Nicotiana tabacum Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Nicotiana tabacum.

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Andere Namen:

Virginischer Tabak, (#80/119) Tobak, (#80/124) Yetl (aztek., toltek.), (#69/145) Wuzzeltabak (Tirol, Austria), Tschigg (Tirol, fuer Zigarette), Kippe (Zigarette); tobacco (engl.)

Inhaltsstoffe:

Normaler Zigarettentabak enthaelt ca. 1% Nicotin, von dem etwa 30% mit dem Hauptstrom des Rauches zum Konsumenten gelangen. Beim Lungeninhalieren werden 95% davon wirksam. Das bedeutet, dass beim Rauchen einer 1g schweren Zigarette ca. 3mg Nicotin vom Koerper resorbiert werden. (#80/199) Des weiteren sind Nornikotin und Anabasin enthalten. (#92)

Allgemeines:

Diese Pflanze ist die Quelle unserer Zigaretten, (#62/372) und auch Zigarrren werden aus den Blaettern bereitet. Tabakrauchen hat sich inzwischen weltweit verbreitet und wurde urspruenglich aus Amerika importiert. (#69/145)

Medizinische Verwendungen:

Tabak wurde von lateinamerikanischen Voelkern zur Linderung von Schmerzen, Hunger und Muedigkeit und zur Behandlung schwer heilender Wunden verwendet. (#69/145)

Aussehen:

Diese Tabakart ist rotbluehend. (#69/14)

Handelsformen von Tabak:

Pflanzenbild Bildquelle. Die Tabakpflanze.

Bereitung von Tabak zum Rauchen:

Die Tabakblaetter werden von der langsam gelb-werdenden Pflanze, die am Stengel fermentierten, entfernt. Die Blaetter koennen danach in eine Holzkiste gegeben werden, wo sie recht schnell fermentieren. Die Holzkiste wird abgedeckt und es entstehen je nach Dauer der Fermentierung verschiedenartig gefaerbte Blaetter. Je dunkler die Blaetter so staerker sind die Tabaksorten. Je heller die Sorten, desdo milder der Tabak. Bei der Fermentierung fuer den Eigengebrauch muss man aufpassen, dass es nicht zur Bildung von Schimmel kommt. Je laenger man uebrigens die Tabakblaetter fermentieren laesst, wird der Tabak duenkler. Anschliessend kommt die Trocknung. Tabak soll nicht ganz getrocknet werden, wie alle anderen Kraueter, da sie sonst zerfallen. Dann werden die Tabaksorten geschnitten, fein und laenglich fuer Zigaretten oder Zigarren zum Selberdrehen; (eigen)

Sucht:

Tabak ist eine koerperlich und psychisch abhaengigmachende Rauschdroge. Tabakentzug fuehrt zu Entzugssymptomen;

Es gibt eine Reihe von verschiedenen Praeparaten, die den Nikotin-Entzug oder auch eine Nikotin-Substitutionstherapie ermoeglichen. Nicorette® ist der Name eines solchen Produktes. (eigen)

Entgiftung:

Tabak wird manchmal auch in Form von Wasserauszuegen verwendet, was sehr gefaehrlich ist; die Verwendung eines Tabakauszuges wurde von mir einmal getestet; Es folgte recht schnell Erbrechen, anschliessend setzte ein sehr unwohles Gefuehl im Magen ein. Eine Wirkung wurde von mir nicht wirklich beobachtet. (eigen)

Bei einer Aufnahme durch den Magen, wobei die Gefahr einer ernsthaften Vergiftung besteht, ist das Ausloesen von Erbrechen sicherlich die beste Erste Hilfe. (eigen)

Wirkungen:

Pflanzenbild Bildquelle. Rauchender Maya-Priester: aus einem Schnitzwerk in einem Maya-Tempel in Palenque, Mexiko.

Geschichte:

Bei den Azteken war Cihuacoatl die Goettin des Tabaks; Tlaloc war ein paffender Gott, der aus langen Zigarren gerollte Tabakblaetter paffte. (#69/145)

300 n.Chr.: Am Mayatempel von Palenque in Chiapas befindet sich das Relief (Steinbild) eines Kaziken (Haeuptlings). Die Balam, die Goetter der 4 Winde froenten dem Rauchen. Die Tabakpfeifen wurden Tabagos genannt. (#69/145)

6.-7. Jhdt. n. Chr.: Maya-Reliefs zeigen u.a. tabakrauchende Priester. Rauchgenuss und Priestertum sind auch aus anderen Kulturkreisen bekannt, aber das Tabakrauchen ist nach bisherigen Kenntnisstand "typisch amerikanisch".(#80/120) Das Tabakrauchen war frueher den oberen Kasten vorbehalten (Priester, Medizinmaenner, Koenige). Die Mayas verwendeten uebrigens unfermentierten Rohtabak. (#69/145)

1446 oder 1451-1506: Die ersten Kontakt des alten Europa mit dem Tabak werden in Schiffstagebuch des Christoph Kolumbus niedergeschrieben. (#80/120)

Das Schiffstagebuch des Kolumbus wurde von dem Geistlichen Bartholome de Las Casas (1474-1566), der im Jahre 1502 selbst die "Neue Welt" bereiste, herausgegeben. (#80/120)

Die Indianer Nordamerikas rauchten Tabak aus der Pfeife und verehrten, damit ihren Gott Manitou. (#69/145)

6. Nov. 1492: Im Schiffstagebuch des Kolumbus findet sich eine Schilderung der beiden Matrosen Rodrique (Rodrigo) de Jerez und Luis de Torrez (Luis de la Torre), die an diesem Tag kubanischen Boden betraten und wohl als erste Europaeer den Tabakgebrauch erlebten. Kolumbus berichtete in seinem Tagebuch: "Man haette Weiber und Maenner mit einem Feuerbrand in der Hand getroffen und mit Blaettern, um sie ihrer Gewohnheit gemaess zu rauchen." Kolumbus und seine Leute sahen spaeter, dass die zu einer Art Zigarre gerollten Blaetter noch mit einem Maisblatt umgeben waren und von Alten wie von Jungen geraucht wurden.(#80/120)

Auch Kotschenreuther aeussert sich zu diesem Thema: Gonzales Fernandez de Oviedo y Valdez, ein Freund des Kolumbus schrieb: "Die Indianer uebten unter anderen Lastern ein sehr schaedliches, das darin besteht, eine Art Rauch zwecks Betaeubung in sich aufzunehmen, den sie Tabaco nennen. Die Kaziken nehmen hierzu ein gegabeltes Rohr in Form eines Ypsilons, geben die beiden Gabelenden in die Nasenloecher und das Rohr ein angezuendetes Kraut. In dieser Weise ziehen sie dann den entstehenden Rauch 1-, 2-, 3- oder 4- ein, so viel sie eben vertragen konnten, bis sie bewusstlos wurden und wie berauscht auf der Erde hingestreckt in einen schweren und sehr tiefen Schlaf verfielen. Die Indianer, welche Hoelzer nicht bekommen konnten, nahmen den Rauch mittels eines Binsenrohres. Diese Rohre nennen die Indianer Tabak, und nicht etwa das Gras oder den Schlaf, wie einige meinten. (#69/145)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Girolamo Benzoni berichtete schon recht ausfuehrlich ueber Kultivierung, Nutzung und Wirkung von N.t., der sich 1541-1555 auf den Antilleninseln und auf dem amerik. Festland aufhielt. (#80/120)

1595-1596: Der durch zahlreiche Raub- und Entdeckungsfahrten bekannte, spaeter sogar geadelte Walter Raleigh (1554-1618), der den Tabak nach England brachte, fand auf seiner Reise in die Neue Welt in diesen Jahren ueberall auf den Antillen sowie auf Trinidad bluehende Tabakkulturen. (#80/120)

1499-1503: Amerigo Vespucci (1451-1512) befand sich zu dieser Zeit auf 3 Amerikareisen und berichtete von den Antillen, dass der Tabak nicht nur in Zigarrenform geraucht, sondern auch - teilweise mit Kalk vermischt - gekaut wuerde. Das Tabakschnupfen war im Zusammenhang mit religioesen Handlungen gebraeuchlich. (#80/120)

1508: Hernan Cortez soll die ersten Samen nach Spanien gesandt haben. (#80/121)

1518: Juan de Grigalva wurde an den Kuesten von Yucatan mit einer neuen Rauchform konfrontiert. (#80/120)

1518: Die ersten Samen soll der Moench und Geograph Ramon Pane (den Kolumbus auf seiner zweiten Reise 1493-1496 zur "Bekehrung" der Eingeborenen auf Hispaniola (Haiti) zurueckgelassen hatte) an seinen Koenig Karl V. gesandt haben. (#80/121)

1525: Gonzalo Fernandez de Oviedo y Yaldez soll die ersten Samen nach Spanien gebraucht haben. (#80/121)

1529: Auch der Franziskaner Bernardino de Sahagun (1499-1590) berichtete aus Mexiko von dieser neuen Rauchform:

"Diejenigen Indianer, welche Rohre zum Einsaugen des Tabaks verkaufen, schneiden Schilfrohre und reinigen sie von den Blaettern ... Die Rohre werden mit dem Kraute des Tabaks und verschiedenen aromatischen Kraeutern, Rosenblaettern, wohlriechenden Gummiarten und Ambra gefuellt und angezuendet."

Es waren dies die Vorlaeufer unserer Tabakspfeifen. (#80/120f.)

Bernal Diaz de Castillo, ein Begleiter des Hernan Cortes (Fernando Cortez, 1485-1547) berichtete:

"Nach Tisch brachte man Montecusuma (Montezuma II., gest. 1520) 3 schoen bemalte, vergoldete Roehren, die mit Liquid-Ambra und einem Kraut gefuellt waren, das man Tabak nennt. Nachdem er einige Zuege getan, schlief er ein. (#80/121)

1558: Der Franziskanermoench Andre Thevet aus Angouleme (1502-1590) brachte Samen von N.t. aus Brasilien nach Frankreich, ohne dass dies dort zunaechst auf groesseres Interessse stiess. (#80/122)

1559: Francisco Hernandez de Toledo brachte wiederum Tabaksamen nach Spaien. (#80/121)

1565: Der Seefahrer und Admiral John Hawkins (1532-1595) brachte die Kenntnis vom Tabak nach England. (#80/122)

1568: Walter Raleigh kehrte aus Amerika zurueck und war selbst ein eifriger Pfeifenraucher und trug wesentlich zur Beliebtheit des Tabaks bei. (#80/122)

1571-1577: In diesen Jahren erforschte Francisco Hernandez de Toledo (um 1514-1587) im Auftrag Koenig Philipp II. Mexiko. Er beschrieb die Droge als stimulierendes Mittel auf anstrengenden Maerschen, als beruhigendes und schlafmachendes Mittel und Mittel gegen Zahnschmerzen. (#80/121)

Ende 16. Jdht.: In England waren es vor allem die Seefahrer, die Virginien eroberten und von dort den Tabak mitbrachten. Auch der beruehmte Freibeuter Sir Francis Drake hatte seinen Anteil an der "Popularisierung" dieses Krautes. (#80/122)

ca. 1560: Nach Deutschland und in die Schweiz gelangte der Tabak vermutlich durch die Hugenotten. Briefe des Augsburger Stadtarztes Adolf Occo an den Memminger Arzt Johann Funk und den Zuericher Naturforscher Konrad Gessner dokumentierten, dass dieser im Besitz von Tabakblaettern aus Frankreich war. Aus dem Briefwechsel Gessners mit dem Berner Theologen Benediktus Aretius (eigentlich Marti) ist ersichtlich, dass die Tabakpflanze in Bern als Raritaet in Gaerten kultiviert wurde. (#80/122)

1582: Tabak wurde auf der Messe zu Frankfurt als "Wundkraut" angeboten. (#80/123)

1592: Bis in unser Jhdt. erhalten blieb der Beleg einer Tabakpflanze aus dem Jahr 1592 im Herbarium des Naumburger Arztes Dr. Caspar Ratzenberger, ein Geschenk an den Landgrafen Moritz von Hessen. (#80/122)

1592: In dem in Nuernberg erschienen "Dispensatorium sive Antidotarium." des Valerius Cordus findet sich Tabak erwaehnt. (#80/123)

1598: Tabak findet sich im Inventar der Braunschweiger Rathsapotheke als Syrupus Nicotianae, Emplastrum Nicotianae und Aqua Nicotianae. (#80/123)

Anfang 17. Jdht.: Es wurde ueberall in Deutschland geraucht. (#80/123)

Pflanzenbild Bildquelle. "Der rauchende Verschwender": aus einem Holzschnitt in Roxboroughs Balladen aus dem Jahr 1620.

1601: In einem Brief des Nuernberger Arztes Leonhard Dold an den bischoeflichen Leibmedicus zu Bamberg Sigismund Schnitzer hiess es im April dieses Jahres ueber eine nach Nuernberg gekommene persische Gesandtschaft, dass diese sehr erfreut war, dort reichlich Tabak vorzufinden. Ueber das Rauchen hiess es ferner: "Denn dieser Brauch hat schon so ueberhand genommen, dass man ihn auch bei uns fast taeglich sehen kann." (#80/123)

1618-1648: Im 30-jaehrigen Krieg sorgten die Landsknechte fuer die Verbreitung des Rauchens in ganz Europa. (#80/123)

1610: Unter medizinischen Aspekten beruehmt wurde die Abhandlung des Londoner Arztes Raphael Thorius: "Hymnus Tabaci". (#80/123)

1596-1630: Der Bremer Arzt Johann Neander setzte sich fuer den Tabak als Arzneimittel ein. Zu dieser Zeit galten der Tabak und seine Zubereitungen als Universalheilmittel. (#80/123)

1566-1625: Der engl. Koenig Jacob I., Sohn der Maria Stuart, wandte sich in seinem anonym veroeffentlichten "Counterblast to Tobacco" scharf gegen den Tabak und seine vermeintlichen Heilkraefte; er vergleicht den Rauch mit dem stygischen Qualm des Hoellengrundes. Das "Nikotinkraut" wurde mit einer hohen Steuer belegt, schnupfende Edelleute des Hofes verwiesen. (#80/123)

1633: Der russische Zar Michael Fedorowitsch Romanov verbot Verkauf und Gebrauch des Tabaks bei Androhung von Knute, Aufschlitzen der Lippen, Verbannung und gar Todesstrafe. (#80/123)

1623-1630: Unter der Regierung des Sultan Murad IV. wurde Rauchern in milden Faellen die Nase durchbohrt und das Pfeifenrohr durchgezogen; es wird allerdings auch berichtet, dass Raucher gekoepft, gevierteilt, gehenkt oder mit zerschmetterten Haenden und Fuessen auf die Strasse geworfen wurden. (#80/123)

30.1.1642: Papst Urban VIII. drohte in seiner Bulle an diesen Tag allen, die in der Kirche Tabak rauchten, kauten oder schnupften, mit dem Kirchenbann. (#80/123)

Pflanzenbild Bildquelle. Ein englisches Interieur aus der Zeit der Stuarts: aus einem Stick in "Sucklingtons Zwietracht" oder "Sucklings Wilde Knaben" aus dem Jahr 1641.

1650: Papst Innocens X. verstieg sich sogar dazu, der ganzen Christenheit die Exkommunikation anzudrohen, wenn man nicht vom Rauchen liesse. (#80/123)

1667-1713: Gross war die Sympathie es ansonsten so strengen Preussenkoenigs Friedrich I., dessen Tabakkollegium regelrecht eine Institution geworden war. (#80/123)

Der Streit um den Tabak wogte ueber die Jahrhunderte hin und Her. Liselotte von der Pfalz (1652-1722) wetterte ueber die tabakschnupfenden Weibsleute, waehrend man noch Mitte des 18. Jhdts. unfruchtbaren Frauen den "Tobak" als sicherstes Mittel zum Wirksamwerden der Empfaengnis empfahl. Dem widersprach der Toxikologe Louis Levin allerdings auf das Entschiedenste. (#80/124)

1699: Der Leibarzt Ludwigs XIV., Guy-Crescent Fagon, stellte schon damals ueber den Tabakkonsum fest: "Derohalben verkuertzet der oefftere Gebrauch des Tobaks das Leben." (#80/124)

1807: Der Professor fuer Chemie und Naturgeschichte am Lyzeum zu Cremona Gaspare Cerioli erhielt durch Destillation waessriger Tabaksauszuege ein "Olio essentiale". (#80/124)

1809: Louis Nicolas Vauquelin gewann aus Tabak die "Essence de Tabac". (#80/124)

1828: Der Chemiker Karl Ludwig Reimann und der Medizinprofessor Christian Wilhelm Posselt beschrieben das wirksame Nicotin in einer an die Universitaet Heidelberg eingereichte Preisschrift. Fuer ihre Untersuchunge erhielten sie vom Grossherzog von Baden eine Goldmedaille. (#80/124)

1843: Der Bruesseler Chemie- und Physikprofessor Louis Henri Frederic Melsens ermittelte die Summenformel des Nicotins. (#80/124)

Der Berliner Chemieprofessor Adolf Pinner schlug die Strukturformel Pyridyl-N-methylpyrrolidin fuer das Hauptalkaloid Nikotin vor. (#80/124f.)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: Unbekannt.

Abbildung 2: Zeichner: unbekannt; In: DUNHILL Alfred H.: "Die edle Kunst des Rauchens.", 6., aktualisierte Auflage, S. 39, Heyne-Verlag, Muenchen, 1982.

Abbildung 2: Zeichner: unbekannt; In: DUNHILL Alfred H.: "Die edle Kunst des Rauchens.", 6., aktualisierte Auflage, S. 15, Heyne-Verlag, Muenchen, 1982.

Abbildung 4: In: DUNHILL Alfred H.: "Die edle Kunst des Rauchens.", 6., aktualisierte Auflage, S. 21, Heyne-Verlag, Muenchen, 1982.

Abbildung 5: In: DUNHILL Alfred H.: "Die edle Kunst des Rauchens.", 6., aktualisierte Auflage, S. 27, Heyne-Verlag, Muenchen, 1982.

Abbildung 6: Zeichner: unbekannt;


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie