Hyoscyamus albus Linnaeus

Pflanzenbild Bildquelle. Bluetengrundriss.

Andere Namen:

Weisses Bilsenkraut, (#18, #92) H. luteus nom nud., Altersum, Apollinaris, Bily blin (boehm.), Diskiamos (mod. griech.), Dontochorton (zypriot.), Helles Bilsenkraut, Hyoskyamos, Obecny (boehm.), Sikran (marrok.), Weiss Buelsen, Weiss Buelsenkraut, Zam Buelsenkraut. (#92/271)

Pflanzl. Fam.:

Solanaceae - Nachtschattengewaechse

Vorkommen:

Mittelmeerlaender: (#18, #92) v.a. Spanien, Italien, Griechenland und im Nahen Osten. Sehr haeufig kommt es auf den israelischen Golanhoehen vor. Es waechst bevorzugt an sonnigen Stellen in Meeresnaehe. (#92/272)

Inhaltsstoffe:

Es soll hohe Konzentrationen an Tropanalkaloiden in der Pflanze geben. (#62/367) C. Raetsch fuehrt die folgenden Alkaloide auf: Hyoscyamin, Scopolamin und Atropin. (#32)

Allgemeines:

Die Pflanze gehoert in die fuer ihre psychoaktive Wirksamkeit bekannte Familie der Nachtschattengewaechse (Solanaceae), welche deshalb oftmals als Medizin oder als Rauschdroge gebraucht wurden. Diese Bilsenkrautart ist nahe verwandt mit dem Schwarzen Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), welches eine bedeutende Rolle im Mittelalter Europas als Rausch- und Medizinalpflanze gespielt hat. (eigen)

Wirkungen:

Die Vergiftungserscheinungen nach Aufnahme von Hyoscyamus-Arten sind denen nach Aufnahme von Datura-Arten oder Tollkirschenarten sehr aehnlich. Im Vordergrund steht die zentralsedierende Wirkung des Scopolamins. (#17) Fuer eine genauere Beschreibung der Wirkungen soll auf Datura stramonium (der Stechapfel) verwiesen werden. (eigen)

Wirkdauer:

Die Dauer einer Vergiftung mit Hyoscyamus albus umfasst einschliesslich aller Neben- und Nachwirkungen 2 bis 3 Tage. (eigen)

Gegengift:

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Diazepam (Valium®), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (#2) (Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung kommen darf; es empfehlen sich die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium besonders gut geeignet ist; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs";) Es muss an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrliche Beschreibungen der entsprechenden Rauschzustaende und deren Aufhebung beschrieben ist. (eigen)

Aussehen:

Das ca. 40-50cm hoch wachsende Kraut hat zwar aufrechte Stengel, erscheint aber oft buschig. Die hellgruenen Stengel und gezackten Blaetter sind ebenso wie die Bluetenkelche und Fruechte stark behaart. Das Kraut blueht auf Zypern und in Griechenland von Januar bis Juli. Die Blueten haben eine hellgelbe Farbe. Im Inneren sind sie oft tiefviolett. Die Samen haaben eine weissliche oder ockerfarbene, seltener eine graue Faerbung. (#92/272)

Droge:

Blaetter, Kraut, Samen; (#92/272)

Geschichte:

Wahrscheinlich war das Weisse Bilsenkraut (H.a.) der aktive Bestandteil des Raeuchermittels, mit sich die Pythia in Delphi in die "hellsichtige" Ekstase versetzte, wie C. Raetsch bemerkte. (#32) (Es gibt eine Reihe von anderen Erklaerungen, wie die Trance der Pythia zustandekam). C. Raetsch legt leider keine Belege oder Quellenverweise vor, die diese Theorie untermauern koennten. (eigen)

Antike: Das Bilsenkraut war in der Antike gut bekannt, so wird es bei Plinius in seiner Naturgeschichte erwaehnt, aber auch Hippokrates benutzte es als Medizin. Nach Galen (130-199 n.Chr.) ist es der Hauptbestandteil eines Schlaf- und Betaeubungsmittels namens philonion, dass unter anderem Bilsenkraut und Opium enthielt. (#92)

Warnhinweise:

Das Fuehren von Kraftfahrzeugen und das Betreiben gefaehrlicher Maschinen ist nicht moeglich! Aufgrund der Laehmung des Pupillenmuskels kommt es bereits bei geringen Dosen zu unscharfen Sehen! (eigen)

Schon bei mittleren Dosen kommt es bei Nachtschattendrogen die Tropanalkaloide (wie Scopolamin oder Hyoscyamin) enthalten zu Halluzinationen, die im Gegensatz zu den Pseudohalluzinationen der serotenergen Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Meskalin,...), als taeuschend echt empfunden werden. Der Berauschte sieht Dinge, die nicht vorhanden sind und ist damit im normalen Leben hoechstens gefaehrdet einen Unfall zu erleiden. (eigen)

Bei hohen Dosen tritt der atemlaehmende Effekt in den Vordergrund und der Berauschte droht zu ersticken. Es besteht hoechste Lebensgefahr! (eigen)

Bei versehentlichen Vergiftungen mit Tropanalkaloid-haeltigen Nachtschattendrogen muss auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden, oder die Rettung, da man nie weiss, wieviel an Droge aufgenommen wurde - gerade die schoenen Beeren, der meisten Nachtschattendrogen, werden gerne von Kindern eingenommen, da sie zudem sehr suess schmecken, ist die Gefahr besonders gross! Es besteht Lebensgefahr! (eigen)

Die Wirkungen dauern bis zu 3 Tagen und damit ist es kaum moeglich den Berauschten so lange sicher unterzubringen ohne fremde, professionelle Hilfe. Es besteht grosse Gefahr durch die unscharfe Sicht einen Unfall zu erleiden! Suchen sie unbedingt Hilfe bei Aerzten, Drogenberatungsstellen und dem allgemeinen Giftnotruf. Nachtschattendrogen sind legal, also brauchen Sie auch keine Verfolgung seitens der Behoerden befuerchten. (eigen)

Es gibt ein spezifisches Gegengift, Physiostigmin, mit dem die Wirkung sofort aufgehoben werden kann! Eine Behandlung mit einem ruhig-stellenden Beruhigungsmittel ist nicht ausreichend, weil der Berauschte unter den Halluzinationen leidet! Neuroleptika sind nicht wirksam, andere atemdepressive Beruhigungsmittel, wie z.Bsp. Barbiturate erhoehen die Gefahr einer Atemlaehmung! (eigen)


Bildquellen:

Abb.1.: Zeichner: unbekannt; Quelle: Internet;


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie