen Religion.

1914: Es konstituierte sich eine Kirche, die 'Native American Church' in Amerika, (#13, #32) welche heute ueber 200.000 Mitglieder aus rund 50 verschiedenen Staemmen (die wichtigsten: Kiowa, Komantschen, Caddo, Cheyennen, Oto, Pawne, Seneca, Ute, Seminolen, Creek, Menomini, Schwarzfuss, Iowa, Sioux, Chippewa) umfasst. Sie hat sich bis heute trotz vielfaeltiger Widerstaende erhalten. Nicht nur die Behoerden in den Reservaten wehrten sich gegen den Gebrauch des Peyote, sondern auch die Missionare und manchmal auch die alteingesessenen Medizinmaenner, welche im Peyote eine unerwuenschte Konkurrenz sehen. Zur Zeit wird die Kirche in 12 Staaten der Union vertraglich akzeptiert. Dennoch ist der Genuss in einigen Staaten verboten, doch wird das entsprechende Gesetz vielfach nicht angewendet, so dass die rechtliche Situation hoechst verwickelt ist. Obschon Texas (wo die meisten Kakteen wachsen), Arizona und Neumexiko den Transport und Handel mit Peyote verbieten, sind die einzelnen Peyote buttons in den Navaho Reservaten fuer 5-10 Cents erhaeltlich. (#13)

1919: Ernst Spaeth, deckte die chemische Struktur von Meskalin auf und synthetisierte die Droge. (#45, #47/110)

1926: Der dt. Psychiater K. Beringer gab das Buch "Der Meskalinrausch" heraus in dem die Wirkungen auf das genaueste untersucht worden sind. (#47/110)

1927: Der frz. Pharmakologe Alexandre Rouhier gab das Buch 'Le Peyotl-La Plante Qui Fait les Yeux Emerveille's' heraus. Dieses Buch war eines der bemerkenswertesten und fruehesten interdisziplinaeren Untersuchungen ueber ein Halluzinogen. (#45)

1933: Speck Francis schrieb in seinem Werk "Notes on the Life of John Wilson, the Revealer of Peyote, as Recalleed by his Nephew, George Anderson." ueber John Wilson, der den Peyotegebrauch von einem Komanchen erlernte und selbst einige christliche Elemente in den Peyotekult einbrachte. (#47/106f.)

1936: R.E. Schultes beendete die botanische Diskussion, ob es 2 Arten gaebe, dadurch, dass er zwei Kakteen mit beiden Artmerkmalen als Foto praesentierte. (#47/126)

1938: Weston LaBarre, amerik. Anthropologe veroeffentlichte das Buch 'The Peyote Cult', indem er den Kult beschrieb, (#45) den er selbst bei einer Feldarbeit in den Jahren 1935-1936 kennenlernte. (#47/113)

1954: A. Huxley publizierte "The doors of perception" in dem er seine Erfahrungen mit Meskalin, dem Wirkstoff des peyote-Kakuts. Das Buch hatte grossen Einfluss auf die Verbreitung des Konsums und auf die werdende psychedelische Gemeinde. (#47/114)

1956: J.S. Slotkin veroeffentlichte sein Werk, eine bedeutende anthropologische Studie, unter dem Titel "The Peyote Religion" und erhielt fuer seine Verteidigung des Peyote-Kultes und wurde fuer seinen Einsatz "Nationalsekretaer" der Native American Church. (#47/114)

1957: DeRopp Roberts Buch "Drugs and the Mind" erschien und berichtete ausfuehrlich ueber Peyote- und Meskalinerfahrungen. (#47/114f.)

1960: Die ersten Beschlagnahmungen von Peyote ereigneten sich in Greenwich Village, im Dolllar Sign Coffee House, die den gemahlenen Kaktus verkauften. Der Laden wurde damals von Barron Bruchlos betrieben. (#47/116)

1961: David Ebinīs veroeffentlichte sein Buch "The Drug Experience" und schrieb ausfuehrlich Peyote- und Meskalinerfahrungen. (#47/114f.)

1964: In Kalifornien ist der Gebrauch von Peyote in Anschluss an den Beginn der Hippie Bewegung auch fuer die Mitglieder der "Native American Church" verboten worden. (#13)

1967: Eine botanische Beschreibung einer anderen Art, naemlich L. diffusa wurde veroeffentlicht, die nur in einem begrenzten Gebiet im Staat Queretaro in Zentralmexiko vorzukommen schien und eine andere chemische Zusammensetzung enthaelt, die kaum Meskalin, sondern ueberwiegend Pellotin, ein Sedativa, beinhaltet, wie schwedische Forscher spaeter feststellten, indem sie alte Proben von Levins Material untersuchten, dass sowohl aus L.w. wie auch aus L. diffusa-Arten bestand. (#47/126)

1970: Durch den "Comprehensive Drug Abuse Prevention and Control Act" wurden in den Vereinigten Staaten fuer Besitz, Herstellung und Vertrieb erlassen mit Hoechstrafen bis zu 15 Jahren und Geldstrafen bis $25.000,-- oder - beides. Das Gesetz umfasste jedes Pflanzenteil des Kaktus.(#47/119)

Mitte der 70'er Jahre: Zwei tschechoslowakische Botaniker vermuteten, dass es eine weitere L.-Arte gaebe, L. fricii genannt, doch die Beobachtungen und Untersuchungen konnten noch nicht genuegend abgesichert werden. (#47/126f.)

1977: Alexander Shulgin fasste die Ergebnisse ueber die Nebenalkaloide von Meskalin im Peyotekaktus nocheinmal bei einer Konferenz in San Francisco zusammen. (#47/130)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: MEGAHAN John/The Technical Sketch; In: DE KORNE Jim: "Psychedelischer Neo-Schamanismus. Die Zucht, Zubereitung und der schamanistische Gebrauch psychoaktiver Pflanzen.", S. 134, Edition RauschKunde, Werner Pieperīs MedienXperimente, Loehrbach.

Abbildung 2: Zeichner: MEGAHAN John/The Technical Sketch; In: DE KORNE Jim: "Psychedelischer Neo-Schamanismus. Die Zucht, Zubereitung und der schamanistische Gebrauch psychoaktiver Pflanzen.", S. 134, Edition RauschKunde, Werner Pieperīs MedienXperimente, Loehrbach.

Abbildung 3: Zeichner: Nach einer Studie von ROUHIER Alexandre; In: STAFFORD Peter: "Psychedelics Encyclopedia", 3., erweit. Aufl., S. 127, Ronin Publishing, Berkeley, 1992.

Abbildung 4: Zeichner: Nach Paul Hennings: "Eine Gifte Kattee", 1888; In: STAFFORD Peter: "Psychedelics Encyclopedia", 3., erweit. Aufl., S. 128, Ronin Publishing, Berkeley, 1992.

Abbildung 5: RAETSCH Christian, LIGGENSTORFER Roger (Hg.): "Pilze der Goetter.", AT Verlag, S. 229, Aarau, 1998.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie