Heroin

Formel

Formel aus:

(#69/97)

Andere Namen:

3,5-Diacetylmorphin, (#12) Diacetylmorphin. (#69/97)

H (engl. "Aetsch"), Braun, smag, Harry, Horse, Junk; (#69/97)

heroine; (engl.); (eigen)

Dosis:

1-10 mg. (#2, #12)

Geschichte:

1874: Es wurde das erstemal Heroin synthetisiert, (#12, #80/96) von Wright. (#12) das sich vom Morphin lediglich durch 2 zusaetzliche Acetylgruppen unterscheidet. Es ist relativ leicht Morphin in Heroin ueberzufuehren. Die Heroinherstellung erfordert keinen grossen apparativen und sonstigen Aufwand. (#12)

Nach der ersten industriellen Diacethylmorphin-Synthese in Elberfeld wurde das neue Produkt ueber zwei Monate in den Berliner Universitaetskliniken getestet, wobei es sehr gute Erfolge bei Bronchitis und Atembeschwerden offenbarte. Man war daraufhin bei Bayer fest davon ueberzeugt, nun endlich das Mittel gefunden zu haben, mit dem man die weit verbreiteten und haeufig missbrauchten Opiate Morphin und Codein ersetzen konnte. (#80/98)

1896: Am 26. Juni wurde das Praeparat unter der Bezeichnung Heroin und der Patentnummer 31650 F 2456 gesetzlich geschuetzt und Heinrich Dreser lobte in einer Werbeschrift fuer Aerzte das Heroin als einen "Stoff, dessen Eigenschaften nicht zur Gewoehnung fuehren, der sehr einfach anzuwenden ist und der vor allem als einziger die Faehigkeit hat, Morphinsuechtige schnellstens zu heilen."

1898: wurde Heroin erstmals von den Farbenfabriken Bayer in Elberfeld in groesserem Umfang synthetisch hergestellt. (#12, #69/97, #80/96)

Eine weltweite aufwendige Werbekampagne startete fuer dieses "vorzuegliche Beruhigungsmittel von spezifisch hustenstillender Wirkung". In Tabletten- und Pulverform wurde es von Bayer bei 40 verschiedenen Indikationen empfohlen. Erst nach 4 Jahren veroeffentlichte ein frz. Arzt Berichte ueber ein Suchtpotential, die in Deutschland allerdings wegen ihrer "geschaeftsschaedigenden Wirkung" nicht publiziert wurden. (#80/98)

1909: 1. Welt-Opium-Konferenz. Auf die Dauer liess sich die starke Suchtwirkung von Heroin nicht unterdruecken. Vor allem unter dem Einfluss der USA, wo eine starke fundamentalistische Prohibitionslobby draengte, wurde 1909 in Shanghai die erste Welt-Opium-Konferenz einberufen. (#80/98)

1912: Experten trafen sich in Den Haag, um in einer Konvention die Rezeptpflicht fuer Opiate zu verlangen. Auch Herstellung und Handel sollten kontrolliert werden. (#80/98)

1917: Erst in diesem Jahr wurde Heroin im dt. Kaiserreich verschreibungspflichtig. (#80/98)

1924: In den USA, die zu dieser Zeit bereits rund 200.000 Suechtige zaehlte, wurde die Heroinherstellung verboten. (#80/98)

1925: Auf der 3. Opiumkonferenz in Genf wurde das Heroin-Hustenmittel nochmals geaechtet. Trotzdem wurde es in Europa und Japan weiter produziert. (#80/98)

1926: Die Firma Bayer stellte 1,8 Tonnen Heroin her. (#80/98)

1929: Erst in diesem Jahr unterzeichnete das Dt. Reich die Genfer Konvention und erliess das Gesetz ueber den Verkehr mit Betaeubungsmitteln. Nach dem weltweiten Verbot waren es vor allem chin. Geheimgesellschaften, korsische Syndikate und die amerik. Mafia, die sich der illegalen Produktion und dem Vertrieb von Heroin widmeten. (#80/98)

1938-1945: II. Weltkrieg: Durch den 2. Weltkrieg kam dieses Geschaeft jedoch praktisch zum Erliegen. (#80/98)

Nach 1945: Es entwickelte sich eine verhaengnisvolle Kooperation der amerik. Geheimdienste mit der korsischen Mafia, die eine Eindaemmung des Kommunismus zum Ziel hatte, von den Mafiosi aber zum Ausbau einer Schluesselrolle im europaeischen und amerik. Heroinmarkt benutzt wurde. (#80/98)

WerbungAbb. Heroin als Hustenmittel - eine Bayer-Anzeige aus dem Jahr 1900.

Heroin verbreitete sich extrem unter den amerik. GI im Vietnamkrieg. 35% der in Vietnam stationierten Soldaten hatten Heroin probiert, mindestens 20% waren davon abhaengig. Edward Kennedy meinte dazu: "Wir fuehren einen Krieg an 2 Fronten, gegen den Kommunismus und gegen das Heroin. Wir sind in der Gefahr, beide Kriege zu verlieren." (#80/98f.)

1969: Die amerik. GI´s brachten das Heroin in die BRD. Die US-Army schickte ihre meist suechtigen Vietnamkaempfer, bevor sie in ihre Heimat entlassen wurden, zunaechst einmal fuer ein halbes Jahr zur Quarantaene in die damals heroinfreie BRD. Das Gegenteil trat jedoch ein, das Heroin kehrte mit ihnen in sein Ursprungsland zurueck, wo es heute mindestens 150.000 Opfer fest im Griff hat. (#80/99)

Allgemeines:

Die wichtigsten Herkunftsorte fuer Heroin sind vor allem das Goldene Dreieck (Nordthailand, Birma, Laos, Kambodscha, Vietnam), der Goldene Halbmond (Indien, Pakistan, Afghanistan,...) und neuerdings auch Gebiete in Suedamerika, in denen frueher hauptsaechlich Kokapflanzen angebaut worden sind. (eigen)

Spezifikation:

bitter; (eigen)

Handelsformen:

1. Als Base:

Die Substanz muss, um injeziert werden zu koennen, erst mittels einer Saeure (meist Ascorbinsaeure=Vitamin C, oder Zitronensaeure, gar auch Essig oder Zitronensaft) zum Salz ausgefaellt werden. Die Base kann gut geraucht werden, da Sie einen niederen Siedepunkt hat, schnell und leicht verdunstet, im Gegensatz zu den Salzen des Heroins. (eigen)

2. In Form eines Salzes (-Sulfat, -HCl, -Acetat)

Die Droge ist sofort ohne Zusatz wasserloeslich und kann damit jederzeit injeziert werden. Die Salzform kann kaum bis gar nicht geraucht werden, da der Siedepunkt sehr hoch ist. (eigen)

Konsumformen:

1. Rauchen ("chasing the dragon", engl.)

Heroin wird vor allem auf Aluminiumfolie erhitzt und die entstandenen Daempfe werden durch ein Roehrchen (meist aus Papier) eingesaugt. Das Roehrchen wird mit den Zaehnen festgehalten, damit wird naehmlich verhindert, dass der sehr schaedliche Rauch, der stark mit Kondensat verunreinigt ist, sich auf den Zaehnen niederschlaegt, und dort typische braune Flecken zuruecklaesst. Diese Methode wird nicht nur zum Konsum, sondern auch zum Testen der Ware verwendet. Anhand der Rueckstaende kann der erfahrene Konsument auf die Qualitaet der Substanz schliessen. (Keine Rueckstaende, bedeutet reine Substanz) (eigen)

2. Intravenoese Zufuhr ("Fixen")

Heroinbase wird durch Erwaermen und der Zugabe einer Saeure (Vitamin C, Essigsaeure, Zitronensaeure,...) wasserloeslich gemacht. Dies geschieht meist auf einen Loeffel, der von unten mit einer Kerze erwaermt wird. Anschliessend wird die Loesung durch einen Zigarettenfilter in eine Spritze ohne Nadel aufgezogen. Durch diese haeufig verwendete Methodik kommen immer wieder kleine Partikel in die Spritze, ebenso auch Celluloseteile des Zigarettenfilters, welche eine zusaetzliche Belastung fuer das venerische System des Konsumenten darstellen. (Gefahr der Embolie, Venenverschluss,...) Die Dosis wird nach Aufsetzen der Nadel, meist ohne vorhergehendes Desinfizieren mittels Alkoholtupfer der Injektionsstelle, injeziert (gefixt). Durch die fehlende Desinfektion besteht die Gefahr, dass bakteriologische Verunreinigungen in die Blutbahn gebracht werden und Folgeschaeden ausloesen. Gefixt wird vor allem deshalb, weil der Rauschzustand erstens sofort eintritt und zweitens die geringstmoegliche Dosis an Heroin verwendet werden muss, um diesen Zustand zu erreichen. (eigen)

3. Nasale Zufuhr ("Sniefen")

Heroin wird unter Zuhilfenahme eines Papierroellchens in die Nase gesaugt und loest dort die Wirkung aus. (eigen)

Wirkungen:

Heroin besitzt praktisch das Wirkungsspektrum des Morphins, es ist allerdings 5-10x so stark analgetisch wirksam. Zugleich wirkt Heroin aber auch in hohem Masse euphorisierend. Wie das Morphin daempft es die geistige Aktivitaet des Menschen und beeinflusst seine Stimmungslage in Richtung einer Beseitigung von Angst und Unlust. Menschen erscheinen unter dem Einfluss von Heroin wunschlos gluecklich. Die stark euphorisierende Wirkung des Heroins zeigt an, dass die Substanz abhaengigkeitserzeugend wirkt. In der Tat besitzt Heroin die staerkste Suchtpotenz, die wir von einem gebraeuchlichen Mittel kennen. (#12)

Analgetisch, euphorisierend, daempft die geistigen Ablaeufe, nimmt den Schmerz seine negative Qualitaet, loest Spannungszustaende und Angst; Entzug: Schmerzen und Schwindel, Schwitzen, Zittern, Nasenlaufen, Magen-Darm-Beschwerden (#4)

Der Abbau von Heroin erfolgt folgendermassen: Heroin wird bei i.v.-Injektion in rund 9 Minuten zu MAM (Monoacetylmorphin), diese Verbindung wird in 38 Minuten zu Morphin metabolisiert. (#53/217)

1. Einmaliger Konsum

1.1. Typischer Verlauf

Euphorie, Sedierung, Brechzentrum, Reduktion des Schmerzempfindens, Verstopfung, starke Pupillenverengung ("Stecknadel-pupillen"); Die typische Wirkung der Substanz wird durch den sogenannten µ-Rezeptor vermittelt. Es existieren auch koerpereigene my-Rezeptoragonisten, welche die gleiche Wirkung haben. Diese Verbindungen werden als Endorphine bezeichnet. Es gibt auch noch andere Opiatrezeptoren im Koerper. So existieren sowohl kappa-, wie sigma-Rezeptoren. Doch die eigentliche Wirkung von Opiaten wird durch den my-Rezeptor uebertragen. Damit erscheint es endgueltig unmoeglich, ein stark wirksames Schmerzmittel zu entwickeln, dass keine Abhaengigkeit vom Morphintyp ausloest, da alle Wirkungen, die Heroin ausloest, ueber dieses System uebertragen werden. (eigen)

1.2. Atypischer Verlauf

Durch die ueberdosierte Aufnahme kann es zu einer zentralen Atemlaehmung kommen, die lebensbedrohlich ist. Eine weitere, haeufig unterschaetzte Nebenwirkung der Droge ist, dass sie auf das Brechzentrum einwirkt. Eine Reihe von Todesfaellen ruehrt daher durch Ersticken an Erbrochenen, welches in die Luftroehre gelangt ist, her. Weiters wird die Verstaerkung der Atemlaehmung durch andere daempfende Mittel oftmals unterschaetzt. (eigen)

2. Chronischer Konsum

Durch den chronischen Konsum, vor allem bei intravenoeser Form, kommt es zu einer Abhaengigkeit vom Morphintypus. In Fixerkreixen gilt die Aussage, dass 3 Tage ununterbrochener, intravenoeser Heroinkonsum zu ausgepraegten Entzugserscheinungen fuehrt. Diese aeussern sich in einer Erweiterung der Pupillen, Rinnen der Nase, Dysphorie bis zu Angstzustaenden, Kaeltegefuehl. Durch neuerliche Zufuhr eines Opiates oder ein ident wirkenden Substanz (z.Bsp. Pethidin,...) endigt der Entzug, doch die Abhaengigkeit bleibt bestehen. (eigen)

Therapie- und Behandlungsformen bei chronischen Konsum

1. Substitutionstherapien oder Erhaltungstherapien

Da von einer grossen Zahl der Abhaengigen weder ein Entzug oder ein Leben ohne Drogen angestrebt noch erreichbar ist, hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die Verabreichung einer Substitutionsdroge die Sekundaerkriminalitaet zurueckdraengen kann. Es entfaellt die Notwendigkeit zur Beschaffung grosser Geldmengen, um den immens teuren Heroinkonsum zu bezahlen. Seit einigen Jahren wird nun von staatlicher Seite her die Substitutionsdroge Methadon, ein stark- und langwirksames Schmerzmittel, dass ebenso ueber den my-Rezeptor wirkt, verabreicht. Eine entscheidene Verbesserung der Lebenssituation von Heroinkonsumenten konnte auf diese Weise erreicht werden.

In Oesterreich geltende Bedingungen fuer eine Methadonsubstitution, Substitutionsvertrag;

1.1. Methadonsubstitution

Seit einigen Jahren wird in Oesterreich und anderen Laendern Europas die Gabe von Methadon, einem stark- und langwirksamen Opiat, anstelle des illegalen Heroins verwendet, um eine bessere soziale- und medizinische Situation, der Heroinabhaengigen zu erreichen. Methadon hat eine typische Opiatwirkung und kann die Entzugssymptome von Heroin verhindern. Im Gegensatz zu Heroin ist die euphorische Komponente weniger ausgepraegt. Als spezifische Nebenwirkung von Methadon wird vor allem immer wieder auftretendes starkes Schwitzen von den Patienten beklagt. Fuer eine genauere Beschreibung der Wirkungen und Beschaffenheit der Substanz muss auf das Methadonkapitel verwiesen werden.

1.2. Codein- bzw. Dihydrocodeinsubstitution

Lt. Auskunft der Oesterr. Suchgiftueberwachungsstelle, wo saemtliche Substitutionen gemeldet werden muessen, gibt es in Oesterreich auch die Moeglichkeit einer Codeinsubstitution. Diese wird auch durchgefuehrt. Codein wird von einer geringen Zahl von Konsumenten bevorzugt, da die sedierende Komponente schwaecher wie bei Methadon ausgepraegt ist. Vor allem im Zusammenhang mit dem Lenken von Kraftfahrzeugen ist die Gefahr des "Sekundenschlafes" unter der akuten Dauereinwirkung von Opiaten, wie sie bei der Substitutionstherapie besteht, weniger ausgepraegt. Vor allem berufstaetige Substitutionspatienten, die zur Ausuebung ihres Berufes das Lenken eines Fahrzeuges benoetigen, neigen zu Codein. Codein kann ebenso wie Methadon injeziert werden, somit ist auch intravenoeser Gebrauch des Substitutionsmittels moeglich. Codein loest jedoch bei hoher Dosis einen starken Juckreiz aus, der eine grosse Zahl von Codeinkonsumenten von Gebrauch hoher Dosen abhaelt. Doch auch hier existieren Ausnahmen, welche diesen Juckreiz nicht verspueren und somit auch sehr grosse Dosen von Codein missbrauchen. Codein hat auch eine staerker ausgepraegte Daempfung auf das Hustenzentrum und wird vor allem medizinisch zur Unterdrueckung des Hustenreizes verwendet. Ansonsten ist Codein ein typisches Opiat mit allen Wirkungen derselben. Fuer eine genauere Beschreibung der Wirkungen und Beschaffenheit von Codein und Dihydrocodein muss auf die entsprechenden Kapitel verwiesen werden.

1.3. Morphinsubstitution

Lt. Auskunft der Oesterr. Suchgiftueberwachungsstelle, wo saemtliche Substitutionen gemeldet werden, gibt es in Oesterreich auch die Moeglichkeit einer Morphinsubstitution. In diesem Fall wird vor allem das Praeparat Mundidol® (Morphium-sulfat) verwendet. Inzwischen (Jahr 2006) hat sich die Substitutionslage in Oesterreich grundsaetzlich geaendert. Mundidol® wird kaum noch verwendet. Anstelle dessen wird vor allem Substitol®, eine retardierte Kapselform von Morphinpentahydrat, verwendet. Die Kapseln werden in den Apotheken meist geoeffnet und in Fluessigkeiten geworfen und dann zur Einnahme freigegeben. Daneben existieren in Oesterreich noch Compensan® und Vendal®, Tablettenretardformen von Morphin, welche auch, wenn auch viel seltener, zur Substitution zugelassen sind.

1.4. Heroinsubstitution

Versuchsprojekt England (eingestellt)

Versuchsprojekt Schweiz, im Arud in Zuerich wird Heroin abgegeben. Das Arud ist eine Therapieeinrichtung in Zuerich.

Versuchsprojekt Deutschland: In Hamburg, Hannover, Muenchen, Koeln und einigen anderen Staedten laeuft eine Versuchsstudie zur Heroinsubstistution. Dort wird Heroin in bereits aufgezogenen Spritzen unter sterilen Bedingungen an den Konsumenten weitergegeben. Dieser muss vor Ort die Droge konsumieren. Nur Koeln als Stadt hat sich ausbedungen noch neue Konsumenten in das Programm aufzunehmen in den anderen Staedten bleibt es bei den vorgesehenen Planstellen (z.Bsp. 60 in Muenchen). Begleitet wird das Programm von psychosozialer Betreuung, einerseits case managment, andererseits psycho-education, welche als Pflicht absolviert werden muss. Ebenso gibt es eine Methadongruppe die zum Vergleich herangezogen wird. (eigen)

1.5. Opiumsubstitution

In Indien wird in einigen Provinzen im Norden des Landes (Rajasthan, Uttar Pradesh,...) Opium, aber auch bhang (Cannabisblaetter d. weibl. Pflanze) in staatlichen Betrieben (sog. "government shops") verkauft. Hierher gehoert auch die von Fixern oftmals in Eigenregie durchgefuehrte Substitution mittels Mohnkapseltee. Dieser wird durch Einkochen der getrockneten Mohnkapseln mit Wasser und Saeure (Essigsaeure, Ascorbinsaeure,...) erzeugt und ersetzt Heroin gut.

1.6. Buprenorphinsubstitution

Die Verwendung des Opiat-ident wirkenden Schmerzmittels Temgesic (reg. trademark fuer Buprenorphin) wurde erwogen. Inzwischen, im Jahre 2006, wird Buprenorphin, in der Firmenform Subutex, weitlings zur Substitution angewendet. Es wird sublingual eingenommen, d.h. man laesst es im Mund zergehen. Es ist ein µ-Agonist und K-Antagonistl, was ein geringeres Suchtpotential zur Wirkung hat. Die Nebenwirkungen sind zwischen den starken von Methadon und den schwaecheren von retardierten Morphinen angesiedelt. (www.drogenhilfe.at)

1.7. Sonstige Substitutionsmoeglichkeiten

Grundsaetzlich kann jede am my-Rezeptor wirkende, opiataehnliche Substanz verwendet werden. Diese Gruppe an Rauschdrogen wird als Opioide bezeichnet. Fuer die Verwendung eines Opioids muessen vor allem die Wirkdauer, die Staerke der Euphorie und vor allem die orale Moeglichkeit der Applikation miteingerechnet werden, um das "Fixen" mit all seinen Nebenwirkungen zu verhindern und ein brauchbares Substitut zu ergeben. Gerade bei langjaehrigen, polytoxikomanen Drogenkonsumenten, die ein starkes Rauschbeduerfnis haben, ist Methadon nicht so beliebt, da die euphorische Komponente zu gering ist. Ebenso ist die Methadongabe bei opiatabhaengigen HIV-Kranken problematisch, da diese oft selbst, durch ihre Lebenssituation und in Erkenntnis des nahen Todes, oft ein starkes Verlangen nach Euphorie und Rausch haben. Beide Gruppen tendieren dazu, Methadon zu injezieren, um einen staerkeren "flash" zu verspueren oder wiederum Heroin zu applizieren, da sie auf die euphorische Komponente nicht verzichten wollen. Inwieweit eine andere Zusatzmedikation von Psychopharmaka geeignet ist, kann nur im Einzelfall entschieden werden, da der allgemeine Gesundheitszustand eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung spielen muss.

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Entzugstherapien

2.1. Reiner "Kalter Entzug"

Durch sofortiges Absetzen der Rauschdroge Heroin wird ein Entzug ausgeloest. Dieser dauert bis zu einer Woche.

2.2. "Kalter Entzug" und die Verwendung eines Opiatblockers

Durch sofortiges Absetzen der Rauschdroge Heroin und gleichzeitige Verabreichung eines sogenannten "Opiatblockers", meist Nalorphin, wird verhindert, dass der Konsument durch neuerliche Zufuhr von Opiaten einen Rauschzustand erreicht.

2.3. Reduktionstherapie (Ausschleichen)

Durch langsame Reduktion der Dosis versucht man bei hochdosierten Opiatabhaengigen, eine Verschiebung des eigentlichen Entzuges zu erreichen. Damit wird erreicht, dass die Entzugssymptome nicht so heftig auftreten, da bei hochdosierten Konsumenten auch mit sehr starken Symptomen zu rechnen ist. Die langsame Reduktion funktioniert nur bis zu einer sog. Schwelldosis, ab jener, jedes weitere Reduzieren den Entzug ausloest. Die Reduktionstherapie wird heutzutage bei fast allen hochdosierten Konsumenten, die entzugswillig und auch -faehig sind, als Vorbereitungsmassnahme fuer den eigentlichen Entzug angewendet. Die Reduktionstherapie wird auch bei Personen angewandt, wo ein Entzug kaum oder gar nicht durchfuehrbar ist. In diesem Fall waeren vor allem langjaehrige, polytoxikomane Konsumenten zu nennen, aber auch HIV-Kranke und Schwangere waeren zu erwaehnen, wo ein abrupter, kalter Entzug, groesseren Schaden anrichten wuerde fuer die Gesundheit des Fixers, als eine langsamer fliessende Reduktion, deren Ende vielleicht ein normaler, gemilderter Entzug ist. Ein Nachteil der Reduktionstherapie ist, dass sie sehr lange dauert (bis zu 6 Monaten) und dass in dieser Zeit immer wieder mit leichten, stufenweisen Entzugssymptomen, vor allem mit Dysphorie, gerechnet werden muss.

2.3.1. Langsames Reduzieren der i.v. Applikation

Durch langsames Reduzieren der taeglichen intravenoesen Dosisgaben von Heroin wird versucht, den Entzug hinauszuschieben, um den User vor den sehr starken Entzugssymptomen zu bewahren, die bei Absetzen eines hochdosierten Opiatgebrauchs auftreten.

2.3.2. "Herunterrauchen"

In der Drogenszene selbst wird von intravenoesen Drogengebrauchern am haeufigsten diese Methode angewandt, gefolgt von einem kalten Entzug. Durch den Wechsel vom intravenoesen Drogengebrauch auf das Rauchen von Heroin, wird eine viel praezisere und gleitendere Reduktion moeglich. Die taeglichen Dosen werden gesenkt und unter Umstaenden schliesst sich der Reduktion ein kalter Entzug bei nun nieder-dosierter Abhaengigkeit an.

2.4. Entzug mittels begleitender Neuroleptika- und/oder Anxiolytikabehandlung

Vor allem in psychiatrischen Kliniken wird folgendes Verfahren angewandt. Die Gabe von Opiaten wird sofort abgesetzt und der auftretende kalte Entzug wird mittels stark sedierender Medikamente aus der Gruppe der Neuroleptika oder Anxiolytika begleitet. Weiters erfolgt eine zusaetzliche Stuetzung des Organismus. Die Verabreichung von Beruhigungsmitteln kann die Entzugssymptome nur lindern, da der Wirkort im Gehirn des Menschen von Sedativa eher am GABA- oder Dopamin-System anzusiedeln ist, der Entzug aber durch einen koerpereigenen Mangel an Endorphinen oder durch einen Ueberschuss an my-Rezeptorantagonisten verursacht wird. Der Entzug dauert ebenfalls mindestens eine Woche.

2.5. Entzug im Tiefschlaf (Narkose)

Um die sehr unangenehmen bis unertraeglichen Entzugssymptome vom Patienten fernzuhalten, wurde in letzter Zeit experimentell mit der Verwendung von Narkosen gearbeitet. Der Patient wird narkotisiert, meist durch Gabe eines starkwirksamen Barbiturates, und gleichzeitig wird mit der Gabe eines Opiatantagonisten, meist Narcanti® (die Verbindung Naloxon), der eigentliche Entzug beschleunigt. Dieses Verfahren kann natuerlich nur bei relativ sehr gesunden Personen verwendet werden und ist sehr kostenintensiv. (-> PRESSLICH) (eigen)

2.6. Entzugsbehandlung mittels Clonidin zur Daempfung der Entzugssymptome und begleitender sedierenden Medikation

Clonidin ( 2-(2,6-Dichlorphenylamino)-2-imidazolin-HCl ) wurde zur Behandlung des akuten Opiatentzugssyndroms angewendet. Clonidin hat eine spezifische agonistische Wirksamkeit auf zentrale alpha-2-adrenerge Rezeptoren, wodurch die Vermutung nahe lag, dass durch Clonidin auch jene erhoehten noradrenergen Neuronenaktivitaeten zu beeinflussen sein koennten, welche fuer die Entzugssymptome beim Opiatentzug verantwortlich zu machen sind.

Die klinische Anwendung im stationaeren Bereich gestaltet sich folgendermassen:

Sobald beim Patienten ein Entzugssyndrom in Form von Schwitzen, Traenenfluss, Rhinorrhoe, Pupillenerweiterung, Glieder- und Muskelschmerzen auftrat, erhielt er einmalig eine Ampulle Clonidin zu 0,15mg langsam i.v. appliziert. Bei Auftreten von Schmerzen erhielten die Patienten je eine halbe Tablette Clonidin, der Abstand zwischen 2 Einzeldosen betrug mindestens eine Stunde. Mit diesem Praeparat konnte gezeigt werden, dass die Symptome des Entzugssyndroms wie Muskelschmerzen, Muskelzucken, Zittern, psychomotorische Unruhe, Schwitzen und auch Angstzustaende gut beeinflussbar sind, nicht jedoch Erbrechen, Durchfaelle und Schlafstoerungen. Als Zusatzmedikation war es unerlaesslich, eine sedierende Begleitmedikation zu verabreichen. (#82/53)

Gegengift:

Die durch eine Ueberdosis ausgeloeste zentrale Atemlaehmung kann durch den my-Rezeptorantagonisten Naloxon (Narcanti®) oder durch Nalorphin oder andere my-Antagonisten schlagartig aufgehoben werden. Es muss bei dem sehr haeufig verwendeten Antidot (Gegengift) Naloxon bedacht werden, dass es nur eine Wirkdauer von 1 Stunde hat, Heroin jedoch viel laenger (4-6 Stunden) wirksam ist. Eine einmalige Applikation von Naloxon reicht nicht aus, da nach einer Stunde wiederum eine zentrale Atemlaehmung auftritt, da die Wirkung des Naloxons nachlaesst! Sollte dieses Gegengift bei der lebensnotwendigen Ersten Hilfe nicht verfuegbar sein, so ist sofort kuenstliche Beatmung vonnoeten, da durch die zentrale Atemlaehmung mit dem Tod des Konsumenten nach spaetestens 5 Minuten (!!) zu rechnen ist.

Eine weitere, haeufige Komplikation, stellt die Versperrung der Atemwege durch Erbrochenes dar. Es ist im Sinne der Ersten Hilfe unbedingt noetig, bei Ueberdosisfaellen durch Heroin, sofort zu kontrollieren, ob die Atemwege frei sind. Gegebenenfalls muessen diese sofort ausgeraeumt werden. Sehr haeufig tritt Erbrochenes in die Luftroehre des Betroffenen ein und verhindert die Atmung. In diesem Fall ist ein sog. "Luftroehrenschnitt" vonnoeten, um eine Umgehung der verstopften Stelle zu erreichen. Die Atmung erfolgt dann nicht mehr durch den Mund, sondern weiter untern durch den Schnitt.

Bei einer Ueberdosis durch Heroin ist auf jeden Fall ein Arzt beizuziehen, da noch stundenlang Lebensgefahr besteht, und sehr haeufig auf kuenstliche Beatmung und weitere technische Massnahmen zurueckgegriffen werden muss. (eigen)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie