Latua pubiflora (Grisebach) Baillon

Pflanzenbild Bildquelle. 1.Rinde. 2. Trieb. 3. Bluetenquerschnitt. 4. Trieb mit Frucht. 5. Bluetenteil.

Andere Namen:

Latue (Chile), Arbol de los Brujos ("Baum der Zauberer", Chile), (#11, #45, #62) latue (Chile), latuy (Chile), L. venenosa, Lycioplesium pubiflorum, (#62) sorcererīs tree ("Baum der Zauberer"); L. venenata, Latua, Latue-hue, Latuhue, Latuy, Latuye, Palo de bruja ("Baum der Hexe"), Palo mato ("Baum des Todes"), Tayu, Witches Tree. (#92/314)

Inhaltsstoffe:

Die Pflanze enthaelt Tropanalkaloide. (eigen) Die Blaetter und Fruechte beinhalten 0,15% (#11) bis 0,18% (#45, #62) Hyoscyamin (#11, #45, #62) und 0,08% (#11, #45) Scopolamin. (#11, #45, #62)

Aussehen:

Es gibt eine kurze, botanische Beschreibung in dem bekannten Buch "Pflanzen der Goetter", dem Werk von R.E. Schultes und A. Hofmann, dem Entdecker des LSD:

Die Pflanze wird 2-9m hoch. Sie bildet einen oder mehrere Hauptstaemme. Die Rinde ist roetlich bis graeulichbraun. Die dornigen, starren und 2,5cm langen Zweiglein entspriessen den Blattachseln. Ihre schmal-elliptischen an der Oberflaeche dunkel- bis hellgruenen, an der Unterseite etwas blasseren Blaetter sind ganzrandig oder gesaegt. Die Blueten haben einen bleibenden glockenfoermigen, gruenen bis purpurnen, Kelch und eine etwas groessere magentarote bis rotviolette, krugfoermige Krone mit einer 1cm weiten Oeffnung. Die kugelige, 2,5cm grosse, Beerenfrucht enthaelt viele nierenfoermige Samen. (#11)

Vorkommen:

Die Pflanze gedeiht in Chile. (#11)

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Allgemeines:

Latua pubiflora gehoert in die Familie der Nachtschattengewaechse und ist damit nahe verwandt mit den Datura-, Atropa oder auch Brugmansia-Arten, welche viel bekannter sind, als diese, wenig erforschte Drogenpflanze. Sie enthaelt auch die gleichen Inhaltsstoffe, wie die genannten Pflanzenarten und es ist logischerweise mit einem aehnlichen Gebrauch zu rechnen. (eigen)

Botanisch gesehen, gibt es nur eine Latua-Art, naemlich Latua pubiflora. (#45/295, #62) Man nennt eine solche Gattung uebrigens in der Botanik monotypisch, wenn sie nur aus einer Art besteht. Auch Cannabis sativa, die allseits bekannte Quelle von Haschisch und Marihuana, ist monotypisch. (eigen)

Die Blaetter dieser Pflanze werden geraucht, schreibt C. Raetsch, (#31) hingegen schreiben R.E. Schultes und A. Hofmann, dass die frische Frucht bevorzugt verwendet wurde. (#11) Vermutlich ist beides moeglich - das Rauchen erzeugt auf jeden Fall mildere Wirkungen, wie die orale Einnahme der Pflanze, wo der Unterschied zwischen Rauschdroge und toedlichem Gift nahe beieinanderliegt. (eigen)

Geschichte:

Sie wurde frueher von den Schamanen der Mapuche von Valdivia (Chile) benutzt. (#11, #62) Latue, ist aber aeusserst giftig. Die Droge wurde frueher dazu benuetzt, Delirien, Halluzinationen und sogar bleibende Geistesgestoertheit hervorzurufen, berichten R.E. Schultes und A. Hofmann. Die frische Frucht wurde damals bevorzugt. (#11)

1858: Der deutsche Botaniker Rudolph A. Philippi beschrieb Art und Gattung erstmalig. (#92)

Dosis:

Die Dosierung war ein streng gehuetetes Geheimnis. (#11, #45/295)

Wirkungen:

Aufgrund der gleichen Inhaltsstoffe ist die gleiche Wirkung wie beim Stechapfel (Datura stramonium) oder anderen Hyoscyamin oder Scopolamin-haeltigen Pflanzen zu erwarten. An dieser Stelle muss ich auf die Beschreibungen der obengenannten Pflanze, bzw. den ebenfalls obengenannten Inhaltsstoffen von Latua verweisen, da keine detaillierten Ausfuehrungen in der Literatur zur Verfuegung stehen, die zitiert werden koennten. Latua ist eine sehr wenig untersuchte Pflanze. (eigen)

Wirkdauer:

Aufgrund der gleichen Inhaltsstoffe wie beim Stechapfel (Datura stramonium) ist mit einer Wirkdauer von 2 bis 3 Tagen zu rechnen, einschliesslich aller Nachwirkungen. (eigen)

Gegengift:

Das "Gift" dieser Pflanze sind Tropanalkaloide, v.a. die bekannten Halluzinogene Scopolamin und Hyoscyamin. Diese Stoffe verursachen vor allem die Wirkung dieses Gewaechses. (eigen)

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2)

(Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung kommen darf; es empfehlen sich die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium besonders gut geeignet ist; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs";) Es muss an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrliche Beschreibungen der entsprechenden Rauschzustaende und deren Aufhebung beschrieben ist. (eigen)

Geschichte:

1858: Philippi bemerkt, dass die gleiche Art unter dem Namen L. venonsa beschrieben worden ist. (#45/296)

1888: Baillon beschreibt die Pflanze botanisch. (unsicher) (#45/295)

1889: Murillo verfasste eine Arbeit ueber die Latuapflanze. (#45/295)

1962: Bodendorf und Kummer fuehrten eine chemische Untersuchung durch. (#45/296)

1970: R.E. Schultes publizierte 2 Artikel ueber diese Pflanze. (#45/295)

1971: Der Botaniker Lockwood, bekannt geworden durch seine Forschungen auf dem Gebiet der Engelstrompeten (Brugmansia), publizierte auch eine Arbeit zu diesem Thema. (#45/295)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: CLARK J.B.; In: SCHULTES Richard Evans, HOFMANN Albert: "The Botany and Chemistry of Hallucinogens", THOMAS Charles C. Publishers, S. 294, 1980.


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie