PCP

Formel

Formel aus:

(#4, #53/326)

Andere Namen:

Elefantenkiller, Friedenspille, (#15) Peace pill, Unkrautvertilger, Affentranquilizer, (#4) Phencyclidin, Sernyl® (Fa. Parke-Davis), Sernylan® (Fa. Parke-Davis), Versuchsname CI 395 (Fa. Parke-Davis), IL 13 18 (Lab. d. Substances Naturelles), (#24) Phencyclidine®, (#62) angels dust, (#4) 1-(1-Phenyl-cyclohexyl) piperidin. (#24, #53/327)

Spezifikation:

PCP-Freebase:
Beschaffenheit: Mittelstarke bis schwache Base, farblos.
Schmelzpunkt: ca. 46 Grad Celsius.
Die Verbindung wird leicht am Stickstoff protonisiert. Bei einem pH-Wert von 5,5 sind 99% der Verbindung protonisiert. (#4)

PCP-Hydrochlorid:
Beschaffenheit: Fast weisses, kristallines oder koerniges Pulver;
Schmelzpunkt: 233 Grad Celsius;
Loeslichkeit: Es loest sich leicht in Wasser, EtOH oder CHCl3.
Ab 150 Grad Celsius und beim Rauchen tritt die Zersetzung zum 1-Phenylcyclohexen ein. (#4)

Die Aufbewahrung erfolgt in einem dunklen, gut verschlossenem Gefaess, am besten in einer Kuehltruhe. (USENET)

Geschichte:

1926: Koetz und Merkel synthetisierten erstmalig die Verbindung PCP. (#4)

1956: Die Pharmafirma Parke, Davis & Co. wiederentdeckte es als "nichtnarkotisches" Anaesthetikum zur i.v. Applikation durch Versuche an Affen. (#4)

1963-65: Aufgrund problematischer Nebenwirkungen (Agitiertheit, Halluzinationen und delirante Zustaende) hat man PCP unter dem Markennamen Sernyl® (von serenity) nur kurze Zeit verwendet. (#4)

1967: Beginn der illegalen Verbreitung dieser Rauschdroge. (#4)

1977: PCP taucht bei den in der BRD stationierten US-Soldaten auf. (#4)

1978: Generelles Herstellungsverbot in den USA. (#4)

1982: Ins Betaeubungsmittelgesetz der BRD aufgenommen. (#4/307f.)

Synthese:

Die gebraeuchlichste Synthese geht vom Cyclohexanon aus, dass mit Natrium- oder Kaliumcyanid, Natriumhydrogensulfit und Piperidin zum 1-Piperidino-Cyclohexan-carbonitril umgesetzt wird. Letzteres unterwirft man einer Grignardreaktion mit Phenylmagnesiumbromid, wobei man PCP in 55%-iger Ausbeute erhaelt. (#4)

Nach einer anderen Methode erhaelt man durch azeotrope Destillation von Cyclohexanon, Piperidin und Benzol das Enamin (1-(1-Cyclohexenyl)-piperidin), das mit Bromwasserstoff oder Toluolsulfonsaeure protoniert wird und wie oben grignardisiert wird. (#4)

Wirkungen:

PCP ruft ein Zustandsbild hervor, das dem eines akuten schizophrenen Schubs aehnlich ist. Typische Kennzeichen sind, laut NIDA, akustische Halluzinationen, Verfolgungswahn, gewalttaetiges, aggressives Verhalten, keine Reaktion auf Neuroleptika; Wie bei allen Drogen treten solche massiven Erscheinungen seltener nach dem Erstgenuss ein, sondern bei regelmaessigen Missbrauch auf. Nach Angaben des offiziellen Bulletins der NIDA forderte PCP schon 1978 "wenigstens 200 Todesopfer und mehr als 10000 Einlieferungen in Nofallsituationen" (Drug Abuse Clinical Notes, Oktober 1979, S.I). Den Beschreibungen zufolge gleicht das Wirkungsbild am ehesten noch dem Kokain, mit seiner Mischung aus halluzinogenen und Amphetamin-Effekten, aber es ist eben doch auch wieder "ganz anders". Auffaellig sind Allmachtsphantasien, aehnlich wie bei Loesungsmitteln. Man fand heraus, dass die Droge im ZNS ein regelrechtes neuronales Gewitter ausloest. Nach einer im britischen Wissenschaftsmagazin Nature veroeffentlichten Untersuchung - wirkt PCP direkt auf die Nervenzellen im Hippokampus, jener Gehirnregion, die die Gefuehle und das Triebleben beeinflusst und fuer die Speicherung neuer Information mitverantwortlich ist, und - es hindert das Gehirn daran, zwischen Informationen der Sinnesorgane und seelischen Informationen (Gefuehle, Gedanken) klar zu unterscheiden, so dass Aussen- und Innenwelt sich zu einem unaufloeslichen Chaos von Realitaet und Phantasie vermischen. (#13) PCP und seine Analoga erzeugen sehr viele verschiedene Arten von Wirkungen, hauptsaechlich abhaengig vom individuellen Anwender. Zuerst wurde PCP benutzt, um Primaten bewegungsunfaehig zu machen. Fuer diesen Zweck wird es immer noch gebraucht - als Schmerz- und/oder Betaeubungsmittel fuer das Tier. Es wurde auch am Menschen fuer die gleichen Zwecke mit begrenzten Erfolg verwendet. Einige Leute erlebten Paranoia, andere hatten Wutanfaelle, und andere verspuerten eine grossartige Euphorie. Stimmungsveraenderungen sind immer begleitet mit Zeit-, Wahrnehmungs- und visuellen Halluzinationen. (USENET)

Wirkdauer:

Normalerweise dauert die Wirkung dieser Rauschdroge 45-120 Minuten. Es wurden jedoch auch 48h Trips beobachtet, und es gab schon PCP-Konsumenten, die berichteten, dass sie erst 2 Jahre nach Absetzen des Gifts wieder richtig sehen und hoeren konnten. Daraus schliesst man, dass sich winzige PCP-Spuren im Gehirn und im Fettgewebe ablagern und von dort aus weiter mikroskopische Mengen an den Organismus abgeben. (#13)

Allgemeines:

Der Nachweis, ob jemand PCP genommen hat, ist uebrigens relativ einfach, im Gegensatz zu Cannabis. Auch in Deutschland sind Tests bekannt und verfuegbar, ein enzymatischer und 2 chemische (von Clarmann). PCP gehoert zur Gruppe der Arylcyclohexylamine, die sich chemisch, pharmakologisch und in den erzeugten Verhaltensweisen deutlich von anderen psychoaktiven Substanzen unterscheiden, beispielsweise von den Indolstrukturen. Es kann wie ein Weckamin wirken, wie ein daempfendes Medikament oder wie ein Halluzinogen. Das haengt von der konsumierten Menge, der Art der Einnahme und der Konstitution des Konsumenten. Das NIDA spricht "von einer ganzen Reihe von Chemikalien, die dem PCP aehnlich sind und von denen viele aehnliche psychoaktive Effekte hervorrufen". Diese verwandten Substanzen sind jedoch bisweilen nicht in nennenswerten Mengen missbraucht worden. Dem PCP vergleichbar ist Ketamin; Ketamin ist allerdings schwaecher, und der von ihm erzeugte Rausch haelt nicht so lange an. (Siegel 1978) (#13)

Inzwischen sind etliche, legale PCP-Derivate via Internet erhaeltlich und warten darauf die User zu vergiften.

Konsumformen:

Gegengift:

Zur Daempfung hat sich waehrend des akuten Rausches das bekannte Neuroleptika Haloperidol (Haldol®) bewaehrt. Verwendet werden 5mg Haldol® i.m., notfalls muss man stuendlich spritzen, um die gewuenschte Beruhigung zu erreichen. (#13)

Dazu gibt es einiges anzumerken: Es ist bekannt das das Neuroleptika Haldol® extrem unangenehme Nebenwirkungen verursacht, wenn man es ohne Akineton® verabreicht. Das ist ein bewaehrter Sozialisierunghammer. Haldol® ist inzwischen obsolet und kaum mehr gebraeuchlich - ein gewisses Keimen von Menschlichkeit in den Psychiatrien ist zu beobachten, nach der massenhaften Verordnung von Haldol® an sog. "Schizophrene". Weiters - nach den Erfahrungen von der San Francisco Free Clinic scheint es aber auch noch zu sein, dass man damit einen PCP-Berauschten sicherlich nicht beruhigen kann. Neuroleptika haben grundsaetzlich versagt. In Anbetracht der zu erwartenden Gewaltorgien empfehle ich die liebevolle Totalnarkose in Ruecksichtnahme auf die beiderseitigen Interessen aller Beteiligten. (eigen)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie