(#80)
Nicotin, Pyridyl-N-methylpyrrolidin, [3-(N-Methyl-2-tetrahydropyrrolyl)-pyridin], (#80/124f.) 3-[N-Methyl-alpha-pyrrolidyl]-pyridin. (#69/149)
Duboisia hopwoodii;
Nicotiana tabacum, N. rustica;
Oelige, farblose Fluessigkeit von scharfem Geschmack und beizendem tabakaehnlichen Geruch; bei Luftkontakt kommt es zur Braunverfaerbung; (#69/149)
Nikotin ist der Hauptwirkstoff des Tabaks, (#69/149) kommt aber auch in anderen Pflanzen vor. Es waeren vor allem einige Duboisia-Arten zu nennen. (#62) Es ist ein Alkaloid. Vor allem durch die Verbreitung in den verschiedensten Rauch- Schnupfwaren ist damit Nikotin eine der weitverbreitesten Rauschdrogen, aber zugleich auch ein starkes Gift. (eigen)
Die Nikotinwirkung beruht auf der Anregung des vegetativen Nervensystems, wodurch der Tonus des sympathischen und parasympathischen Systems allgemein steigt. Dadurch kommt es u.a. zu leichtem Blutdruckanstieg, leichter Zunahme der Herzfrequenz und einer Steigerung des Stoffwechsels. Wesentlicher ist aber wohl die Wirkung auf das Zentralnervensystem (Affinitaet zu nicotinergen Acetylcholin-Rezeptoren), die vom Raucher besonders im Zustand der Muedigkeit geschaetzt wird, wo durch geringe Nicotinmengen ein stimulierender Effekt auftritt. In Erregungssitutationen hingegen kommt dem Nicotin eine eher daempfende Wirkung zu, besonders beim Konsum hoeherer Dosen. Das inhalierte Nikotin erreicht in ein paar Sekunden das Gehirn, wo es seine Wirkung entfaltet. Nikotin selbst ist ein starkes Gift. Die toedliche Dosis fuer den Menschen liegt um 50mg. Beim Rauchen wird diese jedoch nie erreicht, da sich eine derartige Dosis durch den sehr raschen Abbau im Koerper nicht ansammeln kann. Auf andere Weise in den Koerper gelangt, entfaltet Nikotin jedoch seine toedliche Wirkung. Ein klassischer Fall ist die mit dem Tode endende Nikotinvergiftung des Dichters Jean de Santeuil (1630-1697), die er als Gast des Herzogs von Conde auf seinem Schloss in Chantilly erlitt. In stark angeheitertem Zustand hatte der Herzog seine volle Schnupftabakdose in ein Glas Wein geschuettet, und der nicht minder alkoholisierte Dichter trank diese Mischung - mit den beschriebenen Folgen! Auch in der neueren Zeit wurden Todesfaelle durch orale Tabakgebrauch bekannt, entweder durch Suizid, kindliche Unkenntnis oder sinnlose Wetten. Auch durch offene Wunden eintretendes Nicotin kann schlimme Folgen haben. So wurde in den Nachkriegsjahren ein Fall bekannt, wo sich ein Tabakarbeiter aus Hoefen bei Pforzheim bei der Arbeit in den Finger geschnitten hatte und einige Stunden spaeter einer Nicotinvergiftung erlag. (#80/126f.)
Nikotin selbst ist ein starkes Gift. Die toedliche Dosis fuer den Menschen liegt um 50mg. (#69/150, #80/126f.) Beim Rauchen wird diese jedoch nie erreicht, da sich eine derartige Dosis durch den sehr raschen Abbau im Koerper nicht ansammeln kann. (#80/126f.) Es stellen sich vorher starke Kopfschmerzen ein, die eine weitere Aufnahme des Giftes verhindern. (eigen)
Eine gewoehnliche Zigarette enthaelt bis zu 12mg Nikotin. (Es gibt uebrigens auch nikotinfreie Zigaretten.); Zigarren enthalten bei einem Gewicht von 5g bis 100mg, mithin mehr als die toedliche Dosis; (#69/149)
Wie heute allgemein eingeschaetzt wird, besitzt Nikotin ein Abhaengigkeitspotential. Tierversuche und die Entwicklung von Toleranz- und Entzugserscheinungen belegen dies. (#80/126f.)
Es gibt eine Reihe von verschiedenen Praeparaten, die den Nikotinentzug oder auch eine Nikotinsubstitutionstherapie ermoeglichen. Nicorette® ist der Name eines solchen Produktes. (eigen)
Das Alkaloid Cytisin wird als Substitut in einigen osteuropaeischen Laendern getestet. Cytisin hat aehnliche Wirkungen wie Nikotin und ist in einigen Pflanzen (Genista tinctoria, Sophora secundiflora)verbreitet. Es wird auch fuer die Reduktionstherapie eingesetzt. (eigen)
1828: Erst in diesem Jahr beschrieben der Chemiker Karl Ludwig Reimann und der Medizinprofessor Christian Wilhelm Posselt das wirksame Nikotin in einer an die Universitaet Heidelberg eingereichten Preisschrift. Fuer ihre Untersuchungen erhielten sie vom Grossherzog von Baden eine Goldmedaille. (#80/124) Kotschenreuther behauptet uebrigens, dass es die beiden Werker nicht Professoren, sondern Studenten waren. (#69/149)
1843: Der Bruesseler Chemie- und Physikprofessor Louis Henri Frederic Melsens ermittelte die Summenformel des Nicotins. (#80/124)
Der Berliner Chemieprofessor Adolf Pinner schlug die Strukturformel Pyridyl-N-methylpyrrolidin vor. (#80/124f.)
21.11.1938: Die Zeitung "BZ am Mittag" berichtete: "Bei einem Wettrauchen in Nizza starben 2 Raucher, die innerhalb von 9h je ueber 60 Zigaretten geraucht hatten.". (#80/127)