Bildquelle. Eine Pilzgruppe.
Fliegenpilz, (#11, #13, #17, #31, #32) Soma, (#11, #13, #45, #62) Fliegenschwamm, (#31, #71, #95/135) Rabenbrot, aeh kib lu'um ("das Licht der Erde", bei den Lakandonen), (#31, #71) tschasch baskon ("Augenoeffner" im Hindukusch), Toadstool (engl., allgem. fuer giftigen Pilz"), Miskwedo, (#31) fly-agaric (engl.), (#45, #47, 62) ampacao (Igorot, Philippinen), (#32) Narrenschwamm, (dt.)(#31, #62) Glueckspilz, (#62) Muchumor, (#31, #62, #95/135) mukhomor, panx, tshashm baskon ("Augenoeffner"), nan-e-saghta ("Rabenbrot"), pagal ("bepilzt" - unter der Wirkung eines Pilzes stehend) (#62) (vermutlich ist eine Verwandtschaft mit dem Wort "pagan" - heidnisch existent), (eigen) yuy chauk, (Tzeltal/Tzotzil, Donnerkeil Pilz), kaqulja okox (Quiche, "Donnerkeil Pilz"), itzel okox (Quiche, "diabolischer Pilz"), xibalbaj okox (Quiche, "Unterweltspilz"), ruk'awach q'atzu:y (Cakchiquel, "teuflischer Pilz"), Kekchi rocox aj tza (Cakchiquel, "Teufelspilz"), cuicicitlal (modern. Nahuatl), terecua-cauica (taraskisch, "berauschender Pilz"), yuyo de rayo (span., Donnerkeil Pilz"), (#71) oronja (span.). (eigen)
Die Einnahme von 1-4 Stk. des Pilzes sollen genuegen, um halluzinogene Wirkungen auszuloesen, behaupten Wanke und Taeschner, aber auch R.E. Schultes und A. Hofmann. (#12, #45) Die toedliche Dosis soll erst bei ca. 100 Pilzen liegen. (#20)
8h. (#47)
Der Pilz enthaelt 0,17-1% (#17) Ibotensaeure und Muscimol. (#8, #13, #17, #45, #47, #62) Besonders hohe Konzentrationen an Wirkstoffen werden im gelben Fleisch unter der Huthaut gefunden. (#17) Im frischen Pilz ist vor allem Ibotensaeure vorhanden, deren Gehalt bei der Trocknung durch Decarboxylierung abnimmt. Aus der schwach wirksamen Ibotensaure entsteht so das stark halluzinogen wirkende Muscimol. (#32, #62) Wenn man jedoch den Fliegenpilz heftig kocht oder braet, zerstoert man die Wirkstoffe, (#13) die sehr empfindlich sind, wie Raetsch C. schrieb. (#31)
Bildquelle. Der Fliegenpilz. (Amanita muscaria).
Pilz: Hoehe: bis 20-25cm. Hut: Klebrig, kalbkugelfoermig gewoelbt, fast flach auslaufend, ausgereift zwischen 8-20 cm breit, (#11) scharlachrot, selten orangegelb, warzenfoermige weisse Huellreste, weisses Fleisch, unter der Haut rotgelb. Hutrand: gerieft. (#17)Stiel: Zylindrisch, mit knolligem Grund, weiss, hohl, 1-2 cm dick. Ring: deutlich sichtbar, gelblich-weiss, (#11) haeutig, Manschette. Knolle mit warzigem Guertel schliesst den Stiel unten ab. (#17) 2 Varietaeten: 1. hochroter Hut, weisse Warzen, Europa,Nordwestliches Nordamerika. 2. gelber oder orangefarbener Hut, gelbliche Warzen, Ost- und Zentralnordamerika. (#11)
Der Pilz ist sehr weit verbreitet, (#11, #31, #32) vor allem in noerdlichen, gemaessigten Zonen. (#45) Er ist in Europa (#11, #13, #17, #45, #62) bis nach Asien, in Afrika und Amerika verbreitet. Er waechst in lichten Waeldern, (#11) besonders unter Birken, (#11, #17)Kiefern, (#11, #45) Laerchen, (#11) Eichen und Eukalyptus. (#45) Er wurde kuerzlich in Kolumbien eingefuehrt. Er ist auch in Indien in einer Hoehe von 1500-2100m anzufinden, haeufig zusammen mit Kiefern. Er kommt auch in Deutschland, der Schweiz und Oesterreich vor. Er waechst bis in 2100m Hoehe. Er kommt auch in Nordafrika vor. (#45) Die nord- und mittelamerik. Art nennt man A.m. var. americana. (#32) Er gedeiht auf saurem oder neutralem, (#17) aber auch auf siliziumhaltigen Boeden. (#13) In Asien soll er auch in Sibirien verbreitet sein. (#13, #62)
Amanitaceae - Knollenblaettergewaechse
Der Fliegenpilz gilt bei uns faelschlicherweise als toedliche Pflanze. Er wird aber erst in solchen Dosen lebensgefaehrlich, die kein Mensch zu sich nimmt. Sein Gebrauch als Droge geht bis in vorgeschichtliche Zeiten zurueck. Auch heute wird der Fliegenpilz in vielen Kulturen dieser Erde als Rauschdroge verwendet, ohne bleibende Schaeden zu hinterlassen. Bei spezieller Zubereitung ist er auch als Lebensmittel geeignet, wie in der Literatur angegeben wird. Zur Verwendung als Rauschdroge wird der Pilz sanft ueber einem Feuer oder in der Sonne getrocknet, damit aus der wenig wirksamen Ibotensaeure, dass wirksamere Muscimol entsteht. (#31, #32, #47, #62) Ein alkoholischer Auszug soll uebrigens auch wirksam sein, gibt der deutsche Ethnologe C. Raetsch an. (#31)
Bildquelle. Eine finnisch-ugrische Schamanenpriesterin tanzt im Trancezustand. (Der Fliegenpilz wurde in Sibirien von finnisch-ugrischen Volksstaemmen bei ihren Riten verwendet.).
Der Pilz wurde und wird in Sibirien zu Rauschzwecken konsumiert. (#12, #45, #95) Vor der Einfuehrung des Alkohols durch die Russen war er sogar das einzige Rauschmittel. (#45) Samojaden, Ostjacken, Tungusen, Kamtschadalen und andere sibirische Voelker stellten kalte oder warme Auszuege mit Wasser oder milchige Auszuege aus den getrockneten Pilz her. (#12, #95) Es werden auch Schwarzbeersaftauszuege verwendet. (#45, #95) Ebenso wird der getrocknete Pilz in den Saft der Trunkelbeere oder des Weidenroeschens eingelegt und konsumiert. (#32, #95) Manche Sibirier kauen den getrockneten Pilz lange im Mund. (#12, #45) Die Wirkstoffe verlassen den Koerper mit dem Harn unveraendert, daher wird in Sibirien, wo der Pilz sehr rar und teuer ist, das Urintrinken durchgefuehrt, um mehrere Personen berauschen zu koennen. (#12, #13, #31, #45) Zu dieser Sitte ist noch etwas anzumerken: Es haengt sehr davon ab, was Menschen davor konsumiert haben, denn Urin kann sehr wohl sehr giftig sein und es soll an dieser Stelle auch ein bisschen gewarnt werden, dass dies eine sehr alte Sitte ist und aus grosser Not an Rauschdrogen fuer gemeinschaftliche Rituale entstanden ist. Eine ernsthafte Gefaehrdung kann unter Umstaenden entstehen!! (eigen) Bis vor kurzem wurde er noch als Halluzinogen bei den Ostjacken und Vogulen, finnisch-ugrischen Voelkern in Westsibirien und bei den Chukchi, Koryaken und Kamdschadalen des nordoestlichen Sibiriens, entlang der Pazifikkueste, eingenommen. (#45) In Russland verstaerkt man auch mancherorts die Wirkung des Wodkas durch 1-2 Pilze. (#31, 32) Aufgrund der politischen Vergangenheit des sibirischen Gebietes gibt es kaum Aufzeichnungen ueber den Fliegenpilzkult, die den Westen erreicht haben. Als einziges Artefakt der Kultur der Fliegenpilzesser ist die Gruppe Huun-Huur-tu im Westen bekannt. Diese Musikgruppe pflegt den traditionellen Obertongesang und alte schamanistische Weisen, die inzwischen auch in Europa in CD-Form erhaeltlich sind. (eigen)
In Alaska werden auch Fliegenpilze zur Berauschung konsumiert, (#31, #32) indem sie Fliegenpilzstuecke vermengt mit Tabakblaettern rauchen. (#32)
Bildquelle. Diese Statue wurde in Mexiko gefunden und stammt ca. aus dem Jahr 100 n.Chr. Sie laesst vermuten, dass Amanita im praekolumbianischen Mexiko eine besonderes, magische Bedeutung besass.
In Mexiko und Guatemala raucht man getrocknete Fliegenpilzhuete, (#31) was sich vor vielen Jahren in Form eines Eigenexperimentes auch bestaetigen liess. (eigen)
Bei den taoistischen Alchemisten dienten Fliegenpilzauszuege als Zutaten zu diversen Elixieren. Im Hindukusch hat sich ein altes Ritual erhalten, bei dem Fliegenpilzstuecke mit Bergspringkraut und uebersaeuerter Ziegenkaeselake gekocht werden. Diesem Sud werden gelegentlich die samentragenden Bluetenkelche des Bilsenkrautes beigemengt. (#32)
Die Lakandonen Mittelamerikas wissen, dass er das Bewusstsein veraendert, wenn man ihn isst. Die Schamanen der benachbarten Chuj-Indianer sammeln die Fliegenpilze in den Pinienwaeldern und trocknen die Huete. Sie rauchen eine Mischung aus Fliegenpilzstueckchen und einigen Tabakblaettern. Bei der Initiation der Dogrib-Schamanen werden auch Fliegenpilze gegessen. (#32)
Die Igorot, die malayischen Ureinwohner der philippischen Insel Luzon, haben einen traditionellen Fliegenpilzkult bewahrt. Sie kochen aus 6 frischen Pilzen einen halluzinogenen Trank. (#31, #32)
Der Fliegenpilz ist eine der aeltesten Rauschdrogen der Welt, (#11, #45) was kein Wunder ist, denn der Pilz kann roh konsumiert werden.
ca. 6000 v. Chr.: Die Worte panx (Fliegenpilz) and pagal (bepilzt) haben die gleiche Wortwurzel in der Sprache "Uralisch". Diese spaltete sich in dieser Zeit in die Sprachen Samoyed und Finno-ugrisch auf, was nach R.G. Wasson darauf schliessen laesst, dass die berauschenden Qualitaeten des Pilzes bereits in dieser Zeit bekannt waren. (#62/340)
(Uebrigens weist auch J. Ott darauf hin, dass die Pilztrips einer andere Qualitaet des Rausches ausloesen wie der Alkohol; die Menschen des westlichen Kulturkreises waren und sind noch heute oftmals ueber die halluzinogene Wirkung dieser eigentlich sehr alten und bekannten Rauschdroge verwundert. Aber ebenso verwundert waren die Sibierer, wie R.G. Wasson berichtete, als sie feststellten, dass die Europaerer sich mit "Feuerwasser" berauschten.) (#62/340)
ca. 3000 v. Chr.: Nach J. Ottīs Werk "Pharmacotheon" gibt es Steinbilder an den Steinbaenken des Pegtymelflusses, der in einen "arktischen Ozean" muendet, der sich in der sogenannten Chukotka-Region befindet. Diese Problematik wurde von N.N. Dikov erforscht. Das heutige Volk der Chuckchi gebraucht sowohl noch die Pilze, und ist auch noch in diesem Territorium wohnhaft; es gibt uebrigens auch sehr alte Steinbilder von Pilzen aus dem Tassiligebirge (Algerien), aber auch aus Schweden, wie Kaplan im Jahr 1975 beschrieb. (#62/340) Aus den Steinzeichnungen geht nicht genuegend klar hervor, ob diese Pilze der Gattung Amanita oder Psilocybe formmaessig zuzuordnen sind. Es ist auch moeglich, dass keine halluzinogenen, sondern beispielsweise essbare Pilze abgebildet sind. (eigen)
Der Bankier und weltbekannte Pilzforscher R. G. Wasson behauptete, dass das legendenhafte Halluzinogen "Soma" der Arier Indiens in der Rigveda nichts anderes als der Fliegenpilz ist. Es gibt auch einen Beleg im Rigveda ueber rituelles Urintrinken, was eindeutig auf den Fliegenpilz hinweist. Der Soma-Kult ist schon lange in Indien ausgestorben, obwohl 120 der 1000 Hymnen in der Rigveda Soma, dem getrunkenen Extrakt einer Pflanze, geweiht waren. (#45, #62)
J. Ott fuehrt weiters in seinem mir hier vorliegenden Werk an, dass die Verwendung von Psilocybin-haeltigen Pilzen ebenso eine Moeglichkeit waere; er fuehrt als Belege die "Blaufaerbung" des Gottes Shiva an, die an die Blaufaerbung beim Quetschen der Psilocybe-Pilze erinnere. (#62) Die Blaufaerbung des Gottes Shivas wird uebrigens, nach den Erzaehlungen, auf eine Vergiftung zurueckgefuehrt, die Shiva mit Haschisch behandelte und ueberlebte, weitere Hinweise auf halluzinogene Pilze befinden sich aber nicht an dieser Stelle im Originalkanon der Rig-Veda. Man kann man schon annehmen, dass einiges fuer den Gebrauch halluzinogener Pilze aus der Gattung Psilocybe oder Panaeolus spricht - doch nach meinen Kenntnissen der Rigveda kann ich keine speziellen und eindeutigen Belege fuer die These von Jonathan Ott auffuehren; (eigen)
Moeglich ist ein halluzinogener Gebrauch schon, wenn die Pilze in dieser Gegend heimisch sind; es ist schon naheliegend, dass die Einheimischen die Flora ihres Landes genau kennen. Es gibt ja auch halluzinogene Pilze bei uns in Europa - aber es ist eine Tatsache, dass diese Pilze erst nach ihrer Entdeckung durch A. Hofmann im Jahre 1968 und der anschliessenden Publikation diverser Zeitschriften und Buecher eine weitere Verbreitung als Halluzinogen gefunden haben, obwohl sie eigentlich schon Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende hier wuchsen. Als einziger Hinweis existiert im deutschsprachigen Raum ein unspezifischer Hinweis auf Pilzkenner und -esser. So spricht man von "Narrischen Schwammerln", die jemand versehentlich gegessen haben soll, wenn sich jemand eigenartig benimmt. Doch auch hier gibt es keine genaue Klaerung, ob es sich nun um Psilocybin-haeltige Arten (Panaeolus-, Psilocybe-Arten, ...) oder um Muscimol-haeltige Arten (diverse Amanita-Arten) handelt. (eigen)
Eine eindeutige Klaerung der Beschaffenheit der Rauschdroge Soma duerfte aufgrund fehlender, literarischer Belege vermutlich nie mehr stattfinden. (eigen)
Es gibt uebrigens noch eine Stelle im sumerisch/babylonischen Gilgameschepos, die in J. Otts Buch "Pharmacotheon" ueberstrapaziert wird: J. Ott fuehrt an, dass die wunderbare Pflanze Gilgamenschs, die ewiges Leben verspricht, eine halluzinogene Pilzart sein koennte. Doch die Pflanze wird nach der deutschen Reclamuebersetzung des Gilgameschepos vom Boden eines Meeres durch Gilgamensch "heraufgetaucht" und ist damit sicherlich weder Amanita muscaria noch irgendeine Psilocybin-haeltige Art, sondern eine Sage. (eigen)
Die Aegypter nannten ihn "Rabenbrot", eine Bezeichnung, die sich bis in die Jetztzeit in Mittel- und Osteuropa erhalten hat. (#32)
Bei den alten Germanen war der Fliegenpilz Wotan/Odin, dem Gott der Ekstase zugeordnet. Der Name Rabenbrot deutet auf die beiden Raben Wotans hin. (#32)
9.-12. Jhdt.: Die Berserker, die Leibgarde nordischer Koenige, erhielten ihre sagenhaften "uebermenschlichen" Kraefte, "Berserkerwut" genannt, angeblich durch den Genuss von Fliegenpilzen. (#13, #17, #45) Gerade diese Legende, die andauernd im Zusammenhang mit dem Fliegenpilz erwaehnt wird, entbehrt jeglicher Grundlage. Der Fliegenpilz ist eigentlich eine beruhigende Droge, die die Konsumenten meist nach einer kurzen Zeit bereits einschlaefen laesst. Somit kann der Fliegenpilz keinesfalls die "Berserkerdroge" sein. Tobsuchtsanfaelle passen wohl eher zu Alkohol, der in jener Zeit auch reichlich genossen wurde. (eigen)
Bildquelle. Aus einer Arbeit von C. Raetsch stammt die Vermutung, dass dieser im Codex Tro-Cortesianus (Codex Madrid) abgebildete Indianer einen Fliegenpilz in der Hand halten koennte.
1730: Ein schwedischer Armeeoffizier, F. J. von Strahlenberg, veroeffentlichte ein Buch ueber seine 12-jaehrige Gefangenschaft in Sibirien und erwaehnte erstmals, dass der Pilz dort als Droge verwendet wird. (#45, #62)
1755, 1774: S. Krasheninnikov und G. W. Steller bestaetigten, dass die Pilze als Rauschdroge in Sibierien eingenommen werden. (#62)
1845: "Giftpflanzen-Buch": In diesem Buch wird berichtet, dass verschiedene Voelker des noerdlichen Asiens sich des Fliegenpilzes als Rauschdroge bedienten. Es waren dies die Voelker der Samojeden, Ostjaken, Tungusen, Jakuten und besonders die Kamtschadalen, die sich diesem Genuss hingaben. (#31)
1855: Ernst Freiherr von Bibra veroeffentlichte sein Buch "Die narkotischen Genussmittel und der Mensch" und beschrieb den Fliegenpilzgebrauch. (#95/135)
1860: M. C. Cooke veroeffentlichte sein beruehmtes Buch "The Seven Sisters of Sleep". Der sibirische Pilzkult wurde unter anderen Drogen auch in diesem Buch erwaehnt. (#62)
1957: Richard Gordon Wasson und V. P. Wasson gaben das Buch "Mushrooms Russia and History" heraus. Das Buch wurde zum Standardwerk ueber den Fliegenpilz. (#62)
1964: Takemoto et al. isolierten erstmals die psychoaktiven Inhaltsstoffe - Ibotensaeure und Muscimol. (#62/355)
1965: Bowden et al. bestaetigten die Entdeckung. (#62/355)
1967: Eugster bestaetigte ebenso. (#62)
1967: Da es 3 verschiedene Untersuchungsgruppen gab (Takemoto et al., Bowen et al. und Eugster et al.) gab es auch eine Reihe von Bezeichnungen. In diesem Jahre wurden die Inhaltsstoffe endgueltig einheitlich als Ibotensaeure und Muscimol bezeichnet. (#62/355)
1968: Richard Gordon Wasson gab "Soma: Divine Mushroom of Immortality" heraus und behauptete, dass Soma A.m. ist. (#62)
1974-7: Lowy vermutete, dass es einen Gebrauch in Zentralamerika gibt. (#45)
1978: Der halluzinogene Gebrauch in Nordamerika, bei den Ojibway Indianern in Michigan wurde vom Ojibway Shamanen Keewaydinoquay erwaehnt. (#32, #45)
Wanke und Taeschner geben in ihrem Werk "Rauschmittel" eine Beschreibung des halluzinogenen Rauschzustandes nach der Einnahme eines Fliegenpilzes an:
"Die Wirkung begann etwa 1h nach Konsum, das erste Zeichen ist ein Ziehen und Zittern in allen Gliedern, die Betroffenen fuehlen sich dann leicht auf den Beinen und entwickeln ein Gefuehl inneren Gluecks und vollkommener Zufriedenheit. Danach treten Halluzinationen und Illusionen auf. Es kann auch zu untypischen Verlaeufen kommen, v.a. zu Erregungszustaenden. Ueber chronische Giftschaeden ist nichts bekannt." (#12)
Eine andere subjektive Beschreibung des Pilzrausches stammte aus Eberhart Teuschners Werk "Biogene Gifte", die wie folgt lautet:
"Etwa eine halbe Stunde, nachdem ein Ehepaar ein Pilzmischgericht, in dem sich mehrere Exemplare befanden, gegessen hatte, ging die Frau eine Freundin besuchen, kam aber lange nicht zurueck, so dass alle Angehoerigen unruhig wurden. Nach etwa 2h wurde sie von Hausbewohnern in die Wohnung gebracht, da sie im Haus und auf dem Hof umherirrte und die Wohnung nicht finden konnte, nachdem sie vorher schon viel Zeit verbraucht hatte, um ueberhaupt die Haustuer aufschliessen zu koennen. Die Vergiftete merkte, waehrend sie im Haus umherrirrte, sowie die Treppen auf- und ab- und auf dem Hofe hin- und herging, ganz deutlich, dass sie etwas tat, das sonst nicht der Fall war .. Oben redete die Frau dann unzusammenhaengendes Zeug und lachte abwesend..." (#17)
R.E. Schultes und A. Hofmann geben folgende Wirkungsbeschreibung in ihrem Meisterwerk "The Botany and Chemistry of Hallucinogens" an:
"Die Wirkung variiert stark von Person zu Person, Beginn 15-60 Minuten nach der Aufnahme, mit Zittern, Zucken und leichten Kraempfen in den Gliedmassen. Die Fuesse werden taub. Eine Euphorie, gekennzeichnet von Gluecklichkeit, Leichtfuessigkeit und dem Wunsch zu Tanzen steigert sich zu farbigen, visuellen Halluzinationen. Makropsie ist gewoehnlich. Danach folgt ein tiefer Schlaf bedingt durch die Erschoepfung." (#45)
Der sehr erfahrene Reisende und Wissenschaftler C. Raetsch, der sich mit der Erforschung ritueller Konsumformen von Drogen bei verschiedenen Voelkern beschaeftigt, sich aber auch mit der religioesen und kultischen Einbettung des Drogengebrauchs beschaeftigt und eine der wenigen ist, der auf deutschsprachigen Gebiet noch publiziert, gab folgende Wirkungsbeschreibung an:
"Nach einer halben, zuweilen auch erst nach 1-2 h, beginnt die Wirkung, zuweilen mit Ziehen und Zucken in den Muskeln oder mit Sehnenhuepfen. Die Menschen werden lustig, spaeter ausgelassen lustig, zeigen auch, indem sie zum Teil schwindeln und taumeln, doch ungewoehnliche koerperliche und geistige Kraefte. Nur ausnahmsweise tritt eine traurige Gemuetsstimmung ein, sowie auch andere Symptome, welche auf den Genuss geistiger Getraenke zu folgen pflegen, in einzelnen Faellen nicht ausbleiben, z.B. starker Blutandrang zum Kopf, Erbrechen usw., manche Individuen wueten gegen sich selbst. Aus dem Schlaf, in den die Berauschten fallen, erwachen sie mit grosser Mattigkeit und aufgedunsenem Gesicht." (#31) Diese Beschreibung von C. Raetsch scheint etwas uebertrieben zu sein - solche Wirkungen habe ich nie erlebt;
Ein sehr haeufig aufgezeigter Rauschzustand ist auch jener der Makroskopie, der immer wieder von verschiedenen Autoren aufgezeigt wird. In diesem Fall lassen wir wiederum Wanke und Taeschner zu Wort kommen, die folgendes behaupteten, was sie sicherlich nicht selbst ueberprueft haben (Ich habe selbst nie Makroskopie von Fliegenpilzen bekommen!):
Im Rauschzustand tritt eine merkwuerdige Groessenueberschaetzung ein, derart, dass ein in niederer Hoehe gehaltener Stab als ein uebergrosses Hindernis wahrgenommen wird. (#12)
Da die Beschreibungen in der Literatur sehr widerspruechlich sind, und Fliegenpilze in meinem Heimatland Tirol eigentlich haeufig vorkommen, war es notwendig sich diesem Natur-Phaenomen etwas tiefer zu widmen. Vor vielen Jahren habe ich mich deshalb und einige sehr gute Freunde der Erforschung der Wirkung von Fliegenpilzen gewidmet. Wir haben die Fliegenpilze in einer Wasserpfeife geraucht und es haben sich folgende Wirkungen ergeben:
"Das Rauchen von 1/2 Fliegenpilz mit Tabak erzeugte milde halluzinogene Wirkungen, die sich in den ueblichen Intensivierungen der Farbwahrnehmung aeusserte, aber eindeutig nur knapp ueber der treshold-Dosis (untere Schwelldosis) lag. Es war ein wundervoller Nachmittag in der Wohnung und wir hatten eine Reihe von Vorbereitungen getroffen. Wir waren alle guter Laune, doch meine Freundin eher nicht. Nicht alle waren begeistert an unserem Freundeskreis, der sich zusammengefunden hatte. Wir verwendeten eine grosse, eigentlich sehr grosse Wasserpfeife, welche etwa 1,5m hoch war und von einem kuenstlerisch und handwerklich sehr begabten Freund herangetragen und zusammengebastelt worden war. Es war ein Modell mit Wasser im Glas. Ich habe die Pilze getrocknet, in kleinen Scheibchen geschnitten und sie in die Wasserpfeife mit Tabak getan. Das Rauchen dauerte eine ewige Zeit, denn wir warteten auf eine Wirkung. Eine leichte Intensivierung der Farben trat ein. Wir gingen gemeinsam, den Weg gegen die Sonne. Wir sahen den Abendhimmel in einer wundervollen, farbigen Stimmung. Die Stimmung hob sich etwas und beim Weg zu einer nahen Tabaktrafik in Amras ging die Sonne endgueltig unter und wir empfanden alle ein Gefuehl des Wohlseins, sowohl gesundheitlich als auch psychisch, wegen dem schoenen und klaren Wetter und dem inneren Zustand der Ruhe und Ausgeglichenheit, den wir in diesem Augenblick erreicht hatten. Es gab bei dieser Dosis und Technik keine koerperlichen Beschwerden. Die Wirkung verging, ohne Kater und Schaeden. Sie war absolut mild und wurde damals von mir ad acta gelegt. Es gab viele Jahre keine weiteren Experimente." (eigen)
Nach einigen Jahren (1998) wurde durch einen "Zufallsfund" bei der Suche nach Psilocybe semilanceata Pilzen eine groessere Menge Fliegenpilze von einem Freund und mir entdeckt. Es wurde eine kleine Serie von Experimenten durchgefuehrt, die die Wirkung und Bereitung des Fliegenpilzes tiefer erforschen sollte. Interessanterweise kamen die Fliegenpilze an diesem Platz so haeufig vor, dass es kaum zu glauben war. Sie bildeteten einen sogenannten Hexen-Kreis am Rande eines Pilzfeldes unter einer Kiefer und wir ernteten kiloweise Fliegenpilze. Die Fliegenpilze wurden von uns eingesammelt und in kleine Stuecke geschnitten und ueber einer warmen Herdplatte, auf einem Metall-Rost, getrocknet. Anschliessend wurden die getrockneten Pilze mittels eines Messers in Pulverform gebracht und nochmals sehr vorsichtig ueber einem Feuer getrocknet. Dieses Pulver diente als Basis fuer die folgenden Experimente:
"Wir nahmen damals einen Suppenloeffel von dem Pulver zu uns. Es schmeckte eigentlich gar nicht so grausig, wie wir das in Rueckblick auf unsere ersten Experimente erwartet hatten. Denn unsere ersten Experimente hatten wir mit einem ungetrockneten Pilz, den mein Freund in Milch eingelegt hatte, durchgefuehrt. Doch die Milch wurde damals sauer, faerbte sich blaugruen und bekam einen Geschmack, der jenseits der Vorstellungskraft eines Normalbuergers ist. Wir hatten damals auch die Bruehe eingenommen, doch der eine Pilz, der das Herz unseres Menues war, konnte uns 2 nicht anturnen. Wir verspuerten keine Wirkung und waren enttaeuscht; Das war 1989 und es dauerte mehr 10 Jahre, bis jemals wieder ein Experiment mit Fliegenpilzen wiederholt wurde.
Inzwischen ist einiges Neues ueber den Pilz an Literatur bei mir eingetroffen und ich habe der neueren Literatur (v.a. C. Raetsch, R.E. Schultes, A. Hofmann, J. Ott,..) entnehmen koennen, dass man die guten Dinger zuerst trocknen muss, was wir auch getan haben. Das ist uebrigens ziemlich schwierig. Man muss die Pilze in duenne Scheiben schneiden und sehr schnell und dennoch sehr vorsichtig ueber einem Feuer (Herd) trocknen, da sie ansonsten vermodern. Doch dieses mal passte alles. Wir hatten die Pilze ordnungsgemaess getrocknet und die Wirkung begann auch recht schnell, bereits nach etwa einer Viertelstunde. Wir spuerten das etwas kommt, doch wir wussten nicht so recht was. Eigentlich gab es so gut wie keine optischen Phaenomene. Ich starrte auf den Tisch vor mir und ich wurde immer mueder. Meinem Freund ging es auch nicht besser. Er musste sich uebergeben. Ich musste mich hinlegen und lag am Ruecken wie ein Mistkaefer. Ich konnte nicht mehr aufstehen und war total breit. Ich war noch kurz bei den Nachbarn - war aber so muede, dass ich hinuntergehen musste mich niederlegen. Wir schliefen bereits nach einer guten Stunde ein, denn die Wirkung wurde uebermaechtig. Da half auch keine jahrelang antrainierte Ausdauer. Der Fliegenpilz wirkt wie ein Schlafmittel, sogar recht stark, aber halluzinogen ist er sicherlich nicht, da bin ich mir inzwischen absolut sicher. (eigen)
Rauchen:
Fliegenpilze koennen geraucht werden. (eigen)
Essen:
Fliegenpilze werden in verschiedensten Formen oral eingenommen. Am besten wirken sie, wenn sie getrocknet eingenommen werden. (eigen)
Die Ausbildung einer koerperlichen oder psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt geworden. (eigen)
Im allgemeinen reicht es aus abzuwarten, bis die Vergiftung aufhoert, da der Pilz keine bleibenden Schaeden hinterlaesst. Die Methode des "talk-down", des Herunterredens, reicht in fast allen Faellen aus, um den Konsumenten zu beruhigen. Grundsaetzlich empfiehlt es sich viel Wasser zu trinken, da die Entgiftung beschleunigt wird. (eigen) Bei starker Erregung und Gefahr fuer die Umwelt oder den Konsumenten wird ein Beruhigungsmittel verwendet, meint E. Teuscher, (#17) was aber in der Praxis ein hoechst seltener Fall ist. (eigen)
Abbildung 1: Zeichnerin: DAMM-RUCZYNSKI Susanne; In: MARTINETZ Dieter: "Rauschdrogen und Stimulantien. Geschichte - Fakten - Trends.", S. 78, 1. Aufl., Urania-Verlag, Leipzip, Jena, Berlin, 1994.
Abbildung 2: Zeichner: MEGAHAN John/The Technical Sketch; In: DE KORNE Jim: "Psychedelischer Neo-Schamanismus. Die Zucht, Zubereitung und der schamanistische Gebrauch psychoaktiver Pflanzen.", S. 179, Edition RauschKunde, Werner Pieperīs MedienXperimente, Loehrbach.
Abbildung 3: Zeichner: unbekannt; In: RAETSCH Christian, LIGGENSTORFER Roger (Hg.): "Pilze der Goetter.", AT Verlag, S. 156, Aarau, 1998.
Abbildung 4: Zeichner: unbekannt; In: "Der Fliegenpilz. Herkunft, Bedeutung und Anwendung.", S. 53, Gods Press, Amsterdam, 1989.
Abbildung 5: Zeichner/in. unbekannt: Quelle: Raetsch.