Scopolia anomala (Link & Otto) Airy-Shaw

Andere Namen:

S. lurida Dunal. (#96/224)

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Inhaltsstoffe:

Es sind die Tropanalkaloide Hyoscyamin und Hyoscin (Scopolamin) enthalten. (#96/224)

In den Wurzeln sind 2-2,8% Alkaloide enthalten, wovon 1/5 Hyoscine ist, wie schon 1939 in Farmatsiya, 1939, 21; und den Chem. Abstr., 1942, 3910 (einer Zeitschrift) publiziert wurde. (#96/224)

Allgemeines:

Die Blaetter der Pflanze werden zu einer Tinktur verarbeitet; es wird eine 1 Unze Blaetter mit 8 Unzen Alkohol ausgezogen. Diese Tinktur wird zur Pupillenerweiterung verwendet. (#96/224) Es ist dringend anzumerken, dass Alkohol den Augen sehr schaedlich werden kann - und dass diese Rezept nicht in dieser Form anzuwenden ist. (eigen)

Wirkungen:

Es ist mit den gleichen wie aehnlichen Wirkungen, wie bei den Atropa- (Tollkirschen-), Brugmansia-, Datura- und Hyoscyamin-Arten zu rechnen. Es soll hier auf die Wirkungbeschreibungen bei Datura stramonium Linnaeus (Stechapfel) verwiesen werden, wo sich ein etwas laengeres Kommentar befindet. Es ist auch hier anzumerken, dass diese Pflanze sehr giftig sein kann und bis zum Tod durch Atemlaehmung fuehren kann! (eigen)

Wirkdauer:

Die Wirkdauer kann bis zu 3 Tage dauern; es kann hier ebenfalls auf die Wirkdauer und Beschreibung bei Datura stramonium (dem Stechapfel) verwiesen werden.

Dosis:

Eine genaue Dosis kann nicht angegeben werden. (eigen)

Gegengift:

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2)

(Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung kommen darf; es empfehlen sich die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium besonders gut geeignet ist; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs";) Es muss an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrliche Beschreibungen der entsprechenden Rauschzustaende und deren Aufhebung beschrieben ist. (eigen)

Geschichte:

1890: im Journal Arch. Pharm., welches in Berlin 1890 erschienen ist, wird erstmalig Hyoscyamin und Hyoscyin nachgewiesen. (#96/224)

1946: In der Zeitschrift J. gen. Chem., welche in Moskau erschienen ist oder erscheint, wurde ein Artikel publiziert, der feststellte, dass Hyoscyamin und Cuscohygrin in den Wurzeln enthalten sind. (#96/224)

Vorkommen:

Sikkim, Nepal. Die Pflanze gedeiht bis in eine Hoehe von ca. 2300m. (#96/224)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie