Strychnin

Formel

Formel aus:

(#92)

Vorkommen:

Strychnos ignatii, S. nux-vomica.

Andere Namen:

Estricnina, Stricnina, Strychnine; Strychnidin-10-on; 2,4a,5,5a,8,15a,15b,15c-Decahydro-4,6-methano-14H,16H-indolo[3,2,1,ij]oxepino-[2,3,4-de]-pyrrolo[2,3-h]chinolin-14-on. (#92/864)

Spezifikation:

Summenformel: C21H22N2O2; (#92/864)
Kurzbeschreibung: farblose, bitter schmeckende Kristalle;
Molare Masse: 334,42 gmol-1; Aggregatzustand: fest; Dichte: 1,36 gcm-3; Schmelzpunkt: 268 Grad Celsius;
Loeslichkeit: Schlecht in Wasser loeslich; gut loeslich in Alkohol und Chloroform; (Wikipedia)

Dosis:

1-3mg fuer tonisierende Zwecke; 5mg sind aphrodisisch-psychoaktiv; bei 10mg koennen Kraempfe auftreten, ueber 30mg koennen zu Atemnot und heftigen Angstgefuehlen fuehren, schreibt Neuwinger 1994. (#92/864)

In der Wikipedia steht folgende Dosisangabe:

Eine Menge von 30-120 mg Strychnin kann fuer einen erwachsenen Menschen toedlich sein. Strychnin wird rasch ueber die Schleimhute aufgenommen. Subkutan oder intravenoes koennen auch schon Mengen ab 15 mg toedlich wirken. Bei Vergiftung sollte sofort ein Notarzt gerufen werden. Die Notfallbehandlung schliet standardmaessig eine Anwendung von Benzodiazepinen (etwa Diazepam) ein. (Wikipedia)

Allgemeines:

Strychnin ist ein Indolalkaloid und gehoert in die Gruppe der Strychnosalkaloide. (#92/864)

Strychnin ist ein aeusserst stabiles Molekuel und kann in Leichen selbst nach Jahren noch festgestellt werden, schreiben Roth et al. im Jahre 1994. (#92/864)

Wirkungen:

Strychnin wirkt vorwiegend auf das Zentralnervensystem, indem es kompetitiv den Neurotransmitter Glycin hemmt. Es wirkt laehmend auf die Neuronen besonders im Rueckenmark und fuehrt zu einer Ausschaltung von Kontroll- und Hemmmechanismen bei gleichzeitigen Reizeinstrom. In Gebieten des Vorderhornes des Rueckenmarks und in hoeheren Zentren kommt es dadurch zu ueberschiessenden Reaktionen und zu Ueberreizung. Weiters blockiert Strychnin die Kalium-, Natrium und Chloridleitfaehigkeit und hat hemmende Wirkung an GABA-ergen und adrenergen Neurorezeptoren. Aufgenommen wird Strychnin ueber den Magen-Darm-Trakt. Danach wird es im gesamten Organismus gleichmaessig verteilt, hoehere Konzentrationen kann man in Leber und Nieren finden. (#114/63)

Strychnin gehoert zu den Analeptika, also jenen Substanzen, die in niedrigen Dosierungen gewissen Teile des zentralen Nervensystems aktivierieren, in hoeheren Dosen aber als Krampfgifte wirksam werden.
Fuehner et all beschreiben 1943 die Wirkung folgendermassen:

"Milligrammgaben von Strychninnitrat innerlich oder subkutan bewirken Steigerung der Sinnesempfindungen (Gefuehl verschaerften Sehens, Hoerens, Schmeckens, Riechens) und Steigerung der Reflexe. (#92/864)

Strychnin ist ein aphrodisisch wirksamens Alkaloid, aber nur wenn die Dosierung genauestens eingehalten wird. "Bei vielen traten prompt Erektionenen ein." (#92/864)
Ein hochwirksames Potenzmittel hat Gottlieb 1974 beschrieben:

(#92/864)

Strychnin hat als Mordgift eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. (#92/864)

Als Antidot (Gegengift) ist Diazepam wirksam. (#92/864)

Strychnin wird als Rattengift verwendet. (#92/864)

Geschichte:

1818: Caventou und Pelletier isolieren Strychnin erstmalig aus der philippinischen Ignatiusbohne (Strychnos ignatii Berg). (#92/864)

2. Weltkrieg: Strychnin soll die Lieblingsdroge von Adolf Hitler gewesen sein. (#92/864)

1946: Die Aufklaerung der komplexen Struktur des Strychnins gelang Sir Robert Robinson. (Wikipedia)

1954: Es gelang schliesslich Robert Burns Woodward die chemische Synthese des Strychnins. (Wikipedia)

1947, 1965: Sir Robert Robinson und Robert Burns Woodward wurden unter anderem fuer diese Leistungen mit dem Nobelpreis geehrt (1947 und 1965). Seither gelang bereits einigen Chemikern eine enantioselektive Synthese. (Wikipedia)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie