Panaeolus subbalteatus (Berkeley et Broome) Sacc.

Pflanzenbild Bildquelle. Eine Pilzgruppe.

Andere Namen:

Dunkelrandiger Duengerling, (#20, #17, #40, #51) Fawn Nipple, (#30) P. s. Berkeley & Broome, Belted Cap P., (#29) Gezonter Duengerling, Agaricus subalteatus Berkeley & Broome, (#51) P. venenosus Murrill. (#29, #51, #62)

Inhaltsstoffe:

Die Pilze enthalten 0,08-0,7% (#51) Psilocybin (#20, #29, #40, #51, #62/310) und 0,05-0,46% (#51) Baeocystin, (#51, #62) bezogen auf die Trockenmasse. Stijve fand nur rund 0,1% Psilocybin und sehr wenig Baeocystin. Pilze aus dem pazifischen Nordwesten der USA enthielten dagegen 0,16-0,65% Psilocybin. (#51) Die Pilzkappen beinhalten mehr Alkaloide als die Staemme. Die kleineren Pilze sind allgemein staerker. (#62)

Allgemeines:

Diese Pilzart gehoert zu den Duengerlingen (Panaeolus ssp.), einer Gattung von Pilzen, welche eine Reihe halluzinogener Vertreter umfasst. Er soll nach dem Leipziger Pilzforscher Jochen Gartz sogar die wichtigste psychotrope Duengerlingsart in Europa sein. (#51) Diese Pilzgattung ist uebrigens auch botanisch sehr nahe zu den Samthaeubchen (Conocybe ssp.) verwandt, deshalb gab es in der Vergangenheit, aber auch heute, oftmals grosse Probleme einzelne Arten, der jeweiligen Gattung zuzuordnen. Manche Vertreter, v.a. die Art Panaeolus cyanescens ("Blauender Duengerling"), wurden eine zeitlang zu der Art Conocybe gerechnet, spaeter dann aber in die Gattung Panaeolus umgeordnet. Auf jeden Fall enthaelt diese Art das typische Pilzhalluzinogen Psilocybin, welches hauptsaechlich fuer die Wirkung fast aller halluzinogenen Pilzarten verantwortlich ist, v.a. fuer die Wirksamkeit einer Menge Vertreter der Gattung Psilocybe (Kahlkoepfe), die weltweit bekannt sind fuer ihre Rauschwirkung. (eigen)

Aussehen:

Roth, Daunderer und Kormann beschreiben den Pilz wie folgt:

Er hat einen halbkugeligen, flachen Hut (2-5cm), der ockerbraun ist. Er hat eine breite dunklere Randzone. Die Lamellen sind tief dunkelbraun gesprenkelt. Der Stiel ist zylindrisch und hohl. Am Boden ist er leicht knollig und mit flockigen, hellen Fasern ueberzogen. Das braune Fleisch ist geruchslos und schmeckt mild. Die Sporen sind elliptisch, glatt und dunkelbraun. Das Sporenpulver ist schwarz-braun. (#20)

J. Stevens gibt folgende Beschreibung:

Der Hut ist 0,5-8cm breit, der Stamm 3,8-10cm lang und 0,5-1cm dick. Der Hut ist glocken- bis kuppelfoermig. Er hat einen weissen Ring am unteren Rand mit einem weiteren dunklerem, grau oder braunen Ring darueber. Das zentrale Stueck des Hutes ist cremig-weiss bis ins lederfarbene uebergehend zu gelbbraun oder rostigbraun in den oberen Sektionen. Der Hut wechselt im Alter die Farbe bis blass gelbbraun oder lederbraun mit dunklerem unteren Ring. Die Lamellenkanten sind weiss. Der Stamm ist mit pulvrigen weissen Resten ueberzogen. Er wird dunkler zur Basis bis hin zu lederbrauner Farbe. Er wird leicht blau durch Quetschen. (#30)

Stamets und Chilton geben die typischen Merkmale, wie folgt an:

Der Hut ist 35-40mm breit bei der Reife. Der Hut ist konvex bis glockenfoermig, spaeter breiter konvex und schliesslich ausdehnend bis beinahe flach mit einem breiten Hoecker. Die Farbe ist zimtbraun bis orange-artig zimtbraun, und wechselt zu gelbbraun beim Trocknen mit einer dunkelbraunen Zone am Hutrand. Die Lamellen sind am Stamm befestigt, breiter zum Zentrum und mit 3 Reihen dazwischentretender Lamellen eingefuehrt. Die Lamellenfarbe ist braeunlich und gesprenkelt. Die Kanten bleiben weiss, ansonsten werden die Lamellen schwaerzlicher bei der Sporenreife. Der Stamm ist 5-6cm lang, 4mm dick bei der Reife, zerbrechlich, hohl und faserig. Er wird dicker zur Basis hin. Die Stammfarbe ist roetlich getoent unter einer feinen Huelle sehr kleiner weisslicher Faserchen, die abwaerts dunkler werden oder auch bei Beruehrung dunkler werden. Die Stammbasis ist oft blaeulich gequetscht. Blaeuung ist auf dem Hut selten. (#29)

Volkbert Kell beschreibt die halluzinogene Pilzart mit folgenden Worten:

Der Hut ist 3-6cm breit, rotbraeunlich, hygrophan. Er blasst schnell vom Scheitel her aus, und hat lange einen dunklen Hutrand. Die Blaetter sind schwarzbraeunlich oder schwarz, scheckig, kurz angeheftet und stehen gedraengt. Das Fleisch ist hutfarben, duenn, geruchlos und mild. Der Stiel ist fleischbraeunlich und gaenzlich mit hellem Reif bedeckt. Die Sporen sind olivschwaerzlich, fast zitronenfoermig, glatt und messen 12-14x8-9mcm. Der Sporenstaub ist schwarz.

Der Dunkelrandige Duengerling ist an seiner Groesse, dem dunkel gerandeten Hut und dem oft buescheligem Wachstum zu erkennen. Der kleinere nicht bueschelige Dunkle Duengerling (P. fimicola) hat fast gleiche mikroskopische Merkmale. Grosse Exemplare des Heu-Duengerling (P. foenisecii) sind leicht durch die helleren, warzigen Sporen zu unterscheiden. (#40)

Michael und Schulz geben folgende Beschreibung im Jahr 1927 ab:

Der Hut ist flachglockig, stumpf, in der Mitte oefter etwas gebuckelt, meist 3-4, manchmal auch bis 5cm breit, hygrophan, im feuchten Zustande rotbraun, trocken blass, braeunlich-fleischfarben, am Rande eine Zeitlang durchwaessert dunkler gezont, glatt oder etwas runzelig, kahl, schleierlos und ziemlich fleischig. Die Blaetter sind erst rotbraeunlich, schliesslich russig-schwarz, ziemlich gedraengt, bauchig, 7-8mm breit, dicklich, am Stiel angeheftet und spaeter von ihm getrennt. Die Sporen sind fast zitronenfoermig, 13-14mcm lang und 8-9mcm breit, glatt, schwarz und undurchsichtig. Der Stiel ist schlank, fast gleichmaessig dick, oft verbogen, 4-8cm lang und 3-4, seltener bis 5mm dick, rotbraeunlich, seidig-faserig, nur oben schwach bereift, engroehrig-hohl und zerbrechlich. Das Fleisch ist blass, geruchlos und von mildem Geschmack.

Eine Beschreibung aus dem Jahr 1962 lautet:

Der Hut ist gewoelbt-ausgebreitet, lehmbraun mit dunkler Randzone. Der Hut misst 2-4cm, ist gewoelbt, bald leicht gebuckelt ausgebreitet, glatt, jung kastanienbraun, von der Mitte aus verblassend bis lederfarben-lehmbraun, aber fast immer mit kastanienbrauner Randzone. Er hat keinen Schleier. Die Lamellen sind marmoriert und werden allmaehlich fast schwarz. Der Stiel ist recht kraeftig, schwach gerieft. Die Pilze faerben sich nur selten blau bei Druck. (#51)

Vorkommen:

Der Pilz waechst auf Strohhaeufen, Rasen (#30, #51) und Kompost, (#30) auf gut geduengten Feldern und Wiesen, (#29, #30, #40, #51) auf Stallabfaellen von Pferden und auf Pferdemist. (#29) Er waechst direkt auf Mist. (#40) Er tritt vereinzelt bis zahlreich auf. (#29, #40, #51) Der Pilz ist weit verbreitet ueber den Nordamerikanischen Kontinent und in gemaessigten Gegenden der Welt. (#29) Er gedeiht auch in Europa (#17) und in Hawaii. (#51) Seine Fruchtzeit kann schon im Fruehjahr beginnen. (#20, #30, #51) Im Sommer kann oft eine Pause sein, (#30) oder auch nicht. (#20, #40, #51) Dies ist von der Trockenheit im Sommer abhaengig. (eigen) Im Herbst beginnt der Pilz wieder Fruchtkoerper zu bilden. (#20, #51)

Pflanzl. Fam.:

Coprinaceae - Tintenpilze

Wirkungen:

Der Pilz loest ein typisches Psilocybin-Syndrom aus. Eine halbe Stunde nach dessen Genuss treten farbe Halluzinationen auf. (#40)

Wirkdauer:

Es ist aufgrund des Hauptinhaltsstoffes Psilocybin mit der gleichen Wirkdauer wie bei den anderen, bekannteren halluzinogenen Pilzen (Psilocybe cubensis, P. cyanescens oder auch P. semilanceata [Spitzkegeliger Kahlkopf] ) zu rechnen. Die Dauer der Wirkung betraegt somit etwa 5-6 Stunden. (eigen)

Entgiftung:

Es soll an dieser Stelle an die Abhandlung ueber den Hauptinhaltsstoff Psilocybin verwiesen werden, aber auch an Beschreibungen anderer Psilocybin-haeltiger Arten, die bekannter sind. (Psilocybe cubensis, P. cyanescens, P. semilanceata [Spitzkegeliger Kahlkopf] ). Dort koennen die entsprechenden Informationen entnommen werden. (eigen)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder glaubhaften, psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt. (eigen)

Geschichte:

1861: Die Art wird als Agaricus subalteatus Berkeley & Broome in England erwaehnt. (#51)

1887: Die heute gueltige Bezeichnung P. subbalteatus (Berkeley & Broome) Sacc. wurde publiziert. (#51)

1915: Im Winter erschien die Panaeolus-Art spontan in einem Pilzgewaechshaus in New York, und wurde zusammen mit den dort kultivierten Champignons irrtuemlich verspeist und bewirkte so eindrucksvolle Vergiftungen, dass Murril den Pilz als P. venenosus neu beschrieb. (#51)

1968: Es erfolgte ein Psilocybin-Nachweis durch Ola'h (#62/310) Ola'h veroeffentlichte uebrigens eine grosse Monographie zu den Duengerlingen, aehnlich G. Guzmann, der eine Monographie zur Gattung Psilocybe (Kahlkoepfe) verfasste. Olah's Werk diente lange als Standard fuer Duengerlinge. (eigen)

1972: Es erfolgte wiederum ein Psilocybin-Nachweis durch Fiusello und Ceruti Scurti. (#62/310)

1976: Es erfolgte ein weiterer Psilocybin-Nachweis durch Jonathan Ott und Gaston Guzman. (#62/310)

1977: In diesem Jahr erfolgte eine weitere Untersuchung dieser Pilzart. Es wurde ein positiver Psilocybin- und Baeocystin-Nachweis durch Repke et al. durchgefuehrt. (#62/310)

1982: Ein neuerlicher positiver Psilocybin-Nachweis durch Beug und Bigwood erfolgte. (#62/310)

1985: Es wurde ein Psilocybin- und Baeocystinnachweis durch die Forschergruppe Stijve und Kuyper durchgefuehrt. (#62/310)

1987: Es erfolgte ein neuerlicher Psilocybinnachweis durch Ohenoja et al. (#62/310)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: SMITH Michael B.; In: STAFFORD Peter: "Psychedelics Encyclopedia", S. 257, 3., erweit. Aufl., Ronin Publishing, Berkeley, 1992.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie