Bildquelle. Die Pflanze.
Macropiper methysticum, (#53/203) Polynesischer Pfeffer, (#53/203, #114/125) Kawa-Kawa, Rauschpfeffer, (#69/172, #80/149, #114/125) kava; Fiji: yaqona, yagona (Aussprache: yangona); ava (die Pflanze), (#62/376) black kava (Sorte aus Hawaii, eine der staerksten Arten), Lehua kava (auch red strain, soll noch staerker als black kava sein), (#62/377) Kawa, (#53/203) Kawapfeffer, Ava pepper, Intoxicating Pepper, Kawa pepper Kew, Tonga, Kava-kava-root, Narcotic pepper root, Racine de poivre enivrant, Rhizome de kawa, yaqona. (#114/125) Kava Kava, Rauschpfeffer, Kava, Kawa, Kawapfeffer. (#144)
Auf den Inseln des Suedpazifiks (Ozeanien) verbreitet. (#62/376, #80/148) Jonathan Ott nennt einige Beispiele von Inseln, auf denen der Kawatrank eingenommen wird: Sandwich Inseln, Samoa, Fiji, Tahiti, Caroline Inseln, Neue Hebriden, Uvea, Cook Inseln, ... (#62/376f.) Die Pflanze kommt heute nur mehr als Kultivar vor. Laut Jonathan Ott, der in seinem Buch "Pharmacotheon" die Arbeiten von Cawte und Prescott & McCall zitierte, wird Kawa inzwischen auch in Australien verwendet. (#62/377)
Die Droge wird ueberwiegend auf den Suedseeinseln angebaut. Die ursrpuenglich vermutlich in Neuguinea beheimatete Pflanze wurde im pazifischen Raum kultiviert und verbreitet, da sie fuer die Einwohner Polynesiens im religioesem, gesellschaftlichen und politischem Leben eine bedeutende Rolle spielt. (#144)
Kawa (oder auch Kawa-kawa) ist ein durch Kauen und nachfolgende Vergaerung aus den Wurzeln des polynesischen Pfeffers hergestelltes Rauschgetraenk, (#53/203, #80/149) dass bis heute auf den suedpazifischen Inseln geschaetzt wird. (#80/149)
Es ist vermutlich das Gefuehl der Entspannung und des Geloestseins, das vermutlich schon die Vorfahren der Suedseeinsulaner zum Kawa-Genuss gefuehrt hat. Der Kawa-Genuss gehoert einfach zum dortigen Lebensstil. (#80/150)
Kawa ist heute in Oesterreich als OTC (rezeptfrei kaeufliches Praeparat) in Drogerien und Apotheken erhaeltlich. Meist wird es in Tablettenform oder in Bereitungen angeboten. Der Gebrauch der Wurzeln ist selten und nur in Spezialdrogerien, die sich auf das Anbot von Pflanzendrogen spezialisiert haben zu erhalten. (eigen)
Es sind nur mehr Homoeopatische Arzneimittel in Deutschland zugelassen. (#144)
Die Wirkung des Kawa-Tees beruht auf dem Gehalt der Droge an 6-substituierten 4-Methoxypyronen (sogenannten Kawa-lactonen). (#80/149) Jonathan Ott bezeichnet die Kawa-lactone auch als Kava-pyrone. (#62/376) Kotschenreuther als alpha-Pyrone. (#69/77)
Die Rauschdroge wird uebrigens traditionell aus der Wurzel bereitet. (#62/376) Anschliessend soll die Pharmakologie der Inhaltsstoffe aufgeschluesselt werden:
Insgesamt enthaelt die Wurzel zwischen 5,5 und 8,3% Gesamtpyrone. In Kaltwasserextrakten der gemahlenen Wurzel wurden durchschnittlich 70mg Pyrone in 100ml Mazerat gefunden, wobei der Hauptanteil auf Dihydrokawain und Kawain entfaellt. Warmwassermazerart enthaelt knapp die doppelte Menge. (#80/149)
Methysticin, (#53/203, #62/377) Kawain, (#53/203, #62/377, #80/149) Dihydrokawain, Dihydromethysticin, (#62/377, #80/149) Desmethoxyyangonin. (#62/377)
Marindinin (Dihydrokawain) und Dihydromethysticin wurden als erste relaxierende, muskelerschlaffende Inhaltsstoffe erkannt. (#80/149)
Piperaceae - Pfeffergewaechse
Kava Kava ist ein 2 bis 3 m hoch wachsender Strauch mit grossen, herzfoermigen Blaettern. (#144)
Jonathan Ott beschreibt die traditionelle Bereitung folgendermassen: Die Wurzeln der Pflanze werden gekaut und wieder ausgespuckt. Der verduennte Brei wird noch geruehrt und filtriert, bevor die Droge endgueltig eingenommen wird. (#62/377)
Das Kauen der Wurzel diente nicht - wie urspruenglich von vielen Autoren angenommen - einer Fermentation, sondern einfach der vorbereitenden Zerkleinerung fuer die Mazeration. (#80/149)
Ein modernere Methode wird auch von Jonathan Ott angefuehrt: Die Wurzeln werden getrocknet, gemahlen und pulversiert, nicht mehr gekaut, doch diese Bereitung fuehrt zu einer viel schwaecheren Bereitung. (#62/377)
Medizinisch verwendet wird der fleischige Wurzelstock, der bis zu 10 kg schwer werden kann. (#144)
Als gesichterte Hauptwirkung gilt heute die Loesung von Angst- und Spannungszustaenden, ohne groessere Sedierung. Im Gegenteil soll die koerperliche und geistige Leistungsfaehigkeit sogar gefoerdert werden. Das Wirkprinzip ist allerdings noch immer unbekannt.
In der "Roten Liste 1993", dem jaehrlich vom dt. Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie herausgegebenen Arzneimittelverzeichnis finden sich in der Gruppe der Psychopharmaka mittlerweile einige Monopraeparate aus Kawa-Trockenextrakten, die bei nervoesen Angst-, Unruhe- und Spannungszustaenden verwendet werden koennen. Mit steigender Dosierung bewirken die Pyrone eine zunehmende zentralnervoese Laehmung sowie einen narkosepotenzierenden und die Koerpertemperatur senkenden Efffekt. Bemerkenswert ist auch die antikonvulsive Wirkung. Toedliche Strychnindosen (Krampfgift) wurden von Versuchstieren ohne Anzeichen von Kraempfen ueberlebt, wenn rechtzeitig Kawa-Pyrone appliziert wurden. Alle diese Eigenschaften kommen auch den Benzodiazepinderivaten zu. Es muss vor hohen Dosen gewarnt werden, da unangenehme Begleiterscheinungen, wie Gliederschwere und Taubheit der Beine, entstehen koennen. Eine charakteristische Abhaengigkeit soll nicht auftreten. (#80/150)
Den vor allem im Wurzelstock vorkommenden Kava-Pyronen Kavain, Methysticin, Yangonin und anderen Inhaltstoffen wird eine angstloesende, beruhigende, krampfloesende und schmerzstillende Wirkung zugeschrieben. Die Schlafqualitaet soll gebessert werden. Der genaue Wirkmechanismus ist jedoch noch unbekannt. Zubereitungen aus dem Kavawurzelstock werden zur kurzfristigen Behandlung nervoes-aengstlicher Unruhezustaende angewandt. (#144)
Nachdem mehrere Berichte ueber Nebenwirkungen an der Leber mit z.T. toedlichem Ausgang gemeldet wurden, musste eine Neubewertung des Nutzens gegenueber der Risiken vorgenommen werden. Laut Bescheid des BfArM vom 14.06.02 werden die Droge selbst sowie alle Zubereitungen und Arzneimittel, die einen Gehalt an Kava Kava entsprechend der vierten Dezimalpotenz (bei homoeopathische Arzneimitteln als D4 gekennzeichnet) oder hoeher aufweisen, als bedenklich eingestuft und in Deutschland vom Markt genommen. (#144)
Es wurde eine Teedroge aus den in Oesterreich kaeuflich erhaeltlichen Kawa-Kawa Wurzelstuecken von einem Freund aus einer sehr guten Apotheke zu mir gebracht, damit wir die Droge testen konnten. Ich habe (nach langem Warten) mit langem Aufkochen einen Tee gebraeut, der sich als stark bitter und betaeubend schmeckend erwies. Die Bereitung erinnert vom Geschmack an so manches Mittel, dass man beim Zahnarzt erhaelt. Der Tee war so bitter, dass er kaum zu trinken war, da ich eine sehr starke Dosis bereitet hatte. Wir haben den Tee gemeinsam in einem Service, dass vermutlich von Kindern zurueckgelassen worden ist, getrunken und ich, diebisch wie ich war, mitgenommen hatte. Ich benutzte grundsaetzlich eine Vorbereitung, bevor ich "neue" Drogen konsumiere: Wir haben uns davor zusammengesetzt und ich habe die zu erwartende Wirkung mit allen besprochen und sie ueber die Vor- und Nachteile der Substanz informiert, so wie ich es aus der damaligen Literatur entnommen habe. Der Tee wurde bereitet und wir haben uns im Kreis zusammengesetzt und das Gebraeu versucht einzunehmen. Es gelang mir, meinen Freunden nicht so recht. T. genuegte ein Schluck, andere wollten es gar nicht. Das Teegeschirr war uebrigens vermutlich tuerkischen Ursprungs, Glaeser mit einer Kupferschicht, die ich oftmals danach noch benutzt habe. Das Trinken fiel uns allen sehr schwer und nur ich brachte die ganze Dosis ueberhaupt hinunter. Die Wirkung setzte recht bald ein und wir wurden alle sehr ruhig und legten uns etwas nieder, denn die Bereitung war sehr stark ausgefallen. Es gibt sogar noch Fotos von dieser Zeit und meinem Freund an diesem Ort, der spaeter leider verstarb.
Wir doesten so den ganzen Nachmittag vor uns hin. Die Rauschdroge erwies sich als leicht beruhigend, nach meiner Ansicht, auf jeden Fall schwaecher als Cannabis. Das Experiment wurde niemals wiederholt, da sich die Bereitung als beinahe ungeniessbar erwies und die Bereitung mir zu schwach war. (Pers. Inf. T.,D.,P., eigen)
Aufgrund des lebertoxischen Potentials von Kava Kava oder Kavain-haltigen Zubereitungen wird eine therapeutische Anwendung fuer nicht mehr vertretbar gehalten. Daher wurden alle betroffenen Arzneimittel ausser homoeopathische und spagyrische Arzneimittel, die Kava Kava in einer Endkonzentration niedriger als die vierte Dezimalpotenz (D 4) enthalten, vom Markt genommen.
Personen, die Kava Kava-haltige Produkte bereits einnehmen und zu Hause haben, wird empfohlen, solche Praeparate sofort abzusetzen und gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen, um eine therapeutische Alternative zu suchen. (#144)
Das Bundesministerium fuer Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) der BRD hat die Zulassung fuer Kava-Kava-Praeparate widerrufen. (#144)
Es gibt Theorien, dass das Wort kava fuer die bereitete Droge aus dem Sanskrit Wort kasya abgeleitet wurde, doch wie Jonathan Ott auch anmerkte, koennte die Bezeichnung auch von "ava" dem Namen der Pflanze abgeleitet worden sein. Der Grund fuer die Annahme, dass das es eine Beziehung zum alt-indischen Sanskrit gibt, ist die Annahme dass die polynesischen Voelker urspruenglich aus Suedindien stammen. Es wurde bereits 1939 von Williamson der Vergleich mit dem Somaritual aus den Veden getaetigt. (#62/376) Es ist an dieser Stelle anzumerken, dass die Suche nach dem vedischen Soma - einer trinkbaren Bereitung - sehr alt und immer noch nicht ausreichend sicher belegt ist. Es haben schon ganze Reihen von Gelehrten die Veden studiert und es gibt massig botanische Bestimmungsversuche des Halluzinogens. Diese reichen von Amanita muscaria (dem Fliegenpilz), wie Richard Gordon Wasson anfuehrte, ueber Peganum harmala (der Steppenraute), ueber Kava in diesem Fall, aber natuerlich auch Cannabis,... Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit und Uebereinstimmung anhand der Daten; die Argumente von Richard Gordon Wasson, der uebrigens anfuehrte, dass die Droge mit dem Urin unveraendert ausgeschieden wird, deutet stark auf den Fliegenpilz hin, doch das Vorkommen der Cannabispflanze und die Lage der vedischen Kultur zu jener Zeit am Fusse und im Himalaya und diverse Angaben, dass die Droge in den Bergen wuechse, laesst sicherlich auch Cannabis als "Soma" sehr wahrscheinlich werden, vor allem wenn man bedenkt, dass Cannabis und die hinduistische Religion, die Verehrung des Gottes Shiva auch heute noch, nach 2000 Jahren eine zentrale Rolle in Indien spielen. Man muss auch noch anmerken, dass Cannabis und Datura Shiva geweiht sind - beides sind Halluzinogene, die in Indien gedeihen; eine kleine Anmerkung ist noch zu machen - auch psilocybinhaeltige Pilze sind im Himalaya heimisch und koennten die Zahl der Theorien noch etwas vermehren; vermutlich wird es nie eine Loesung geben, da schon so viele dem Sanskrit maechtige Schriftgelehrte versucht haben, die Droge zu identifizieren, ausser die Archaeologie findet neue Artefakte aus jener Zeit, die neue Beweise finden; ein Teil des modernen Hinduismus (der in hunderte Schulen und Richtungen zerfaellt) neigt uebrigens dazu, Soma als nicht-materielle "Droge" zu sehen. (eigen)
1939: Williamson vergleicht die Kavazeremonie mit dem vedischen Somaritual. (#62/376)
1768: Die Bereitung wurde erstmals von den Europaeren durch die Reise von Captain James Cook beobachtet. (#62/377)
1771-1775: Der dt. Reiseschriftsteller Georg Forster nannte die auf den Inseln des Suedpazifik verbreitete Piperaceae Piper methysticum Forster, auf dt. Rauschpfeffer. (#80/148f.) Dies erfolgte bei der zweiten Reise des J. Cook. (#62/377)
1860: Cuzent isolierte erstmals Methysticin aus Kava. (#62/377)
1861: Gobley isolierte ebenso Methysticin aus Kava. (#62/377)
1966: H.L. Meyer publizierte seine Habilitationsschrift an der Freiburger Universitaet. (#80/149)
1974: Rolf Kretschmar und Hans-Juergen Teschendorf publizierten eine Untersuchung ueber Kawa-Kawa. (#80/149)
1985: Cawte bemerkte in seiner Publikation, dass die Droge in Australien bei den einheimischen Aborigines eingefuehrt wurde und dort auch enthusiastisch gebraucht wird, anstelle des Alkohols, (#62/377) der nach der Einfuehrung durch die Europaer fuerchterlich unter den Einheimischen wuetete, aehnlich wie in Amerika ("Feuerwasser") unter den dort lebenden Eingeborenen, die die Droge anfaenglich nicht handhaben konnten. (eigen)
1988: Prescott & McCall bestaetigen die Beobachtungen von Cawte. (#62/377)