(#53/322, #80, #84/18, #98/74)
Cocain, (#53/160), 1R, 2R, 3S, 5S (-)-Methyl-[2-beta-Carbomethoxy-3-beta-benzoyloxy-tropancarboxylat] (#84/18), cocaine (engl.), (#98) 2-beta-carbomethoxy-3-beta-benzoxytropane (engl.), benzoyl ester of methylecgonine. (engl.), (#98/74) C, Weisses (Szenenjargon Tirol/Austria), Coke, The white lady; snow, Schnee. (eigen)
Erythroxylon coca, E. novogranatense;
Die Substanz kristallisiert in grossen farblosen (#79/25, #84/19, #98/74) vier- bis sechsseitigen Prismen des klinorrhombischen Systems; sie schmeckt bitter und ruft an Schleimhaeuten Anaesthesie hervor; sie schmilzt, zerfaellt beim Erhitzen in HCl, in Benzoesaeure, Methylalkohol und in eine Base, das Ekgonin. (#79/25)
Geruchloses, transparentes und kristallines Pulver; (#84/19, #98/74)
Molekulargewicht 303,4. (84/19)
Summenformel: C17H21NO4. (#84/19, #99/33)
Schmelzpunkt (Kokain-HCl) 195 Grad Celsius;
Schmelzpunkt (Kokainbase) 98 Grad Celsius. (84/19)
Die Base ist gut loeslich in Diethylaether und schlecht loeslich in Wasser. (#84/19, #98/74) Kokain ist auch in verduennten Saeuren loeslich, mit denen es Salze bildet, die in Wasser loeslich sind. (#98/74)
Das HCl-Salz ist in Wasser, Alkohol, Chloroform (#84/19) und MeOH (#98/57) loeslich, aber unloeslich in Aether. (#84/19) Das Hydrochlorid ist ebenso transparent und kristallin; Kokain-HCl muss in verschlossenen Gefaessen aufbewahrt werden, da es sonst Wasser aus der Luft anzieht und sich in diesem loest. Kokain-HCl ist stabil gegen Sonnenlicht bei Raumtemperatur. (#98/74)
Eine Metabolisierung findet durch die Pseudocholinesterase des Blutes und Leberenzyme statt. Die mittlere Verteilungshalbwertszeit betraegt 20-40 Minuten. Die mittlere biologische Plasmahalbwertszeit betraegt 2,8 Stunden. (#84/19)
Reines Kokain kristallisiert in Alkohol zu sauelenfoermigen, monoklinen, Gebilden. Zur vollstaendigen Loesung von 1g braucht man 10g Alkohol oder 700g H2O. (#13/197)
Chemisch gesehen ist Kokain ein Pyrrol-Pyridin-Alkaloid (84/18) bzw. ein Methylbenzoylekgonin, (#84/18, #98/74) damit ist es ein typisches Tropanalkaloid und sehr nahe verwandt mit Hyoscyamin, Scopolamin und anderen Vertretern dieser Gruppen, von denen es sich aber durch seine Wirkung unterscheidet. (#98) Es aehnelt in seiner chemischen Struktur auch anderen Lokalanaesthetika vom Estertyp. Besonders die L-Form (optisch linksdrehende Form) ist fuer die psychotrope Wirkung verantwortlich. (#84/18)
Kokain ist eine verbreitete Rauschdroge. Frueher galt die Droge als "Suchtmittel der Reichen", (#13/200) denn der Preis war, vor allem in Europa, sehr hoch. Inzwischen ist Kokain deutlich im Preis gefallen und sein Gebrauch hat sich ueber die ganze Welt verbreitet. Kokain ist aufgrund seiner leistungs- und antriebssteigernden Wirkung gerade auch deshalb in Kreisen der besseren Gesellschaft gefragt, da es dem Leistungsprinzip der westlichen Welt sehr nahe kommt - einem Gebrauch den man schon bei den Einwohnern Suedamerikas bemerkte, die die Droge aufgrund der zermuerbenden Lebens- und Arbeitsbedingungen einnahmen, da die Droge nebenbei auch den Appetit senkt. Kokain wurde eigentlich erst spaet in unseren Kulturkreis als Rauschdroge gebracht. Eine Verbreitung des Konsums erfolgt in staerkerem Mass ungefaehr ab dem Jahre 1880. (eigen)
Inzwischen hat es einige wirkliche, und einige vermeintliche Kokainwellen gegeben. Kokain wurde in Europa in den 20'er Jahren dieses Jahrhunderts stark verbreitet genossen, was sich in den 30'ern aber wieder legte. Beginnend mit der Revolution der 60´er Jahre begann Kokain wiederum einen Massenmarkt in Europa und Amerika zurueckzuerobern. Die folglich einsetzende Prohibitionsstrategie fuehrte dann noch zu einer Steigerung des Konsums in der westlichen Welt. Besonders die Kokainwelle in den 80'er Jahren dieses Jahrhunderts hatte mit dem beginnenden, amerikanischen "war on drugs" zu tun, der zu einer Eskalierung der Produktion fuehrte und die dortigen Staaten in eine Krise brachte, die sie vorher nicht hatten. Drogenbarone, wie Pablo Escobar, bauten sich gigantische Wirtschaftsimperien auf und kaempften mit den staatlichen Einrichtungen, die selber total korrumpiert waren, einerseits von den Drogenkartellen - andererseits aber auch von den amerikanischen "Drogenkriegern", die dieses Land zum Schauplatz der amerikanischen Drogenpolitik machten und meinten das hiesige Drogenproblem durch einen regelrechten "Krieg" in den Anbaulaendern zu beenden. Die Folge waren Ausschreitungen, Terroranschlaege, aber kein Versiegen der Produktion, denn diese verlagerte sich im Sinne von Angebot und Nachfrage grundsaetzlich in sichere Gegenden. (eigen)
Die heute am haeufigsten anzutreffende und zugleich typische Form des Kokainkonsums ist das Schnupfen ("Koksen") der pulverisierten Substanz. Nach Untersuchungen in USA (Phillips und Wyne, 1976) wird diese Gebrauchsart von ueber 60% aller Kokainkonsumenten bevorzugt. Sie gilt als weniger gefaehrlich als das (intravenoese oder subkutane) Injizieren der Substanz und bewirkt zugleich einen milderen und laenger anhaltenden Verlauf der erwuenschten Kokainwirkungen. Das Schnupfen bedarf einiger Uebung, damit das Kokain auch tatsaechlich in die obere Nasenhoehle an die Schleimhaeute gelangt, wo es leicht absorbiert wird. Innerhalb weniger Minuten tritt dann die erwuenschte Wirkung ein, die sich beim Schnupfen meist nur in euphorischen Zustaenden entfaltet. Ihr Eintritt macht sich an einem Betaeubungsgefuehl im hinteren Nasen- und Rachenraum bemerkbar. (#50)
Ein wesentlich geringerer Anteil der Kokainkonsumenten (man schaetzt ca. 20%) spritzt sich die Substanz in einer waessrigen Loesung, wobei sowohl intravenoese als auch subkutane Injektionen vorgenommen werden koennen. Der Unterschied zum Schnupfen liegt in der Art und Dauer der erzielten Wirkungen: Bei intravenoeser Kokainzufuhr kommt es haeufiger zu (zusaetzlichen) halluzinatorischen Effekten, die Drogenwirkung klingt meist schon nach ca. 15 Minuten wieder ab. (#50)
Praktisch unbedeutend ist heute die orale Konsumform des Kokains, die einstmals zu Zeiten Marianis oder Freuds weit groessere Beliebtheit hatte. Nur 4% aller Kokainkonsumenten, so wird geschaetzt, nehmen gelegentlich oder staendig die Substanz in Speise- oder Getraenkezubereitungen zu sich. Der Grund dafuer ist die weitaus geringere Wirkungseffektivitaet der oralen Kokainzufuhr im Vergleich zur nasalen, intravenoesen oder subkutanen Applikation. (#50, #98)
Vor allem aus suedamerikanischen Laendern ist das Rauchen von Kokain (Kokainbase) in einer Mischung mit gewoehnlichen Tabak ("pitillo" genannt) bekannt. (#50)
Heutzutage (vor allem ab den 80´er Jahren dieses Jahrhunderts) wird freebase-Kokain geraucht; Das Kokain-HCl ist zwar gut wasserloeslich, aber schlecht rauchbar, deshalb wird es in die freie Kokainbase umgewandelt, hierzu existieren 2 gaengige Verfahren: (eigen)
Zuerst wird das Kokain-HCl in Wasser geloest. Diese schwache Salzloesung wird nach Zusetzen von Ammoniumhydroxid oder Ammoniumbicarbonat erhitzt. Durch diesen Zusatz wird die freie Base abgespalten und faellt aus, das sie in einer alkalischen Loesung schwer loeslich ist. Anschliessend wird Aether hinzugesetzt und die Mischung geschuettelt, so dasss sich die Kokainbase im Aether loest. Anschliessend wird das Aether-Kokainbasegemisch vom ueberstehenden Wasser dekantiert und in einer Petrischale vorsichtig erwaermt, wobei der Aether verdunstet. (Vorsicht Explosions- und Brandgefahr, Anmerk. d. Verf. ). (#84/29f.)
Hierbei wird dem Kokain-HCl etwas Wasser und anschliessend Natriumbicarbonat (Backpulver, Backnatron) zugesetzt. Anschliessendes Erhitzen fuehrt zur Bildung von NaCl (Kochsalz) und das Backpulver zersetzt sich zu Wasser und CO2, die beim Erhitzen Entweichen. Zurueck bleiben die basisch reagierenden Kristalle, die als "Crack" bzw. Rockkokain (Stein) auf der Strasse gehandelt werden. (#84/30)
Die Fa. Roche Diagnostics bietet das Testsystem Test OnTrak® oder das Abuscreen® System an. (#84/19)
Die dt. Fa. Boehringer Mannheim GmbH stellt das semiquantitative Schnelltestsystem Frontline® zur Verfuegung. (#84/19)
Kokainkristalle werden in ein Glas mit Chlorox® gegeben. Die Kristalle loesen sich nicht sofort auf, sondern sie "fallen" langsam durch das Glas zum Boden, (#87) man sieht eine "Spur", bis sie den Boden erreichen. (#98/57)
Kobaldthiocyanat ist Teil eines kaeuflichen Tests fuer den Nachweis von Kokain. Es erzeugt einen blauen Niederschlag bei Anwesenheit von Kokain, der sich in HCl (Salzsaeure)loest. Je dunkler das Blau ist, desdo mehr Kokain ist in der Probe enthalten. Diese Methode wird vom amerikanischen DEA als Feldtestmethode auf folgende Art eingesetzt:
Es wird eine 2%-ige Loesung von Kobaldthiocyanat in Wasser, verduennt mit Glyzerin zu der "verdaechtigen" Probe gegeben. Bei Anwesenheit kommt es zu obengenannter Blaufaerbung; das Zufuegen von HCl laesst die Farbe wieder verschwinden und wenn man dann noch Chloroform zufuegt - erscheint die blaue Farbe wieder in der Chloroformschicht. Aber auch Tropakokain reagiert auf diesen Test, (Drug Enforcement 1 (Spring 1974): 26-27;) und es gibt einige Anhaltsspunkte, dass der Test auch mit bestimmten Lidocain-mischungen mit anderen Drogen gleich reagiert. Eine genaue Bestimmung mit einem ausreichenden Wahrheitsgehalt muss auf jeden Fall mit einer Duennschichtchromatographie nachbestaetigt werden. (#98/57)
Durch Einsatz einer sogenannten Kofler-Heizbank koennen die Schmelzpunkte von Rein-Stoffen ermittelt werden. Sollten verunreigte Stoffe verwendet werden, kommt es immer zu einer Schmelzpunkterniedrigung. Damit eine Schmelzpunktbestimmung brauchbare Ergebnisse liefert, muss die Substanz vorher gruendlichst gereinigt werden. Diese Methode wird in der analytischen Chemie verwendet. (Allgem. Chemie)
Wird Kokain auf einer Folie vorsichtig erhitzt und es bildet sich eine karamellartige, braune Substanz, dann ist mit einer Beimengung von Zuckern zu rechnen. (#87/Deckblatt) (V.a. - je dunkler der Rest ist ...) (#98/57)
Das auf dem deutschen und amerikanischen Markt angebotene Kokain hat meist einen Reinheitsgrad von 25%. Viele langjaehrige Kokainkonsumenten vertreten die Meinung, dass die Qualitaet der Ware staendig abgenommen habe. Haeufigste Streckungsmittel bei Kokain sind Frucht- und Milchzucker und Mannitol. Die meisten "cuts" enthalten zusaetzlich synthetische Beimengungen wie Procain, Lidocain, aber auch Coffein und Amphetamine, die alle eine aehnliche Wirkungsweise wie das Kokain, aber eine deutlich geringere Toxizitaet besitzen. Gelegentlich anzutreffende Benzocain-Beimengungen sind jedoch dann gefaehrlich, wenn die Droge intravenoes gespritzt wird, da diese Substanz wegen ihrer schlechten Loeslichkeit leicht zur Bildung von Blutgerinnseln fuehren kann. (#50)
Kokain wird vor allem mit Zuckerarten (Lactose, Dextrose, ...), aber auch mit Inositol, Chinin, Procain und Amphetaminen verschnitten. (#87/Deckblatt)
Psychoaktiv nicht wirksame Verschnittstoffe sind vor allem verschieden Zuckerarten, die die weisse, fast glitzernden Kokainkristalle nachahmen sollen.
Ein anderer wirksamer Verschnittstoff ist vor allem Chinin, das erste Malaria- und Grippemittel, welches selber sehr giftig ist; oder auch Procain, ein Mittel, welches beim Zahnarzt als Betaeubungsmittel verwendet wird. Auch die Verwendung von Mannitol zur Verschneidung ist allgemein ueblich. (eigen)
Die Beimengung von Amphetaminen laesst sich leicht an der vielfach laengeren Wirkung subjektiv erkennen, die Amphetamine aufweisen. (eigen)
Kokain wird haeufig mit Lokalanaesthetika verschnitten, das sie das betaeubenden Gefuehle des Kokains simulieren. Es waeren hier vor allem Lidocain, Procain, Benzocain, Tetracain und Bupivacain zu nennen. (#84/30)
Ein anderes sehr haeufiges Verschnittmittel ist das mild aufputschend wirkende Ephedrin. (eigen)
Methylamin, Succindialdehyd und Mono-methyl-beta-keto-glutarat dienten Willstaetter bei der Erstsynthese als Ausgangsstoffe. (#79/13)
Kokain kann auf halbsynthetischen Weg aus Methylecgonin, einem anderen Alkaloid der Kokapflanze, erzeugt werden. (#98/74)
Die Wirksamkeit von Kokain betraegt etwa 1h. (#13/199)
Die Substanz ist appetithemmend; (#98)
Kokain ist antriebssteigernd; es verhindert dadurch den Schlaf; dies kann dazu fuehren, dass man stundenlang aktiv ist, bis hin zu ueberaktiv; darin besteht die enthemmende Funktion von Kokain, da sie latente Wuensche mit mehr "Antrieb" versorgt.; (auch deshalb ist Kokain oftmals ein Dopingmittel, beim Sport, oder auch beim Sex); Doch dies ist eben stark von der Person abhaengig;
Das Mittel ist ebenso lokalbetaeubend, d.h. dass sie an bestimmten Stellen aeusserlich aufgebracht, zum Beispiel an den Schleimhaeuten im Mund, eine Betaeubung hervorruft, die genuegt um schmerzfreie bis schmerzlindernde Wirkungen auszuloesen. Dies wurde zuerst fuer Augenoperationen angewandt und anschliessend fuer den zahnaerztlichen Bereich eingesetzt. Beide Einsatzgebiete werden heutzutage kaum mehr angewandt. (#13)
Auch beim Konsum von Kokain kommt es zu einer Farbintensivierung, die nur leicht ausgepraegt ist; (eigen)
Kokain ist auch eine euphorisierende Rauschdroge; (#13)
Kokain kann eine Intoxikationspsychose ausloesen, gleich wie Alkohol; dieses Phaenomen kann von einem sogenannten Korsakow-Syndrom begleitet werden; d.h. es gibt taktile Sinnetaeuschungen im Hautbereich, bis hin zu starken optischen Halluzinationen, wie W. Schmidbauer schreibt; (#13/200) Dies ist sicherlich eine seltene Extremform bei geuebten Kokainisten, die sicherlich selten auftreten; (eigen)
Selbst kleinste Dosen von systemische aufgenommenen Kokain fuehren zu einer Herzfrequenzzunahme von 30-50% und zu einem Anstieg des Blutdrucks zwischen 15-20%. (#84/24)
Beim chronischen Kokainkonsum kann die Nasenscheidewand derart geschaedigt werden, (#13) dass sie durchbricht. Dies zeigt sich in Nasenbluten. Dieses Phaenomen ist in unserer Zeit sehr selten, aufgrund unserer medizinischen Versorgungen und eines verbesserten Gesundheitssystems. Entsprechende Erste Hilfe- und Pflegehinweise werden auf unseren Safer Use Seiten angegeben. (eigen)
Die Wirkung von Kokain entsteht durch eine Beeinflussung des noradrenergen, dopaminergen und serotonergen Systems im Gehirn. Diese Neurotransmitter werden vermehrt ausgeschuettet und eine Wiederaufnahme nach Ausschuettung wird zudem gehemmt. Es kommt somit zu einer Ueberflutung mit Neurotransmittern in verschiedenen Zentren des Gehirns. Dies ist der Grund fuer die Wirkungen von Kokain. Noradrenalin ist der hauptsaechliche Neurotransmitter des sympathischen Nervensystems, der fuer eine Flucht- und Kampfreaktion wichtige Erregung produziert. Dies ist die Erklaerung fuer die aufputschende Wirkung von Kokain. Neben Noradrenalin ist es vor allem Dopamin und Serotonin, welche als Transmitter im mesolimbischen System fungieren, das Zentrum, welches fuer das Lustgefuehl und die Euphorie zustaendig ist. Die Ueberflutung durch Wiederaufnahmehemmung erzeugt die Kokaineuphorie. (#84/20f)
Mit steigender Dosis:
"Wir hatten Kokain genossen; zuerst eine kleine Dosis, etwas Hip-Hop gehoert (den ich hasste) und uns vorbereitet in die Stadt runterzufahren; wir stiegen in die Strassenbahn, plauschten ein wenig und ich hatte die Droge mit mir mit; der Schnee glitzerte, viel intensiver als normal; es war abend; die Wirkung der Rauschdroge war subtil und wir erreichten die Stadt mit angeregten Gespraechen und in Frieden; wir besuchten Freunde und ich bekam das unstillbare Verlangen noch mehr zu konsumieren; heimlich gingen wir auf die Toilette und ich zog mir das Zeug rein; immer mehr; das ist auch etwas typisches an Kokain; man will immer mehr, bis es weg ist; wir erhoehten die Dosis; plauschten und plauschten, besprachen Probleme von Freunden, unterhielten uns ueber Psychologie, Musik und so; ich wurde immer speediger; wir machten die ganze Nacht durch und ich wurde so energiegeladen, dass ich in der Nacht noch durch die ganze Stadt rennen wollte - zu einem alten Freund, den ich ploetzlich nerven wollte; wir hatten lange schon nichts mehr miteinander zu tun gehabt - aber irgendwie - er war sooft gekommen - ich wollte ihn halt wiedersehen; besonders kalt war es nicht und Hunger hatten wir auch nicht; er schlief und so verging der Tag und wir hatten unsere Kokainerfahrung gemacht;" (eigen)
Kokain verlaengert die Erektionsfaehigkeit, genauer auch die Steifheit des Gliedes wird ueber Stunden hinweg erhalten. Kokain ist eindeutig ein Aphrodisiakum. Anbei nun eine kurze Geschichte eines Kokainrausches von einem Freund:
"Ich hatte Kokain geschnupft, gemeinhin die ideale Art um unsere Sexualitaet zu stimulieren. Auch meine Partnerin hatte Kokain geschnupft. Das ist besser als fixen oder basen, beide fuehren zu kurzandauernden Rauschzustaenden und zu einem ungebremsten Verlangen nach mehr Kokain. Also hatten wir es geschnupft. Ich wurde daraufhin geil und begann mit einem Sexualakt der mehrere Stunden dauern sollte. Es ist unglaublich wie stimulierend Kokain auf den Sexualtrieb des Mannes ist. Ich konnte und wollte nicht mehr aufhoeren und stiess hunderte male in die Vagina meiner Freundin hinein, bis es zur Erektion kam. Doch nicht genung damit, ohne Pause, ging es weiter, stundenlang - bis sich mein Penis rot verfaerbte und ich mir die Vorhaut einriss. Ich konnte danach tagelang nicht mehr pissen, so brannte es in meinen Penis. Auch meine Freundin klagte ihrerseits ueber Schmerzen in der Vagina. Kokain steigerte zwar den Drang zur Sexualitaet doch meine Freundin wurde zwischenzeitlich - nach einer Erektion - so trocken wie die Wueste Sahara. Was sich zwar nach einigen Minuten legte, doch die Schaeden spuerten wir noch nach Tagen. Die Vorhaut, die mir eingerissen war, musste ich in der Klinik zusammennaehen lassen. Trotzdem wuerde ich die Erfahrung wiederholen." (Pers. Inf. R.S.)
Anschliessend noch ein gescheitertes Selbstexperiment mit Kokain:
Ich hatte von einem Freund einen vermeintlich guten Tip bekommen. Er empfahl mir die Eichel meines Penis' mit Kokain zu bestreichen, damit der Akt besser abliefe. Ich tat dies dann auch und freute mit auf den Geschlechtsakt mit meiner Freundin. Doch es kam ganz anders. Mein Penis wurde von dem Kokain total betaeubt, aufgrund der lokalanaesthetischen Wirkung des Kokains. Man konnte meinen Penis zwischen eine zufallende Tuere geben und man wuerde nicht spueren. Weiters wurde das Glied nicht richtig steif. Ich hatte eine sterbens Wut auf meinen Freund, der mir die ganze wundervolle Nacht mit meiner Freundin ruiniert hatte. (Pers. Inf. R.S.)
Noch ein paar abschliessende Worte zur Dosis von Kokain:
Wenn man Kokain in hohen Dosen schnupft kehrt sich die Wirkung um und man wird impotent. Es ist halt wie immmer - wie Paracelsus schon sagte - die Dosis macht die Wirkung. (eigen)
Die Sucht nach Kokain hat einen eigenen Namen, naemlich Kokainismus; (#84, #12) Es gibt eine koerperliche Abhaengigkeit, (#13), und eine starke psychische Abhaengigkeit. (#13, #53) Dies zeigt sich vor allem an dem starken substanzspezifischen Verlangen die Dosis zu erhoehen, die eigentlich jeden Konsumenten bekannt ist; in der Drogenszene wird sowieso behauptet, dass das Verlangen nach wiederholter Kokaineinnahme, das staerkste Verlangen nach einer Droge ist, dass es gibt. (eigen)
Entzugssymptome:
Der Kokainentzug, coke-blues, genannt, zeigt folgende Merkmale auf:
Es kann zu einer Aggressionssteigerung kommen. Es kommt zu einer depressiven Verstimmung; Selbstmordneigungen koennen auftreten; ein starkes Verlangen nach der Droge setzt ein; Grund hierfuer ist das gestoerte Neurotransmittergleichgewicht im Gehirn des Konsumenten. (eigen)
Die akute Entgiftung von Kokain geschieht symptomatisch, d.h. es werden die auftretenden Symptome behandelt. Besonders Ruecksicht muss aufgrund der Noradrenalinbeeinflussung auf die Atmung und den Herzschlag gelegt werden, es kann zu Kammerflimmern, Kraempfen und Infarkten kommen. (#84)
Nach der akuten Entgiftung muss auf das gestoerte Neurotransmittergleichgewicht Ruecksicht genommen werden. Es gibt eine Reihe von Medikamenten, welche zur Verbesserung des Wohlbefindens des Patienten verwendet werden koennen, denn die Nachentgiftungsphase ist meist von einer starken Depression gepraegt:
Soll eine Beeinflussung des serotonergen Mangels ermoeglichen. (84) Nachteilig hierbei ist, dass Antidepressiva vom trizyklischen Typus eine 2-3 woechige Zeit brauchen um einen Spiegel zu erreichen, der fuer eine Wirkung notwendig ist, damit eignen sich die Medikamenten nur fuer eine Langzeittherapie und helfen nicht akut. (#84)
wird eigentlich zur Behandlung des Morbus Parkinson verwendet, doch die Stoerung des dopaminergen Systems aehnelt denen die beim Kokainentzug auftreten. Bei beiden ist ein Mangel an Dopamin vorhanden. Beim Parkinsonismus durch Veraenderung des Gehirns, beim Kokainisten durch die vermehrte Ausschuettung und Wiederaufnahmehemmung. L-Dopa ist eine Vorstufe von Dopamin, und passiert die Blut-Liquorschranke in Gehirn problemlos und wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt und kann damit zur Therapie von Dopaminmangel verwendet werden. (#84)
Es ist eine Vorstufe der Synthese von Dopamin im Gehirn und kann ebenso dazu verwendet werden, das Dopamingleichgewicht wieder zu verbessern. (#84)
Ist ebenso ein Vorgaengermolekuel von Dopamin im Gehirn und wird ebenso dazu verwendet Dopaminmangel zu beheben. (#84)
Es wird auch in der Behandlung von Parkinsonismus verwendet und hilft bei dopaminergen und serotonergen Stoerungen. (#84)
blockiert die Euphorie von Kokain und kann zur Behandlung der Sucht eingesetzt werden. (#84)
In letzterer Zeit gibt es wiederum Versuche Buprenorphin zur Behandlung der Depression einzusetzen, da es eine Euphorisierung ausloest. (#84)
Das 5-HT2-Antagonistenmolekuel Ritanserin wird derzeit zur Behandlung des Kokainismus getestet. (#84/58)
1859: In einem Goettinger Laboratorium wurde die Reindarstellung des in den Kokablaettern enthaltenen wirksamen Hauptalkaloids, dem sein Entdecker, der Chemiker Albert Niemann, den Namen Cocain gab, durchgefuehrt. Niemann verstarb kurz nach seinen entscheidenden Forschungen.(#50)
1860: Albert Niemann beschrieb seine Isolierung des Kokawirkstoffes und nennt das Alkaloid Cocain. (#79/82, #87/50, #13/189, #98/19)
1862: Nach dem Tod von A. Niemann wurden die Forschungen von seinem Kollegen Wilhelm Lossen fortgefuehrt, der in seiner 1862 erschienen Dissertation die chemische Formel des Kokains bestimmen konnte. (#50, #79/25, #98/19)
1862: Die Darmstaedter Pharma-Firma Merck begann mit der kommerziellen Produktion ihres kleinflockigen Cocainum hydrochloricum. (#79/25)
1862: Professor Schorf dokumentierte die betaeubenden Wirkungen von anhand einer Zungenlaehmung. (#87/50, #99/34)
In den naechsten Jahren gelang es dann auch, namentlich durch die Forschungsarbeit von R. Willstaetter (1898, 1924), alle in den Kokablaettern enthaltenen Nebenalkaloide analytisch zu bestimmen. War bis zu dieser Zeit nur ein verschwindend geringer Teil der jaehrlichen Kokaproduktion aus Suedamerika in andere Laender exportiert worden, so aenderte sich das in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der Herstellung kokahaltiger Arzneimittel in den USA und in Europa und vor allem mit der Einfuehrung des Kokains in die Medizin als oertlich wirkendes Betaeubungsmittel (1884), was die Nachfrage auf dem Weltmarkt und damit unausweichlich auch seinen Preis sprunghaft ansteigen liess. (#50)
1863: Der Chemiker Angelo Mariani liess in den USA ein Gemisch aus Kokaextrakten und Wein als "Vin Mariani" patentieren, das sehr rasch eine haeufig verordnete "Arznei" wurde und seinem Erfinder zu grossem Reichtum verhalf. (#50, #98/20)
1880: Kokain wird in der amerikanischen Pharmakopoeoe (Arzneimittelverzeichnis) erstmalig aufgefuehrt. (#87/50)
1872: Mariani publizierte einen kurzen Artikel "La Coca du Perou." in einer kleinen therapeutischen Zeitschrift. (#99/57)
1878: W.H. Bentley berichtete ueber die Substitution von Morphin-Abhaengigen mit Kokain. (#99/34)
1880: Palmer berichtete in den Louisville Medical News ueber die Behandlung von Morphin-Abhaengigen mittels Kokain. (#99/34)
1880: W.H. Bentley und Palmer berichteten ueber die Behandlung der Morphin-Sucht mit Kokain in der Detroit Therapeutic Gazette. (#79/82, #98/21) Die Artikelueberschrift lautete auf: "Erythroxylon Coca in the Opium and Alcohol Habits.". (#98/21)
1883: Der Wuerzburger Arzt und Pharmakologe Theodor Aschenbrandt berichtete von seinen Kokainexperimenten mit Soldaten. (#79/82, #99/34) Die Rauschdroge wurde waehrend der Herbstmanoever an bayrische Soldaten abgeben. Er veroeffentlichte eine Schrift mit dem Titel "Die Physiologische Wirkung und die Bedeutung des Cocains" in einem deutschen Journal, indem er die hungersenkende Wirkung bemerkte. (#87/50, #98/21)
30.4.1884: Sigmund Freud machte einen ersten Selbstversuch mit Kokain. (#79/82, #99/35f.) Ein Grund fuer seine Forschungen waren der Versuch der Selbstmedikamentation seiner depressiven Symptome in seinem damals noch jungen und unbekannten Jahren - er war damals 28 Jahre alt. (#87/50)
1884: Siegmund Freud veroeffentlichte "Ueber Coca.", (#79/82, #87/50, #98/22, #99/37) seine beruehmten Selbsterfahrungen mit Kokain, die therapeutische Hoffnungen an diese Droge bei der Behandlung nervoeser Stoerungen, insbesondere asthenischer Schwaechezustaende, sowie vor allem bei der Entziehungsbehandlung von Alkoholikern und Morphinisten knuepfen liess. (#50, #79/29f.)
Er wollte seinen Morphium-suechtigen Freund, Ernst von Fleischl-Marxow mit Kokain behandeln, um dessen Sucht, aber auch seine Schmerzen zu kurieren. (#87/50, #98/21f.)
1884: Es gelang dem Wiener Augenarzt Karl Koller der wissenschaftliche Nachweis der (vorher allerdings schon bekannten) lokalbetaeubenden Wirkung des Kokains, wodurch wichtige Fortschritte in der operativen Augen- sowie Hals-Nasen-Ohrenheilkunde erzielt werden konnten. (#50, #98/23, #99/18) Carl Koller stellte diese lokalanaesthesierende Wirkung des Kokains uebrigens an Frosch- und Menschenaugen fest. (#79/82, #87/50)
1884: Der amerikanische Arzt Wm. Halsted berichtete, dass eine Injektion in die Nerven lokale Betaeubung erzeugte. Er wurde selber auch kokainsuechtig, spaeter auch Morphium-suechtig. (#87/50)
1885: Zu den fruehen Warnern vor einem unkritischen Umgang mit Kokain zaehlen vor allem L. Levin (1885) (#50, #79/82, #98/29) und A. Erlenmeyer (1885, 1886, 1887: "On Morphia Addiction"), (#50, #79/82, #98/29, #99/75) die sich in aufsehenerregenden Veroeffentlichungen unter anderem gegen S. Freuds These von der therapeutischen Eignung des Kokains fuer die Entziehungsbehandlung von Opiatsuechtigen wendeten. (#50, #79/82, #98/29) Albert Erlenmeyer bezeichnete Kokain sogar als "dritte Geisel der Menschheit". (#79/82, #98/29)
1885: Im Juli veroeffentliche S. Freud seine "Bemerkungen ueber das Verlangen nach und die Furcht vor Cocain." und nahm Abstand von seiner bisherigen Position der Harmlosigkeit von Kokain, (#79/82) da sein Freund Fleischl-Marxow psychotisch wurde. Er sah Kaefer - und verstarb spaeter an den Folgen seines extremen Kokainkonsums. S. Freud aenderte hernach einen Teil seiner Meinung ueber Kokain, da er nun auch die negativen Seiten der Substanz erkannte. (#87/51)
1885: Es ist angeblich ueberliefert, dass der schwerkranke R. L. Stevenson nur unter dem Einfluss von Kokain die Energie und geistige Gestaltungskraft habe entwickeln koennen, um seinen beruehmten Roman "The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde" in nur 3 Tagen und 3 Naechten zu vollenden. (#50, #99/54f.)
1885: J.S. Pemberton praesentierte im Fruehjahr seinen French Wine of Coca - Ideal Tonic und liess ein Warenzeichen am 19. Mai d. Jahres eintragen, (#79/41, #98/28, #99/59) doch der Erfolg stellte sich nicht ein, da sich die Abstinenzlerbewegung ziemlich an der Beigabe des Alkohols erregte. Atlanta war die erste groessere Stadt in den USA, die trockengelegt wurde. (#79/41)
1886: Das aus heutiger Sicht wohl beruehmteste Kokagetraenk geht auf eine Erfindung des Apothekers J.S. Pemberton in diesem Jahr zurueck, der ihm dem Namen "Coca-Cola" gab und es als Stimulans und Kopfschmerzmittel empfahl. (#50, #79/40, #98/27, #99/59f.) John Styth Pemberton komponierte in Atlanta, Georgia, ein Getraenk mit Koka- und Kolanussextrakten, das in Drug-stores unter dem Namen Coca-Cola ausgeschenkt wurde. (#79/82, #98/27, #99/59f.) Am Samstag, dem 8. Mai 1886 machte sich J.S. Pemberton mit einem Kanister voll Colasirup auf den Weg zu Jacob´s Pharmacy. Dort wandte er sich an W.E. Venable, der Chef des Mineralwasserausschanks, um sein Getraenk testhalber auszuschenken. Frank Robinson, der Buchhalter, kam auf den Namen Coca-Cola Sirup and Extract und schlug auch gleich vor, den Namen in der Spencerian Script zu schreiben, einer damals populaeren Schreibschrift. Dieser Schriftzug blieb bis heute unveraendert. Spaeter wurde der Sirup nicht mehr mit Leitungswasser, sondern mit Sodawasser angemischt.(#79/40f.)
1886: In den von Conan Doyle veroeffentlichten Sherlock Holmes Abenteuern tauchte erstmals in der Geschichte :"A Scandal in Bohemia" ein Hinweis auf den Kokaingebrauch des fiktiven Detektivs auf. Doyle war uebrigens ausgebildeter Mediziner. In seinen spaeteren Geschichten arbeitete er immer mehr das typische Profil von Kokain anhand der Kokainepisoden Holmes heraus. (#99/51ff.)
1887: Der amerikanische Bundesstaat Oregon machte Kokain verschreibungspflichtig. (#99/90f.)
1888: A. Conan Doyle veroeffentlichte "The Sign of the Four." - die Romanfigur des Meisterdetektivs Sherlock Holmes injezierte Kokain intravenoes. (#79/82, #87/50)
1889: Erst mit der synthetischen Herstellung des Procains (Novocain) durch Einhorn in diesem Jahr stand der Medizin fortan ein gleichwertiges Ersatzmittel ohne die gefuerchteten zentralnervoesen Nebenwirkungen des Kokains zur Verfuegung, womit diese Droge zugleich ihre letzte wichtige therapeutische Indikation in der Medizin weitgehend verlor. (#50)
1889: Der amerikanische Bundesstaat Montana machte Kokain verschreibungspflichtig. (#99/91)
1890: In A. Mariani´s bekanntesten und in mehreren Auflagen erschienen Buch "Coca and its Therapeutic Applications" (1890), sowie in zahlreichen Zeitschriftenartikeln veroeffentlichte er enthusiastische Erfolgsberichte ueber die therapeutische Wirksamkeit seiner Produkte, wobei er sich, um den Propagandaeffekt noch zu erhoehen, auf die Zeugenschaft beruehmter Patienten berief. (Thomas Edison, Papst Leo XIII, Jules Verne, Emile Zola, Henrik Ibsen) Darueber hinaus veroeffentlichte er Zeitungsannoncen, in denen er Beruehmtheiten seiner Zeit, wie die Schauspielerin Sarah Bernhardt, die Komponisten Gounod und Massenet, die Taenzerin Adeline Patti und andere mehr, oeffentlich fuer seine Kokaprodukte werben liess. Sicherlich hat A. Mariani durch seine mehr kaufmaennische als wissenschaftlichen Aktivitaeten dazu beigetragen, dass Kokain um die Jahrhundertwende vor allem in Schriftsteller- und Kuenstlerkreisen das Ansehen einer "Modedroge" erlangte. Sein Wein "Vin Mariani" trug viel zur Beruehmtheit der Rauschdroge Kokain bei. (#50, #98/25)
1891: Der Apotheker J.S. Pemberten verkaufte "Coca-Cola" an seinen Berufskollege A.G. Candler, der offensichtlich einen besseren geschaeftlichen Spuersinn als der Pharmazeut Pemberton hatte, alle Herstellungs- und Vertriebsrechte fuer Coca-Cola ab. (#50, #98/28)
1892: Der Apotheker Asa Griggs Candler gruendete die "Coca-Cola Company", aus der sich dann spaeter jener maechtige, weltweite Industriekonzern entwickelte, der noch heute das bekannteste "Coca"-Getraenk herstellt. (#50, #79/41, #98/28)
1893: New York macht Kokain verschreibungspflichtig. (#99/91)
1897: Die amerikanischen Bundesstaaten Colorado und Illionois unterstellen Kokain der Rezeptpflicht. (#99/91)
1898: Der Papst Leo XIII, ein Geniesser des Weins Mariani, liess A. Mariani in seinem Schreiben vom Januar 1898 durch seinen Kardinal Rampolla wissen: "Seine Heiligkeit hat mich gnaedigst beauftragt, in seinem Heiligen Namen Monsieur Mariani seinen Dank auszusprechen, und ihm seine Dankbarkeit in einer ganz besonderen Weise zu bekunden. Seine Heiligkeit geruht, Monsieur Mariani eine Goldmedaille zum Geschenk zu machen, die sein ehrwuerdiges Wappen zeigt." (#79/40)
1900: Kokain wird in Mississippi der Rezeptpflicht unterstellt. (#99/91)
1901: Der New York Arzt W. Golden Mortimer publizierte "History of Coca" und beschrieb das Mariani-Labor in Neuilly am Ufer der Seine, zu dem ausgedehnte Gewaechshaeuser gehoerten, in denen Mariani an Tausenden von Cocapflanzen die Eigenheiten ihres Wachstums und ihrer Kultivierung studierte. (#79/40)
1902: Der Chefchemiker Harvey W. Wiley im Landwirtschaftsministerium der USA sorgte fuer Aufsehen, da er sich fuer eine neue Gesetzgebung auf dem Lebensmittelsektor stark machte. In einem eigens eingerichteten, mit Bundesmitteln finanzierten Labor sollten die Ingredenzien der Patentmittel untersucht und es sollte festgestellt werden, was es mit ihrem Anspruch als Heilmittel auf sich hatte. Wiley kam nicht umhin, sich auch mit Coca Cola zu befassen: Er bezeichnete die Coca Cola Company als "Rauschgifthaendler".(#79/45ff.)
1902: Willstaetter soll erstmals Kokain vollsynthetisch hergestellt haben. (#98/75, #84/14)
21. Juni 1903: Harvey W. Wiley bekam Rueckendeckung von der New York Tribune, die in ihrer Ausgabe dieses Tages die Ansicht vertrat, die Stadt sein von der Bedrohung durch Kokain "besonders betroffen" und ein gerichtliches Vorgehen gegen den Verkauf eines Getraenkes verlangte, "das in Atlanta hergestellt wird und unter den Namen Coca Cola bekannt ist".(#79/45ff.)
1903: Dem Getraenk Coca-Cola wird der Kokawirkstoff Kokain entzogen, (#79/82, #99/60) andere Quellen geben uebrigens das Jahr 1906 an. (#87/51)
1905: Procain wurde synthetisiert und loeste in der Folge Kokain als lokales Betaeubungsmittel ab. (#87/51)
1906: Bis in dieses Jahr enthielt Coca-Cola, wenn auch in sehr geringen Mengen, Kokain, dass dann, nachdem die amerikanische Gesetzgebung jeglichen Kokainkonsum und -handel ausserhalb der Medizin verboten hatte, durch Koffein ersetzt wurde. (#50)
1906: In den USA werden kokainhaltige Patentmittel durch den sogenannten "Pure Food and Drug Act" verboten. (#79/82) Das Gesetz verlangte die Bezeichnung der Inhaltsmittel (#79/48, #98/41) und unterstellte Kokain der Verschreibungspflicht und schraenkte den Gebrauch auf den rein medizinischen Bereich ein. (#79/48)
1910: Hamilton Wright, Arzt, Vater der amerikanischen Anti-Betaeubungsmittelpolitik, berichtete, dass "Farbige" Arbeiter oftmals Kokain zur Steigerung der Arbeitsleistung erhielten. (#87/51)
1914: In den USA wird der Kokain-Gebrauch unter Strafe gestellt durch den sogenannten "Harrison Act". (#79/82, #98/41, #99/91)
1916: In England wurden Kokaingesetze erlassen. (#79/82)
1918: Kokain wurde von einem griechischen Arzt in Aegypten eingefuehrt und in der High-Society als Rauschdroge angepriesen. (#99/113)
1922: Der juedische Schriftsteller Pitigrilli, mit dem buergerlichen Namen Dino Segre, veroeffentlichte einen Roman mit dem Originaltitel "Cocaina: romanzo" in Mailand. In diesem Werk schildert er den koerperlichen und geistigen Zerfall des Lebemanns Tito Arnaudi. (eigen, Rowohlt Verlag)
1923: Die Totalsynthese des Kokains wird durch Willstaedter durchgefuehrt. (#79/82)
1930: Der Kokainkonsum Deutschlands uebertraf den von Peru. Uebrigens - Hermann Goering, Chef der deutschen Luftwaffe im II. Weltkrieg, war sowohl Kokain- wie auch Morphium-suechtig. (#87/51)
1930: In Deutschland: Gesetz ueber den Verkehr mit Betaeubungsmitteln stellt Einfuhr, Verkehr, Herstellung, Handel von Kokablaettern und Kokain unter Strafe. (#79/82f.)
1934: Unter dem Namen M. Agejew, einem Pseudonym eines unbekannten Schriftstellers, erschien "Roman mit Kokain", abgesandt aus Istanbul, veroeffentlicht in Paris in einer russischen Emigrantenzeitung. Die Handlung spielt in Moskau der Belle Epoque. Es ist eines der vielen ungeklaerten Raetsel im Zusammenhang mit der Rauschdroge, denn die Identitaet des Schriftstellers konnte nie einwandfrei geklaert werden. Das Buch ist im Rowohlt Verlag neuerlich erschienen und handelt vom Drogenkonsum im Ambiente der Belle Epoque. (eigen)
1970: Der Comprehensive Drug Abuse and Control Act wurde vom amerikanischen Kongress ratifiziert und zum Bundesgesetz erhoben. (#87/52)
1983: Die Kolumbianer Ochoa, Escobar und Gacha errichteten in unwegsamen Dschungelgebiet ihre Kokainfabrik "Tranquilandia", woechentlicher Ausstoss zwei Tonnen. Die Fabrik wird nach etwa einem halben Jahr von der Polizei gestuermt. (#79/83)
1989: Der "Drogenkrieg" in Kolumbien eskalierte: Im August wurde der liberale Praesidentschaftskandidat Luis Carlos Galán ermordet. Der Praesident Virgilio Barco verhaengte den Ausnahmezustand und setze bei landesweiten Razzien Militaer ein. (#79/83)
Die Zeitschrift "The Chemist and Druggist" schilderte 1912 die Herstellung von Kokain in peruanischen Fabriken folgendermassen:
"Um einen zentralen Kessel, in den 5%-ige H2SO4 (Schwefelsaeure) eingeleert wird, befinden sich vier Gefaesse, die mit Roehren untereinander und mit dem Saeurekessel verbunden und von denen jeweils 3 mit getrockneten Kokablaettern gefuellt sind. Die Blaetter werden mit der H2SO4 bedeckt und bleiben 24 h stehen. Dann wird die Fluessigkeit in den naechsten Kessel gelassen und frische Saeure zugesetzt. Nach 3 Tagen ist die Prozedur beendet, und am vierten Tag werden die Blaetter durch neue ersetzt. Nun wird aus der Fluessigkeit durch Sodaloesung das Alkaloid ausgefaellt und nachher noch mit Petrolaaether 3-4 h lang durchgeschuettelt. Der mit dem Alkaloid gesaettigte Aether wird zuerst mit H2O und dann mit 3%-iger H2SO4 30-40 Minuten durchgewaschen. Man setzt nun neuerdings etwas Sodaloesung zu und laesst das Ganze 12 h stehen, worauf das Rohkokain auf einen Filter aufgefangen, mit dem Wasser gewaschen, gepresst und dann an der Luft getrocknet wird ..." (zit. n. H.W. Maier, 1926, S.19)(#50)
Enno Freye, Verfasser des Werkes "Kokain, Ecstasy und verwandte Designerdrogen. Wirkungsweise, Ueberdosierung, Therapeutische Notfallmassnahmen." schildert folgendes in der Praxis heute oftmals verwendetes Verfahren zur Kokaingewinnung:
Die Cocablaetter gelangen in ein grosses Becken und werden unter Zugabe von Wasser, Kalk oder Natriumkarbonat und Kerosin (bzw. Benzin, wenn kein Kerosin vorhanden ist) eingeweicht und 24-36h lang von sog. Cocatretern durchgemischt. Hierbei entsteht eine gruen-braune Bruehe, aus der beim Abfiltrieren ueber ein Tuch die Blaetter entfernt werden. Anschliessend wird dem Kerosingemisch Wasser und verduennte Schwefelsaeure zugegeben, damit die Cocaalkaloide als Salze aus dem Kerosin in die waessrige Phase uebergehen. Das ueberstehende Kerosin wird abgegossen und das Wasser mit den darin enthaltenen Alkaloiden wird durch den Zusatz von Ammoniak basisch gemacht. Hierdurch praezipitieren (auskristallisieren, Anmerk. d. Verf.) weisse Flocken von Kokainsulfat aus, die ueber ein Tuch ausgefiltert und ausgewrungen werden. Das Produkt wird zu einer weisslichen Cocapaste, "Coca bruta" getrocknet und zur weiteren Verarbeitung einem Labor zugefuehrt. Hier wird die Cocapaste mit verd. Schwefelsaeure versetzt und unter Zugabe von Kaliumpermanganat werden die weniger bestaendigen Alkaloide durch Oxidation inaktiviert. Ohne diesen zusaetzlichen Prozess ist nur mit einer Reinheit von bis zu 65% zu rechnen. Der Prozess muss vorsichtig durchgefuehrt werden, da das Kokain ansonsten zerstoert wird. Ist die Oxidation abgeschlossen (Hinweis durch Farbveraenderung) und um die Kokainbase zum Ausfallen zu bringen, wird der chemische Prozess durch Zugabe von Ammoniak abgebrochen.
Der letzte Schritt der Reinigung besteht in der Umwandlung zu Kokain-HCl, die am meisten gehandelte Form von Kokain auf der Strasse. Zu diesem Zweck wird die Kokainbase in Aether und Aceton aufgeloest. Das Alkaloid in Wasser schlecht, in organischen Loesungsmitteln jedocht gut loeslich ist, wird eine Trennung erreicht. Anschliessend wird Salzsaeure zugegeben, wodurch es zur Ausfaellung von Hydrochloridkristallen kommt, die gut in Wasser loeslich sind. Der Grund fuer diese Umwandlung ist die Wasserloeslichkeit des Kokainshydrochlorid, dass jetzt auch injeziert werden kann, aber auch gut geschnupft und es ist zur Lagerung stabiler."
Abbildung 1: In: TRACHSEL Daniel, RICHARD Nicolas: "Psychedelische Chemie.", S. 378f., Nachtschatten Verlag, Solothurn, 2000.
Abbildung 2: In: TRACHSEL Daniel, RICHARD Nicolas: "Psychedelische Chemie.", S. 791, Nachtschatten Verlag, Solothurn, 2000.