Atropa acuminata Royle ex Lindley

Andere Namen:

Indian Belladonna (engl.), mait-brand (Kashmiri), Bantamaku (Punjabi), Sag-angur (Hindi), Yebrui (Bengali), Girbuti (Bombay/Mumbai-Slang); (#96)

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Inhaltsstoffe:

Der Gesamtalkaloidgehalt der Pflanze aus dem Himalaya betraegt 0,81%; in den Wurzeln sind 0,5%, in den Blaetter sind 0,5% Alkaloide enthalten. (Indian J. med. Res. 1926, 535) Die Inhaltsstoffe dieser indischen Belladonna-Art entsprechen der europaeischen Atropa Belladonna (Tollkirsche). Die Blaetter enthalten enthalten allgemein 0,13-0,78% Alkaloide, berechnet als Hyoscyamin mit einem durchschnittlichen Gehalt von 0,45%. (#96/30)

Wurzeln der indischen Art enthalten 0,29-0,8% Alkaloide mit einem berechneten Gehalt von 0,47% Hyoscyamin. (Wealth of India, I, 135; I.P.C., 37, 39). (#96/30)

Als Hauptalkaloide muss man also mit Scopolamin und Hyoscyamin rechnen und anderen Tropanalkaloiden. (eigen)

Allgemeines:

Die Pflanze ist nahe mit der Tollkirsche (A. belladonna) verwandt und wird als Schmerzmittel verwendet. (#96/30) Es werden sonst, ausser diuretischen, die normalen Wirkungen der Pflanze aufgefuehrt. (eigen)

Wirkungen:

Es ist mit einer sehr aehnlichen Wirkung wie bei der Tollkirsche (Atropa belladonna), aber auch mit einer Aehnlichkeit der Wirkung wie bei Stechapfel (Datura stramonium) u.a. Datura-Arten, aber auch mit Brugmansia- und Hyoscyamusarten zu rechnen. Es muss unbedingt an dieser Stelle auf die Beschreibungen von Datura stramonium (Stechapfel) und Mandragora officinalis (Alraun, Alraune) verwiesen werden, denn dort gibt es viel ausfuehrlichere Abhandlungen zu den Wirkungen und Folgen; (eigen)

Wirkdauer:

Die Wirkung betraegt einschliesslich aller Nachwirkungen 2-3 Tage. (eigen)

Dosis:

Ein genauer Dosisbereich kann leider nicht angegeben werden. Es ist jedoch mit aehnlichen Werten wie bei der sehr nahe verwandten Tollkirsche (Atropa belladonna) zu rechnen. (eigen)

Gegengift:

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2) Es muss unbedingt vor einer Verstaerkung der atemlaehmenden Wirkung durch ein atemdepressives Medikament gewarnt werden!!! Es muss unbedingt auch an dieser Stelle auf die genaueren Beschreibungen bei Mandragora officinalis (der Alraune) und Datura stramonium (dem Stechapfel) verwiesen werden!

Geschichte:

1926: Im Indian J. med. Res. 1926, 535 wurde der Pflanzenalkaloidgehalt erstmalig abgedruckt. (#96/30)

??: Im Journal Wealth of India, I, 135, I.P.C., 37, 39, erschien eine Beschreibung ueber den Alkaloidgehalt der Wurzel. (#96/30)

Vorkommen:

Die Pflanze gedeiht im Kashmir in einem Hoehenbereich von 2.000-4.000m Hoehe; sie kommt ebenfalls in Chamba und in Balutchistan vor. (#96/30)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie