Ledum palustre

Pflanzenbild Bild aus (#31), ein Holzschnitt von Tabernaemontanus (1731);

Andere Namen:

Porst, Wilder Rosmarin, Tannenporst, Moor-Rosmarin, Schweineporst, Porsch, Sumpf-Kuehnrost, Heidebienenkraut, Graenze, Weisse Heide, Gruiz, Grutkraut, (#31) Sumpfporst. (#31, #32)

Pflanzl. Fam.:

Ericaceae - Heidekrautgewaechse

Aussehen:

Bis zu 1,2m hoher Strauch mit holzigen Stengeln, kleinen lanzettfoermigen Blaettern und weissen Bluetenkronen. (#31)

Vorkommen:

In Nordeuropa und Nordasien, aber auch im noerdlichen Nordamerika, hauptsaechlich in Hoch- und Uebergangsmooren und auf kalkfreien Boeden. In Mitteleuropa gilt er als Eiszeitreliktpflanze und ist in Endmoraenengebieten u.a. in den Alpen anzutreffen. (#31)

Allgemeines:

Als Droge werden die frischen oder getrockneten Blaetter und Stengelspitzen, der alkoholische Gesamtextrakt verwendet. Der Sumpfporst gehoert zu den aeltesten Zauber- und Prophetenpflanzen der Menschheit. Er wurde vornehmlich von Schamanen und Wahrsagern der noerdlichen Hemisphaere zur Induktion einer prophetischen Trance benutzt. Sein Gebrauch gehoert vorwiegend der Vergangenheit an. Anwendung und Inhaltsstoffe sind wenig erforscht. (#31)

Die Schamanen der Tungusen und Giljaken benutzen neben Wacholder (Juniperus communis) vor allem den Sumpfporst zur Erzeugung der schamanischen Trance, in der sie weissagen, prophezeien und Kranke heilen koennen. Meist wird der Rauch eingeatmet, aber auch die Wurzel ausgekaut. Man rieb sich mit den nadelfoermigen Blaetter auch die Knie ein. Die Ainu-Schamanen stellen aus dem Kraut einen Tee gegen Dysmenorrhea her. (#32)

Pflanzenbild

Geschichte:

In den aeltesten skandinavischen Quellen zum Bier und Bierbrauen wird immer wieder das sogenannte Grutbier als Ausloeser der Beserkerwut genannt. Das altgemanische Bier wurde nicht mit Hopfen (Humulus lupulus), der seit dem Mittelalter verwendet wird, sondern mit vielen "bitteren Kraeutern", unter anderem mit Sumpfporst gebraut. Der Sumpfporst hat dem Grutbier nicht nur einen aromatischen Geschmack verliehen und es haltbar gemacht, sondern hat auch dessen Wirkung verstaerkt, beziehungsweise veraendert. Der Sumpfporst enthaelt naemlich ein aetherische Oel, das stark berauschend wirkt und in hoeheren Dosierungen zu Kraempfen, Wut und Raserei fuehrt. In Sibirien wurde der Sumpfporst als Raeuchermittel zur Erzeugung der schamanischen Trance verwendet. (#31)

Die Germanen haben den Sumpfporst als Bitterwuerze des Bieres verwendet. Solch gestaerktes Bier "Grutbier" hat heftig berauschende Wirkungen, kann Tobsucht und Delirien ausloesen. Auch wurde die Berserkerwut mit dem uebermaessigen Genuss des Sumpfporst-Bieres erklaert. (#32)

Inhaltsstoffe:

Das aetherische Oel Ledol, Palustrol, Myrcen, Quercetin, Hyperosid, Arbutin und einige Alkaloide. Das Oel wirkt psychoaktiv und berauschend. (#31, #32) Hoehere Dosen haben auf den Magen-Darm-Trakt toxische Wirkung; sie koennen auch zum Abort (Abortiva) fuehren. (#32)

Wirkungen:

Die Droge wirkt stark berauschend, und loest in hoeheren Dosierungen Kraempfe, Wut und Raserei aus, bemerkt der renommierte Drogenforscher C. Raetsch aus Hamburg. (#31)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie