Bildquelle. 1. Zweig mit maennl. Blueten. 2. reife Frucht, haengend. 3. diesselbe laengs geoeffnet, zeigt den dunkelbraunen Samen von durchbrochenem Arillus (Macis) umhuellt. 4. Samen. 5. Samenquerschnitt. sms. Samenschale. end. Endosperm. pe. Perispern.
Mada shaunda (betaeubende Frucht, Indien), (#32, #45) nutmeg (engl.), (#45, #62) Muskatnuss (dt.). (#11, #17, #32, #36, #80/43)
5-30g gemahlene Muskatnuss werden verwendet, um einen Rauschzustand auszuloesen.(#17, #80/43, eigen)
Die Muskatnuss (#17, #32) und die Bluete (#17) enthalten ein aetherisches Oel. (#32) Dieses enthaelt die Phenylpropene (#80/43) Myristicin, (#17, #20, #32, #36, #45, #62, #80/43) Safrol, (#17, #20, #32, #45, #62) Elemicin (#17, #20, #36, #45, #62, #80/43) und auch Methyleugenol und Methylisoeugenol. (#17, #45) Der Gehalt an aetherischen Oelen betraegt 4-15%, (#17, #20) davon sind 7-18% aromatische Aether. (#20) Die unwirksamen (eigen) Nebenbestandteile sind Monoterpenkohlenwasserstoffe und -alkohole. Der Hauptbestandteil des aetherischen Oels ist Myristicin (#17, #45) (bis zu 12% des aetherischen Oels). 10g der Gewuerze enthalten somit etwa 0,15g Myristicin. (#17)
Aus dem Werk "Botany and Chemistry of Hallucinogens", von R.E. Schultes und A. Hofmann, stammt diese botanische Beschreibung:
Das Gewaechs wird bis zu 20m hoch. Es ist verzweigt und zweigeschlechtlich, gelegentlich ist der Baum auch eingeschlechtlich. Der Baum hat Wurzeln an der Oberflaeche. Die Rinde ist grau. Die Blaetter sind 5-15cm lang und 2-8cm breit und riechen aromatisch. Die Blueten sind normalerweise eingeschlechtig. Ganz selten bilden sie Zwitter aus. Sie duften, sind gelb, wachsig, fleischig, kahl und haben keine Bluetenblaetter. Die Samen sind dunkelbraun, glaenzend, oval, 2-3cm lang und in einem hellroten oder orangeroten Netzwerk eingeschlossen. Es gibt 6 verschiedene Rassen von M.f. (#45)
Bildquelle. Zweig mit Blueten.
Der Baum gedeiht in den tropischen und warmen Zonen von Europa, Afrika und Asien. (#11) Die Heimat des Gewuerzes sind die Molukken. (#17, #80/43) Der Baum kommt eigentlich nicht wild vor, hat sich aber als Kulturpflanze ausgedehnte Gebiete erobert. (#11, #45) Wesentliche Anbaugebiete sind heute Java, Malaysia, Sri Lanka, Grenada und Brasilien. (#17) Auch Ostindien wird als Gebiet des Vorkommens angefuehrt. (#36)
Myristicaceae - Muskatnussbaumgewaechse<(p>
Der Muskatnussbaum ist eine alte Kulturpflanze. Er wird seit langem als Gewuerz-, (#11, #17, #32, #36) Heil- (#32) und Rauschpflanze geachtet. (#32, #36, #45, #62) Die als Gewuerz verwendeten Muskatnuesse sind die von der Samenschale befreiten (#17) und getrockneten (#11, #36) Samen der pfirsichartig aussehenden gelben Beerenfrucht. Der rote (#11) Samenmantel (Arillus) (#17) wird in getrockneter Form unter der Bezeichnung Muskatbluete (#11, #17) (Macis) (#11) ebenfalls als Gewuerz benuetzt. (#11, #17)
Bildquelle. Muskatnuesse.
Die Droge wird auch traditionell in Afghanistan als Stimulanzmittel verwendet. (#62) In Indien wird auch noch heute der Betelbissen mit Muskatnuss versetzt. (#45) Die Droge wird entweder oral eingenommen oder geschnupft. (#45) Schulze berichtet, dass Gefangene in der Karibik Muskatnuss benutzen, indem sie diese auf einer Metallfolie erhitzen und die Daempfe einatmen. Die Nuss soll auch vermengt mit Tabak geraucht werden. (#45) Doch eigene Experimente erwiesen, dass die Nuss geraucht mit Tabak keine nennenswerten Wirkungen erzeugt. (eigen)
Die Muskatnuss ist weltweit legal (#36, eigen), da sie als Gewuerz weitverbreitet ist und sich der Gebrauch der scharfen, kaum konsumierbaren Drogenbereitung niemals durchgesetzt hat. Trotzdem gehoert sie zu den "Legal Highs" und ist eindeutig, oral konsumiert, halluzinogen wirksam. (eigen)
Die Nuss und die Bluete erzeugen einen Rauschzustand. (#11) Die Inhaltsstoffe Myristicin und Elemicin wirken halluzinogen (#17, #45) und sind fuer die 2-5h nach Einnahme von 5-30g gemahlener Muskatnuss auftretenden Rauscherscheinungen verantwortlich. Diese reichen von leichten Bewusstseinsstoerungen bis zu intensiven Halluzinationen, die vor allem durch Veraenderungen des Zeit- und Raumgefuehls (#11, #17) charakterisiert sind. (#17) Der Rausch wird von Sinnestaeuschungen im Gehoers- und Gesichtsbereich gepraegt. (#11)
Die oft auftretenden (#11) Nebenwirkungen sind Bauch- (#17) und Kopfschmerzen, (#11, #17) Trockenheit des Mundes, (#17) Schwindel, (#11, #17) Erbrechen, Tachykardie, Schlaflosigkeit, (#17) Uebelkeit, rasendes Herzklopfen, (#11) Todesangst, Kollaps und Delirium. (#17) Die Muskatnuss kann eigentlich nur als Pseudohalluzinogen bezeichnet werden. (#45)
Das Oel hat ebenso stimulierende Wirkungen und wird auch in hohen Dosen giftig. Wenn Myristicin durch Aminierung chemisch veraendert wird, entsteht das Amphetaminderivat MDA. Wird Safrol aminiert, entsteht MDMA. (#32) Vermutlich werden diese beiden Oele im Metabolismus aminiert. (#17, #32) Auf diesen biochemischen Prozess laesst sich wohl die berauschende Wirkung der Muskatnuss zurueckfuehren. (#32) Die Hemmung der Monoaminooxydase (MAO-Hemmer) durch Myristicin und Muskatnuesse wurde nachgewiesen. (#17)
In unserer Jugend verwendeten wir Muskatnussbereitungen als Ersatzdroge fuer Haschisch, welches uns damals zu teuer und auch fuer uns nur schwer zugaenglich war. In einem Zeitraum von einem Jahr haben wir verschiedenste Arten versucht, diese schwerverdauliche Rauschdroge konsumierbar zu machen. Aus dieser Zeit stammen folgende Beschreibungen:
Ein Selbstexperiment mit Muskatnusspulver, welches in Kakao "geloest" wurde, ergab folgende Resultate:
"Zuerst traten leichte Verzerrungen der Wahrnehmung (Zittern von Gegenstaenden) auf. Dann wurde eine Erhoehung der Empfindlichkeit der Haut registriert. Bilder stellten sich ein, wenn man die Augen geschlossen haelt. Schoene Bilder. Laute und schnelle Musik wurde als angenehm empfunden - deshalb hoerten wir etwas frischen Punkrock aus England. Wir empfanden, dass die Vorstellungskraft verstaerkt war. Bei manchen Personen traten Uebelkeit, dann Erbrechen auf. Wird zusaetzlich noch Alkohol konsumiert, besteht die Gefahr eines Kreislaufzusammenbruchs. Der Zigarettenkonsum wurde bei Rauchern eingeschraenkt. Es wurde eine regelrechte Unlust zum Rauchen von Tabak verspuert, anschliessend ergab sich eine Trockenheit im Mund. Das Ganze verstaerkte sich zu Durst und einem Gefuehl des 'Ausgebranntseins'. Die Haut wurde komplett ausgetrocknet. Bei manchen von uns kamen Schmerzen im Magenbereich auf." (eigen)
Ein weniger glueckliches Selbstexperiment haben ich und meine Freundin vor vielen Jahren unternommen, dass sich so ereignete:
Wir hatten die Muskatnuss in Form des Pulvers in ein Glas Wasser gegeben. Jeweils 10g. Wir waren keine Kostveraechter und waren auch einiges gewohnt. Die Wirkung setzte wie gewoehnlich nach etwas einer halben bis einer Stunde ein. Wir haben dann noch eine Menge schleches Marihuana geraucht, was die Wirkung der Muskatnuss wesentlich verstaerkte. Nach einer weiteren Stunde machten wir uns auf unseren sehr weiten Heimweg. Nachdem wir einige Kilometer gegangen waren, beklagte sich meine Freundin, dass ihr uebel geworden sei. Ploetzlich, nach einigen Minuten, musste sie sich uebergegen, und dass nicht nur einmal, sondern rhytmisch etwa alle 5 Minuten, obwohl sie nichts mehr im Magen hatte. Es ging ihr sehr schlecht und ich musste sie mit dem Taxi heimbringen. Nachher nahm sie nie wieder auch nur einen zehntel Gramm Muskat zu sich." (eigen)
Ein anderes Selbstexperiment mit einigen Gramm Muskatpulver, welches in einen Joint mit Tabak vermischt geraucht wurde, ergab folgendes Bild:
"Wir hatten das Pulver auf den ganzen Joint verteilt. Es waren ungefaehr 3-4g davon. Die Tuete wurde riesig und wir zuendeten sie an. Sie brannte nur schwerfaellig, aber es gelang uns die Daempfe einzuatmen. Scharf, wie Marihuana beim Rauchen, war sie nicht, unsere Mischung, aber dafuer unwirksam. Der Joint ging mehrmals aus, und als wir ihn mit grosser Hitze entflammten begannen die aetherischen Oele zu brennen - doch - auf keine Weise konnte wir diesem Gemisch eine Wirkung entlocken. (eigen)
Zur Gefaehrlichkeit der Muskatnuss muss noch folgendes Kommentar hinzugefuegt werden:<(p>
D. Martinetz berichtet in seinem Buch "Rauschdrogen und Stimulantien. Geschichte, Fakten und Trends." vom Todesfall eines Jugendlichen, der an der Dosis von 2 Nuessen verstorben sein soll. Dieser Fall wurde von ihm aus einer unbestimmten toxikologischen Arbeit entnommen. (#80/43) Auch Arman Sahihi, bemerkt, dass hohe Dosen der Nuss, oder Auszuege unter Umstaenden toedlich sein koennen. (#36)
Bildquelle. Die Pflanze.
Der gleiche D. Martinetz gibt auch noch eine kurze Beschreibung der Wirkung:
5-30g gemahlene Muskatnuss, mit Fluessigkeit zu einem Getraenk verruehrt, koennen nach ca. 2 Stunden intensive halluzinogene Wirkungen hervorrufen. Raum- und Zeitorientierung verschwinden, ein Gefuehl des Schwebens stellt sich ein. Die Symptome halten 12-48 Stunden an. Akute Vergiftungen sind dabei leicht moeglich! (#80/44)
Zu dieser Beschreibung muss noch etwas Kritik angefuehrt werden. Die Dauer der Symptome ist auf jeden Fall viel zu lange. Man kann hoechstens 6 Stunden von einer spuerbaren Wirkung sprechen, ansonsten ist die obengenannte Beschreibung etwas uebertrieben und erinnert eher an eine starke Dosis Cannabis. (eigen)
Zu wenig herausgearbeitet wurde auch die Tatsache, dass die Nussbereitungen extrem scharf sind, und fuer viele Menschen deshalb ungeniessbar sind. Erbrechen ist kein Einzelfall sondern haeufig. Schwerere Vergiftungen wurden in den Jahren der Experimente bei uns nicht beobachtet, obwohl die eingenommen Dosen jenseits der 30g Grenze lagen und es nicht nur 1 Experiment damit gegeben hat. Das groesste Hindernis, wieso Muskatnuss kaum eine Rolle als Rauschdroge spielt, ist ihr Geschmack, der vermutlich auch teilweise, wegen den enthaltenen Terpenen so schlimm ist. Extrakte wurden wegen fehlenden Know-hows damals nicht erstellt und getestet - denn damit koennte man einen grossen Teil der "Schadstoffe" abtrennen u.U. eine geniessbarere Form finden. Die beste Bereitung, die wir "entdeckten" war die Loesung des Muskatpulvers in Kakao. (eigen)
7. Jhdt. v. Chr.: Die Muskatnuss war in Indien als Gewuerz, aber auch als berauschendes Mittel zu dieser Zeit bereits bekannt. (#80/43) Im alten Indien hiess die Muskatnuss, mada shaunda, "betaeubende Frucht". (#32, #45) Unter diesem Namen wurde die Nuss im Ayurveda beschrieben. (#45) Sie wurde als Rauschmittel und Aphrodisiakum benutzt, dem Betel-Bissen zugefuegt und unter das Curry gemischt. (#32)
In der arabischen Medizin wurde sie als Aphrodisiakum, Potenzmittel und Fruchtbarkeitsspender eingesetzt. (#32)
Ihre volksmedizinische Anwendungen (#17, #32, #45) reichten von Magen- und Darm-Erkrankungen, (#17, #45) ueber den Gebrauch als Abtreibungsmittel von unerwuenschten Kindern (#17) bin hin zur Verwendung als Aphrodisiakum, (#17, #32) Potenzmittel und Fruchtbarkeitsspender. (#32) Diese Verwendungszwecke waren oft der Anlass fuer Vergiftungen. (#17)
Im Mittelalter gehoerte sie zu den beliebtesten Gewuerzen. (#32) In dieser Zeit wurden oft hochgradige Vergiftungen beobachtet, die zu stuporoesen Zustaenden fuehrten. (#45)
1676: Van Leeuwenhoek untersuchte die Muskatnuss und entdeckte, dass eine fluechtige Komponente Milben toetet. (#45)
Beginn d. 19. Jhdts.: Der Breslauer Physiologe Johannes Evangeliste Purkinje (1787-1869) erkannte die halluzinogene Wirkung der Muskatnuss. (#80/43)
Seit Anfang des Jahrhunderts wird die Muskatnuss als Marijuana-Ersatz gegessen. (#32)
Bis 1965: In der Autobiographie des in diesem Jahr ermordeten Anfuehrers der Black Muslim-Sekte, der Malcolm X genannt wurde, wurde die Wirkung und der Gebrauch der Muskatnuss als Ersatzdroge in Gefaengnissen beschrieben. (#80/43)
Die Ausbildung einer koerperlichen oder psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt geworden. (eigen)
Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Unbekannt.
Abbildung 2: Zeichner/in: unbekannt; In: MARTINETZ Dieter:"Rauschdrogen und Stimulantien. Geschichte - Fakten - Trends.", 1. Aufl., S. 44, Urania-Verlag, Leipzip, Jena, Berlin, 1994.
Abbildung 3: Zeichner/in: unbekannt; In: MARTINETZ Dieter:"Rauschdrogen und Stimulantien. Geschichte - Fakten - Trends.", 1. Aufl., S. 44, Urania-Verlag, Leipzip, Jena, Berlin, 1994.
Abbildung 4: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Internet.