Nicotiana rustica Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Andere Namen:

bidis (engl.) (#62/373), beedi (ind.); "Zigaretten", die aus einem Tabakblatt gefaltet werden, 5cm lang sind, konisch und nicht dicker als 5mm; (Indien-eigene Beobachtung) Bauerntabak, (#80/119, #95/300) Koeniginkraut, Mediceenkraut, Grosspriorkraut, Nicotkraut; Der Name Thevetia fuer Tabak konnte sich - sehr zur Empoerung von Andre Thevets - allerdings nicht durchsetzten. (#80/122) Gelbes Wundkraut, Laeusekraut, Tuerkentabak, syrischer Tabak, Koeniginkraut, Mediceenkraut, Grosspriorkraut, Nicotkraut. (#80)

Inhaltsstoffe:

Nikotin, Nornikotin, Anabasin. (#92)

Allgemeines:

Diese Tabakart wird in Indien fuer Beedis verwendet; dies sind aus einem Blatt geformte, etwa 6-7cm lange Zigaretten, welche ohne Filter geraucht werden. Es gibt sie in den verschiedensten Sorten; Beedis duerfen nicht zu feucht werden, da sie sonst nicht geraucht werden koennen; (eigen)

Aussehen:

Stengel: nicht gross, 2-3 Fuss hoch, verzweigt; Blaetter: oval, glatt, von der Hauptrippe laufen die Nebenzweige in einen rechten Winkel aus, Blattstiele: 1" lang, Blueten: gruenlich gelb, kurz mit stumpfen Lappen; (#95/300)

Die Tabakpflanze im botanischen Garten war (Herbst): etwa 50cm hoch, gelblich-braun, mit einem Hauptstiel; kleine Samen; trichterfoermige Blueten; (eigen)

Sucht:

Bei Bauerntabak ist mit den gleichen Suchtformen, wie bei anderen Tabakarten zu rechnen. Ursache ist hauptsaechlich das Alkaloid Nikotin (wobei auf dieses verwiesen werden soll).

Pflanzenbild Bildquelle. Reife Frucht von Nicotiana rustica.

Geschichte:

In altpersischen Schriften wird das Kraut als "tabhake" bezeichnet, waehrend der Koran ein zum Rauchen benutztes Kraut als "tambako" bezeichnet. (#80/121)

5.-6. Jdht.: Skelettreste aus Kirchheim/Teck aus Baden-Wuerttemberg zeigten in vielen Faellen einen Gehalt an Nicotin und seinem ersten Metaboliten Cotinin. Fr. Dr. Svetlana Balabanova, von der Universitaet Ulm, fuehrte diese Untersuchungen in 90'er Jahren durch. Sie schlussfolgerte daraus auf den Gebrauch von Bauerntabak, der aus Asien nach Europa gelangt sein soll und nicht, wie bisher angenommen, aus Amerika. Auch einige alte Reiseberichte und Kraeuterbuecher lassen vermuten, dass der Bauerntabak in Europa schon vor Kolumbus als Gelbes Wundkraut, Laeusekraut, Tuerkentabak oder syrischer Tabak bekannt war. (#80/121)

Die Tabakpflanze selbst (sehr wahrscheinlich N. r.) beschieb in der ersten Haelfte des 16. Jhdts. Gonzalo Fernandez de Oviedo y Yaldes (Valdes). Er war zwischen 1513 und 1525 Aufseher der Goldschmelzereien auf dem amerik. Festland und spaeter Gouvernour von Hispaniola (Haiti). Von ihm wissen wir, dass das Tabakrauchen den Spaniern zunaechst sehr seltsam vorkam. Aber schon sehr bald nutzten viele erkrankte Spanier die gerollten Tabakblaetter, um Schmerzen zu betaeuben. Es war dann nur noch ein kleiner Schritt, dass auch Gesunde zu rauchen begannen. Kulturen wurden angelegt und neue Sorten erprobt. (#80/120)

1555-1565: Pietro Andrea Mattioli (Matthiolus, 1500-1577) hatt die Pflanze allerdings schon in diesen Jahren in Italien kennengelernt und beschrieben. (#80/121)

1561: Rembertus Dodonaeus (Rembert Dodoens, 1517-1585) sah N.r. in einem botanischen Garten gedeihen. (#80/121)

Pflanzenbild Bildquelle. Nicotiana rustica.

1570: Der Botaniker Matthias de l'Obel (Lobelius, 1538-1625), Leibarzt u.a. von Koenig Jacob (James) I. (1566-1625), beschrieb in diesem Jahr gemeinsam mit Peter Pena aus Narbonne zusammen in diesem Jahr in ihrem Buch: "Stirpium adversaria nova", dass die aus Amerika heimkehrenden Seefahrer Tabak rauchten, um Hunger und Durst zu stillen, ihre Kraefte wiederherzustellen und den Geist zu erfrischen. Diese Wirkungen wurden von ihm selbst versucht und bestaetigt. (#80/121f.)

Der durch seine Kraeuterbuecher bekannt gewordene Heidelberger Arzt Jacob Theodor aus Bergzabern (Tabernaemontanus, um 1520 bis 1590) beschrieb in seinem "Neuen Kraeuterbuch", dass der Tabak die Leute schlaefrig mache, dazu auch toll und unruhig. (#80/122)

Der frz. Gesandte in Lissabon Jean Nicot de Villemain kultivierte N.r. aus dem dortigen koeniglichen botanischen Garten in eigenen Garten und sandte Samen der Pflanze an seinen Koenig Franz II. und dessen Mutter, Katharina von Medici. Der Herzog Franz von Lothringen und Grossprior von Frankreich lernte das Kraut in Nicots Lissaboner Garten kennen und nahm es von dort ebenfalls mit nach Frankreich. Besonders die Koenigin-Mutter hat sich sehr fuer den Tabak und seine vermeintliche medizinische Wirkung interessiert. Sie wie auch ihr Sohn Franz II. sollen gepulverten Tabak (den ihnen Nicot bei seiner Rueckkehr 1561 mitbrachte) gegen Kopfschmerz geschnupft haben. Damit waren seiner Verbreitung unter den Edlen und Begueterten keine Grenzen mehr gesetzt. Das "Koeniginkraut", "Mediceenkraut", "Grosspriorkraut" oder "Nicotkraut" eroberte Frankreich. Das Tabakschnupfen wurde zweitweilig regelrecht zu einer "Seuche". Der Name Thevetia fuer Tabak konnte sich - sehr zur Empoerung von Andre Thevets - allerdings nicht durchsetzten. (#80/122)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Bild entnommen aus: HEGI Gustav: "Illustrierte Flora von Mittel-Europa. Mit besonderer Beruecksichtigung von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz.", Band 1, 2., neubearb. Aufl., S. 2550 oben, Carl Hanser Verlag, Muenchen, 1935.

Abbildung 2: Zeichner/in: KOEHLER; Quelle: KOEHLER: "Medicinal Plants";

Abbildung 3: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Britton & Brown Illustrated Flora - 2nd Edition (1913) "An Illustrated Flora of the Northern United States and Canada";


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie