Nr. 1 / Mai 2002
Betrifft: ZeitLupe | Anton Pelinka | Thomas Albrich | Verein ZeitLupe |
Näheres zu dieser ersten Ausgabe | Thesen und Diskussion Integration von ImmigrantInnen in Tirol |
Kommentierte Bibliographie Neuere Literatur zur Geschichte der Juden und Jüdinnen in Tirol |
Stellt sich vor: Ziele und Tätigkeiten |
... ist ein Informationsblatt von ZeitLupe - Verein für Zeitgeschichte und Gegenwart in Tirol und erscheint mit dieser Ausgabe erstmals.
Vorerst wird Betrifft: ZeitLupe halbjährlich erscheinen und hauptsächlich als Internetzeitung verbreitet. In den E-Mail-Verteiler haben wir Personen aufgenommen, von denen wir annehmen, dass die Inhalte unserer Arbeit für Sie von Interesse sind. Unter anderem zählen wir dazu Lehrende, politische MandatarInnen, JournalistInnen, SchülerInnen und StudentInnen.
Sollten Sie sich als EmpfängerIn von unseren Zusendungen belästigt fühlen, lassen Sie es uns wissen. Eine einfache Mitteilung an die E-Mail-Adresse verein@zeitlupe.at genügt.
Was wollen wir mit Betrifft: ZeitLupe?
Sie sind eingeladen, Hinweise und Anregungen für die nächste Ausgabe bis zum Redaktionsschluss, den 25. Oktober 2002, an den Verein ZeitLupe zu senden.
Die Redaktion
Sechs Thesen
Integration von ImmigrantInnen in Tirol
von Anton Pelinka
Zu diesem Thema hält Anton Pelika ein Impulsreferat bei unserer Veranstaltung Integration von ImmigratInnen in Tirol.
Zur Person:
Anton Pelinka, seit 1975 Professor für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, seit 1990 wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Konfliktforschung in Wien. Arbeitsbereiche: Politisches System Österreichs, Vergleich politischer Systeme, Demokratietheorie
Kommentierte Bibliographie
Neuere Literatur zur Geschichte der Juden und Jüdinnen in Tirol
Von Thomas Albrich
Eine umfassende Geschichte der Juden und Jüdinnen in Tirol seit dem Mittelalter ist noch immer ausständig. Der letzte Versuch, diese Lücke wenigstens ansatzweise zu schließen, liegt bereits 16 Jahre zurück und entspricht vor allem im zeitgeschichtlichen Teil nicht mehr dem heutigen Stand der Forschung: Günter Pallaver (Hg.), Die Geschichte der Juden in Tirol von den Anfängen im Mittelalter bis in die neueste Zeit, in: Sturzflüge 5 (Mai/August 1986), 199 Seiten.
In den letzten zehn Jahren wurden vor allem am Institut für Zeitgeschichte gemeinsam mit Studierenden große Anstrengungen unternommen, die Geschichte der jüdischen Minderheit in Tirol von Mitte des 19. Jhs. bis zum Ende der NS-Zeit umfassend zu erforschen. Erste Ergebnisse dieser Arbeit präsentiert der von Thomas Albrich herausgegebenen Band, "Wir lebten wie sie." Jüdische Lebensgeschichten aus Tirol und Vorarlberg, Haymon Verlag, Innsbruck 2000, 383 Seiten, 57 Bilder. 19 Fallstudien über Einzelpersonen und Familien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, zeigen einen Querschnitt durch jüdisches Leben in der Provinz und belegen, wie heterogen die Zusammensetzung dieser Minderheit vor dem "Anschluß" 1938 tatsächlich war. Nicht zuletzt wird deutlich, dass ihre Lebenswege keinesfalls nur als Vorgeschichte der Vernichtung gelesen werden dürfen. Das Buch ist als Lesebuch konzipiert, bei dem sich die einzelnen Biographien vor dem Hintergrund der Landesgeschichte wie ein Puzzle zu einem Gesamtbild jüdischer Existenz in Tirol ergänzen.
Diesem biographischen Ansatz verpflichtet ist auch die Studie von Horst Schreiber (Hg.), "Jüdische Geschäfte in Innsbruck. Eine Spurensuche" (Tiroler Studien zu Geschichte und Politik 1), Studienverlag, Innsbruck - Wien - München - Bozen 2001, 116 Seiten, 65 Bilder. Dieser Band - ein Projekt des Abendgymnasiums Innsbruck - ist die bislang vollständigste Darstellung der jüdischen Präsenz in der Innsbrucker Geschäftswelt vor 1938, die nach der Machtübernahme durch das NS-Regime mit der "Arisierung" bzw. "Liquidierung" der Geschäfte endete.
Mit Beiträgen von Wolfgang Meixner ("Arisierung") und Thomas Albrich ("Vertreibung und Holocaust") in: Rolf Steininger/Sabine Pitscheider (Hg.), "Tirol und Vorarlberg in der NS-Zeit 1938 - 1945" (Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 19), Studienverlag, Innsbruck - Wien - München - Bozen 2002, wird im Herbst dieses Jahres auf rund 90 Seiten erstmals eine kompakte und geschlossene Darstellung der Verfolgungsgeschichte während der NS-Zeit vorliegen.
Wer sich auf eine historische Spurensuche jüdischen Lebens in Innsbruck begeben will, sollte Gabriele Rath/Andrea Sommerauer/Martha Verdorfer (Hg.), "Bozen Innsbruck. zeitgeschichtliche stadtrundgänge", Folio Verlag, Wien - Bozen 2000, 160 Seiten, 86 Bilder, konsultieren. In knappen Beiträgen werden u. a. das ehemalige jüdische Kaufhaus Bauer & Schwarz, das Lager Reichenau, die Synagoge und das Denkmal für die vier Innsbrucker Mordopfer des "Novemberpogroms" von 1938 auf dem Landhausplatz vorgestellt.
Eine ausführlich kommentierte Bibliographie zu diesem Thema finden Sie bald beim Verein ZeitLupe.
Zeitgeschichte aufgreifen | |
unter die Lupe nehmen |
Verein ZeitLupe stellt sich vor.
Der Begriff Zeitlupe stammt aus der Welt der bewegten Bilder und bedeutet Vergangenes in verlangsamter Sehgeschwindigkeit jederzeit wiederholbar vor Augen führen. ZeitLupe, der Verein für Zeitgeschichte und Gegenwart in Tirol, knüpft an diese Assoziationen an. Kern der Betrachtungen ist dabei das 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Eine Gruppe politisch engagierter und historisch interessierter Frauen und Männer beabsichtigt, verschiedene Themen der jüngsten Vergangenheit aufzugreifen.
Sie gründeten im Jahr 2000 den Verein ZeitLupe. Seit Anbeginn stehen dem jungen Verein WissenschafterInnen der universitären Institute Zeitgeschichte, Geschichte, Politikwissenschaft, Pädagogik und Soziologie sowie MitarbeiterInnen der Archive von Stadt und Land als fachlich kompetente Beiräte zur Verfügung. Als einer der breiten Öffentlichkeit verpflichteter Verein steht ZeitLupe allen Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, Hautfarbe, Altersgruppe, Nationalität, einer eventuellen Behinderung, ihrer religiösen Zugehörigkeit, ihrer politischen Haltung und Lebensweise offen.
Gerne nehmen wir finanzielle und ideelle Unterstützung entgegen und wir fördern alle Formen angetragener Mitarbeit. Wir freuen uns auf Kontakte und darauf, die Kommunikation zwischen Generationen, Weltanschauungen, Gegensätzen, Ideologien und sozialen und gesellschaftlichen Gruppen in Fluss zu bringen.
Wichtig erscheint ZeitLupe, die Betrachtung der Vergangenheit mit der Gegenwart in Beziehung zu setzen. Die Gegenwart ist mitgeprägt von der Vergangenheit, so wie das Bild von der Vergangenheit ein Produkt der Gegenwart ist. Oder, um es anders zu sagen, die Vergangenheit wirkt bis in die Gegenwart, sie lässt sich jedoch nur mehr von der Gegenwart aus interpretieren.
ZeitLupe wendet sich gegen Intoleranz, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Sexismus. In diesem Sinne sollen Traditionen belebt werden, die an Demokratie, Pluralismus und Integration anknüpfen.
Die Aufgabenbereiche
Da eine Reihe von Einrichtungen und Einzelpersonen sich mit Zeitgeschichte und deren Wirkung auf die Gegenwart bereits beschäftig(t)en, kann sich ZeitLupe auf bestehendes Wissen und Infrastruktur stützen. Sie versteht sich als Ort, an dem Informationen zusammenlaufen und Kooperationen koordiniert sowie Anfragen an kompetente Stellen weitergegeben werden können. Beispielsweise könnte ZeitLupe einen zentralen Kalender führen, der interessante Veranstaltungen in oder auch außerhalb Tirols erfasst, die mit der Zeitgeschichte in Beziehung stehen.
In der Vorstellung der "ErfinderInnen" von ZeitLupe ist sie ein Ort der Kommunikation. So könnten Generationen in der Beschäftigung mit der Geschichte miteinander in Kontakt kommen. ZeitzeugInnen, die die Zwischenkriegszeit, den Austrofaschismus, die nationalsozialistische Herrschaft sowie die Wiederaufbauphase miterlebt haben, könnten Jüngeren ihre Erlebnisse und Erfahrungen weitergeben.
Impressum und Kontaktadresse
ZeitLupe. Verein für Zeitgeschichte und Gegenwart in Tirol, c/o Andrea Sommerauer,
Wilhelm-Greil-Straße 1, 6020 Innsbruck
Telefon: (0699) 12 71 90 12
verein@zeitlupe.at
http://www.zeitlupe.at/
Redaktion: Ruth Frömpter, Oliver Seifert, Hannes Schlosser, Andrea Sommerauer
Danke an alle, die mitgedacht und unterstützt haben.