Amanita pantherina (De Candolle ex Fries) Krombh./Secr.

Pflanzenbild Bildquelle. Der Habitus des Pilzes.

Pflanzl. Fam.:

Amanitaceae - Knollenblaettergewaechse

Andere Namen:

Pantherpilz, (#39/107, #40/108) panther (engl.), panthere, crapaudin gris, amanite panthere, fausse golmelle, fausse golmotte; (frz.) tignosa bigia, tignosa bruna, agarico panterino; (ital.). (#39/107)

Inhaltsstoffe:

Ibotensaeure, Muscimol. (#39/107, #40/108, #57/335f.)

Aussehen:

Volkbert Kell gibt in seinem Werk "Giftpilze und Pilzgifte" eine mykologische Beschreibung der Pilzart an:

Hut: 4-10cm breit, meist mit verschiedenen Brauntoenen (graubraun, gelbbraun oder graugelblich), selten auch weiss, Huthaut mit weissen Velumflocken, die vom Regen aber leicht abgewaschen werden. Rand deutlich gerieft, vor allem bei ausgewachsenen Exemplaren.
Blaetter: weiss, eng stehend, weich, angeheftet.
Fleisch: weiss, im Stiehl hohl und loechrig, mit schwachen rettich-artigen Geruch und schwach suesslichen Geschmack.
Stiel: weiss, mit schmalem, wenig abstehenden, oberseits nicht gerieften Ring, Basis knollig, wobei der Stiel wie eingepropft erscheint, darueber oft noch weitere Ringzonen.
Sporen: ellipsoid, glatt, farblos, 9-11 x 6,5-8 mcm, (#40/108) Sporenstaub weiss; (#40/108)

Die Herausgeber des Werkes "Giftpilze. Ein Handbuch fuer Apotheker, Aerzte und Biologen.", verfasst von Bresinsky und Besl, geben eine etwas unterschiedliche Beschreibung des Pilzes, die sich schon dadurch unterscheidet, wer den Pilz zuletzt bestimmt hat: Einerseits gibt Volkbert Kell den Beschreiber "KrombH" an - andererseits geben die Autoren Bresinsky und Besl Secr. als letzten an, der den Pilz mykologisch beschrieb. Es soll deshalb an dieser Stelle, der Text angefuehrt werden, der den Pilz beschreibt, da es auch eine gewisse Variationsbreite bei Pilzen gibt - und beide Beschreibungen vermutlich ihre Berechtigung haben und phaenomenologische Grenzen beider Arten beschreiben:

Hut: 5-10cm, jung halbkugelig geschlossen, dann ausgebreitet konvex, schliesslich scheibenfoermig flach mit konvexem Rand; bei alten Stuecken kann die Hutmitte etwas vertieft sein. Hutrand von Beginn an auffallend gefurcht-gestreift. Braun, ohne oder mit hoechstens schwachen beigemischten Grautoenen, bisweilen aber mit olivlichem Stich; selten schwarzbraun. Oberflaeche mit warzenfoermigen oder schollenartigen weissen Floeckchen und Schueppchen bedeckt, die in der Hutmitte dichter stehend ein weisses Feld bilden koennen; gegen den Rand zu sind sie aufgelockert; das Raendchen schmuecken sie aber oft wieder in einer noch geschlossenen weissen Zone. Zwischen diesen Velumresten ist die Oberflaeche glatt, glaenzend, schmierig-klebrig. Die Hutdeckschicht ist als Haut bis fast zur Hutmitte abziehbar, darunter ist das Hutfleisch teils schwach braeunlich, teils weiss gefaerbt.
Lamellen: frei, untermischt, zunaechst fast gedraengt, gegen den Hutrand meist gabelig, auf den Flaechen gegen den Hutgrund oft etwas queraderig, bauchig, weisslich mit olivecremefarbenem Mischton, bisweilen von der Schneide her schwach braeunlich verfaerbend. Schneide feinst gekerbt. Sporenstaub weiss.
Stiel: 5-12x(0,5-)1-2cm, meist lang und schlank, laenger als der Hutdurchmesser. In seiner oberen Haelfte mit einem (gelegentlich schiefsitzenden), haengenden, haeutigen Ring, der einen fransig-gezaehnelten Rand hat und oberseits wie unterseits weder Streifen noch Riefen erkennen laesst. An der Basis mit stulpenartig abgestutzter Knolle; der Stiel scheint in diese Knolle wie eingepropft zu sein. Der ganze Stiel ist weiss, seine Oberflaeche an der Spitze etwas bereift, im uebrigen mehr oder minder glatt bis unregelmaessig laengsgrubig; bisweilen feinst faserig und mit mehreren Guertelzonen ueber der Knolle.
Fleisch: weiss, meist schwammig-weich, mit fehlendem oder etwas rettichartigem Geruch und schwach suesslichem Geschmack, das Hutfleisch im Vergleich zu den sehr breiten Lamellen relativ duenn. Im Stiel ziemlich fest, aussen dick berindet, innen schwammig.
Mikroskopische Merkmale: Sporen 10-12x7-8 mcm, eifoermig, glatt, farblos, hyalin, nich amyloid. Hyphen der Hutdeckschicht 3-4 mcm breit. (#39/107)

Vorkommen:

Oesterreich, (eigen) Deutschland, Nordamerika. (#57/335)

Der Pilz waechst in Laub- und Nadelwaeldern, (#40/108) z. Bsp. in Kiefernwaeldern auf Sandboden, (#39/108) auf sauren und neutralen Boeden, (#40/108) scheintbar aber auch auf basischen Boeden, haeufig in Sandgebieten (#39/108) (z. Bsp. in Berlin und Potsdam). Der Pantherpilz ist allgemein verbreitet und fruktifiziert von Juli bis November. (#40/108)

Der Pilz ist auch bei uns in Oesterreich in den Nadelwaeldern ein haeufig anzutreffender Vertreter der Knollenblaettergewaechse, tritt aber haeufig auch mit dem Knollenblaetterpilz auf, der sich durch eine gruene Hutfarbe und dem Fehlen von "Flocken" auf dem Hut - deutlich vom Pantherpilz unterscheidet. Es soll an dieser Stelle erinnert werden, dass andere Vertreter der Amanita-Familie toedlich giftig sind. Der Gruene Knollenblaetterpilz und andere Vertreter der Gattung enthalten keine Ibotensaeure oder Muscimol, sondern toedlich giftige Verbindungen und es muss unbedingt auf eine Verwechselung geachtet werden!!! (eigen)

Allgemeines:

Aufgrund der gleichen psychoaktiven Wirkstoffe wie in der verwandten Art Amanita muscaria (dem Fliegenpilz) muss eigentlich fast mit der gleichen Wirkung, wie bei diesem gerechnet werden. (eigen) Es muss ebenso darauf hingewiesen werden, dass es in der gleichen Gattung auch toedliche Pilze gibt - so den bekannten Gruenen Knollenblaetterpilz, aber auch eine Reihe anderer, toedlich giftiger Arten. Es gibt aber auch essbare Arten in den Knollenblaetterpilzfamilie. (#39/107) Auch Jonathan Ott weist darauf hin, dass die Art eine jener Pilzarten ist, die haeufig zu versehentlichen Vergiftungsfaellen fuehrt, die dann meistens in einer Klinik enden, da die Pilzart meist auf der Suche mit essbaren Pilzen verwechselt wird. (#39/107, #40/108, #57/335) Denn es ist grundsaetzlich so, darauf verweist nicht nur Jonathan Ott, sondern viele Autoren, dass versehentliche Vergiftungen mit Halluzinogenen oftmals eine Krise ausloesen, denn es ist absolut notwendig, dass das richtige set und setting vorhanden sind - denn ansonsten beherrschen Angst vor einem moeglichen Schaden oder gar dem Tod die Erfahrung, die logischerweise als sehr gefaehrlich und negativ erfahren wird. (#57/335) Jonathan Ott verweist aber auch eindeutig darauf, dass der bewusste, halluzinogene Konsum gang und gaebe in vielen Gebieten der Vereinigten Staaten ist, wo der Pilz von informierten Personen als Halluzinogen eingenommen wird. (#57/334) Es gibt Hinweise darauf, dass sich der Gebrauch entlang der Ostkueste, aber auch in anderen Teilen der USA eingebuergert hat. Coyote Man & Brother William beschrieben die rituelle Verwendung von A. muscaria (dem Fliegenpilz), aber auch A. pantherina. (#57/354f.)

Allen Arten der Familie der Knollenblaetterpilze ist gemeinsam, dass sie helle Sporen haben (gelb, weiss,...) - und einen Ring. Darin unterscheiden sie sich grundsaetzlich von den halluzinogenen Pilzen der Gattung Psilocybe und Panaeolus, die Dunkelsporer sind. Es muss auch bedacht werden, dass das in diesen Arten enthaltene Psilocybin viel ungiftiger ist und eine ganz andere Wirkung hat - eben qualitativ einer anderen Gruppe von halluzinogenen Substanzen angehoert, was sich auch in der chemischen Struktur zeigt - Psilocybin und die anderen Wirkstoffe der Psilocybefamilie (Baeocystin, Psilocin) sind halluzinogene Tryptamine, die Wirkstoffe der halluzinogenen Amanita-Arten Isoxazole. Es ist noch hinzuzufuegen, dass A. muscaria (der Fliegenpilz) und A. pantherina weltweit legale, halluzinogene Rauschdrogen sind. (eigen)

Wirkungen:

Die Wirkung steigert sich langsam bis sie in 2-3 Stunden den Hoehepunkt erreicht. (#57/S.328) Es soll an dieser Stelle auch an die Beschreibung der nahe verwandten Art Amanita muscaria (dem Fliegenpilz) verwiesen werden. (eigen)

Die Arten Amanita muscaria (der Fliegenpilz) und Amanita pantherina (Pantherpilz) sind eindeutig nicht toedlich giftig - wenn sie in entsprechender Dosis eingenommen werden. (#57/S.337)

Eine Reihe von Untersuchungen zeigte uebrigens auch, dass die nordamerikanische Pilzart von Amanita pantherina staerker wirksam ist als Amanita muscaria, der Fliegenpilz. Dies wurde in mehreren Untersuchungen von Jonathan Ott, aber auch von Cooper im Jahre 1978, und von Weil im Jahre 1977 bestaetigt. Diese Forschungsarbeiten wurden allgemein bekannt und A. pantherina wurde deshalb von einer Reihe von Konsumenten fuer den Gebrauch als Rauschdroge, im Gegensatz zu der milderen Art A. muscaria, bevorzugt. (#57/S.354f.)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt geworden. (eigen)

Entgiftung:

Es soll an dieser Stelle an die Beschreibung der nahe verwandten Art A. muscaria (dem Fliegenpilz) verwiesen werden, aber auch vehement darauf hingewiesen werden, dass es bereits Todesfaelle in Zusammenhang mit dem Konsum von Fliegenpilzen gegeben hat. Es ist anzunehmen, dass andere Inhaltsstoffe die Giftigkeit gegenueber dem Fliegenpilz erhoehen, deshalb ist diese Textstelle aus E. Teuschners Werk und das allgemeine Kommentar von mir nur eine Ueberbrueckung, bis neuere Daten gefunden werden: (eigen)

Im allgemeinen reicht es aus abzuwarten, bis die Vergiftung aufhoert, da der Pilz keine bleibenden Schaeden hinterlaesst. Die Methode des "talk-down", des Herunterredens, reicht in fast allen Faellen aus, um den Konsumenten zu beruhigen. Grundsaetzlich empfiehlt es sich bei vielen Vergiftungen Wasser zu trinken, da die Entgiftung beschleunigt wird. (eigen) Bei starker Erregung und Gefahr fuer die Umwelt oder den Konsumenten wird ein Beruhigungsmittel verwendet. (#17)

Geschichte:

1935: John berichtete von Massenvergiftungen in Deutschland. (#57/S.335)

1949: Jonathan Ott berichtet in seinem Meisterwerk "Pharmacotheon", dass ein kuerzlich erschienener Nachdruck schon eine Reihe von 18 Vergiftungen mit diesen Pilz in diesem Jahr beschrieb.(#57/S.335)

1964: Takemoto et al. isolierten Ibotensaeure. (#57/S.355)

1966: Benedict et al. isolierten Ibotensaeure. (#57/S.355, #45/54)

1975: W. Scott Chilton isolierte Ibotensaeure aus dem Pilz Amanita pantherina. (#57/S.355)

1976: Das verspaetete Einsetzen der Wirkung, gleich wie bei A. muscaria, wurde von Jonathan Ott festgestellt. (#57/S.328) Ein Phaenomen uebrigens, dass in Eigenexperimenten von mir nicht beobachtet werden konnte. (eigen) Gleichzeitig wurde von W.Chilton & Jonathan Ott Ibotensaeure aus dem Pilz isoliert. (#57/S.327f.)

1981: Beutler & Der Marderosian isolierten Ibotensaeure. (#57/S.355)


Bildquellen und Bildverweise:

Abbildung 1; In: "Der Fliegenpilz. Herkunft, Bedeutung und Anwendung.", 16, Gods Press, Amsterdam, 1989.

Farbbilder:

Abbildung 1: Fotograph/in: ???; In: BRESINSKY Andreas, BESL Helmut: "Giftpilze: mit e. Einf. in d. Pilzbestimmung; e. Handbuch fuer Apotheker, Aerzte u. Biologen.", Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 107, Stuttgart, 1985.

Abbildung 2: Fotograph/in: ???; In: BRESINSKY Andreas, BESL Helmut: "Giftpilze: mit e. Einf. in d. Pilzbestimmung; e. Handbuch fuer Apotheker, Aerzte u. Biologen.", Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 108, Stuttgart, 1985.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie