Lolium temulentum Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Pflanzl. Fam.:

Graminae: Poaceae - Echte Graeser: Suessgraeser

Andere Namen:

L. maximum Willd., Bearded darnel, Borrachera (Kanarische Inseln "Trunkenmacher"), Cizana, Darnel, Darnel Grass, Delirium grass, Dolik (hollaendisch), Dower, Drunken lolium, Hammerl (Oesterreich), Hierba loca (span. "verruecktes Kraut"), Huedhued-cachu (Mapuche "verruecktmachendes Kraut"), Ivraie ("berauschend"), Ivraie enivrante (frz.), Jamdar (pers.), Jollo, Joyo, Loglio ubriacante (ital.), Lolch, Ollo, Rauschgras, Schwindelhaber, Schwindelhafer, Schwindelweizen, Tares, Taumellolch, Tobgerste, Tollkorn, Tollkraut (Nassau). (#92/322)

Inhaltsstoffe:

In den Aehren sind bis zu 0,06% der Pyridinbase Tenulin enthalten. Daneben kommen noch 2 bisher nicht identifizierte Alkaloide vor. In den Stengeln ist Perlolin nachgewiesen worden. Das narkotische oder berauschende Alkaloid Tenulin, auch Loliin (Loline), ist ein Stoffwechselprodukt des schmarotzenden Rostpilzes Endoconidium temulentum, der fast immer auf den Koernern waechst, berichtet C. Raetsch in seinem Standardwerk "Enzyklopaedie der psychoaktiven Pflanzen", dass einen fast umfassenden Rundblick ueber das Thema bietet. (#92/322f.)

Vorkommen:

Das Gras stammt vielleicht aus dem Nahen Osten; es hat sich seit altaegyptischer Zeit als Kulturbegleiter in alle Welt verbreitet. Es ist vor allem in Mitteleuropa haeufig anzutreffen und waechst gerne in Getreidefeldern, an Wegraendern und auch Oedland. (#92/322)

Droge:

Aehren (Fructus Lolii temulenti); (#92)

Allgemeines:

Der psychotrope Ruf des Rauschgrases muss dem parasitaeren Befall durch Mutterkorn zugeschrieben werden, vermutete Albert Hofmann, der Entdecker des LSDīs und Kenner der Mutterkornchemie. (#43) Heute weiss man, dass es der Pilz Endoconidium temulentum war oder auch Gibberella subinetii kommt darauf vor, berichtet C. Raetsch in seinem neuen Meisterwerk "Enzyklopaedie der psychoaktiven Pflanzen.". (#92)

Wirkungen:

Die Pflanze soll starke Wahrnehmungsveraenderungen verursachen. "Trunkenheit, Taumeln, Kopfschmerzen, Truebung des Denkvermoegens, heftiges Erbrechen, Sehstoerungen, Koliken, Schlaefrigkeit odre Schlafsucht, Tod durch Atemlaehmung. Toedlicher Ausgang ist selten, die zentralen Stoerungen koennen aber tagelang anhalten, berichten Roth et al. im Jahre 1994.

Der Inhaltsstoff Temulin bewirkt Stoerungen der Bewegungskoordination, motorische Laehmungen und kann eine spontane Atemlaehmung herbeifuehren. Seine atropinartigen Erscheinungen druecken sich in einer Erweiterung der Pupille aus berichte Wirth in Bauerreiss im Jahre 1995.

Wenn Taumellolch unter das Getreide gemischt wird, kann das daraus bereitete Brot oder Bier "verrueckt" machen, berichtet Moesbach im Jahre 1992. (#92)

Aussehen:

C. RAETSCH beschreibt die Pflanze in seinem Monumentalwerk "Enzyklopaedie der psychoaktiven Pflanzen":

Das einjaehrige, gruene bis blaeulichgruene Gras hat steife, aufrechte, rauhe, bis zu 75 oder selten 100cm, lange Halme, die am Grund oft verzweigt sind, aber keine Blatttriebe aufweisen. Die bis zu 20cm langen Aehren haben lange Grannen. Die Huellspelzen sind 2-4x laenger als die Deckspelzen. Die Bluetezeit liegt zwischen Juni und August. Die braunen Fruechte sind laenglich. (#92/322)

Geschichte:

Steinzeit: Der Taumelloch wird schon in steinzeitlichen Ablagerungen in Europa gefunden. (#92)

Altes Aegypten: Er war den alten Aegyptern gut bekannt. (#92)

Altes Griechenland: Moeglicherweise stand der Taumellolch mit dem Kult der Grossen Goettin Demeter in zusammenhang, da er ein berauschendes Getreide darstellt. (#92)

1986: Darias et al. berichten, dass der Taumellolch auf den Kanarischen Inseln als Rauschmittel verwendet werden sein soll. (#92)

1994: Roth et al. berichten, dass die Pfl. haeufig mit dem Getreide im Mittelalter ins Brot gebacken wurde und nach dem Verzehr psychoaktiv wirkte und Taumeln verursachte, woher auch der Name stammt. Es soll zu richtigen Massenvergitungen, aehnlich wie beim Mutterkorn (Claviceps purpurea), gekommen sein. (#92)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Internet.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie