Psilocybe semilanceata (Fries) Kummer

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pilzart Psilocybe semilanceata.

Andere Namen:

Spitzkegeliger Kahlkopf, (#17, #34, #51) Liberty Cap, (#30) A. semilanceatus Fries, Agaricus semiglobatus Sowerby, Lanzenfoermiger Duengerling, Coprinarius semilanceatus Fries, Panaeolus semilanceatus (Fries) Lge., P.s. (Fries) Quelet, Geophila s. Quelet, Agaricus glutinosus Curtius. (#51) "Narrenschwamm"; die Bezeichnung Schwamm dient in Oesterreich und Bayern als Wort fuer den eher hochdeutschen Ausdruck Pilz. Die Bezeichnung "Narrenschwamm" koennte eine Anspielung auf die halluzinogene Wirksamkeit dieser Pilzart sein, die in diesem Gebieten haeufig gedeiht und gleichzeitig ein wager Hinweis auf eine vergangene Verwendung dieser Pilze. Aber auch ein anderer bei uns vorkommender Pilz, wie der ebenso psychotrope Fliegenpilz (Amanita muscaria) koennte gemeint sein, (#51) Narrische Schwammerln (Tirol).

Inhaltsstoffe:

Der Pilz enthaelt Psilocin, (#17, #51) Psilocybin (#17, #40, #51) und Baeocystin. (#40, #51) Der Psilocybin-Gehalt in getrockneten Pilzen verschiedener Herkunft betraegt: Duebener Heide, Ostdeutschland 0,96%, Prag, Mittelboehmen 1,05%, Krasna Lipa, Nordboehmen 0,91%, Norwegen 0,95%, Pazifischer Nordwesten, USA 0,93%, Niederlande 0,97%. In trockenen Pilze aus der Duebener Heide sind durchschnittlich enthalten: Psilocybin: 0,72-1,25%, 0,1-0,34% Baeocystin. Frische Pilze enthalten etwa 90% Wasser, d.h. in 1g ist durchschnittlich 1mg Psilocybin enthalten. Das instabilere Psilocin kommt in P.s. hoechstens in Spuren vor, aber meist ueberhaupt nicht. Dagegen laesst sich Baeocystin als biochemische Vorstufe des Psilocybins, in jedem Fruchtkoerper dieser Psilocybe-Art nachweisen, durchschnittlich in Mengen um 0,2% in den Trockenpilzen. (#51)

Eine Nebenergebnis der Untersuchungen dieses halluzinogenen Pilzes wurde noch vom Leipziger Mykologen Jochen Gartz aufgedeckt, der folgende Information anfuehrte:

Beim Spitzkegeligen Kahlkopf enthielten kleinere Pilze fast immer mehr Alkaloide als groessere (bei einem Untersuchungsmaterial von 40 Pilzen), dass sich besonders in den Hueten der Pilze angesammelt hat. (#51/30)

Paper chromatography testing confirmed the presence of 0.25 psilocybin in dried samples of the mushroom. Liberty caps are about two to four times more potent than Psilocybe cubensis. (In one sample from Finland a psilocybin content as high as 2.37 of the dried mass was detected.) (www.shroomery.org)

Pflanzenbild Bildquelle. Verbreitungskarte der Pilzart in Deutschland.

Allgemeines:

Psilocybe semilanceata ist ein typischer Vertreter der Gattung Psilocybe (der Kahlkoepfe), welche durch eine Reihe von halluzinogenen Exemplaren bekannt geworden ist. Die Kenntnis von diesen Pilzen war urspruenglich vor allem auf die Einwohner Mexikos und Guatemalas beschraenkt, die seit Jahrhunderten Psilocybin-haeltige Arten zur Heilung bei Ritualen eingenommen haben. Es gab zwar immer wieder Hinweise auf die Existenz einer solchen Sitte, doch erst in den 50´er Jahren dieses Jahrhunderts konnte der Geheimkult wirklich aufgedeckt werden. Die mexikanische Heilerin Maria Sabina teilte das Geheimnis dem Pilzforscher und Bankier R.G. Wasson und seiner Frau mit und nahm halluzinogene Pilze mit Ihnen ein. Nachdem die beiden die Wirkung der Pilze verspuert hatten, sandten sie Exemplare zu Albert Hofmann, dem LSD-Entdecker, der damals bei der Firma Sandoz in der Schweiz beschaeftigt war und zu Roger Heim, einem bekannten frz. Pilzforscher (Mykologen), der die Pilze erstmalig botanisch bestimmte. Es wurden verschiedene Arten aus der Gattung Psilocybe und Panaeolus (Duengerlinge) erkannt, unter anderen wurden die Arten Psilocybe caerulescens, Psilocybe mexicana, aber auch Panaeolus sphinctrinus identifiziert. (#11, #45, #62)

Etwas spaeter, im Jahr 1958, gelang es dem Chemiker A. Hofmann und seinen Mitarbeitern, die Pilze chemisch zu untersuchen. Er entdeckte die halluzinogenen Tryptamine Psilocybin und Psilocin in den Pilzen und stellte fest, dass die Wirkung der Pilze, der Wirkung dieser Substanzen entsprach. Albert Hofmann gelang es auch die beiden halluzinogenen Tryptamine synthetisch herzustellen. Die Firma Sandoz vertrieb das Psilocybin als "Experimentalchemikalie" unter dem Namen Indocybin (reg. trademark) eine kurze Zeit lang. Bis in das Jahr 1963 herrschte die Ansicht, dass die Pilze auf Mexiko und Guatemala beschraenkt sind, doch in diesem Jahr wurden europaeische Pilze der verwandten Art Psilocybe semilanceata wiederum von A. Hofmann untersucht und er entdeckte wiederum das psychoaktive Psilocybin in den Pilzen. Hofmann bewies dadurch, dass es halluzinogene Pilze auch in Europa gibt, was sich in den nachfolgenden Jahren mehrfach bestaetigte. Spitzkegelige Kahlkoepfe wurden in einer grossen Zahl an Laendern in Europa entdeckt. (#11, #45, #62)

Heute weiss man, dass diese halluzinogene Art sehr haeufig ist. Psilocybe semilanceata ist sogar der psychotrope Pilz Europas hinsichtlich Verbreitung, Erforschung und Anwendung. Der in diesem Fachgebiet bekannte Pilzforscher Gaston Guzman schaetzte in seiner Monographie "The Genus Psilocybe" 1983 sogar ein, dass die Art die weltgroesste Verbreitung unter allen psychoaktiven Psilocyben hat. (#51)

Pilze dieser Art werden seit der Entdeckung durch A. Hofmann im Jahr 1963 im steigenden Masse gesammelt und als Halluzinogen eingenommen, doch die Motivation der Konsumenten hat sich geaendert. Wurden die Pilze in Mexiko vor allem von Schamanen/Heilern fuer die Diagnose und Behandlung von Krankheiten nach einem jahrhundertealten Ritual eingenommen, so werden die Pilze heute vor allem als Freizeitunterhaltung durch die Pilzsammler eingenommen. Dieser "recreational use" hat sich vor allem nach der Pilzeinnahme von Timothy Leary in Mexiko, der den Gebrauch ebenso wie den Gebrauch von LSD multimedial befuerwortete und propagierte, weltweit verbreitet. Halluzinogene Pilze wurden durch R.G. Wasson, A. Hofmann, T. Leary, seine Kollegen und Medien global beruehmt und in Folge wurden an verschiedensten Plaetzen in der Welt alte und neue Arten entdeckt. Es entwickelte sich sogar ein regelrechter Pilztourismus in die bekanntesten Plaetzchen (v.a. Maria Sabinas Heimatdorf, aber auch: Kodaikanal in Suedindien, Pokhara in Nepal, Koh Samui in Thailand,...), aber auch das Sammeln der Pilze im Herbst ist sowohl in Europa als auch Amerika zu einer verbreiteten Freizeitbeschaeftigung geworden, obwohl der Konsum und das Sammeln Psilocybin-haltiger Arten eigentlich fast weltweit durch die single convention der UN (Einheitsuebereinkommen) verboten ist. Die Hauptwirkstoffe Psilocybin und Psilocin sind in diesem Gesetzeswerk erfasst und damit eindeutig verboten. Verfolgungen von Pilzsammlern durch die Polizei sind vor allem aus Thailand und Mexiko gemeldet worden, in Europa wird trotz des Verbots eigentlich nicht die Polizei eingeschaltet - und Polizisten in Europa die Pilzsammler in den Waeldern jagen sind noch Zukunftsmusik. Massgeblich fuer diese eher ungewoehnliche Zurueckhaltung war v.a. eine angemessene Berichterstattung in den Medien (v.a Radio!), die Panik und uebertriebene Massnahmen verhinderte. (eigen)

Nachweis und Testmethoden:

Unter dem Licht einer Quarzlampe fluoresziert diese Psilocybe-Art, was als Nachweis verwendet werden kann. (#51)

Dosis:

Jochen Gartz gibt 0,6-1,3g getrocknete Pilze (1,3g, dass sind ca. 30 Stk. mittlerer Groesse) als Dosis an. (#51/27f.) Nach eigenen Untersuchungen und Beobachtungen werden ca. 30-60 Pilze durchschnittlicher Groesse von Konsumenten eingenommen. Eine Startdosis von 10 ausgewachsenen Pilzen ist bei den meisten ausreichend, um eine halluzinogene Erfahrung auszuloesen. Manche Konsumenten nehmen noch ein paar Pilze, sollte die Dosis nicht wirksam genug sein. Dies ist eine alte, allgemein praktizierte Methode, dass man Pflanzendrogen, deren Gehalt ja nicht konstant ist, langsam mit geringen Dosen beginnend einnimmt, bis man eine Dosis erreicht, ab der die Wirkung entsprechend ist. Man tastet sich so vorsichtig von unten an eine wirksame Dosis heran, ohne Gefahr zu laufen, die Droge zu ueberdosieren. Zwischen den einzelnen Experimenten muss natuerlich pausiert werden, damit es klar ersichtlich ist, ab welcher Dosis die Substanz wirkt. Diese Technik wird nicht nur bei Pilzen verwendet, sondern auch bei anderen, neuen Pflanzendrogen - und dass ist ja jede neue Pflanze, die man findet, denn ihr Gehalt kann durch Sonne und Lage immens stark variieren. Die Verwendung dieses Verfahrens ergibt sich vor allem aus den fehlenden Testmoeglichkeiten fuer die pflanzlichen Drogen. Die Methode wird vor allem angewandt, wenn giftigere Verbindungen als Psilocybin die aktive Verbindung darstellen (z. Bsp.: Datura stramonium, Stechapfel, oder andere unbekannte Pflanzendrogen). (eigen)

Als Umrechnungsfaktoren haben sich folgende Zahlen im Experiment ergeben: 3g raumfeuchte Pilze entsprechen=60 Pilzen=2,5g getrocknete Pilze; (eigen)

Required amount for a trip is 20-50 fresh mushrooms or one to three grams dried. Effects are claimed to be very visual in high dosages and very tranquil in their effect on the body. (www.shroomery.org)

Pflanzenbild Bildquelle. 2 Pilze der Art Psilocybe semilanceata.

Aussehen:

Es gibt eine Reihe von mykologischen Beschreibungen in der Literatur, die diesen Pilz beschreiben - vor allem deshalb, da die sich alle einzelnen Vertreter der Gattung Psilocybe immer noch nicht ausreichend klar voneinander abgrenzen lassen und es teilweise immer noch Meinungsverschiedenheiten unter den einzelen Pilzforschern gibt. Die Abgrenzung zu den verwandten Pilzen Psilocybe pelliculosa oder anderen Arten faellt schwer. Es gibt in diesen Bereich auch nur eine kleine Zahl an Forschern, die sich intensiv mit dem Naturphaenomen Psilocybin-haltige Pilzen auseinandersetzen. Das Feld dieser sehr kleinen, als Speisepilze so gut wie ungeeigneten Arten, ist noch grossteils unerforscht - logischerweise auch deshalb, da die Pilze als Nahrungsquelle eben zu klein und zu "giftig" sind, und deshalb niemals untersucht wurden. Man fasst deshalb das Problem mit einem Slangausdruck zusammen "The little-brown mushroom" (die kleinen, braunen Pilze) Syndrom und zeigt damit auch an - dass es noch einiges an Forschungsarbeit braucht, um die einzelnen Pilze genauer zu unterscheiden und zu erkunden. Die Zahl der bekannten Arten in der Gattung Psilocybe hat sich ja auch in den letzten Jahren rapide vermehrt - nicht nur durch Pilzforscher, unter dem Motto - "Wo die Pilzforscher sind - sind auch die halluzinogenen Pilze", wie Jochen Gartz vermutlich unter anderen bemerkte, sondern auch dadurch dass das Konsumieren halluzinogener Pilze inzwischen zu einem weltweiten Phaenomen geworden ist - und Psilocybin-haeltige Pilze weder selten noch auf die Art Psilocybe beschraenkt sind. Inzwischen weiss man ja, dass halluzinogene Pilze in den Gattungen Panaeolus (Duengerlinge), Conocybe (Samthaeubchen), Gymnopilus (Flaemmlinge), Inocybe (Risspilze) und Copelandia und Pluteus vorkommen. Die meisten Arten der Gattung Psilocybe lassen sich nur durch den Einsatz eines Mikroskopes unterscheiden und die gemachten Bestimmungen sind oftmals zweifelhaft und die Literatur kaum ausreichend, ohne in jahrelanger Forschungsarbeit, die einzelnen Pilze auseinander zu halten zu lernen. Diese Art, Psilocybe semilanceata (der Spitzkegelige Kahlkopf), ist vor allem durch seine Haeufigkeit relativ klar zu bestimmen, doch wie eigene Untersuchungen gezeigt haben, ist die optische Variationsbreite bei dieser Art so gross, dass Laien oftmals Probleme haben die Pilze zu finden und zu bestimmen. (eigen)

Folgend werden einige ausgewaehlte mykologische Beschreibungen aus der wissenschaftlichen Literatur angegeben:

J. Stevens gibt folgende Beschreibung an:

Der Hut ist 0,5-2cm breit. Der Stamm ist 7-11cm lang und 0,15-0,25cm dick. Der Hut ist glatt und kegelfoermig mit stark spitzfoermiger Woelbung, gelbgrau bis olivgruen, manchmal lichtdurchlaessig, mit strahlenfoermigen Linien, das Fleisch ist fest, trocknend bis strohfarben mit dunkelgruenlichem Ring am Rand. Der Stamm ist weiss oder rostigbraun mit weissen, pulvrigen Resten, leicht dicker werdend an der Basis. (#30)

Kell Volkbert beschreibt P.s. folgendermassen:

Der Hut ist 0,5-1,5cm breit, spitzkegelig mit deutlichem, knopfigem bis spitzem Buckel, am Rand leicht gefaltet, hygrophan, gelblichbraun bis leicht olivbraun, trocken ockerlederfarben, mit klebrigem Belag. Die Blaetter sind zunaechst lehmbraun, zuletzt dunkel rostbraun, aufsteigend angeheftet und dabei zustaetzlich etwas ausgebuchtet. Das Fleisch ist bleich bis cremefarben und geruchlos. Der Geschmack ist mild. Der Stiel ist weiss bis cremefarben und am Grunde blaeulich getoent. Die Sporen sind ellipsoid, glatt und dickwandig. Sie messen 12-16x6-8mcm. Der Sporenstaub ist dunkelbraun. Verwechselungen: Im Unterschied zu P.s. hat P. cyanescens flach-konvexe bis ausgebreitete, z.T. gebuckelte, aber nie kegelig-glockige Huete, die auch wesentlich groesser werden koennen (2-4cm). (#40)

Die Beschreibung von Fries fuer den A. semilanceatus Fries lautete:

Der Hut ist etwas haeutig, spitz kegelfoemig, fast zugespitzt, 1,5cm breit, 0,5cm hoch, feucht klebrig, fein streifig, gelb oder gruenlich, zaeh, mit Anfangs umgeknickten Rande und leicht trennbarer Oberhaut. Der Stiel ist zaeh, gebogen, 11cm hoch, kahl, blass. Die Lamellen sind angeheftet, aufsteigend und purpur-schwarz. Die Sporen sind elliptisch, hellbraun, 9-16mcm lang und 4-9mcm dick. (#51/14)

Michael und Schulz schrieben im Jahr 1927 folgende Beschreibung:

Der Hut ist bleibend kegelig-glockig, in der Mitte spitzlich oder stumpflich, fast warzenartig gebuckelt, anfangs oefter hoeher als breit, am Rand eingeknickt-umgebogen, spaeter 1,5-4cm breit, hygrophan, im feuchten Zustande schmutzigolivbraun, am Rande durscheinend gerieft, alsdann in der Mitte ockerfarben oder gruenlichgelb, weiterhin schmutzigblassgelb, oefter zum Teil gruenfleckig, nur noch am Rande mit einer dunklen, durchwaesserten Zone versehen, wenn ganz trocken, ungezont und ungestreift, kahl, schleierlos, mit einer lange schmierig-klebrig bleibenden, trocken glaenzenden, leicht abziehbaren Oberhaut bedeckt und duennfleischig. Die Blaetter sind olivbraun bis schwaerzlichpurpurbraun, an der Schneide lange weiss, ziemlich gedraengt, fast linear oder buchig, bis 3,5mm breit, am Stiel erst angewachsen oder angeheftet, spaeter frei. Die Sporen sind laenglich-elliptisch, gross, 12-16mcm lang, 6-8mcm breit und glatt. Der Sporenstaub ist schwaerzlichpurpurbraun. Der Stiel ist sehr schlank, fast gleichmaessig duenn, stets verbogen, 6-12cm lang, 1,25-2mm dick, gelblich oder weisslich, an Druckstellen blaeulichgruen, seidig-glatt, etwa in der Mitte wie durch Schleierreste gefasert, oben weiss bereift, saftig berindet, bruechig, von einem weissen, wolligen Markstrang durchzogen. Das Hutfleisch ist in trockenem Zustande blassgelblich. Das Stielfleisch ist besonders unten, ockerbraun. Es ist geruchlos und schmeckt mild. (#51/22)

Pflanzenbild Bildquelle. 1. Cheilozystide. 2. Basidie und Spore. 3. Hyphe der Hutdeckschicht mit Schnalle. 4. Sporen.

Ricken beschrieb im Jahre 1915 den Pilz

Der Hut ist braunoliv oder gruenlichgelb, zartgerieft, mit schmieriger, leicht abziehbarer Haut, kahl und nackt, auch ohne Spur eines Velums, bleibend-spitzkegelig, hoeher als breit 1,5/1,5-2, mit anfangs eingeknicktem Rande, fast haeutig. Der Stiel ist braeunlichblass, fast seidenglaenzend, faserig, fast gleichduenn 7-10/2, bisweilen aufwaerts fast verdickt, wellig-verbogen, knorpelig, markig-ausgefuellt oder innen weisswollig. Die Lamellen sind olivbraeunlich, schliesslich rotbraun mit weisser, gefranster Schneide, aufsteigend und angeheftet. Das Fleisch ist feucht gleichfarbig, trocken blass, mild und geruchlos. Die Sporen sind laenglich-elliptisch, 12-16/6-8mcm, glatt, 25-30/8-10mcm, Cyst. an Schneide spindelig-pfriemlich 20-25/4-5mcm. Eine durch den bleibend-schmalkegeligen, gruenlichen, schmierigen Hut auffallende und sehr bestimmte Art, stets mit aufsteigenden, fast linearen Lamellen. (#51/22)

Michaelis gab im Jahr 1977 folgende Beschreibung fuer den halluzinogenen Pilz an:

Der Hut ist gelbgruenlich bis braunoliv, oft blaugruen-fleckig, mit zartgeriefter, schmieriger, leicht abziehbarer Oberhaut; kahl ohne Velum, spitzkeglig mit mehr oder weniger scharf ausgepraegter spitzer Papille, hoeher als breit, sehr duennfleischig, 2cm breit und 2,5cm hoch (1,5/1,7cm oder 1,2/1,5cm) mit anfangs eingebogenem Rand. Der Stiel ist 8-10cm manchmal bis 15cm lang, schlank, 2-3mm dick, hellockerfarbig bis blassbraeunlich. Die Stielbasis ist haeufig blaugruen gefaerbt, faserig, etwas seidig-glaenzend, bisweilen aufwaerts verdickt, knorpelig-weissmarkig-wattig gefuellt. Der Stiel ist immer wellig-verbogen. Die Lamellen sind oliv-braun bis dunkelrotbraun mit weisser, flaumiger Schneide, gedraengt, aufsteigend, schmal, leicht bauchig-lanzettlich; bei kleinen Stuecken fast linear angeheftet. Das Fleisch im Hut ist blass-gelblich, im Stiel braeunlich werdend, ohne auffaelligen Geruch oder Geschmack. Die Sporen sind laenglich-elliptisch, erst grauviolett dann gelbbraun durchscheinend, glatt, mit Keimporus und messen 11-15x6,4-8mcm. Der Sporenstaub ist purpurbraun. Die Zystiden an der Blattschneide sind zahlreich, spindelig-pfriemlich, 22-27x6-8mcm. Die Basidien sind 4sporig und messen 25-35x8-10mcm. (#51/25)

Pflanzenbild Bildquelle. 2 Psilocybe semilanceata Pilze und ein Laengsschnitt durch den Hut.

Vorkommen:

Die geographische Verbreitung des Pilzes erstreckt sich von Europa (#17, #51) durch Asien bis nach Nordamerika und Australien. In Europa gedeiht der Pilz nachweislich in folgenden Laendern: Deutschland, ehem. CSFR, Norwegen, Niederlande, Finnland, England (auch in Schottland und Wales), Belgien, Frankreich, Schweiz, Schweden, Schweiz, Oesterreich, Russland, Polen, Ungarn, Daenemark, Polen, Rumaenien, Italien, Spanien. (#51) In Amerika waechst der Pilz im Pazifischen Nordwesten der USA. (#30, #51)

Diese Gattung erscheint von August bis Oktober. (#30, #34, #40, #51) Diese Pilze erscheinen gewoehnlich als erste Pilzart im Nordwesten der USA. (#30)

Die Pilze wachsen auf Triften, (#51/22) an mit Gras gesaeumten Wegraendern, (#22, #30, #40, #51/14) auf Pferde-, Schaf- und Kuh- (#51) Weiden, (#30, #34, #51) auf gut geduengten Feldern, (#30, #34) Wiesen (#34, 40) und Rasen (#30) im hohen Gras. (#30, #34, #51) Oft sind sie regelrecht in den Grasbuescheln versteckt. Die Weiden sind oft von Baechen oder Mooren begrenzt, die den Boden stark durchnaessen. (#51) Die Pilze bevorzugen Plaetze, wo Mist gelegen hat, (#51/14) der gaenzlich verrottet ist. (#51/22) Die Pilze wachsen weder auf frischem Dung (Mist) noch dort, wo Kunstduenger zum Einsatz gelangte. Bei entsprechender Feuchtigkeit ist mit der groessten Pilzbildung zu rechnen, wenn wenige Wochen zuvor die Grasflaechen noch einmal mit Kuehen beweidet wurden. (#51) Ebenso moegen sie feuchten (#34, #51) und sauren Boden. Ausgesprochene Kuemmerformen koennen an Chausseeraendern im Gebirge gefunden werden. (#51) Sie sind nicht selten. Sie kommen gesellig vor. (#51/22) Mancherorts treten die Pilze haeufig (#34, #40) bis scharenweise auf. (#51/22)

Die Pilze kommen von den Meereskuesten bis ins Hochgebirge vor, eine Angabe aus 1720m stammt auch aus Deutschland. Die Fundhoehen in der ehem. CSFR reichen von 330-1000m, einmal 1400m, ohne dass eine bestimmte Hoehenlage bevorzugt erscheint. Hier sind 54 Aufsammlungen aus 44 Orten im Jahr 1986 bekannt. (#51) In Oesterreich im Bundesland Tirol in einigen hochgelegenen Taelern konnten die Pilze scharenweise in einer Hoehe von 1400-1700m beobachtet werden, doch eine mykologische Untersuchung steht immer noch aus. Tiefer gelegene Funde sind bis jetzt kaum berichtet worden - was vielleicht auch mit dem Einsatz von Fungiziden, kuenstlicher Duengung und Entwaesserung zusammenhaengt. (eigen)

Habitat: Scattered to gregarious in the fall in pastures, fields, lawns, or other grassy areas, especially rich grasslands grazed by sheep and cows. Does not grow directly in manure. This mushroom is especially abundant in or about clumps of sedge grass in the damper parts of fields. (www.shroomery.org)

Psilocybe semilanceata or Liberty Cap is probably the most common psychoactive Psilocybe mushroom in the world. The name Liberty Cap comes from the shape of the French revolution Bonnet Phrygian (Fool's Cap) - a symbol of liberty for former slave in the Roman Empire, and Masonic Liberty cap on the US ten cent coin.
Psilocybe semilanceata grows in north temperate areas but it has been found in Peru, Pune, India, Australia, New Zealand and also at altitudes of 4000 meters in Italy. It also has a historical significance of being the first European mushroom species in which in 1963 presence of psilocybin was confirmed by a research team that included A. Hofmann and R. Heim in collaboration with C. Furrer, a mycologist who examined fruiting bodies collected in Switzerland and France. (www.shroomery.org)

Psilocybe semilanceata grows in tall rank grasses (sedge etc.) in pasturelands, lawns, parks, fields, golf courses, alongside roads etc. attached to the roots of grass and never directly in manure (best places to look would be any wet pastures that have had cows, sheep etc. in the past 10 years or so). Liberty caps like cool temperatures (night temperatures kleiner 10°C, day temperatures kleiner 15°C) and a lot of moisture (rain). The mushrooms fruit in the fall - from when the fall rains begin until the first freezes. (www.shroomery.org)

Pflanzl. Fam.:

(Agaricaceae - Blaetterpilze)
Strophariaceae - Schuppenpilze/Traeuschlingsartige

Wirkungen:

Die Pilze erzeugen in erster Linie die typischen Psilocybin-wirkungen, (#40) und es soll an dieser Stelle auch auf das Kapitel ueber die Substanz Psilocybin, aber auch auf Psilocin und Baeocystin verwiesen werden, denn erst in der Zusammensetzung aller in diesem Pilz enthaltenen psychoaktiven Wirkstoffe ergibt sich die Gesamtwirkung, obwohl sie sicherlich vom Hauptwirkstoff Psilocybin dominiert wird. (eigen)

Der Leipziger Mykologe Jochen Gartz fuehrt in seinem Buch "Narrenschwaemme. Psychotrope Pilze Europas." ein Selbstexperiment an:

"Nach der Aufnahme von nur 1,3g der getrockneten und gepulverten Pilze (30 Stk.) in Wasser setzte nach 20 Min. bei nuechternem Magen sehr ploetzlich und unerwartet unter starkem Traenenfluss die Psychose ein. Die Erscheinungen kann man am besten als eine Verknuepfung von Visionen und Gedanken bezeichnen- spaeter fand ich den Begriff der 'Imagination' in der Literatur. Aeusserst unangenehm wurde von mir nach der Art eines Tagtraumes ein Flug erlebt, bei dem mich an jedem Arm eine Hexe gepackt hatte. Wir flogen zu dritt irgendwann und irgendwo. Danach sahen alle umliegenden Gegenstaende wie ausgebleicht aus. Bei Augenschluss wurden abstrakte Ornamente ohne besondere Leuchtkraft oder emotionaler Wirkung gesehen. Waehrend dieser Zeit trat weitere Dysphorie, verknuepft mit schuldbewusstem Gruebeln auf. Nach 5h war die Wirkung ploetzlich vorueber, allmaehlich stellte sich leichter Kopfschmerz ein, weitere Folgen wurden nicht festgestellt." (#51/27)

Die Wirkung beginnt haeufig mit leichtem Traenenfluss nach etwa einer halben Stunde. Bei nuechternen Magen tritt die Wirkung frueher ein, meist nach etwa 20 Minuten. Es kommt dann zu den gleichen Symptomen, wie bei der Einnahme von LSD. Die Farben werden intensiver, die Proportionen verzerren sich, bis am Hoehepunkt einer vollen Dosis die optischen Verzerrungen so stark werden koennen, dass die ganze Umwelt sich in ein bewegendes Farbenmeer verwandelt. Das Anschwellen, wie auch die Hauptwirkung treten wellenfoermig auf, d.h. Phasen geringerer Berauschheit werden von Phasen starker Berauschung abgeloest. Die Wirkung laesst ebenso wieder wellenmaessig nach. (eigen)

Pflanzenbild Bildquelle. Querschnitt.

Wirkdauer:

Die Dauer der Wirkung betraegt, nach den Forschungen von Jochen Gartz, 5 Stunden. (#51/27) Dieser Wert kann im grossen und ganzen von mir bestaetigt werden. Eigene Untersuchungen ergaben auch etwa 5-6 Stunden, bis alle Nachwirkungen abgeflaut sind.

Die Wirkung der Pilze laesst uebrigens wellenfoermig nach, d.h. Phasen der Nuechternheit (oder geringerer Berauschung) loesen Phasen der Berauschung ab, die immer kuerzer und weniger intensiv werden. Dieser "phasige" Wirkverlauf ist typisch fuer die Wirkung von Halluzinogenen und tritt auch bei LSD auf.(eigen)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder glaubhaften, psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt. (eigen)

Konsumformen:

Trocknung und Lagerung:

Die Pilze werden gepflueckt und auf einen Sieb oder eine Zeitung zum Trocknen aufgelegt. Es muss sorgfaeltig darauf geachtet werden, dass Wuermer, die sehr haeufig in den Pilzen vorhanden sind, entfernt werden. Beim Trocknen fliehen diese uebrigens von selbst aus den Pilzen! Ausserdem duerfen die einzelnen Pilze sich nicht gegenseitig beruehren. Die Pilze koennen dann an einen dunklen Ort getrocknet werden. Unter Umstaenden kann man die Pilze, wenn ein Netz verwendet wird, von unten durch warme Luft trocknen. Ein Geblaese oder ein langsam drehender Luefter koennten von Nutzen sein. Das Trocknen dauert eine bis zwei Wochen, wenn keine zusaetzliche Belueftung verwendet wird. Die Verwendung eines Backofens oder einer anderen schnellen, heissen Trocknungsmethode empfielt sich viel weniger, da sich das Psilocybin und eine Reihe anderer, wirksamer Substanzen schnell zersetzen. Die Pilze werden dann luftdicht abgepackt, um das Eindringen von Luftsauerstoff so gering wie nur moeglich zu halten. Es wird damit verhindert, dass sich das Psilocybin zersetzt. Der Einsatz von Gefriertrocknern zur Trocknung von Pilzen, kann meinerseits nicht genuegend beschrieben werden, da keine Kenntnisse vorliegen, duerfte aber funktionieren. Fuer eine laengere Lagerung werden die getrockneten und verpackten Pilze anschliessend in eine Gefriertruhe gegeben. Es ist uebrigens eine verbreitete Unsitte, dass Pilze frisch in den Kuehlschrank oder die Gefriertruhe gegeben werden, denn sie bilden beim Wiederauftauen einen unansehlichen, schwaerzlichen Matsch. (eigen)

Der in Leipzig an der Universitaet taetige Mykologe (Pilzforscher) Jochen Gartz gibt folgende Eckpunkte fuer die Haltbarkeit der halluzinogenen Pilze an:

Temperaturen ueber 50 Grad Celsius bewirken den Beginn der Zersetzung des Psilocybins und seiner Derivate. Optimal fuer eine Aufbewahrung sind Temperaturen unter -10 Grad Celsius und eine trockene Lagerung. (#51/31)

Entgiftung:

Grundsaetzlich ist mit den gleichen Gefahren wie beim Konsum von LSD (in psychischer Hinsicht) zu rechnen. Psilocybin kann sehr wohl psychotische Zustaende ausloesen, die sich aber fast immer mit dem Aufhoeren der Wirkung nach 5-6 Stunden legen. Sollten angstbesetzte Zustaende, Horrorbilder bei hohen Dosen oder andere fuer den Konsumenten und die Umgebung psychisch oder real gefaehrliche Zustaende auftreten, so ist grundsaetzlich das Mittel der ersten Wahl ein beruhigendes Einreden, Koerperkontakt bei vertrauten Personen, das Abstellen lauter Musik, um den Betroffenen zu helfen. Damit ist auch gleichzeitig gesagt, dass man Pilzerfahrungen eigentlich nicht alleine machen soll - und schon gar nicht, wenn man keine Erfahrung mit dem Umgang mit Halluzinogenen hat. Es bleibt dem Erfahrenen Schamanen uebrig, die Erfahrung alleine zu suchen. Ueberschaetzung eigener psychischer Staerke und Erfahrung kann in diesem Zusammenhang gefaehrlich werden! Es ist auch noch hinzuzufuegen, dass Erfahrungen mit Halluzinogenen eher in die Natur als in eine belebte Stadt, logischerweise mit einem viel hoeheren Unfallrisiko, gehoeren. Der Umgang mit Psilocybin und anderen Halluzinogenen muss auf jeden Fall erlernt werden! Ebenso ist es eine Selbstverstaendlichkeit, dass potentielle Konsumenten auf die Risken, sowohl in psychischer wie auch in physischer Hinsicht hingewiesen werden, denn somit kann schon eine Reihe von Problemen von vornhinein verhindert werden. Sollte es dennoch zu nicht mehr meisternden Situationen kommen, ist auf jeden Fall, ein kundiger "Schamane", ein Arzt oder die Rettung beizuziehen. In solch einem Fall koennen eine Reihe von verschiedenen Medikamenten, die Zeit bis zum Ende der halluzinogenen Erfahrung ueberbruecken. Beruhigungsmittel vom Diazepamtyp, moeglichst ein schnellwirkendes Mittel, wie das bekannte Praeparat Rohypnol (Flunitrazepam), koennen unter Umstaenden schon ausreichen, den Betroffenen ausreichend zu beruhigen. In schlimmeren Faellen wird zu Medikamenten der Gruppe der Neuroleptika gegriffen, vor allem wenn es zu bleibenden psychotischen Zustaenden kommt. Klassische Neuroleptika, wie das bekannt-verrufene Haldol (zusammen mit dem Antiparkinsonmittel Akineton) koennen psychotische Zustaende bei einem Teil der Betroffenen mindern und meist ganz entschwinden lassen. Doch solche Faelle und die Wahl des entsprechenden Mittels ist in erster Linie Sache des Arztes - aber auch des Betroffenen, der sehr wohl eine Entscheidungsfreiheit ueber seinen Koerper und Geist hat, was damit geschieht, vor allem wenn es um die Verordnung von Psychopharmaka geht, die u.U. bleibende Schaeden hinterlassen, wie dies einige Neuroleptika tun. Gerade die Verwendung von Neuroleptika wurde zwar in der wissenschaftlichen Literatur immer wieder als "Problemloesung" angefuehrt, erwies sich in der Praxis aber oftmals als ungeeignet. Der Grund fuer dieses Versagen, liegt vor allem darin begruendet, dass die meisten Neuroleptika etliche Tage bis Wochen brauchen, bis sie entsprechend wirksam werden und die toxisch verursachten "Psychosen" meist schon von alleine abgeklungen sind. (eigen)

Der Hauptwirkstoff Psilocybin ist koerperlich gesehen eine relativ ungiftige Verbindung und hat eine relativ grosse therapeutische Breite. Ernsthafte, koerperliche, Vergiftungen sind durch Einnahme der richtigen Pilze kaum zu erwarten, vor allem wenn realistische Dosen (bis 100 Stueck) eingenommen werden. (eigen)

Es muss auf jeden Fall beachtet werden, dass es nicht zur Verwechselung mit anderen, giftigen Pilzen kommt, die unter Umstaenden toedlich verlaufen kann. Man sammelt nur Pilze und nimmt sie ein - wenn man sich absolut sicher ist, was man da so zu sich nimmt! (eigen)

Geschichte:

1799: berichtete E. Brande ueber eindrucksvolle Vergiftungen mit Pilzen aus London. Symptome waren Lachen, Delirien, ausgepraegte Pupillenerweiterungen und wellenfoermig auftretender Verlauf. (#51/21)

1803: Jochen Sowerby nimmt die Pilze in sein Buch "Coloured Figures of English Fungi or Mushrooms", erschienen in London, auf. Die Darstellung stellt sehr typisch P.s. dar, der in der zeitgenoessischen Beschreibung als Agaricus glutinosus Curtis auch voellig mit heutiger Kenntnis uebereinstimmend erscheint. (#51/21)

1818: Der beruehmte schwedische Mykologe E. Fries erwaehnt den Agaricus semilanceatus. Der gleiche Pilz wird spaeter auch Lanzenfoermiger Duengerling, Coprinarius semilanceatus Fries oder Panaeolus semilanceatus (Fries) Lge. genannt. (#51/21)

1870: Die Art wird von Kummer bzw. von Quelet in die Gattung Psilocybe eingeordnet. So findet man beide gueltigen Bezeichnungen in der Literatur: P.s. (Fries) Kummer oder P.s. (Fries) Quelet. (#51/21)

1900: M.C. Cooke nennt zwei oder drei Gelegenheiten, bei denen Kinder sich in England versehentlich mit der Pilzart vergifteten. (#51/21)

1915: Beschreibung des Pilzes durch Ricken A. (#51/22)

1927: Beschreibung des Pilzes durch Michael und Schulz. (#51/22)

1963: Nachweis von 0,25% Psilocybin in den Trockenpilzen aus Europa durch Furrer, Heim R. und Hofmann A. (#51/23) Damit wurde erstmalig bewiesen, dass es auch halluzinogene Pilze in Europa gibt. (eigen)

1967, 1969: Das halluzinogene Psilocybin wird auch in Pilzproben aus Schottland und England nachgewiesen. (#51/23)

1977: Michaelis weist Psilocybin in Extrakten aus Deutschland nach. (#51/23)

1977: Es erfolgte der erste Nachweis von Baeocystin, einen nahe verwandten und halluzinogenen Tryptamin, aus nordamerikanischen Pilzen durch Repke und Leslie. (#51/30)

ab 1979: In verschiedenen Laendern werden Untersuchungen auf Psilocybin mit HPLC (Hochdruck-Fluessigchromatographie) durchgefuehrt. (#51/23)

1983: Der bekannte Pilzforscher G. Guzman schaetzt, dass die Art der psychotrope Pilz Europas hinsichtlich Verbreitung, Erforschung und Anwendung ist. (#51/23) Er publiziert in diesem Jahr "The Genus Psilocybe", das Standardwerk ueber die Gattung Psilocybe (Kahlkoepfe) in der Nova Hedwigia. (eigen)

1986: Erstellung einer Verbreitungskarte der Pilzart in Deutschland und angrenzender Gebiete durch Krieglsteiner. (#51/13, #24)

1994: Die ersten Funde von Psilocybe semilanceata aus den Bergen Tirols, einem Bundesland Oesterreichs, werden gemeldet. In den folgenden Jahren kommt es zu einer Verbreitung des Konsums, doch es entstehen trotz der massenhaft in die Pilzgebiete stroemenden Menschen, keine Probleme, weder in medizinisch/psychiatrischer, noch mit den dort lebenden Menschen, die die Pilzsucher aus den Taelern freundlich empfangen. Das Fundgebiet mit den meisten Pilzen, das Sellraintal mit seinen Nebentaelern, ist uebrigens seit Jahrhunderten im Besitz der Roemisch-Katholischen Kirche, genauer des Stiftes Wilten, welches fuer die Besiedelung von Tirol, massgeblich war. Die besagten Wiesen wurden vom Bischof Reginbert von Brixen (Suedtirol, heute Italien!) an das Stift Wilten vermacht. Das Stift hat dann im Mittelalter eine Besiedlung dieses Hochtales durch Bauern veranlasst, denn vorher wurde das Gebiet nur von wandernden keltischen Schafzuechtern im Sommer aufgesucht, die auch ihre Spuren in Form einer Steinartefakte (vielleicht Kultstaetten) zurueckliessen. Mit der Besiedlung durch das Stift Wilten wurde dort eine spanische Gruppe von Einwanderern untergebracht, die sich mit den wenigen dort lebenden "Tirolern" vermischten und bis heute die Bevoelkerung in diesem Tal bilden. Diese Vermischung zeigt sich gut in ethymologischer Hinsicht beim Namen Ruetz, der sich aus dem spanischen Ruiz entwickelte. Die Wiesen werden seitdem vom Stift an diese Bauern und deren Nachkommen verpachtet. Eine genauere Untersuchung der Gegend hat uebrigens keine Hinweise auf einen frueher hier herrschenden Pilzkult gebracht, sehr wohl aber wurden keltische Steinkavernen entdeckt, die in ihrem Stil an die monolithischen Bauwerke von Stonedhenge erinnern, auch wenn sie um ein Stueck kleiner sind und vermutlich der Unterbringung der Schaefer bei Schlechtwetter gedient haben. (eigen)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: ???; In: RIPPCHEN Ronald (Hg.): "Zauberpilze.", S. 193, Der Gruene Zweig 155, Die gruene Kraft, Loehrbach.

Abbildung 2: Zeichner: Nach KRIEGLSTEINER; In: GARTZ Jochen: "Narrenschwaemme. Psychotrope Pilze in Europa.", S. 13, Editions Heuwinkel, Carouge/Genf, Neuallschwil/Basel, 1993.

Abbildung 3: Zeichner: ???; In: RIPPCHEN Ronald (Hg.): "Zauberpilze.", S. 205, Der Gruene Zweig 155, Die gruene Kraft, Loehrbach.

Abbildung 4: Zeichner: ???; In: BRESINSKY Andreas, BESL Helmut: "Giftpilze: mit e. Einf. in d. Pilzbestimmung; e. Handbuch fuer Apotheker, Aerzte u. Biologen.", S. 116, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1985.

Abbildung 5: Zeichner: ???; In: RIPPCHEN Ronald (Hg.): "Zauberpilze.", S. 202, Der Gruene Zweig 155, Die gruene Kraft, Loehrbach.

Abbildung 5: RAETSCH Christian, LIGGENSTORFER Roger (Hg.): "Pilze der Goetter.", AT Verlag, S. 198, Aarau, 1998.

Verweise auf S/W-Bilder:

Abbildung 1: Zeichner: ???; In: BRESINSKY Andreas, BESL Helmut: "Giftpilze: mit e. Einf. in d. Pilzbestimmung; e. Handbuch fuer Apotheker, Aerzte u. Biologen.", S. 116 oben, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1985.

Abbildung 2: Zeichner: ???; In: BRESINSKY Andreas, BESL Helmut: "Giftpilze: mit e. Einf. in d. Pilzbestimmung; e. Handbuch fuer Apotheker, Aerzte u. Biologen.", S. 116 unten, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1985.

Verweise auf Farbbilder:

Abbildung 1: Zeichner: ???; In: BRESINSKY Andreas, BESL Helmut: "Giftpilze: mit e. Einf. in d. Pilzbestimmung; e. Handbuch fuer Apotheker, Aerzte u. Biologen.", S. 115, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1985.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie