Gymnopilus purpuratus (Cooke et Massee) Singer

Andere Namen:

Flammula purpurata Cooke et Massee, (#40, #51) Purpurroter Flaemmling. (#40)

Inhaltsstoffe:

Der Pilz enthaelt Psilocybin, (#40, #51, #62) Psilocin (#40, #51) und Baeocystin. (#51, #62) J. Gartz wies 1989 einen Psilocybin-Gehalt, zwischen 0,07-0,33% des Fruchtkoerpertrockengewichts, nach. Der Psilocin-Gehalt ist mit max. 0,31% verhaeltnismaessig hoch. (#40)

Eine andere Quelle fuehrt einen Gehalt von 0,21-0,32% Psilocybin, 0,02-0,29% Psilocin und 0,02-0,05% Baeocystin des Trockengewichts auf. (#51)

Allgemeines:

Der Pilz gleicht dem recht haeufigen Roetlichen Holzritterling (Tricholomopsis rutilans) im Farbmuster, ist jedoch viel schmaechtiger und unterscheidet sich durch orangerostbraunen Sporenstaub, warzige, dextrinoide Sporen, eine gut ausgebildete, zitronengelbe Cortina sowie durch das Blauanlaufen der Stieloberflaeche und Huttrama. (#40)

Aussehen:

Die Beschreibung nach Kreisel u. Lindequist (1988) lautet:

Der Hut ist 1,5-4,2cm breit, duennfleischig, die Trama ist 1-3mm dick. Der Hut ist flach gewoelbt, nicht gebuckelt, auf gelblichem Grund mit purpurroten bis dunkelweinroten, spitzen, fast sparrigen Schuppen gleichmaessig besetzt, trocken, nicht hygrophan. Der Rand ist erst eingerollt, spaeter bleibt er eingebogen, und er ist scharf. Die Blaetter sind schmal (2-4mm), gedraengt, schwach ausgebuchtet und strichfoermig herablaufend, goldgelb, spaeter rostgelb. Sie haben eine nicht fleckige Schneide, die gleichfarben, ganzrandig, kahl und bauchig ist. Der Stiel ist voll, 3-8x0,6-1cm, zylindrisch bis schwach keulenfoermig, mittelbraun, in der Mitte purpurbraun ueberlaufen, grob faserig gestreift, Spitze hellbraeunlich, Basis und unterer Teil graublau verfaerbend, stumpf, einzeln oder zu 2-9 bueschelig wachsend. Die Cortina ist schwefelgelb, am Hutrand sehr ausgepraegt (fast haeutig) und hat an der Stielspitze eine filzige Zone, aber keinen eigentlichen Ring bildend, spaeter verschwindend. Trama: fleischig, etwas zaeh und saftarm, elastisch, im Hut hell schwefelgelb, hellblau bis gruenlichblau anlaufend, im Stiel blass braeunlich, in der Stielbasis rostocker, Geruch unauffaellig (etwas dumpfig), Geschmack herb, rettichartig, leicht bitterlich. Basidien: keulenfoermig, ca 3,5 mcm. lang, mit (1-)4 Sterigmen. Basidiosporen: ellipsoid bis dick mandelfoermig, feinwarzig ohne Plage, (6,2-) 7-8 (-12,3)x4,4-5,5(-7,0) mcm, mit einem Oeltropfen, ohne Keimporus. Sporenstaub: orangerotbraun. (#40)

Der bekannte Leipziger Pilzforscher Jochen Gartz fuehrte folgende Beschreibung an:

Hut: 15-42mm breit, vereinzelt Uebergroessen bis 20cm Durchmesser, duennfleischig, flach gewoelbt, ungebuckelt, gleichmaessige Besetzung mit purpur- bis weinroten spitzen Schuppen auf gelbem Grund, trocken, Rand erst eingerollt, spaeter eingebogen, mitunter blaufleckig. Lamellen: Schmal gedraengt, schwach ausgebuchtet, goldgelb, spaeter durch Sporenreifung rostgelb, Schneide gleichfarben, ganzrandig, bauchig und kahl. Stiel: Nicht hohl, 6-10mm x 30-80mm, ausnahmsweise bis 15cm Hoehe, zylindrisch bis schwach keulenfoermig, mittelbraun grob faserig gestreift, unterer Stielteil und Basis graublau bis gruenlich bei Druck oder im Alter verfaerbend, einzeln oder in Gruppen bis zu 22 Pilzen wachsend. Cortina: Schwefelgelb, am Hutrand fast haeutig, an der Stielspitze filzig, jedoch keine Ausbildung eines eigentlichen Ringes, mit zunehmenden Alter verschwindend. Basidien: Ca. 35 mcm lang, keulenfoermig. Basidiosporen: Mit einem Oeltropfen, 6-12,5 x 4,3-7,3 mcm, ellipsoid bis mandelfoermig. (#51)

Vorkommen:

Der Pilz ist in der australen Florenzone (#40, #51) und in Chile (#51) beheimatet. Er tritt seit 1983 auf Ablagerungen von Holzspaenen an verschiedenen Fundorten bei Ribnitz-Damgarten, (#40) in Deutschland, (#40, #51) auf. Er waechst von Juni bis September. (#40) Er soll auch in England eingeschleppt worden sein. (#51)

Wirkungen:

Aufgrund des gleichen Hauptinhaltsstoffes Psilocybin ist mit der gleichen Wirkung, wie bei anderen bekannten halluzinogenen Pilzarten zu rechnen. Es soll an dieser Stelle, an die Wirkungsbeschreibungen bei Psilocybe semilanceata, dem Spitzkegeligen Kahlkopf, verwiesen werden.

Wirkdauer:

Es ist aufgrund des Hauptinhaltsstoffes Psilocybin mit der gleichen Wirkdauer wie bei den anderen, bekannteren halluzinogenen Pilzen (Psilocybe cubensis, P. cyanescens, P. semilanceata) zu rechnen. Dies betraegt somit etwa 5-6 Stunden. (eigen)

Entgiftung:

Es soll an dieser Stelle an die Abhandlung ueber den Hauptinhaltsstoff Psilocybin verwiesen werden, aber auch an Beschreibungen anderer Psilocybin-haeltiger Arten, die bekannter sind. (Psilocybe cubensis, P. cyanescens, P. semilanceata). Dort koennen die entsprechenden Informationen entnommen werden. (eigen)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder glaubhaften, psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt. (eigen)

Geschichte:

17. Jhdt.: Missionare der Jesuiten berichteten, dass am peruanischen Amazonas von den Yurimagua-Indianern ein Halluzinogen bereitet wird. Es sollen Pilze sein, die an Baeumen wachsen. Die Pilze wurden inzwischen (Guzman 1983) in Kolumbien, Ecuador und Bolivien nachgewiesen, jedoch noch nicht in Peru. Doch Gaston Guzman meint, dass die Pilzart sehr wohl auch in Peru vorkommt und das Halluzinogen sein koennte. Es gibt aber noch andere Moeglichkeiten: Es koennte eine Dictyonema-Art sein, die von Davis und Yost gefunden wurde, ein "Baumpilz", von dem gesagt wird, dass er von Waorani-Schamanen als halluzinogenes Berauschungsmittel im Amazonasgebiet Ecuadors unter dem Namen nenendape gebraucht wird. Davis und Yost publizierten ihre These im Jahr 1983. Der deutsche Pilzforscher Jochen Gartz meinte 1993, dass das Yurimagua-Halluzinogen auch Gymnopilus purpuratus sein koennte, der ebenfalls in dieser Gegend vorkommt. (#62/316)

1887: Man fand in Kew in England im botanischen Garten eine neue Pilzart, die als Flammula purpurata Cooke & Massee bezeichnet wurde. Spaeter wurde der Flaemmling dann in G.p. umbenannt.

1969: Singer vermutete, dass die Pilze Psilocybin beinhalten.

1983: G.p. tauchte bei Ribnitz-Damgarten in Deutschland auf. (#40, #51)

1988: Der erstmalige Nachweis von Psilocybin erfolgte durch Kreisel und Lindquist. (#40, #51, #62/309)

1989: Der Nachweis von Baeocystin erfolgte durch Jochen Gartz.

1989: Ein Psilocybin-Nachweis wurde von Jochen Gartz ausgefuehrt. (#40, #62/309)

1990: Jochen Gartz und Mueller publizierten nochmals ueber die Pilzart. (#62/309)

1991: Der Pilzforscher Jochen Gartz gab noch eine Forschungsarbeit zu dieser Pilzart heraus. (#62/309)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie