Artemisia absinthium Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Andere Namen:

Wermut, (#17, #62/390, #104/102) vermouth (engl.), wormwood (engl.), (#62/390) absinthe (engl., alkoholischer Auszug - ein verbotenes Getraenk); (62/390f.) Vilayati afsantin (Hindi, Deccan), Damar (Singhalesisch), Afsanthin (arab., pers.), (#96/25) Absinth, Magenkraut, Bitterer Beifuss, Wuermelekraut, Alsem, Aetsch, Hilligbitter, Mottenstock, Elsenkraut, Wolfzausert, Grabekraut, Gottvergess. (#104/102) Absinth, Bitterer Beifuss, Wurmkraut. (#144) Common Wormwood (engl.), Absinth (engl. f. d. Pfl.). (#146)

Inhaltsstoffe:

0,3-1,3% aetherisches Oel; Hauptkomponenten Thujon (vorwiegend (+)-Isothujon, wenig (-)-Thujon) insgesamt 10-80%, Thujilalkohol und dessen Ester, insgesamt 1-75%, und bisher nur aus einem in Ungarn angebauten Chemotyp isoliert (+)-Sabinol (3%) und Sabinylacetat. (#17)

alpha-und beta-Thujon, nicht N-haeltige Terpenoide; (#62/389)

Pflanzl. Fam.:

Compositae - Korbbluetergewaechse
auch Asteraceae (#104)

Allgemeines:

Es hat aehnliche Inhaltsstoffe wie die Salvia Arten! Die Pflanze wurde dazu benutzt, alkoholische Getraenke zu staerken und war lange Zeit als Getraenk im Umlauf. (#62/389)

Von besonderem toxikologischen Interesse ist der Wermut, da sein an Thujon reiches aetherisches Oel als Bestandteil des Absinth (Extrait d'absinth) dient, dessen Herstellung allerdings heute in den meisten Laendern verboten ist. Die zur Produktion von Wermutweinen und -likoeren benutzten waessrigen Wermutextrakte enhalten neben den bitteren Sesquiterpenlactonen nur Spuren Thujon. In einigen Laendern ist Thujon als Bestandteil von Absinth und anderer alkoholischer Getraenke (Benediktiner, Chartreuse) auch heute noch von gewisser toxikologischer Bedeutung. (#17) Heute im Handel befindliche Getraenke (Wermut, Pernod) sind frei vom giftigen Thujon, mit einer bekannten Ausnahme laut Jonathan Ott: der spanische absenta wurde niemals verboten. (#62/391)

Es ist zu einer Wiedereinfuehrung des Absinths in der Schweiz unter dem Namen Gruene Fee gekommen. Der Thujongehalt wurde begrenzt. (eigen)

Pflanzenbild Bildquelle. Der Habitus der Pflanze.

Wermutkraut ist als Tee oder Bestandteil von Teemischungen erhaeltlich. Aus Wermutkraut hergestellte fluessige oder Trockenextrakte sind Bestandteil zahlreicher Fertigarzneimittel zur Behandlung von Magen-, Darm- und Gallebeschwerden. (#144)

Wermut ist mit den als Kuechengewuerzen bekannten Estragon (Artemisia dracunculus) und Beifuss (Artemisia vulgaris) verwandt. (Uni Regensburg)

Aussehen:

Halbstrauch, bis 1,2m hoch. 3-fach vierteilige Blaetter mit lanzettlichen, 2-3cm breiten Zipfeln, beiderseits dicht silbergrau behaart. Bluetenkoepfchen, 2-4mm breit, gelbe Blueten. (#17)

Der bis zu 1,20 m hohe Halbstrauch mit stark verzweigten Aesten ist in den trockeneren Gebieten von Europa und Asien heimisch. Die dreifach fiederteiligen Laubblaetter sind an beiden Seiten seidig behaart. Die kleinen, gelben Blueten stehen in einer reichaestigen, vielbluetigen Rispe. (#144)

Vorkommen:

Insbesondere an maessig-trockenen Ruderalstellen im gesamten Gebiet (Europa). (#17)

In Indien im Kashmir und Kurrum Agency auf einer Hoehe von 1.600-2.300m. (#96/25)

Die Droge waechst in Europa, in Teilen Asiens, Nordafrika und in Nord- und Suedamerika. Der Import erfolgt aus den ost- und suedosteuropaeischen Laendern. (#144)

Wirkungen:

Der bekannte Toxikologe E. Teuscher gibt folgende Beschreibung der Wirkungen des Absinths an:

Der Genuss von thujonhaltigen Absinth war vor allem in der 2. Haelfte des 19. Jahdts in der Armee und in Kuenstlerkreisen Frankreichs weit verbreitet, und fuehrte, angeregt durch die psychotomimetischen Wirkung des Getraenks, zu chronischem Missbrauch mit den Erscheinungen des Absinthismus. Das ZNS wird zunaechst stimuliert und das Wohlbefinden erhoeht. Optische und akustische Halluzinationen treten auf; Diesem angeregten Zustand folgt eine Phase tiefer Depression, die bis zum Suizid fuehren kann (van Gogh, Hemingway). Weitere Vergiftungssymptome sind Uebelkeit, Erbrechen, Abmagerung, gelbliche Hautfarbe, Sehstoerungen, Kopfschmerzen, Kraempfe und schliesslich voelliger Verfall der Persoenlichkeit, Paralyse und Tod. (#17)

Das indische Buch "Glossary of Indian Medicinal Plants" beschreibt folgende traditionelle Verwendungen:

Wurmmittel, tonisierend bei stossweisem Fieber; (#96/25)

Der frische Wermut wird in einer milden Abkochung bei chronischer Gastrithis zur Linderung der Symptome im Waldviertel Oesterreichs verwendet. (Pers.Inf. R.S.)

I. Altersberger gibt in Ihrer OnlinePublikation folgende Anwendungen und Wirkungen des Wermuts an:

Vor allem die Blueten enthalten ein aetherisches Oel, das aus verschiedenen Mono- und Sesquiterpenen zusammengesetzt ist und sehr bitter schmeckende Sesquiterpenlactone, z.B. Absinthin und Artabsin. Waessrige Auszuege in Form von Tee eignen sich wegen der die Verdauungssaefte anregenden Bitterstoffe zur Behandlung von Appetitmangel und Verdauungs-stoerungen, wie krampfartige Beschwerden, Voellegefuehl und Blaehungen sowie zur Anregung des Gallenflusses. Das im aetherischen Oel enthaltene, schwer wasserloesliche Thujon wirkt in hoeheren Dosierungen oder laengerem Gebrauch als Krampfgift und findet sich in alkoholischen Auszuegen in hoeherer Konzentration. Fuer die in der Volksheilkunde propagierte aeusserliche Anwendung bei schlecht heilenden Wunden oder Insektenstichen gibt es keine wissenschaftliche Belege. Wermutkraut wird auch zur Aromatisierung von Magenbittern oder Aperitifs (Wermutwein) verwendet. Hierzu werden thujonarme Oele z.B. aus dem Roemischen Wermut (A. pontica) bevorzugt. Absinth wird aus alkoholischen Auszuegen von Wermutkraut, Anis, Fenchel und Zitronenmelisse hergestellt und kann z.T. erhebliche Mengen an Thujon enthalten. Das als "gruene Fee" bezeichnete Getraenk wurde Anfang des 20. Jahrhunderts massenhaft vor allem in Frankreich konsumiert, u.a. von Kuenstlern wie Toulouse-Lautrec, van Gogh und Baudelaire. Inwieweit die halluzinogene und gesundheitsschaedlichen Wirkungen, die schliesslich zu einem Verbot fuehrten, dem ja doch recht hohen Alkoholgehalt bzw. dem Thujon oder anderen damals zugesetzten Stoffen zugeschrieben werden koennen, ist bis heute nicht eindeutig geklaert. (#144)

Droge:

Medizinisch verwendet werden die zur Bluetezeit gesammelten Blueten und oberen Sprossteile und Laubblaetter. Charakteristisch sind der aromatische Geruch und der sehr bittere Geschmack. (#144)

Dosis:

I. Altersberger gibt in ihrer OnlinePublikation "Das grosse Heilpflanzenbuch" folgende Dosisangaben fuer die medizinische Verwendung an:

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Sucht:

Absinthismus: ist die Bezeichnung des Syndroms, welches der alkoholbesetzte Auszug (der inzwischen verbotene Wermut) ausloeste. (#62/390f.)

Es kam zu einem schnellen Verfall der Personen die dem Absinth verfallen wurden - bekannt ist der Fall des Kuenstlers vanGogh, der im Absinthdelirium sich ein Ohr abschnitt. (eigen)

Geschichte:

1878: 8 Millionen Liter Absinth wurden in die Vereinigten Staaten importiert. (#62/390)

1892: Im Magazin Arch. Pharm., Berf. von 1892, 94 wurde ueber die Inhaltsstoffe Glucd. Absinthin und aetherische Oele berichtet. (#96/25)

1898: Im Bull. Soc. chim. Fr. von 1898, S. 537 wurde ueber Absinthin publiziert. (#96/25)

1905: Die Droge wurde aufgrund ihrer Giftigkeit in Belgien verboten. (#62/391)

1907: Die Droge wurde in der Schweiz verboten. (#62/391)

1910: 36 Millionen Liter Absinth wurden in Frankreich produziert. (#62/390)

1912: Die Rauschdroge wurde in den Vereinigten Staaten verboten. (#62/391)

1915: Die Droge wurde in Frankreich verboten. (#62/391)

1930: Im Magazin Ber. Schimmel u. C. Lpz. von 1930, 92 wurde ueber Absinthin publiziert. (#96/25)

1946: Im Zeitschriftenartikel C.R. Acad. Sci., Paris, 1946, S. 910 erschien, dass Absinthin und die aetherischen Oele nur in den aeusseren, haar-aehnlichen Druesen gefunden werden. (#96/25)

Gegenwart: Der um 1900 vor allem in Frankreich gebraeuchliche Absinthschnaps fuehrte zu erheblichen Vergiftungserscheinungen und wurde dann in den meisten Laendern verboten. Im Zuge der Angleichung der Rechtsvorschriften innerhalb der EU ist die Verwendung von thujonhaltigen Spirituosen bei Einhaltung bestimmter Hoechstgrenzen wieder erlaubt. (#144)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner/in: unbekannt; Bild entnommen aus: WURZER Walter: "Die Grosse Enzyklopaedie der Heilfplanzen. Ihre Anwendung und Ihre Natuerliche Heilkraft.", Neuer Kaiser Verlag, 1994.

Abbildung 2: Photograph/in: unbekannt; Quelle: Internet;

Abbildung 3: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Britton & Brown Illustrated Flora - 2nd Edition (1913) "An Illustrated Flora of the Northern United States and Canada"


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie