Lonchocarpus violaceus (Jacquin) DeCandolle

Andere Namen:

Balche-Baum, (#32. #92) L. longistylus Pittier, L. maculatus DC., L. punctatus, L. v. H.B.K., L. yucatanensis Pittier, BaŽcheŽ, Balche (Maya), BalcheŽ (Lakandon, "Ding des Holzes/Essenz des Waldes"), BaŽalche (modernes yucatekisches Maya), Baoelche, Lance-pod (Trinidad), Lancepod, Palo de patlaches (Mexiko), Patachcuahuitl (Nahuatl), Pitarilla (span.), Samea (Chiapas), Saayab, Sakiab, Sayab (Yucatan), Violet lancepod, Xbalche (kolonialzeitliches Maya). (#92/324)

Inhaltsstoffe:

Rinde: Rotenon und verschiedene Longistilin(e), die chemisch mit Kawain analog sind. Rotenon hat toxische, purgative aber auch berauschende Wirkungen. Die Gesamtwirkung des Balche-Trankes laesst sich nur aus bisher unbekannten Synergismen erklaeren. (#32, #92)

Vorkommen:

Sein Hauptverbreitungsgebietz sind die tropischen Regenwaelder von Suedmexiko sowie das angrenzende Petengebiet (Guatemala). Der Baum kommt auch auf Trinidad und Tobago vor. Ebenso wurde er fuer Puerto Rico, die kleinen Antillen, Isla Margarita, Venezuela und Kolumbien als einheimisch beschrieben. (#92/324)

Allgemeines:

Der Balche-Baum war und ist vielen mesoamerikanischen Voelkern (Maya, Lakandonen, Pokomchi) ein heiliger Baum, dem starke Zauberkraefte zugeschrieben werden. Aus der Rinde und Wurzel werden Balche genannte, berauschende Truenke gebraut. Die Pflanzenteile werden unter Beschwoerungen in ein Honigwasser gelegt, das sogleich gaert. Diesem Gebraeu wurden viele andere wirksame Pflanzen (Seerosen, Stechapfel, Tabak), Gewuerze, Kroeten und Baumfroesche beigemischt. Der Trank wird nur im zeremoniellen Rahmen getrunken. Die Heiler der modernen Maya benutzen Balche-Gebraeue bei der Divination. Dazu legen sie einen Quarzkristall ueber Nacht in den Trunk ein. Dadurch koennen sie am naechsten Tag, meist nach dem Genuss von Ololiuqiu oder Stechapfel (Datura stramonium) Einblick in gewoehnlich Unsichtbares gewinnen. (#32)

Aussehen:

Von Christian Roetsch, dem Verfasser von "Enzyklopaedie der psychoaktiven Pflanzen" und vieler anderer ethnopharmakologischer Werke stammt folgende Beschreibung:

Balche ist ein mittelgrosser Baum, der in Kultur bis zu 10m Hoehe erreicht. Er hat eine glatte, helle Rinde, die oft von Flechten besetzt ist. Die Blaetter sind lanzettfoermig. Die violetten Blueten stehen in Rispen. Die Fruechte sind 8-12cm lange, flache Schoten, die nur 1-2 Samen enthalten. Die Bluetezeit ist Mai, die Fruchtreife im Januar bis Februar. (#92/324)

Geschichte:

Die alten Maya kannten auch ein magisches Ritual, (#32, #92) bei dem Balchee rektal verabreicht wurde. (#32)

1665: Eine Art aus der Gattung wurde bereits in diesem Jahr von de Rochefort fuer die Antillen erwaehnt. (#92)

19. Jhdt.: Erstmals wird die Pflanze wissenschaftlich beschrieben. (#92)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie