Psilocybe yungensis Singer

Pflanzenbild Bildquelle. Zeichnung einer Pilzgruppe.

Andere Namen:

P.y. Singer et Smith, (#13, #71) P. acutissima Heim 1958, P. isauri Singer 1959, (#62/312, #71) derrumbe negro (span., "der schwarze Abgrund"), di-neze-ta-a-ya (mazatek.), si-shi-tjo-leta-ja (mazatek.) , di-shi-to-ta-a-ya (mazatek.), atkad (mixe "Richter"), piitpa, pajarito de monte (span. "Waldvoeglein"), hongo genia (span. "genialer Pilz"). (#71)

Pflanzl. Fam.:

Strophariaceae - Schuppenpilze/Traeuschlingsartige

Vorkommen:

Sierra Mazateca, Mexiko. (#13)

Oaxaca, Mexiko; Kolumbien, Ecuador, Bolivien. (#62/316)

Inhaltsstoffe:

Diese Art ist total umstritten. Es ist nicht sicher, ob sie das Halluzinogen Psilocybin enthaelt, denn der bekannte Chemiker und Drogenforscher A. Hofmann konnte kein Psilocybin nachweisen, obwohl der Drogenforscher R.G. Wasson, der den Pilzkult in Mexiko/Guatemala aufdeckte, meinte, die Pilze eingenommen zu haben. Grund fuer dieses Chaos ist, dass die botanische Bestimmung dieses Pilzes umstritten ist. Es ist nicht klar ob Wasson dieser Art oder eine andere Art eingenommen hat. (#62)

Allgemeines:

Diese Pilzart gehoert zur Gattung Psilocybe (den Kahlkoepfen). Diese Gattung ist bekannt durch eine Reihe halluzinogener Vertreter. So ist Psilocybe semilanceata (der Spitzkegelige Kahlkopf), der psychotrope Pilz Europas. Die Art Psilocybe cubensis ist dadurch beruehmt geworden, dass er sich leicht zuechten laesst und hat damit eine weite Verbreitung in der Drogensubkultur erhalten, wo er als Quelle fuer das begehrte Psilocybin dient. Die Gattung der Kahlkoepfe ist die noch am besten untersuchte halluzinogene Pilzgattung. Die beste zusammenfassende Arbeit stammt uebrigens von dem liechtensteiner Drogenforscher G. Guzman und wurde unter dem Titel "The Genus Psilocybe" veroeffentlicht, ist aber leider schon vergriffen. Dennoch sind noch alle Arten auf ihren moeglichen Gehalt an halluzinogenen Tryptaminen untersucht worden und es gibt noch eine Reihe von Problemen, was die Abgrenzung einiger seltener Arten voneinander betrifft. (eigen)

Die Pilzart wurde von den Mixe und Mazateken als Halluzinogen verwendet, wenn man den Bestimmungen vor Ort von R.G. Wasson glauben schenkt, und er diesen Pilz nicht mit einem anderen verwechselt hat, denn der bekannte Chemiker A. Hofmann konnte kein Psilocybin nachweisen, im Gegensatz zu einer Reihe von anderen Pilzen aus der Gattung Psilocybe (Kahlkoepfe). A. Hofmann ist ja der Entdecker des Wirkprinzips der Kahlkopffamilie, naemlich die Verbindungen Psilocybin und Psilocin. (#62/316) Aber auch R.G. Wasson und der Pilzforscher R. Heim sind fuer ihre hochqualitative Arbeit bei der Aufdeckung des mexikanisch/gualmaltekischen Pilzkultes bekannt. Es ist einfach noch nicht genuegend klar, ob diese Art existiert, einer Art zuzurechnen ist, u.s.w. ...(eigen)

Damit ist aber noch nicht genuegend Chaos vorhanden. Es gibt von Jonathan Ott und von anderen die Behauptung, dass diese Art mit Psilocybe acutissima Heim und Psilocybe isauri Singer ident ist. (#62/312, #71) Beide Arten werden von einer Reihe von Autoren als eigenstaendige Arten anerkannt. Es bleibt nichts anderes uebrig, als an die ebenfalls unklaren und wenig informativen Beschreibungen bei diesen Pilzen zu verweisen. Es wurde ihnen auf jeden Fall ein eigener Eintrag in diesem Werk gegeben, bis die Sachlage endgueltig und glaubhaft geklaert ist. (eigen)

Aber es geht noch mit mehr Chaos: Dieser Pilz koennte eine Rolle in Peru gespielt haben, denn auch dort wurde historisch ein Pilzhalluzinogen von den Yurimagua-Indianern verwendet, welches nichts anderes als ein Baumpilz war. Es gibt aber noch keinen Nachweis, dass diese Pilze in Peru vorkommen, dennoch meint G. Guzman, dass es diese Pilze gewesen sein koennten. Zu diesem Sachverhalt gibt es aber noch eine Reihe von anderen Theorien und es bleibt mir nichts anderes uebrig als an das Kapitel "Geschichte" etwas weiter unten zu verweisen, wo diese Problematik etwas genauer erlaeutert wird. (#62)

Abschliessend bleibt mir nur mehr die Moeglichkeit die Pilze Psilocybe acutissima, Psilocybe isauri und diesen Pilz vorerst einmal als "akuten suedamerikanischen Pilzkomplex" zu bezeichnen, der noch einer Erforschung bedarf. Man trage dieses Wortspiel mit Humor, denn es wird noch viel serioese Arbeit brauchen, um die schwer zu bestimmende Familie Psilocybe zu untersuchen und in Arten aufzuteilen. Diese Art gehoert auf jeden Fall zu den schwierigsten Faellen. (eigen)

Wirkungen:

Aufgrund des vermutlichen Hauptinhaltsstoffes Psilocybin ist mit der gleichen Wirkung, wie bei anderen bekannteren, halluzinogenen Pilzarten zu rechnen. Es soll an dieser Stelle, an die Wirkungsbeschreibungen bei Psilocybe semilanceata (der Spitzkegelige Kahlkopf) verwiesen werden. (eigen)

Wirkdauer:

Es ist aufgrund des vermutlichen Hauptinhaltsstoffes Psilocybin mit der gleichen Wirkdauer wie bei den anderen, bekannteren halluzinogenen Pilzen (Psilocybe cubensis, P. cyanescens oder auch P. semilanceata [Spitzkegeliger Kahlkopf] ) zu rechnen. Die Dauer der Wirkung betraegt somit etwa 5-6 Stunden. (eigen)

Entgiftung:

Es soll an dieser Stelle an die Abhandlung ueber den vermutlichen Hauptinhaltsstoff Psilocybin verwiesen werden, aber auch an Beschreibungen anderer Psilocybin-haeltiger Arten, die bekannter sind. (Psilocybe cubensis, P. cyanescens, P. semilanceata [Spitzkegeliger Kahlkopf] ). Dort koennen die entsprechenden Informationen entnommen werden. (eigen)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder glaubhaften, psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt. (eigen)

Geschichte:

17. Jhdt.: Missionare der Jesuiten berichteten, dass am peruanischen Amazonas von den Yurimagua-Indianern ein Halluzinogen bereitet wird. Es sollen Pilze sein, die an Baeumen wachsen. Die Pilze wurden inzwischen (Guzman 1983) in Kolumbien, Ecuador und Bolivien nachgewiesen, jedoch noch nicht in Peru. Doch Gaston Guzman meint, dass die Pilzart sehr wohl auch in Peru vorkommt und das Halluzinogen sein koennte. Es gibt aber noch andere Moeglichkeiten: Es koennte eine Dictyonema-Art sein, die von Davis und Yost gefunden wurde, ein "Baumpilz", von dem gesagt wird, dass er von Waorani-Schamanen als halluzinogenes Berauschungsmittel im Amazonasgebiet Ecuadors unter dem Namen nenendape gebraucht wird. Davis und Yost publizierten ihre These im Jahr 1983. Der deutsche Pilzforscher Jochen Gartz meinte 1993, dass das Yurimagua-Halluzinogen auch Gymnopilus purpuratus sein koennte, der ebenfalls in dieser Gegend vorkommt. (#62/316)

1958: Die Pilzart wurde erstmalig bestimmt. (#71)

1958: Roger Heim und Richard Gordon Wasson publizierten ueber die Pilzart. R.G. Wasson nahm die Pilzart in Santiago, Oaxaca, Mexiko im Juli dieses Jahres zu sich und erlebte die halluzinogene Wirkung. (#62/316)

1958-59: Albert Hofmann konnte kein Psilocybin in den Pilzen nachweisen. (#62/316)

1959: Roger Heim und Cailleux publizierten nochmals ueber die Pilzart. (#62/316)


Bildquellen:

Abbildung 1: In: RAETSCH Christian, LIGGENSTORFER Roger (Hg.): "Pilze der Goetter.", AT Verlag, S. 140, Aarau, 1998.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie