Flunitrazepam

Formel

Formel aus:

(#5/31, #56/82)

Andere Namen:

Wiener Mischung (Alkohol/Flunitrazepam-Cocktail), Rippen (Oesterreich); (eigen) Rohypnol®; Hypnodorm®; Narcozep®; Ruffies; Roofies; 5-(o-fluorophenyl)-1,3-dihydro-1-methyl-7-nitro-2H-1,4-benzodiazepin-2-one; (erowid.org) 5-(2-Fluorphenyl)-1-methyl- 7-nitro-1,3-dihydro- 2H-1,4-benzodiazepin-2-on; (Wikipedia)

Vorkommen:

Rohypnol®, (#56/82) Somnobene®. (eigen)

Spezifikation:

Summenformel: C16H12FN3O3; Molare Masse: 313,29 gmol-1; (Wikipedia)

Allgemeines:

Die Verbindung ist von der chemischen Struktur her ein Benzodiazepin und damit nahe verwandt mit einer Reihe von Stoffen, die alle anxiolytisch (angstloesend) und sedativ (beruhigend) sind. Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist das Diazepam (Valium, Faustan). (eigen)

In Oesterreich ist das Beruhigungsmittel "Rohypnol" eine haeufig missbrauchte Rauschdroge. Die Droge wird haeufig als Ersatzdroge und Zusatzdroge von Fixern verwendet, aber auch als Schlafmittel ist die Substanz weit verbreitet. Die Konsumentengruppen gliedern sich in zwei sehr unterschiedliche Gruppen: Erstens in die sozial integrierte Gruppe, die die Droge als Erleichterungsmittel fuer den erdrueckenden Alltag bekommen und als Medikament, und vor allem in eine zweite Gruppe, die sozial ausgeschlossen, meist obdachlos, am Rande der oesterreichischen Gesellschaft leben. Diese Menschen bilden offene Drogenszenen in den Staedten, zumeist an oeffentlichen Plaetzen und uebernachten auf Bahnhoefen und in staedtischen Herbergen, leben meist von Sozialhilfe, sind abgewandert aus den Landbezirken und sind meist polytox, d.h. sie konsumieren verschiedene Drogen, Alkohol, Beruhigungsmittel und auch Opiate.

Haeufig ist die gemeinsame Einnahme von Alkohol und Rohypnol. Die "Wiener Mischung" ist eine Bezeichnung fuer eine Alkohol-Flunitrazepammischung. (eigen)

Flunitrazepam wird auch haeufig zur Loesung von Alltagsproblemen und zur Bekaempfung typischer "Altersymptome", wie Einsamkeit, Spannungen und anderes gebraucht. Rohypnol ist eine der am meisten verschriebenen "happy pills" in Oesterreich, die durch ihre angstloesende und damit entspannende Wirkung vielen Menschen den Alltag ertraeglich machen. (eigen)

Flunitrazepam kann wegen seines schnellen Wirkungseintrittes auch fuer das Beenden einer Halluzinogeneinnahme (Trip) verwendet werden. Diese Methode ist jedoch erst dann angezeigt, wenn die Methode des "talk down", des Herunterredens, versagt hat. Durch den Einsatz des Medikamentes tritt eine schnelle Angstloesung auf und der Betroffene schlaeft ein. Eine nachtraegliche Aufarbeitung des Geschehenen ist vonnoeten, denn aus dem Unterbewusstsein hervorgerissene Inhalte muessen verarbeitet werden, notfalls mit Hilfe eines Therapeuten. (eigen)

Aufgrund des schnellen Wirkeintritts des alten Praeparates Rohypnol® kam es immer wieder zu Problemen in Zusammenhang mit Alkoholkonsum. So traten Amnesie und Aggresivitaet gehaeuft auf, so dass sich der Hersteller genoetigt sah, die galenische Bereitung des Mittels zu aendern und es wurde so veraendert, dass die Wirkung nun langsamer eintritt. Damit verlor das Mittel in der Drogenszene viele Anhaenger da der schnelle "flash" des Mittels besonders beliebt war. (eigen)

Wirkungen:

Typische Wirkungen:

Da Flunitrazepam ein typisches Benzodiazepin ist, kann man mit den gleichen Wirkungen, wie beispielsweise bei Diazepam oder aehnlichen Mitteln rechnen. Grundsaetzlich hat Rohypnol eine beruhigende, muskelentspannende und angstloesende Wirkung. Der Wirkungseintritt erfolgt sehr rasch und deshalb wird die Droge gerne von Drogenkonsumenten eingenommen. Gerade dieses schnelle "Einfahren" wie es im Jargon der Szene heit, macht die Substanz so interessant. Flunitrazepam ist auch ein starkes Schlafmittel, welches bereits in geringen Dosen seine Wirkung entfaltet. Ebenso entfaltet es eine Entspannung der Muskulatur, welche von vielen Konsumenten als angenehm empfunden wird.

Rohypnol ist alleine eine relativ ungiftige Droge. Atemlaehmungen werden in Vergleich auf die frueher entwickelten Barbiturate kaum beobachtet. Damit ist die Gefahr fuer selbstmoerderische Absichten bei weiten geringer anzusetzen, da eine sehr hohe Zahl an Tabletten geschluckt werden muss, um sich in Gefahr zu bringen. (eigen)

Atypische Wirkungen (paradoxe Wirkung) und Wirkungen durch Synergien:

Im Zusammenhang mit der Drogen-Kombination "Wiener Mischung" treten haeufig so starke Rauschzustaende auf, dass ein Gedaechtnisverlust und Aggressionsausbrueche die Folge sind. Eine Reihe von Ueberdosisfaellen, die versehentlicher Weise dem Heroin zugeschrieben worden sind, sind in Wirklichkeit Mischvergiftungen. Man nennt dieses Potenzieren der einzelnen Wirkungen beider Rauschdrogen Synergie. Durch die gleichzeitige Anwendung von Flunitrazepam und Heroin kommt es zu einer Verstaerkung der atemlaehmenden Eigenschaften von Heroin, und somit leichter zur Ueberdosis. Haeufig wird in diesem Zusammenhang auch noch Alkohol konsumiert, was sehr oft zum Erbrechen fuehrt und die Personen ersticken dann an ihrem eigenen Erbrochenen im Schlaf. Typisch fuer diesen Rauschzustand sind auch eine uebersteigerte Emotionalitaet und hohe Autoaggressionen, die sich aus der Lebenssituation der abhaengigen Konsumenten und dem typischen pharmakologischen Profil der Mischung sich ergeben. Das entspannende und beruhigende Medikament wird zusammen mit Alkohol und gleichzeitig hoher Dosis Rohypnol zu einer Aggresionsdroge. Und - am naechsten Tag weiss der Konsument durch die Amnesie nichts mehr. (eigen)

Die Droge Diazepam wirkt ueber das GABA-System im Gehirn des Menschen. GABA (gamma-Aminobuttersaeure) ist ein Neurotransmitter, der fuer sedative Wirkungen im Gehirn mitverantwortlich ist. (eigen)

Tabletten

Formel aus:

(DEA)

Grund fuer den verbreiteten Gebrauch des Mittels ist ein schnelles Aufbauen einer wirksamen Dosis im Koerper nach der Aufnahme. (Die Droge "fuehrt schnell ein.") Die Substanz wird meist mit Alkohol zusammen gebraucht. Haeufig werden in diesen Fall paradoxe Wirkungen beschrieben. Erwartungsgemaess muesste man ja, da Rohypnol® zur Gruppe der Benzodiazepinderivate gehoert, mit einer stark beruhigenden Wirkung rechnen. Jedoch treten oft Aggressionsausbrueche, gefolgt von retrograder Amnesie (Gedchtnisverlust) auf. Ebenso kommt es zu einer starken Stoerung des Bewegungsapparates, der sich in der Unfaehigkeit zum Gehen artikuliert. Die Konsumenten stehen auf, fallen um und turnen total fort (ziehen sich in den Genuss des Rauschzustandes zurueck). Die Mischung von Rotwein mit Rohypnol wird auch als "Wiener Mischung" bezeichnet. (eigen)

Aufgrund des hufigen Missbrauchs von Rohypnol wurde die Bereitung vom Markt genommen und durch eine mildere ersetzt. Die neuen Rohypnol®, oder auch das Generika Somnobene®, zeichnen sich durch einen langsameren Wirkungseintritt aus. Zudem wurden dem Generika Somnobene noch ein blauer Farbstoff hinzugefuegt, sodass man sofort erkennt, wenn die Person die Substanz laengere Zeit im Mund gehalten hat um die Wirkung zu verstaerken, denn der Mund verfaerbt sich dann blau. Ausserdem ist in diesem Zusammenhang noch zu erwaehnen, dass das Praeparat Somnobene® vermehrt in letzterer Zeit geschnupft wird. (eigen)

Die Droge verursacht bei Maennern bei uebermaessigen, chronischen Konsum Impotenz. (eigen)

Die Eliminationshalbwertzeit (Nach dieser Zeit ist die Haelfte der Droge im menschlichen Koerper abgebaut.) der Substanz betraegt 15h. Die Bioverfuegbarkeit erreicht 80%. (#6/82)

Subjektive Wirkungsbeschreibung:

Die Einnahme von der Dosis von 2 Tabletten Rohypnol® fuehrte zu einen Zusammenziehen des Sichtfeldes und endete nach etwas 20 Minuten in tiefen Schlaf. Noch am naechsten Morgen herrschten Muedigkeit, ein Gefuehl der Gleichgueltigkeit und ein Nachlassen der Farbwahrnehmung auf. Die Welt erschien grau, gefuehlslos und spannungslos. Ich fuehlte mich entspannt. (eigen)

Die Einnahme von 6x 1/2l Alkohol und die darauffolgende Einnahme von 5 Tabletten, genau beim Einsetzen des Alkoholrausches, fuehrte zu einem Zustand, der einem vollen Alkoholrausch entsprach, wie er nur mit viel hoeheren Dosen dieser Substanz zu erreichen ist. Es stellten sich Bewegungsstoerungen, Rauschzustaende, Artikulationsstoerung (Probleme beim Sprechen und Ausdruecken) und eine stark erhoehte Aggression ein. Die Wirkungen von Rohypnol® und Alkohol verstraekten sich gegenseitig. Am naechsten Tag, war fast der gesamte Inhalt der Erinnerung, den Rausch betreffend, verlorengegangen. (eigen)

Sucht

Die Rauschdroge Flunitrazepam kann Abhaengigkeit erzeugen. Es entsteht bei chronischen Gebrauch eine Sucht vom Alkohol/Beruhigungsmitteltyp. Deshalb wird die Droge Rohypnol sehr gerne von Menschen genommen, die auch Alkoholprobleme haben, denn mit der einen Droge kann man die Entzugssymptome der anderen mildern. Die auftretenden Entzugssymptome sind aehnlich jenen, die von der Droge Alkohol erzeugt werden. Das Bild reicht von Unruhe, Schlaflosigkeit bis hin zu einzeln vorkommenden epileptischen Anfaellen. Der Entzug ist auch von Angstanfaellen gekennzeichnet, denn wie immer dreht sich beim Entzug einer Substanz, die Wirkung ins Gegenteil um (Wippschalterprinzip). (eigen)

Dosis:

1-2mg/Tag als schlaffoerderndes Medikament. (#56/82)

Es werden Dosen von einer halben Tablette Rohypnol® zum Erzeugen eines guten Schlafes genutzt. Als Rauschdroge wurden Dosen von 5-20 Tabletten beobachtet. (eigen)

Einnahmeformen:

Die Droge Rohypnol® wird meist alleine oder zusammen mit Alkohol oral (durch den Mund) eingenommen. (eigen)

Geschichte:

1975: Das Praeparat kam 1975 auf den europaeischen Markt. (Wikipedia)

80'er Jahre: Die Droge wird zunehmend missbraucht, als Rauschdroge und sogar als KO-Tropfen. (eigen)

Mitte der '90er: Die Droge Rohypnol® wird vom Markt genommen und es werden neue Rohypnol® angeboten, die einen langsameren Wirkungseintritt haben. (eigen)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie